Karlsruhe: Junge Pfälzer spielen im Nachwuchs des KSC. Obwohl sie durchaus auch Kontakte zum „Betze” haben. Aber es geht um Fußball und die Chance auf eine Karriere als Profispieler - dafür geht man auch ins „Ausland”.
Immerhin, Jesper Brechtel und Michael Schultz können schon wieder lachen. Vor einer halben Stunde haben die beiden A-Jugendspieler des KSC ihr Heimspiel gegen Bayern München nur unglücklich mit 1:2 verloren, die Enttäuschung war zunächst natürlich groß. Die beiden Jungs zählen zu den Hoffnungsträgern der Badener, der Wildpark kann ihr Sprungbrett nach oben werden.
Wobei es Brechtel schon einmal bei seinem Lieblingsklub 1.FCK probiert hatte und am dortigen Internat verzweifelte; „Es gab kaum Freiheiten, kein Internet und keinen Fernseher auf dem Zimmer”.
Sein Trainer war der große Ratinho und „er hat es mir bös genommen, dass ich das Internat verlassen habe und stellte mich nicht mehr auf”, sagt Brechtel verschmitzt und lächelt. Beim KSC jedenfalls gefalle ihm die Nähe zu seiner Heimat Rülzheim, „dass ich hier gut gefördert werde und man auf mich setzt”.
Auf seinen Mitspieler Michael Schultz tut dies der KSC bereits seit über sechs Jahren. Er wurde 1993 in Landau geboren und macht nächstes Jahr in Herxheim sein Abitur: „Fußball ist mir sehr wichtig, aber an erster Stelle steht die Schule Abitur und anschließend möchte ich auf jeden Fall studieren”.
Mit dem legendären Rundbau wurde jüngst sein jahrelanges Zuhause im Wildpark abgerissen. „Natürlich hatte der Rundbau Charme, aber wenn ich mich daran erinnere, dass wir uns dort im Winter kalt und im Sommer heiß duschen mussten ...”.
Der KSC ist für ihn etwas Besonderes und erinnert er sich gut daran, wie beeindruckend es war, beim Reinfahren die Profis trainieren und das riesige Stadion zu sehen. Schon im nächsten Sommer könnte es für Brechtel und Schultz so weit sein, im Karlsruher Stadion auch tatsächlich zu spielen: Die zweite Mannschaft lockt.
Dort angekommen sind bereits Patrick Haag und Lars Hummel. Der in Ludwigshafen geborene Haag ist natürlich Kurpfälzer, während Hummel seinen landsmannschaftlichen Status etwas zögerlicher einordnet.
Geboren wurde Haag vor 19 Jahren in Mönchengladbach und er kam erst über den Umweg Bayern nach Dudenhofen bei Speyer. Acht Jahre war er damals alt.
Dass sich das Duo auf der linken Rheinseite heimisch fühlt, belegt auch das Detail, dass sie noch immer in der alten, so nahen Heimat wohnen. Für ihren Trainer Markus Kauczinski, der im Moment gerade übergangsweise für höchstens zwei Wochen die Profis trainiert, stellt dies jedoch kein Problem dar - „das ist ja keine Entfernung”.
Zudem seien beide absolut integriert. Das Pendeln würde sich überhaupt nicht bemerkbar machen. Haag ist der erfahrenere der beiden.
Er spielte unter anderem bereits die TSG Hoffenheim und den SV Waldhof. Und zwischendurch auch schon zweimal beim KSC, ehe er hier seit der vergangenen Saison im nun schon dritten Anlauf endgültig heimisch und Profi werden möchte. Nur Verletzungen verhinderten bereits Einsätze in der 2. Liga.
Den Sprung zu den Profis zu schaffen ist letztlich das erklärte Ziel des Duos, denn „sonst wäre man hier fehl am Platz”, wie Hummel trocken feststellt.
Lars Hummel selbst hat viel seinem einstigen Trainer beim FV Dudenhofen, Karl-Heinz Steiger, zu verdanken. Dieser förderte seinerzeit den jungen Lars derart, dass dieser in der C-Jugend als Speyerer Auswahlspieler einen Späher des Karlsruher SC auf sich aufmerksam machen konnte.
Fans im Fan-Block waren Haag und Hummel in ihrer Jugend übrigens nie, auf den „Betze”, also ins Betzenberg-Stadion nach Kaiserslautern, zog es sie aber natürlich schon.
Das Umkurven der regionalen Rivalität der beiden Traditionsklubs FCK und KSC lösen die beiden Fußballspieler elegant. Es wird jeweils mit einem Lächeln begleitet.
Dass sie das noch immer können, liegt auch an ihren Freunden. Denn Rivalität hin oder her - wenn ein großer Verein wie der Karlsruher SC anklopft, dann freut sich die ganze Bande immer mit.
Abschrecken ließen sich die beiden jungen Profifußballer auch nicht von den kernigen Bedingungen im Rundbau in Karlsruhe.
Souverän sagt Patrick Haag dazu: „Das war egal, es geht doch um Fußball und nicht um das Duschen, oder?” Und zwar links wie rechts des Rheins.