Vicente hat hier mehr Wahrheiten geschrieben als der Rest zusammen - und ab und auch auch mal ein wenig Unsinn. Das aber rechtfertigt diese konzertierte Arschtrittaktion in keiner Weise - hier wurde jemand mit der Meute in die Ecke gehetzt, weil er eine andere Meinung vetrat.
Ich verstehe nicht ganz, warum das überhaupt passieren muss: Es gibt Massen an Argumenten gegen ein Konstrukt der Art Hoffenheim. Argumente, die aber einen etwas weiteren Blick auf das System Fußball erfordern und nicht in diesem schlichten eindimensionalen Gedankengut einherkommen. Scheiß Hoffenheim, keine Tradition. Super Schalke, lange Tradition - das ist schlicht kürzer gedacht als es sein darf, um jemandem dann auch noch der Reihe nach in den Arsch zu treten. Auf den letzten Seiten wurde hier nicht nach Argumenten gesucht sondern schlicht verbal zugeschlagen. Dass er sich dann aber auch noch zu wehren weiß - unglaublich. Wenn das grundlegende Gegenargument gegen Vicente anscheinend das ist: ' Du bist ja ganz dolle doof', vergesse ich gerne, dass es sich bei dem Mob und FCK-Mob handelt.
In letzter Zeit ertappe ich mich doch wahrhaftig dabei, dass ich gewisse Sympathien für Hoffenheim zu hegen beginne. Schlimm daran ist allerdings nur, dass ich das aus einer Oppositionshaltung gegenüber der Masse an 'Traditionsverfechtern' mache. Ich kann es nicht mehr hören, wenn sich die Fans von Traditionsvereinen über andere erheben, weil ihre Vereine schon unter dem ollen Adolf den Gaumeister ausspielten. Wenn dann noch ein Verein wie Bayern München, der seine Erfolge aus sich selbst heraus erwirtschaftet hat, als minderwertig abgetan wird, ist die Peinlichkeitsschwelle schon lange überschritten.
Die Simplifizierung der Problematik unsere aktuellen Sponsorenzeit mit Auswüchsen wie Abramovich, Hopp oder Organisationen wie Gazprom auf 'Tradition' ist deshalb gefährlich, weil, wie man hier sehen kann, wie Massen an Leuten auf den Zug aufspringen, die einfach keinen Bock haben, sich dem Thema in seiner komplexen Art zu stellen und in aller gebotenen tumben Eindimensionalität auf jemanden einprügeln, der das Thema ein wenig weiter zu denken im Stande ist.
Hat er Recht, Hoffenheim zu mögen? Als Teil der heutigen Sportzeit darf man dieses Konstrukt sicher ablehnen, wenn man denn die heutige Sportzeit ablehnt - man darf es aber auch mögen. Man muss nicht mal erklären, warum man es mag und schon gar nicht muss man sich die gemeinschaftlichen Prügle gefallen lassen - wir leben in einer Zeit, in der man mögen darf, was man eben will.