Übrigens hier ein sehr informativer Beitragvon Ken Kinscher von der Betze brennt
Ke07111978 hat geschrieben:Also mal einige Punkte, um die teilweise etwas wilde Spekulation einzudämmen:
Eine Regelinsolvenz beutet das der Rechtsträger liquidiert wird. Für einen Fußballverein bedeutet das letztlich die Löschung aus dem Vereinsregister und Neuanfang in der C-Klasse. Ein entsprechendes Beispiel in Deutschland ist Hessen Kassel. Keine geile Lösung.
Da die Regelinsolvenz eben meist nicht die sinnvollste Lösung ist, hat der Gesetzgeber die Möglichkeit der Planinsolvenz geschaffen. Im Rahmen der Planinsolvenz bleibt der Rechtsträger erhalten. Im Insolvenzplan wird geregelt welche Gläubigergruppen wieviel bekommen.
Gläubigergruppen sind z.B. die Arbeitnehmer, die Bundesagentur für Arbeit, die Lieferanten, die Banken, Quttrexx, Herr Becca etc. Diese Gläubigergruppen richten sich danach welche Rechte aber vor allem welchen Rang sie haben. Gläubiger mit Sicherheiten oder das Finanzamt kommen z.B. immer als erstes Geld. Bevor überhaupt was an andere verteilt wird.
Diese Gläubiger stimmen dann über den Insolvenzplan ab. Der Plan gilt als angenommen, wenn die Gläubigergruppen nach einfacher Kopf- und Summenmehrheit zustimmen. Allerdings gibt es unter bestimmten Vorraussetzungen ein sogenanntes Obstruktionsverbot (245 InsO). Dies gilt insbesondere für den Fall, dass die Gläubigergruppe nicht schlechter gestellt wird, als sie ohne den Plan ohnehin gestellt wäre. Es wird also im Rahmen einer Vergleichsrechnung geschaut, wie hoch die Quote der Gläubigergruppe in einer Regelinsolvenz wäre. Wird diese Quote im Rahmen des Plans überschritten, kann die Zustimmung der Gläubigergruppe fingiert werden. Damit soll erreicht werden, dass nachrrangige Gläubiger, also insbesondere Gläubiger die bereits bei Abschluß des Vertrages schon wussten welche Risiken sie eingehen, einen Insolvenzplan nicht einfach blockieren. Entsprechende einfache oder qualifizierte Rangrücktritte dürften z.B. die Quattrex-Vertäge enthalten. Vereinfacht hat der Gläubiger bereits bei Unterschrift des Vertrages zugestimmt, dass man bei einer Insolvenz weniger bekommt als andere - dafür gab es deutlich mehr Zinsen. Diese Regelung war notwendig, um eine formelle Überschuldung des FCK schon in den letzten Jahren zu verhindern.
Das Insolvenzplanverfahren gibt den Gläubigern also erhebliche Mitspracherechte, sorgt aber auch dafür, dass sich Gläubiger nicht einfach destruktiv verhalten, um eine Sanierung zu verhindern.
Die in der Presse kolportierten EUR 20-24 + 15 Mio.: Die EUR 15 Mio. beinhalten eine ganze Reihe von Tilgungen und Zinszahlungen, m.E. sogar gestundete Zinsen aus Vorjahren. Das heißt ein Schuldenschnitt reduziert nicht nur die EUR 24 Mio. sondern vor allem auch die EUR 15 Mio. Denn das ist ja unter anderem ein Ziel des Schuldenschnitt: Der Schuldner, also der FCK soll wieder in die Lage versetzt werden, so zu wirtschaften, ohne das er nicht permanent neue Schulden aufnehmen muss, um alte Schulden und Zinsen zu bedienen. Alleine Quattrex hat neben den EUR 10 Mio. Schulden die nächsten Jahre noch Anspruch auf Zinsen und erfolgsabhängige Zahlungen von nochmals mehr als EUR 10 Mio. All diese Verpflichtungen werden bei einem Schuldenschnitt ebenfalls beseitigt.
