Diskussionsthema zum Artikel: Kaderanalyse: Innenverteidigung noch nicht auf Zweitliganiveau (1/2)
Kaderanalyse: Innenverteidigung noch nicht auf Zweitliganiveau (1/2)
Welche FCK-Spieler könnten den Sprung in die Startelf schaffen? Auf welchen Positionen sollte Geschäftsführer Thomas Hengen noch einmal nachbessern? Unser Kaderanalyse, Teil I.
FCK-Cheftrainer Dirk Schuster gilt nicht unbedingt als Verfechter eines Systems mit Dreier-Abwehrkette (3-5-2), mit dem der 1. FC Kaiserslautern in der vergangenen Spielzeit so erfolgreich war. Eine Umstellung auf eine Vierer-Abwehrreihe, wie Schuster sie bereits in den beiden Relegationsspielen gegen Dynamo Dresden spielen ließ, könnte im Kader des pfälzischen Traditionsverein gleich zu mehreren Veränderungen in der Stammelf führen. Im ersten Teil unserer Kaderanalyse nehmen wir Torhüter-, die Innenverteidiger- und die Außenbahn-Positionen unter die Lupe.
Die Torhüter-Position: Beim FCK traditionell stark besetzt
Ein unerwarteter Coup, den Stammtorhüter des Bundesligafünften Union Berlin in die 2. Liga zu lotsen. Andreas Luthe spielte zuletzt eine Bombensaison und hatte großen Anteil an der Euro-League Qualifikation der Köpenicker. Der 35-jährige Routinier gilt als außergewöhnlich intelligenter und sympathischer Mensch, der nicht nur an der Alten Försterei ein absoluter Publikumsliebling war, sondern auch schon zuvor in Bochum, wo er sagenhafte fünfzehn Jahre lang das Trikot des VfL trug.
Ihm stellt sich Julian Krahl, der bei seinem vorigen Arbeitgeber Viktoria Berlin zunächst als Ersatztorwart in die vergangene Saison ging. Im ersten Saisonspiel wurde der 22-jährige bereits nach 20 Minuten eingewechselt, nutzte seine Chance und erobertete schließlich den Stammplatz im Tor der Berliner. Auch wenn sein Team die Liga letztlich nicht halten konnte, war das Stahlbad Abstiegskampf sicherlich voller wertvoller Erfahrungen für den 4-fachen DFB-Junioren-Nationalspieler.
Avdo Spahic hingegen verlor in der vergangenen Spielzeit seinen Stammplatz an Mattheo Raab. Nur dreimal durfte der Bosnier vertretungsweise spielen und hielt dabei jedes Mal seinen Kasten sauber. Spahic ist ein absoluter Teamplayer mit Wahnsinnsreflexen auf der Linie. Sein Manko ist allerdings ist die Strafraumbeherrschung. Das dürfte auch der Grund sein, weshalb mit Krahl und Luthe nun gleich zwei Torhüter mit Stammplatzpotential verpflichtet wurden. Vieles spricht daher für eine vorzeitige Trennung.
Um Spielpraxis zu erlangen, wurde Jonas Weyand in der vergangenen Saison an den Regionalligisten Schott Mainz ausgeliehen, konnte den Abstieg dort allerdings nicht verhindern. Beim FCK sollte er lediglich den Platz im Tor der zweiten Mannschaft sicher haben. Nicht bekannt ist, ob dem jungen Torhüter diese Perspektive ausreicht und wie die Planungen von Vereinsseite mit dem 21-jährigen Saarländer aussehen.
Prognose: Wie so oft muss man sich um die Torhüter-Position bei den Roten Teufel auch in der kommenden Spielzeit keine Sorgen machen. Selbst der Abgang von Matheo Raab wurde mehr als adäquat kompensiert. Während Herausforderer Julian Krahl auf seine Chance lauern dürfte, hat Andreas Luthe die besten Voraussetzungen, um die neue Nummer 1 im Tor der Pfälzer zu werden.
