ZitatAlles anzeigenIm kleinen Örtchen Weingarten in der Pfalz geht es ruhig und beschaulich zu. Die Einwohner sitzen in ihren Gärten und gönnen sich ein Gläschen Wein, im "Musikverein St. Michael" wird gemeinschaftlich musiziert, und die "Chorfreunde Weingarten" treffen sich jeden Mittwochabend, 19.30 Uhr.
Einer der sechs ortansässigen Vereine ist der "FCK Fanklub Weingarten". Auch hier wird mitunter musiziert, wenn auch die Gesänge wohl nicht für die Ohren aller Weingärtner ein akustisches Vergnügen sind. Der Verein unterscheidet sich nicht wesentlich von den anderen 349 Fanklubs, deren Liebe den "Roten Teufeln" gilt. Gemeinsam werden die Spiele des FCK verfolgt, und zu den Heimpartien geht es auf den Betzenberg, um mit dem FCK zu leiden und zu feiern.
Umso größer war die Freude bei Harry Breuning, dem Fanklub-Vorsitzenden, als er erfuhr, dass der Zweitligaklub plante, dem Ort seine Aufwartung zu machen. Für heute Abend war im Stadion des SV Weingarten ein Testspiel gegen den Karlsruher SC angesetzt. "Wir haben uns wahnsinnig darauf gefreut", sagt er, "das wäre für uns eine Riesensache gewesen." Konjunktiv, das Spiel wurde erst abgesagt, gestern dann wieder angesetzt. Allerdings im nahe Kaiserslautern gelegenen Mehlingen - und unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
In Internetforen hatten Hooligans beider Vereine angekündigt, die Plattform Weingarten zu nutzen, um ihre beschränkte Intelligenz mit Gewalt öffentlich zu demonstrieren. Die Polizei in Rheinland-Pfalz hat deswegen den Vereinen geraten, auf die Durchführung des Spiels zu verzichten. "Das Gesamtpaket hat nicht gestimmt", sagt Polizeipressesprecherin Simone Eisenbarth. Das Stadion ist zu klein, die Fangruppen lassen sich nicht voneinander trennen. Im Klartext: Staat und Vereine haben vor den Hooligans kapituliert und sich vorschreiben lassen, ob und wo ein Fußballspiel stattfinden kann.
Datum : 05. September 2008
Quelle : Welt Online
Kompletter Artikel : http://www.welt.de/welt_print/…ampf-gegen-Hooligans.html