Gläubiger der Fananleihe sind im übrigen Gläubiger des e.V. Dieser meldet keine Insolvenz an. Er hat natürlich seinerseits wieder eine Forderung gegen die KGaA (es gab einen Darlehensvertrag zwischen KGaA und e.V.). Ich gehe aber nicht davon aus, dass es eine Folgeinsolvenz des e.V. geben wird. Die Fans mit Anleihe werden also nur indirekt betroffen sein. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass die nach dem Schuldenschnitt eine Möglichkeit erhalten ihre Anleihe in Aktien der KGaA zu wandeln. Bei Kapilendo ist das anders.
Thema Spielerverträge oder besser Arbeitsverträge: Da kommt es sehr darauf an, was im Insolvenzplan geregelt ist, dass gleiche gilt für Pachtverträge. der Insolvenzplan kann nämlich gerade vorsehen, dass wichtige Verträge weitergeführt werden, wenn dies im Sinne aller Gläubiger ist. Mithin besteht auch nicht zwangsläufig ein Kündigungsrecht des Arbeitnehmers. Richtig ist hingegen, dass im Rahmen der Regelinsolvenz definitiv alle Spieler kündigen könnten und ablösefrei wären. Das heißt der Insolvenzverwalter kann definitiv keine Spieler verkaufen. Vermögensgegenstände des FCK sind vielleicht die Bürostühle auf der Geschäftsstelle - wenn wir die nicht auch schon durch ein geniales Sale und Lease-back Modell zu Gelde gemacht hatten.
Last not least: natürlich brauchst Du zum Schluß einen Investor oder Investoren die eine Kapitalerhöhung machen. Und natürlich musst Du auch eine Lösung für das Stadion finden. Nicht umsonst wurde schon darauf hingewiesen, dass die meisten Investoren auch Interesse daran haben, das Stadion zu kaufen. Und natürlich wird es auch da zu einem Schuldenschnitt kommen, der aufgrund der - sagen wir unglücklichen Gestaltung - allerdings vom Steuerzahler auszugleichen sein wird. Diese Lösung hätte man auch schon zu einem früheren Zeitpunkt haben können. In der zweiten Liga, als noch deutlich mehr Substanz da war. Aber wir haben uns dazu entschieden die tote Kuh weiter zu füttern, in der Hoffnung, dass man irgendwie noch ein paar Tropfen Milch rauspressen kann. Jetzt ist halt Feierabend.
Ganz am Ende - und das steht über allem - brauchst du in der Folge aber sportlichen Erfolg, sprich den Aufstieg. Trainer und Sportdirektoren die eine Fußballmannschaft zusammenstellen. Keine Controller aus dem Baugroßhandel, Marketingexperten für Brausegetränke, Immobilien-Projektentwickler oder Möchtegernexperten aus dem Sportmarketing. Korkut hat hingeschmissen, Meier hat klipp und klar gesagt ohne Koch und Everton steigen wir ab, dann durfte Bader ran, der alte Sportmarketingexperte der Uni Bayreuth und schließlich hat Hildmann nen Stürmer bekommen, als er nen Innenverteitiger wollte. Wenn wir den Fußball wieder in den Mittelpunkt stellen und wenn wir alle an einem Strang ziehen, dann haben wir eine gute Chance gestärkt hier rauszugehen.
Und ich ganz persönlich will mich hier auch nochmal öffentlich bei Markus Merk, Rainer Kessler, Martin Weimer, Jörg Wilhelm, Martin Wagner und Fritz Fuchs sowie insbesondere bei Sören Oliver Voigt bedanken, dass sie bereit sind, diesen steinigen Weg zu gehen. Es ist alles andere als selbstverständlich, dass diese Menschen unter Inkaufnahme erheblicher persönlicher Haftungsrisiken hier einen 24/7 Job für den FCK machen. Sie räumen die ganze Sch.... auf, die ihnen ihre Vorgänger, insbesondere unser Finanzjoungleur aus dem Baustoffhandel sauber verpackt vor die Tür gelegt haben, um sich dann vom Acker zu machen. Und auch unseren Vorständen im e.V. möchte ich an dieser Stelle meinen Dank aussprechen. Ihr macht das klasse. Haltet die Ohren seif, haltet zusammen: Dann wird das was und dann habt ihr auch die Unterstützung der Fans und Mitglieder! Es ist der ehrliche und transparente Weg: Und das ist der einzige der langfristig funktioniert.