ZitatAlles anzeigenAls Fußballer zog er die Massen ins Stadion. Seit er Vorstandsvorsitzender des FCK ist, geht derZuschauerschnitt auf dem Betzenberg kräftig nach oben. Und selbst das Audimax an der TU bekommt Stefan Kuntz ordentlich voll. Etwa zwei Drittel der 550 Plätze waren gestern bei seinem Vortrag besetzt.
Von Gerhard Dürnberger
Gestern Nachmittag: Wo sonst „Thermodynamik 1" oder „Elektrotechnik für Maschinenbauer" auf dem Stundenplan stehen, lautet das Thema „Bastion Betzenberg - Emotion trifft Ökonomie". „Gastprofessor" Stefan Kuntz spricht eine Stunde lang über den FCK: wie er ihn vorgefunden hat, was er aus ihm machen will, welche Konzepte verfolgt werden und wie das mit der besonderen Beziehung der Pfälzer zu ihrem Fußballverein ist. So facettenreich der Inhalt, so facettenreich der Auftritt des FCK-Chefs.
Dem „Selfmademan" Stefan Kuntz, der nach der zehnten Klasse das Gymnasium verließ „und in Französisch nur eine vier bekam, weil ich dem Lehrer versprach, nach dem Sommer nicht mehr in die Schule zu kommen", ist keine Spur von Schwellenangst anzumerken. Er legt die Cordjacke ab, marschiert in Jeans und braunem Pullover über die Bühne, ist wortgewaltig und gestenreich. Ganz im Stile eines Dozenten steht er direkt vor den Studenten, Professoren und einigen „normalen" FCK-Fans, faltet die Hände, dann marschiert er in die andere Ecke des Podiums, der Zeigefinger stößt vor, die Arme machen weit ausholende Bewegungen. Stefan Kuntz zieht alle in seinen Bann.
Und dann gibt es da noch den anderen Stefan Kuntz. Der ist der geborene Alleinunterhalter. Und offensichtlich ein enger Seelenverwandter von Gerd Dudenhöffer alias Heinz Becker. Kein Wunder, liegt das Bexbacher „Eckstibbche" doch quasi vor der Haustür von Kuntz in dessen Heimatstadt Neunkirchen. So erfahren die Zuhörer im Audimax viel von den Ratschlägen, die Kuntz von seiner Oma zu hören bekam - etwa dass der liebe Gott dafür sorge, dass er nicht mehr Wasser auf den Schultern tragen müsse als er packe - was Kuntz in seiner Anfangszeit als Vorstandsvorsitzender beim FCK mehr als einmal bezweifelte. Begeisterter Zwischenapplaus im Audimax. In der Kammgarn muss für so eine Vorstellung Eintritt bezahlt werden.
Kuntz bringt aber auch die Strategien des FCK, etwa die HerzblutKampagne, sehr gut rüber. Und vermittelt glaubhaft, das hinter allem harte Arbeit und durchdachte Ideen stecken. Und er plaudert wundervoll aus dem Nähkästchen. Anekdoten, wie er den FCK vorgefunden hat, lassen manchem die Haare zu Berge stehen. Dass beispielsweise die Rasenheizung von September bis März durchbrummte, obwohl zwei Monate Winterpause war, oder dass für einen neuen Rasen nur ein Angebot eingeholt wurde, das bei 80.000 Euro lag, ein zweiter Anbieter dann nur die Hälfte verlangte.
Nach dem Vortrag steht Kuntz Rede und Antwort, ermuntert zu Fragen. Und beantwortet sie auch. Beispielsweise warum Neuzugang Jiri Bilek suspendiert wurde und was hinter dessen Fersenverletzung steckt. Bilek sei eine Behandlung gegen eine Entzündung in der Ferse verordnet worden, der habe daraufhin bei seinem Arzt in Tschechien angerufen, der vehement von der Behandlung abgeraten habe. Das Verhalten Bileks habe Trainer Milan Sasic, „ein autoritärer Demokrat mit Betonung auf dem ersten Teil", nicht geduldet.
Quelle : Die Rheinpfalz