ZitatAlles anzeigenDer brasilianische Innenverteidiger Rodnei hat beim Fußball-Zweit-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern einen guten Einstand gegeben. Den Wechsel vom Erstligisten Hertha BSC Berlin auf Leihbasis in die Pfalz sieht der 23-Jährige als Chance, sich weiterzuentwickeln.
Von Oliver Sperk
KAISERSLAUTERN. Rodnei Francisco de Lima lächelt gerne. Das sieht man. Der brasilianische Innenverteidiger des Fußball-Zweit-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern ist erst seit zweieinhalb Wochen in der Pfalz. Aber er fühlt sich schon wohl bei seinem neuen Verein, der ihn für ein Jahr auf Leihbasis vom Bundesligisten Hertha BSC Berlin verpflichtet hat. Zu Rodneis guter Laune haben die ersten beiden Pflichtspiele der Roten Teufel in dieser Saison maßgeblich beigetragen. Bei beiden Lauterer Siegen, dem 1:0 in der ersten DFB-Pokalrunde beim Drittligisten Eintracht Braunschweig und dem 2:1 zum Zweitliga-Auftakt gegen Greuther Fürth, war der höfliche 23-Jährige mittendrin statt nur dabei.
Auf seiner Lieblingsposition in der Innenverteidigung spielte der 1,90 Meter große Athlet mit dem Jungengesicht auf Anhieb in der FCK-Startformation. Er gefiel mit Dynamik, Kampf- und Kopfballstärke sowie dem Blick für Vorder- und Nebenmann. Das Abwehrzentrum mag der junge Brasilianer, der alleine nach Kaiserslautern gekommen ist und noch im Hotel lebt, mehr als die beiden Außenverteidigerpositionen, die er früher auch schon bekleidet hat - ein Grund für den Wechsel in die Pfalz. „Ich habe für mich persönlich hier die besseren Chancen gesehen, Innenverteidiger sein zu können", sagt er, „in Berlin habe ich meistens als linker Verteidiger gespielt."
Beim erfolgreichen Auftakt des FCK zu Hause gegen Fürth gab der beidfüßig starke Rodnei einige prima Kostproben seines Könnens an der Seite seines Innenverteidiger-Kollegen Martin Amedick als umsichtiger, gedankenschneller Abräumer. Eine Schrecksekunde allerdings bescherte der aus der 20-Millionen-Einwohner-Metropole Sao Paolo stammende Brasilianer den FCK-Fans - und sich selbst - kurz vor Schluss. Der technisch eigentlich versierte 23-Jährige verfehlte im eigenen Strafraum den Ball und eröffnete Fürth die Möglichkeit zum späten 2:2, die jedoch ungenutzt blieb. Im Nachhinein kann Rodnei über diese Szene lächeln. „Gott sei Dank - ich war sehr erleichtert", gesteht der groß gewachsene Abwehrspieler, „ich habe mich voll auf die Flanke konzentriert und dann den Ball nicht erwischt, aber Alexander Bugera hat meinen Fehler zum Glück ausgebügelt."
Szenen wie diese sind nach Ansicht Rodneis dazu da, um aus ihnen zu lernen. „Ich schaue mir alle meine Spiele nochmal genau auf Video an, um zu erkennen, was ich falsch gemacht habe und was ich verbessern kann", sagt der aufgeschlossene junge Mann, dem in Kaiserslautern sofort vor allem eines aufgefallen ist: „Es ist ruhig hier." Besonders im Vergleich zu den Metropolen Sao Paolo und Berlin. Zur Hertha kam Rodnei über die Zwischenstationen FC Vilnius/Litauen und Jagiellonia Bialystok/Polen. „Grundsätzlich hat jeder brasilianische Fußballer das Ziel, in Europa zu spielen, um so die Familie in Brasilien finanziell absichern zu können", meint der Abwehrspieler ruhig, „deshalb ist es zunächst wichtig, überhaupt in Europa anzukommen, um sich dann in kleinen Schritten nach oben zu arbeiten."
Der Mann mit der Rückennummer 20 freut sich, dass dieser Plan in seiner noch jungen Karriere bislang genau so aufgegangen ist. Als 20-Jähriger von Brasilien nach Litauen, dann Polen, nun Deutschland - fußballerisch eine stetige Steigerung, sagt er, für den der Weg von Hertha BSC eine Liga tiefer zum FCK mit seinen vielen jungen Spielern kein Rückschritt ist: „Hier kann ich mein Ziel, täglich hart zu arbeiten und am Wochenende dann auch zu spielen, besser erreichen als in Berlin." Für die Hertha, bei der er FCK-Torjäger Srdjan Lakic kennenlernte, kam er 2008/2009 zu neun Bundesliga-Einsätzen.
Das nächste große Ziel hat Rodnei, der mit seinen neuen Kollegen Adam Nemec und Jiri Bilek gerne mal zum Essen in die Stadt geht, fest im Blick: „Ich will Deutsch lernen, die Bücher habe ich schon. Jetzt suche ich noch einen Kurs und einen Lehrer." Das sagt er mehrfach und bestimmt. Die Worte „Guten Tag" und „Trainingslager" kommen ihm schon leicht über die Lippen. Zusammen mit einem freundlichen Jungen-Lächeln.
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau
Ausgabe: Nr.187
Datum: Freitag, den 14. August 2009
Seite: Nr.10