ZitatAlles anzeigenEs war fast wie immer beim Abschlusstraining - und doch anders. Die Spekulationen um das mögliche Ende der Ära Marco Kurz, das Stimmungstief nach 14 Spielen ohne Sieg - rund um den 1. FC Kaiserslautern herrscht so etwas wie Endzeitstimmung. Platz 18 - der FCK ist ganz unten angekommen.
Als der Trainer Platz vier verlässt, geben ihm einige Kiebitze gute Wünsche mit auf den Weg zum Auswärtsspiel heute (20.30 Uhr) in seiner Geburtsstadt Stuttgart. Einer hat einen besonderen Ratschlag für den Coach parat: „Leg' in der Kabine mal Heavy Metal auf, damit die Jungs richtig heißen werden!” Kurz lacht. Nett wie immer erfüllt er die Autogrammwünsche, streicht einem Jungen freundlich über den aufwändig gestylten Haarschopf, posiert für ein Foto. Hoffentlich kein Abschiedsbild.
Das Training früh abgebrochen hat Kevin Trapp. Muskuläre Probleme treten bei gewissen ruckartigen Bewegungen auf. „Das hat keinen Zweck”, sagt Kurz. Die Dienstreise findet ohne den 21-Jährigen statt. Das Tor hütet wieder Tobias Sippel, auf der Bank sitzt Marius Müller, der 18 Jahre alte Torwart der U19. Auch die kämpft gegen den Abstieg - und das im Jahr eins nach der sensationellen deutschen Vize-Meisterschaft. „Schon beim Finale in Wolfsburg sagte Frank Lelle, wie soll ich den Leuten erklären, dass es jetzt gegen den Abstieg geht”, sagt Stefan Kuntz mit Hinweis auf den Qualitätsverlust im Jugendkader: „Wir wussten, dass jetzt schwächere Jahrgänge kommen. Das sind auch die Folgen der vier Jahre, die wir in der Zweiten Liga waren.”
Immerhin steht mit dem 20 Jahre alten Julian Derstroff heute in der Partie beim VfB Stuttgart ein Junge aus der letzten U19 in der Startelf der Roten Teufel.
Ein Abstieg, das macht Vereinschef Kuntz immer wieder deutlich, würde den FCK auf dem Weg der Sanierung weit zurückwerfen. Kuntz, gestern wie meist bei der letzten Trainingseinheit einer Woche als Beobachter nah dran, versucht in diesen Tagen den Jungs die Versagensangst zu nehmen. Mutig sollen sie auftreten, fordert der Boss, wohlwissend, dass das Selbstbewusstsein nicht überbordend sein kann.
Noch zehn Spiele - der Druck auf den Trainer, auf die Mannschaft wächst. „Der Druck ist immer da - wir machen uns auch Druck. Wir haben ein großes Ziel und wollen in der Liga bleiben”, beteuert Mathias Abel. Er hat in dieser Saison schon viel erlebt: Stammspieler, Bankhalter und Tribünenbesucher.
„Wenn ich gebraucht werde, muss ich da sein”, sagt der 30-Jährige. Der echte Lauterer lebt die Identifikation mit dem Verein vor. Abel weiß, was ein Abstieg für Stadt und Region, für den Verein seines Herzens bedeuten würde. „Ich will nicht als Absteiger in die Annalen eingehen”, betont er.
DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung