ZitatNach 17 Jahren WachkomaFußballer Hawrylewicz ist tot
Der frühere Zweitligaspieler des VfL Oldenburg, Jerzy Hawrylewicz, ist nach fast 17 Jahren im Wachkoma am Freitag in Oldenburg gestorben. Das wurde aus dem Umfeld der Familie bestätigt.
Der aus Polen stammende ehemalige Fußball-Profi war am 20. April 1992 bei einem Spiel der zweiten VfB-Mannschaft beim HSC Hannover auf dem Spielfeld mit einem Herzinfarkt zusammengebrochen. Mit einer schnellen Mund-zu-Mund-Beatmung rettete ihn der damalige Co-Trainer Klaus-Peter Nemet das Leben.
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Zunächst mal mein Beileid an seine Familie, die ihn jahrelang gepflegt und ihm viel Zuneigung geschenkt hat.
Darüber hinaus halte ich dies für ein äußerst spannendes, interessantes und diskussionswürdiges Thema. Im Artikel ist davon die Rede, dass ihm durch eine Mund-zu-Mund Beatmung das Leben gerettet wurde - aber diese Meinung ist äußerst objektiv. Ein sehr interessanter Film zu diesem Thema ist "Schmetterling & Taucherglocke" - kann ich wirklich jedem schwer empfehlen.
Nicht alle Menschen empfinden in dieser Situation das Glück des Überlebens - im Wachkoma zu liegen heißt sich nicht verständigen zu können, kein eigenständiges und selbstständiges Leben leben zu können, auf Hilfe angewiesen zu sein, seine Bedürfnisse nicht äußern zu können. Und der auf anderen Seite verändert solch ein Fall auch das gesamte Leben der Angehörigen: 17 Jahre Pflege rund um die Uhr, psychische als auch physische Belastung für alle Betroffenen.
Ich möchte damit keineswegs sagen, dass man Menschen in solchen Situationen sterben lassen sollte - aber insbesondere in Zeiten des Fortschritts, in denen Maschinen das reine physische Überleben sichern können, wird das kritische Hinterfragen der Euthanasie-Debatte immer wichtiger.
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Mein Beileid an die Familie.
Mein Vater war auch in einem wachkomätösen Zustand nach Herzstillstand und Reanimation (passierte in der Arztpraxis beim EKG!!). Keiner konnte uns sagen, ob er überhaupt noch was wahrnimmt. Er hatte einen Tubus über den er regelmäßig abgesaugt wurde und wurde künstlich, über eine Magensonde, ernährt. Bei ihm wars "zum Glück" nach 5 Monaten überstanden. Eine furchtbare Zeit, in der wir mit ansehen mussten, wie ein Geliebter Mensch zugrunde geht. Das ist jetzt kanpp 3 Jahre her...
Das aber nur am Rande, um zu unterstreichen, dass meine folgende Aussage eine gewisse Berechtigung hat.
Als Angehöriger würde ich im nachhinein sagen, wär die Reanimation besser schief gegangen. Aber das weiß man natürlich vorher nicht.
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Auch von mir Beileid an die Familie!
Zum Glück war ich selbst noch nie in der Situation, so etwas entscheiden zu müssen und ich möchte in diese auch niemals kommen.
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Das Apallische Syndrom, wie es im Falle von Jerzy Hawrylewicz beschrieben wird, hat ja unterschiedliche Auswirkungen. Zur sicherlich schwierigsten Auswirkung gehört der Verlust des bewussten Selbsts, wobei dies nicht bei jedem Menschen gleich ausgeprägt ist. Die betroffenen Menschen können sich durch den im Hirn verursachten Schaden nicht eigenständig bewegen, sie können nicht essen und nicht trinken, sie können kaum in Kommunikation treten.
Wie gesagt, interessante Debatte bzgl. Sterbehilfe und dem Einsatz von Maschinen - auch in Bezug auf die deutsche Gesetzgebung.
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Ich habe immer wieder aus beruflichen Gründen mit diesem Thema zu tun. Man kann hier nur raten, dass man sich Gedanken darüber macht und seine Wünsche in einer Patientenverfügung und einer Vorsorgevollmacht festlegt. Ich habe vor einigen Wochen auch entscheiden müssen, was gemacht wird, vor allem, was nicht gemacht wird. Wenn die Person vorher mir dann nichts sagen kann, ist die Entscheidung immens schwierig. Vor allem, wenn es dann die Verwandten machen müssen, aber auch für mich als neutrale Person. Deshalb ist eine Patientenverfügung nicht nur für sich selbst wichtig, sondern auch für das Umfeld oder für die Personen die entscheiden müssen. Unabdingbar ist die Vorsorgevollmacht, so dass es auch jemanden gibt, der sich dafür einsetzen kann, denn nicht immer wird nach der Patientenverfügung gehandelt. Das ist fast mein tägliches Brot. Aber wer möchte sich freiwillig mit diesem Thema beschäftigen und vor allem in den jungen Jahren? Ich selbst habe auch noch nichts gemacht.
Diese Entscheidungen müssen nicht nur hinsichtlich Maschinen oder Sterbehilfe getroffen werden, dass fängt ja schon in kleinere Dimensionen an, z.B. beim Einsatz einer PEG-Sonde (Zufuhr von Nahrung und Medikamenten direkt in den Magen). Und über Sterbehilfe und lebensverlängernde Massnahmen kann man unendlich diskutieren. Man wird sehr wahrscheinlich auf keinen gemeinsamen Nenner kommen.
Ich finde die Entscheidung generell immens schwierig. Bei einer meiner Betreuten habe ich mich zum Glück fürs abwarten entschieden. Diese wohnt mittlerweile wieder zu Hause mit einer Pflegekraft. Die Ärzte und ich waren über die "Genesung" sehr überrascht.