Innenverteidigung: Wenig Erfahrung und Schnelligkeitsdefizite
In keiner seiner vier bisherigen Saisons am Betzenberg war Kevin Kraus gänzlich unumstritten. Dies ist teilweise auf seine Spieleröffnung, hauptsächlich jedoch auf seine Schnelligkeitsdefizite zurückzuführen. Einen Stammplatz ergatterte der 29-Jährige trotzdem in jedem dieser vier Jahre. In der Aufstiegssaison überzeugte der ehemalige Heidenheimer mit gutem Stellungsspiel und starkem Kopfball. In der Dreier- bzw. Fünferkette agierte der passionierte Oberlippenbartträger zumeist als unersetzbarer Abwehrchef. Allerdings könnte die Umstellung auf eine Viererkette in der zweiten Liga, in der das Spielgeschehen insgesamt schneller ist, problematisch für Kraus werden.
Im Gegensatz zu Kraus stand Boris Tomiak am Betzenberg nie wirklich in der Kritik. Vom 1. Spieltag an stand der Neuzugang aus dem Regionalligateam von Fortuna Düsseldorf in der Stammelf und schien mit jedem Einsatz selbstbewusster und stärker zu werden. Zwischen dem 11. und dem 26. Spieltag gelangen „Tormiak“ sagenhafte acht Scorerpunkte (fünf Tore, drei Assists). Die eher schwachen Vorstellungen im Saisonendspurt dürfen einem jungen Spieler in seiner ersten Drittligasaison durchaus nachgesehen werden. Die 2. Liga dürfte ein weiterer Karrieresprung in der noch jungen Laufbahn des 23-jährigen Esseners sein, den man ihm durchaus zutrauen kann.
Ebenfalls Neuland ist die 2. Bundesliga für Maximilian Hippe, der durch seine Verletzung beim Aufwärmen nicht nur das Spiel beim FC Magdeburg, sondern auch die folgenden sieben Partien verpasste. Sein Startelfdebüt als zentraler Innenverteidiger gab der ehemalige Dortmunder beim 1:0 Heimsieg gegen den SV Wehen Wiesbaden. In den darauffolgenden vier Partien stand Hippe jeweils in der Startelf, doch dann bremste den 1,94m großen Innenverteidiger eine Fußverletzung aus. Lars Büning kommt mit der Erfahrung von 84 Drittligaspielen vom SV Meppen zu den Roten Teufeln. Im Alter von 19 Jahren debütierte der 1,88m große Defensivspezialist einst für die Zweitvertretung des SV Werder Bremen, ehe er ins Emsland wechselte. Höher als Liga drei hat Bünning bisher nicht gespielt.
Prognose: Die Innenverteidung ist qualitativ noch zu dünn besetzt. Lediglich Kevin Kraus verfügt überhaupt über Zweitligaerfahrung, dürfte im Antritt jedoch zu langsam für die zweite Liga sein. Es fehlt ein antrittsschneller und kopfballstarker Abwehrchef - idealerweise ein Linksfuss mit solider Spieleröffnung. Neben diesem könnte Tomiak die besten Chancen auf den verbleibenden Platz in einer Viererkette haben.
