Tja, mit einer Nacht Abstand, was lässt sich sagen?
Erstens - und das ist das Wichtigste - gilt es für uns Fans, die Mannschaft und den Trainer jetzt voll zu unterstützen und nicht aus Enttäuschung alles schlecht zu reden. Das ist in der Endphase jetzt alles reine Nervensache und da haben die Fans einen Rieseneinfluss auf diese junge Mannschaft. Also: Kritik ja, aber mit Augenmaß! Wir spielen eine Riesensaison, trotz allem!
Zweitens kann das aber nicht heißen, dass man keine sachliche Kritik mehr üben darf. Und da sehe ich wiederum zwei Punkte, die beide in erster Linie Marco Kurz betreffen:
Zum einen hätte er diesmal den "Wellenreiter" geben sollen, d.h. auf der Euphoriewelle mitschwimmen, ihre Energie nutzen, den Funken der Begeisterung auf die Mannschaft überspringen lassen. Ich hätte gegen Rostock entschieden für Hurra-Fußball von der ersten Minute an plädiert. Der Gegner war durch die letzten Spiele zutiefst verunsichert, ist nun wirklich nicht für seine Konterstärke bekannt und wir hatten das Potenzial einer Kulisse, die bei begeisterndem, druckvollen Spiel von der ersten Minute an wirklich der berühmte 12. Mann hätte sein können. So wie Kurz hat spielen lassen, spielt man zu Hause gegen St. Pauli - um nicht ins offene Messer zu laufen - aber nicht gegen Rostock in dieser Situation und Verfassung. Es hätte eine sehr einfache Vorbereitung für Kurz sein können: "Geht's raus und spielt's Fußball!" hätte als taktisches Konzept diesmal völlig ausgereicht. Der Druck lag ausschließlich bei Rostock, wir mussten einfach nur alles geben, egal wie es dann am Ende ausgeht. Stattdessen macht er es sich schwer, schottet die Mannschaft vom Umfeld ab (was eh nicht funktioniert) und lässt einen verunsicherten Gegner durch die abwartende Spielweise und den mangelnden Druck ganz in Ruhe ins Spiel finden. Ich glaube, dass Kurz hier einfach über sein Temperament gestolpert ist. Diesmal hätten wir den "Karnevalsverein" geben sollen, aber das ist seine Sache nunmal nicht. Was ich ansonsten ja auch höchst sympathisch finde, uns aber in dieser Situation geschadet hat.
Zum anderen zeigt sich zum wiederholten Male eine mangelnde Qualität der Mannschaft - aber auch des taktischen Konzeptes - gegen tiefstehende Gegner. Ich kann das weder von Kurz noch hier im Forum gut hören, wenn es nach solchen Spielen dann heißt, der Gegner habe defensiv ja auch so gut gestanden. Klar hat er das, das ist ja sein Job! Wenn es einem Favoriten nicht möglich ist, einen solchen Gegner zu knacken, bedeutet das nicht mehr und nicht weniger, als dass spielerische Qualität und taktisches Konzept des Favoriten halt eben Lücken aufweisen. Nach dieser Generalausrede, wie sie hier im Forum z.B. nach dem umständlichen Agieren gegen Union Berlin zu lesen war, dürfte Bayern München kein einziges Heimspiel gewinnen. Und nein, ich vergleiche uns nicht mit den Bayern, sondern verweise darauf, dass ein Favorit ein effektives taktisches Konzept gegen tiefstehende Gegner in der Tasche haben muss. Dies zu entwickeln, ist Aufgabe des Trainers. Und das ist uns in der gesamten Saison - vor allem natürlich in der Rückrunde, wo wir dann überall als Favorit galten - nicht befriedigend gelungen.
Und nochmal, für alle, die längere Beiträge nur flüchtig lesen, dann aber meinen, sie vehement kritisieren zu müssen: Marco Kurz ist ein Riesentrainer, die Mannschaft spielt eine Riesensaison und wir werden uns den Aufstieg nicht mehr nehmen lassen! Nur in diesem Rahmen ist meine Kritik zu verstehen!