ZitatAlles anzeigenDas Leben ist ein Fußballspiel" schildert die vergangenen rund 20 Jahre des 1. FC Kaiserslautern aus Sicht eines Fans - Lockerer Erzählstil
VON OLIVER SPERK
„Und dann war es Bjarne Goldbaek, der mit seinem Schuss ins lange Eck das Stadion endgültig zu einem Tollhaus machte." - Stimmt. Daran kann ich mich auch noch gut erinnern. - Das werden nicht wenige Freunde des jetzigen Fußball-Zweit-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern sofort denken, wenn sie dieses Zitat lesen.
Es war 1991. Am 4. November. Es war jener unvergesslich schön-grausame Abend, als sich der FCK anschickte, die allererste Gruppenphase überhaupt der gerade im Entstehen begriffenen Champions League zu erreichen. 3:0-Führung gegen den großen FC Barcelona nach 0:2-Niederlage im Hinspiel (ja, Unglücksrabe Guido Hoffmann wird natürlich auch erwähnt). Und dann das bittere Aus für die Lauterer. Mit Bakeros 3:1.
Der studierte Erziehungswissenschaftler und Nebenbei-Autor Björn Schmidt, Jahrgang 1974, ruft solche Momente in seiner 357 Seiten starken autobiografischen Erzählung „Das Leben ist ein Fußballspiel - Dem 1. FC Kaiserslautern verfallen" wieder in Erinnerung. In lockerem, selbstironischem Plauderstil eines eingefleischten FCK-Fans - „Meister (1998) wurde ich in der Kneipe" - verquickt er seine eigene Geschichte, vornehmlich die Jugend- und Studentenzeit, mit der des FCK. Die ersten zarten Fan-Erlebnisse hatte er mit einem Luftballon am Fuß in der elterlichen Wohnung im Mai 1981, als der FCK das DFB-Pokal-Endspiel gegen Eintracht Frankfurt verlor.
Schmidts erster Stadionbesuch datiert aus der Saison 1987/1988. Seinen ersten Kauf einer Stehplatz-Karte für den Kult-Block 8 in der Westkurve als Jugendlicher beschreibt der aus Hoppstädten stammende Wahl-Saarländer als Erwerb des „Tickets zur Hölle".
Eine flüssig geschriebene Schilderung der vergangenen 22 Jahre des FCK und Schmidts, der sein Buch in 20 Kapitel untergliedert hat - Weglegen und Wiedereinstieg also möglich. „Ich habe mich auf jeder zweiten Seite wiedergefunden", sagt FCK-Fan-Betreuer Stefan Roßkopf (32), ungefähr gleich alt wie der Autor, ebenfalls ein „Kind des Westkurve". Vor allem für jene Generation bietet das Buch Lesevergnügen mit vielen Ja-stimmt-so-war"s-Erlebnissen ohne Anspruch auf Vollständigkeit. In Kapitel 15 mit der Überschrift „Zehnmal nach Meppen! - die Zweite Liga" etwa erinnert sich Schmidt an 1996/1997, an die erste Saison des FCK in der Zweiten Bundesliga. Da wecken Sätze wie „Gegen Oldenburg siegte die Mannschaft mit 6:2 nach 0:2-Rückstand" bei dem FCK zugetanen Zeitzeugen süße Erinnerungen an eine Saison voller Erfolgserlebnisse.
Das Zweitliga-Kapitel handelt nur von der Saison 1996/1997. Die derzeitige, nunmehr zweieinhalb Jahre währende Zugehörigkeit des FCK zum Bundesliga-Unterhaus wird nur im Epilog gestreift. Der Autor bekennt: „Ich habe dieses Buch größtenteils während der Abstiegssaison 2005/2006 geschrieben. Natürlich habe ich ein schlechtes Gewissen deswegen."
Aber - wer weiß? Womöglich erfährt eine der letzten Passagen aus Kapitel 15 des Buches in den kommenden Monaten plötzlich wieder ganz besondere Aktualität: „Letztlich hatte die Zweite Liga mir nichts zu bieten außer drei Erkenntnissen ... Der 1. FC Kaiserslautern war kein Zweitligist. Der 1. FC Kaiserslautern war ein Traditionsverein aus einer kleinen Stadt in der Provinz, dessen Aufgabe es war, sich mit den Großen und den Großkopferten dieser Republik zu messen und die Legende von David gegen Goliath am Leben zu erhalten."
Quelle : Die Rheinpfalz