ZitatAlles anzeigenDas Stadionfest des 1. FC Kaiserslautern morgen ab 10 Uhr mit dem Testspiel gegen den FC Metz (Anpfiff 16 Uhr) ist für die Speisen- und Getränke-Anbieter in der Arena ein Probelauf. Der FCK hat die Struktur der Imbissbuden neu geordnet, um höhere Erlöse aus der Verpachtung zu erzielen. Alle Kioskbetreiber kommen wie bisher aus der Region, die Produktvielfalt bleibt.
VON OLIVER SPERK
„Eine Neuausrichtung der Kioskbetriebe war aus Sicht des Vereins dringend nötig. Der FCK hat in der Vergangenheit an den Umsätzen unterdurchschnittlich partizipiert", sagt der Vorstandsvorsitzende des Fußball-Zweit-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern, Stefan Kuntz.
Statt bisher 34 kleinerer Buden gibt es im Fritz-Walter-Stadion nun 21 Kioske, die künftig von 12 statt vorher 26 regionalen Pächtern betrieben werden. Das Ziel: mehr Effizienz durch größere Verkaufsstände. 12 der bisherigen Betreiber von „Betze"-Buden erhielten nach einem Ausschreibungsverfahren mit 38 Interessenten den Zuschlag. Der 13. und einzige überregionale Anbieter ist ein mobiler Getränkeverkaufsdienst aus Hamburg, der die Fans direkt auf den Rängen bedient.
Statt der zuvor fixen oder von der Zuschauerzahl im Stadion abhängigen Pacht sehen die neuen Verträge eine umsatzbezogene Provision vor. „Jetzt ist der Verdienst des FCK ebenso umsatzabhängig wie der der Partner", betont FCK-Geschäftsführer Jens König. „Wir haben festgestellt, dass die Pachterlöse für den FCK vorher bei unter 15 Prozent des erwirtschafteten Gesamtumsatzes der Kioske lagen", sagt König, „und unser Ziel war es, diese im Ligavergleich äußerst schlechte Wettbewerbssituation für den Verein zu verbessern, aber gleichzeitig weiter auf unsere bewährten regionalen Anbieter und unsere in Deutschland einzigartige Produktvielfalt zu setzen." Lukrative Angebote von Großcaterern für die gesamte Bewirtung habe der FCK daher verworfen, betont der sehr um „einen goldenen Mittelweg" bemühte König. Allein über 20 verschiedene Wurst- und Fleischprodukte gibt es auch in der neuen Kiosk-Struktur. Der Einkauf der Speisen bleibt weiter den Pächtern überlassen, der Name des Lieferanten aber muss dem FCK nun gemeldet werden. So ist die westpfälzische Metzgerfamilie Schroer als Wurstlieferant mit ihrer Schroer und Sohn GmbH, Weilerbach, weiter auf dem „Betze" vertreten. Seniorchef Werner Schroer hatte sich erneut auch als Kioskbetreiber beworben, bekam aber eine Absage, informierte sein Sohn Markus, geschäftsführender GmbH-Gesellschafter. „Es ist schon ein Ärgernis, der Stand auf dem ,Betze" hat für uns immer dazugehört", sagt Markus Schroer, „wir waren fast 28 Jahre dabei, standen während des Stadionumbaus im Regen und im Dreck." Aber Lieferant bleibt Schroer dennoch gerne. König sagt: „Ich respektiere den großen Einsatz aller bisherigen Pächter sehr. Aber es gab deutlich wettbewerbsfähigere Angebote für diesen Stand, auch von Partnern, die mindestens genauso lange dabei sind."
Den Getränkeeinkauf für alle Pächter übernimmt nun die FCK Gastronomie GmbH über die Klub-Partner Karlsberg und Coca-Cola - auch ein Kontrollinstrument. Nach der Einführung der Just-Pay-Geldkarte als Stadion-Zahlungsmittel in der vergangenen Saison inklusive Umsatzkontrollmöglichkeit hat der FCK festgestellt, dass die tatsächlichen Umsätze viel höher lagen als die geschätzten. Zu den Umsatzzahlen der Kioskbetriebe wollte der FCK-Geschäftsführer keine Angaben machen. Nach RHEINPFALZ-Schätzungen liegt der Gesamtumsatz der Kioske bei im Schnitt 140.000 Euro pro Heimspiel, also rund 2,4 Millionen Euro pro Saison. Mit den neuen Verträgen nimmt der FCK seine Pächter stärker in die Pflicht. Es gebe Kombinationen, sagt König, dass Partner mit sehr einträglichen Buden, etwa in der Westkurve, künftig zum Ausgleich auch an schwächeren Standorten wie in der Osttribüne ebenfalls einen Kiosk übernommen haben. Lukrativ bleibt das Geschäft auf dem „Betze" dennoch, sonst hätten sich kaum 38 Interessenten beworben.
Einer der Kioskbetreiber ist die Kaiserslauterer Pferdemetzgerei Härting. „Wir sind seit etwa 35 Jahren auf dem Betzenberg dabei und bleiben auch hier, das ist auch eine Imagesache", sagt Geschäftsführer Dirk Habermann. Bisher war er mit der Härting-Pferdemetzgerei nur in der Nordtribüne mit einem Stand vertreten, der nach wie vor besteht. Gemäß dem neuen Vertrag betreibt der 44-Jährige unter seinem Namen Habermann zusätzlich einen Stand in der Nord- und einen weiteren in der Westkurve. Dort bietet er jeweils Bratwürste vom Rind und vom Schwein an. Die Preisgestaltung im Stadion ist einheitlich. 0,3 Liter Bier kosten jetzt 2,60 statt 2,50 Euro, der Preis der beliebten „Roten" ist wie bei den anderen Bratwürsten konstant geblieben.
Den erhöhten Personalbedarf und die aufwendigere Logistik innerhalb weniger Wochen zu organisieren, sei die größte Herausforderung gewesen, sagt Habermann. Genügten für den ursprünglichen Härting-Stand neun Leute, benötige man nun 30 für die drei großen Stände, die aber auch mehr Umsatz versprechen. Per Zeitungsannoncen hat Habermann zusätzliches Personal auf 400-Euro-Job-Basis für die FCK-Heimspiele gesucht und gefunden. „Das Stadionfest ist eine gute Gelegenheit zur Einarbeitung", betont er, „da sind bei uns zu 80 Prozent neue Leute da. Die müssen sich an alles gewöhnen." Zur Zweitliga-Premiere am Samstag, 8. August, 13 Uhr, gegen Fürth dann „wird es rundgehen", meint Habermann, „gut möglich, dass da 40.000 Zuschauer ins Stadion kommen."
Quelle : Die Rheinpfalz