Marco Menches: “Komme mit dem Fußball unter Schuster besser klar“

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    Marco Menches: “Komme mit dem Fußball unter Schuster besser klar“

    Drei Fragen, drei Antworten: Marco Menches reportiert im FCK-Fan-Radio für alle, die zuhören wollen - aber ganz besonders für diejenigen, die sehbehindert sind.


    Inhaltsverzeichnis [VerbergenAnzeigen]

    1. „Wir wollen jedem einen spannenden Fußballfilm im Kopf vermitteln“
    2. „Tachie überschreitet die Mittellinie und dribbelt weitere vier Meter parallel zur Außenlinie“
    3. „Natürlich reportiere ich lieber Ecken für uns als gegen uns“

    Marco Menches ist eigentlich in der IT-Branche tätig und beschäftigt sich mit Programmen, Computern und Blockchain. Am Wochenende jedoch sitzt er mit seinen Kollegen Tom, Thomas, Jonathan und Thorsten unter dem Dach der Südtribüne und kommentiert die Spiele des 1. FC Kaiserslautern. Nicht fürs Fernsehen und auch nicht fürs „klassische“ Radio. Sondern für die sehbehinderten Gäste des Fritz-Walter-Stadions und bis zu 10.000 Hörerinnen und Hörer des FCK-Fan-Radios.

    „Wir wollen jedem einen spannenden Fußballfilm im Kopf vermitteln“


    Treffpunkt Betze: Hallo Marco, deine Stimme kennen eigentlich nur die, die regelmäßig das FCK-Fan-Radio hören. Doch tatsächlich stammt dieses Radio eigentlich aus eurem Kommentar für Zuschauer und Zuschauerinnen mit Sehbehinderung. Was unterscheidet den Kommentar fürs Fernsehen von eurem?


    Marco Menches: Ja grundlegend wirklich alles. Wir kommentieren in dem Sinne auch nicht. Wir reportieren. Und zwar in der Regel immer zu zweit. Denn bei dem Tempo, in dem wir reden müssen, um unseren Gästen das Spiel so gut wie möglich auf die Ohren zu legen, das halten wir keine 90 Minuten alleine durch. Da darf keine Stille aufkommen. Selbst eine dreisekündige Stille bedeutet für den blinden Menschen alles, da in dieser Zeit einfach keine neuen Informationen reinkommen. Unser Kommentar darf nicht dahinplätschern. Wir wollen jedem einen spannenden Fußballfilm im Kopf vermitteln und dabei muss man mit seinen Worten immer so nah am Ball und so präzise sein wie möglich.


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    „Tachie überschreitet die Mittellinie und dribbelt weitere vier Meter parallel zur Außenlinie“


    Treffpunkt Betze: Kannst Du unseren Leserinnen und Lesern ein Beispiel geben?


    Marco Menches: Es reicht zum Beispiel nicht zu sagen, dass der FCK nach erfolgreichem Tackling wieder im Ballbesitz ist. Unser rhetorischer Werkzeugkasten ist ganz anders. Dem Fan muss immer klar sein, was gerade passiert und vor allem noch wichtiger, wo sich der Ball genau befindet. Aus „Tachie hat den Ball auf der rechten Seite“ wird „Tachie überschreitet die Mittellinie und dribbelt weitere vier Meter parallel zur Außenlinie“. Wer nicht oder nur wenig sehen kann, braucht in jedem Satz eine Standortbestimmung des Balls und eben auch eine Beschreibung, die über die Begriffe „Sechzehner“ oder „Mittellinie“ hinausgeht. Genaue Meterangaben sind extrem wichtig. Wobei man sich vor allem was die Tornähe angeht auch anders behelfen kann. Man redet schneller und lässt die Stimme anschwellen, je näher der Ball am eigenen oder am gegnerischen Tor dran ist.

    „Natürlich reportiere ich lieber Ecken für uns als gegen uns“


    Treffpunkt Betze: Das klingt wirklich anstrengend. Inwieweit wird das Ganze honoriert, bzw. was bekommt ihr für eure Mühen?


    Marco Menches: (lacht) Tatsächlich gar nichts. Wir machen das alle ehrenamtlich und kriegen eigentlich nur die Dauerkarte vom Verein. Uns ist es extrem wichtig, dass Menschen mit jeglichen Arten von Sehbehinderung ein möglichst fantastisches Stadionerlebnis haben. Und ganz wichtig: Nicht nur die Betze-Fans. Denn sehbehinderte Auswärtsfans bekommen im Fritz-Walter-Stadion ebenfalls unsere Stimmen auf die Ohren. Natürlich freuen wir uns, wenn irgendwann was dabei rumkommt. Uns hören zwischen 4.000 und 10.000 Menschen im Stream, vielleicht kann man da irgendwann ja den ein oder anderen Sponsor anlocken. Aber egal wie viel die bezahlen würden, das Dankeschön der Fans im Stadion und vor allem der Stammgäste wird immer mehr wert sein. Und es hilft natürlich auch, wenn die Mannschaft gut spielt. Inzwischen komme ich mit dem Fußball unter Schuster auch besser klar. Aber ich reportiere lieber eigenen Ballbesitz und natürlich reportiere ich lieber Ecken für uns als gegen uns.


    Quelle: Treffpunkt Betze


    Wenn auch ihr entweder sehbehindert seid oder eine sehbehinderte Person mit ins Fritz-Walter-Stadion begleiten wollt, findet ihr auf https://fck.de/de/fans/fans-mit-handicap/ alle Informationen hierzu. 30 Minuten vor Spielbeginn werden Kopfhörer ausgegeben, mit denen ihr euch von Marco und seinen Kollegen durchs Spiel leiten lasst. Mehr zum Fan-Radio und diesem Thema gibt es demnächst in einer größeren Reportage auf Treffpunkt Betze.


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