Die Außenbahnen: Auf dem Platz und auf der Bank hervorragend besetzt
Zweieinhalb Jahre lang ließ sich die Rückkehr von Hendrick Zuck zum Betzenberg als sportliche Enttäuschung zusammenfassen. Erst als Trainer Marco Antwerpen die - durchaus waghalsige - Idee umsetzte, Zuck aus dem Mittelfeld auf die linke Außenverteidigerposition zurückzuziehen, stieg die Formkurve des Püttlingers plötzlich an. Mangelnde Schnelligkeit machte der 31-Jährige durch gutes Stellungsspiel und cleveres Zweikampfverhalten wett. Vor allem seine Passsicherheit wurde im Lautrer Angriffsspiel zu einer echten Waffe. Fraglich ist, ob „Zucki“ das Tempo im Bundesliga-Unterhaus mitgehen kann. Noch mehr Erfahrung bringt Weltmeister Erik Durm mit in die Pfalz. In der Vita des ehemaligen Dortmunders stehen unter anderem 101 Bundesligapartien und sieben Länderspieleinsätze. Großes Plus des gebürtigen Pirmasensers ist die Vielseitigkeit. Der 30-Jährige kann als Außenverteidiger und Mittelfeldspieler auf beiden Seiten eingesetzt werden. Gleiches gilt grundsätzlich auch für Nachwuchstalent Neal Gibs. In seinen wenigen Einsätzen zeigte der 20-Jährige durchaus vielversprechende Ansätze. Er ist ein schneller Spieler mit großem Offensivdrang, der allerdings noch lernen muss, als Außenbahnspieler auf seiner Seite die nötigen „Meter zu machen“, anstatt ständig in die Mitte zu ziehen. Um sich auf der linken Seite gegen die beiden Routiniers Durm und Zuck durchzusetzen, muss sich Gibs sich weiterentwickeln. Dafür bräuchte Gibs allerdings deutlich mehr Spielpraxis als in der letzten Saison. Eventuell kommt die 2. Liga für den Youngster noch zu früh, dann wäre eine Leihe für beide Seiten sinnvoll.
Wenn Jean Zimmer in der vergangenen Saison nicht verletzt ausfiel, spielte er zumindest angeschlagen. Zeit, um in Ruhe fit zu werden, gab es für den Bad Dürkheimer schlichtweg nicht. Umso höher ist ihm seine Leistung in den Relegationsspielen anzurechnen, in denen er - ohne jedwede Wettkampfpraxis - zweimal 90 Minuten lang Vollgas gab. Ein komplett austrainierter Jean Zimmer wäre fast schon eine Art Neuzugang für das Team von Dirk Schuster. Mit seiner Dynamik, seinem Willen und seiner Erfahrung könnte der Kapitän wieder eine echte Waffe für die Roten Teufel werden. Die Rechtsverteidigerposition sollte für den Lautrer Publikumsliebling reserviert sein. Alternativ kann er auch im rechten Mittelfeld spielen. Dort sollte aber zunächst Philipp Hercher gesetzt sein, der nicht zuletzt dank sechs Saisontreffern und zehn Assists von den Lesern von 'Treffpunkt Betze' zum Spieler der Saison gewählt wurde. Nun hat der 26-Jährige die zweite Chance, sich in der 2. Bundesliga zu beweisen. Denn bis auf 26 Spielminuten im Trikot des 1. FC Nürnberg verfügt „Hecke“ über keine weitere Zweitligaerfahrung. Als zuverlässiger Vertreter auf der rechten Abwehrseite steht zudem Dominik Schad bereit. Zwar ist „Domme“ spielerisch eher limitiert, stattdessen ungemein lauf- und zweikampfstark. Wann immer der Franke den Platz betritt, sind Tempo und Laufbereitschaft angesagt. Bis zu seinem Wadenbeinbruch war Schad auf der rechten Verteidigerposition gesetzt. Mit der Verpflichtung von Jean Zimmer und der steigenden Leistungskurve von Philipp Hercher ist der 25-jährige nur noch Reservist. Daran wird sich auch in der neuen Saison wenig ändern.
Prognose: Mit der Achse Zimmer/Hercher und Schad als Back-up ist die rechte Seite hervorragend besetzt. Spannender wird es auf der linken Außenbahn. Zuck ist der spielerisch stärkste Spieler, Gibs verfügt über die höchste Geschwindigkeit, aber Durm hat das beste Gesamtpaket. Der Neuzugang von Eintracht Frankfurt dürfte daher gesetzt sein. Fraglich ist nur ob als linker Mittelfeldspieler oder Außenverteidiger.
Quelle: Treffpunkt Betze