ZitatAlles anzeigenFUSSBALL: Der jungen Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern fehlt die Cleverness, um bei der 1:5-Schlappe gegen formstarke Rostocker im Hexenkessel an der Ostsee zu bestehen. Florian Dick ist am Freitag gegen Augsburg gesperrt.
VON OLIVER SPERK
ROSTOCK. Einen derartigen Fußball-Feiertag hat Rostock lange nicht erlebt. In Zeitungen und Radiosendern an der Ostseeküste wurde kräftig die Werbetrommel gerührt für einen unterhaltsamen 1. Mai im Stadion. Die allerbeste Kampagne allerdings war die jüngste Erfolgsserie der nun seit sieben Spielen ungeschlagenen Rostocker Mannschaft.
Hansa schickt sich mit schnellen Schritten an, der Abstiegszone in der Zweiten Fußball-Bundesliga ganz und gar zu entfliehen. 27.000 Zuschauer entfachten am Freitag eine für Rostocker Verhältnisse ungewöhnliche Hexenkessel-Atmosphäre, in der der FC Hansa den 1. FC Kaiserslautern mit 5:1 (2:0) überrollte.
„Wir haben in den entscheidenden Situationen falsch reagiert, haben die entscheidenden Kopfballduelle verloren", sagte FCK-Innenverteidiger Martin Amedick mit Blick auf die beiden schnellen Hansa-Tore Mario Fillingers nach Einwürfen Kevin Schönebergs: Das frühe 1:0 (7.) nach Moussa Ouattaras Patzer und das 2:0 (21.), als weder Amedick noch Torwart Tobias Sippel klären konnten, steigerten die Betriebstemperatur des Hexenkessels. Vor allem die ungemein dynamischen Rostocker Talente auf den Flügeln, Bastian Oczipka (20) über links sowie rechts die Kevins Schöneberg (23) und Schindler (20), brausten den Lauterer Außen-Pärchen Florian Dick/Sidney Sam und Alexander Bugera/Josh Simpson viel zu häufig davon, waren auch gedanklich den entscheidenden Tick schneller. „Wir haben zu viel falsch gemacht", bekannte Dick, der am Freitag gegen Augsburg nach der zehnten Gelben Karte fehlt. FCK-Trainer Milan Sasic bemängelte: „Wir waren zu spät in den wichtigen Zweikämpfen." Offenkundig: Der jungen Lauterer Mannschaft, die eine unerwartet starke Runde gespielt hat, ist (noch) nicht clever und abgebrüht genug, um brenzlige Phasen in Hexenkessel-Atmosphäre gegen schnelle, spielstarke Gegner ohne größeren Schaden zu überstehen. So fiel in der heftigsten Hansa-Drangperiode das 3:1 (56.) nach Amedicks 2:1 (48.). Allerdings nahm der abgezockte Enrico Kern (32 Bundesliga- und 113 Zweitligaeinsätze) nach Sippels gewagtem Ausflug Richtung Strafraumgrenze regelwidrig die Hand zu Hilfe. Auch das 4:1 (Abseitsposition) und das 5:1 (umstrittene Auslegung der Rückpassregel) waren diskutabel. „Das eine oder andere Tor hätte man nicht geben dürfen, was aber nicht die Ursache für die Niederlage war", urteilte FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz, „es war wie eine Kettenreaktion: Die Spieler haben einander mit individuellen Fehlern angesteckt." Typische Symptome für eine junge, fast völlig neu zusammengestellte Mannschaft.
„Das Ergebnis spricht eine deutliche Sprache. Das war ein herber Dämpfer", bemerkte Amedick, „aber nichtsdestotrotz werden wir in den letzten vier Spielen noch mal Gas geben." Torwart Sippel betonte: „Wir müssen schauen, dass wir am Freitag gegen Augsburg für unsere Fans ein ordentliches Heimspiel abliefern und spätestens nächste Saison mit aller Macht oben angreifen!"
Die Rostocker dagegen genossen an ihrem Fußball-Feiertag den Moment - bis spät in die Nacht war der 5:1-Sieg Dauerthema der Gespräche und Gesänge in der Hansestadt. Das Hoch über der Ostsee hält an.
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau
Ausgabe: Nr.18
Datum: Sonntag, den 03. Mai 2009
Seite: Nr.12
"Deep-Link"-Referenznummer: '4946777'
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