Quelle roteteufel.de
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Kommandos vom Kumpeltyp
Wie Kjetil Rekdal in Oslo als Spielertrainer Erfolg hat
21.06.2003
OSLO, 20. Juni. So stellt man sich die Pose eines Wikingerkapitäns vor: Mit verschränkten Armen und zugekniffenen Augen wacht Kjetil André Rekdal über dem Trainingsspiel am Stadtrand von Oslo. Er brüllt Kommandos auf den holprigen Platz, wenn ihm die Schlagzahl seiner Untergebenen missfällt. "Meine Spieler wissen, dass ich hundertprozentigen Einsatz verlange. Solange sie den bringen, ist alles okay", sagt der frühere Abwehrchef von Hertha BSC Berlin, der nun als Spielertrainer den norwegischen Erstligisten Vålerenga befehligt.
Nicht nur das letzte Kapitel, die ganze Geschichte seiner Karriere liest sich wie eine Wikingersaga: Als sich der junge Rekdal mit 20 Jahren stark genug fühlte, zog er vom norwegischen Küstenort Molde zu den reicheren Vereinen in Mitteleuropa. In Gladbach, Lierse, Rennes und Berlin erkämpfte er sich sein Auskommen, und als ihn seine Kräfte nach elf Jahren langsam verließen, kehrte er nach Norwegen zurück.
Vergiftetes Klima
Was Rekdal beim Osloer Klub Vålerenga nach seinem Abschied von Berlin im Frühjahr 2000 vorfand, war aber alles andere als märchenhaft. Ein sportlicher und wirtschaftlicher Existenzkampf vergiftete das Klima bei dem Traditionsverein. "Damals hatten total inkompetente Leute hier das Sagen", erinnert sich Rekdal. Die erste Saison endete im Desaster. Vålerenga stieg in die zweite Liga ab. Die Club-Eigner um Tanker-Tycoon John Fredriksen, der als reichster Mann Norwegens gilt, tobten und suchten als neuen Trainer "eine Persönlichkeit mit Erfahrung". Für Rekdal keine Frage: Der gesuchte Mann war er selbst.
In der neuen Rolle als Spielertrainer schaffte er mit seinem Team den direkten Wiederaufstieg und holte im Herbst 2002 gar den norwegischen Pokal, so dass Vålerenga in der nächsten Saison im Uefa-Cup antreten darf. "Vålerenga Oslo ist ein schlafender Riese", sagt Rekdal. Seit seinem Amtsantritt baut er behutsam eine Mannschaft mit Zukunft auf. Das Team akzeptiert ihn in seiner Doppelrolle. "Er hat eine gute Balance zwischen Kumpeltyp und Trainer", sagt der talentierte Mittelfeldmann Pa-Modou Kah, der sich unter dem neuen Trainer bis in die norwegische Nationalmannschaft gespielt hat.
In den nächsten Jahren will Rekdal Serienmeister Trondheim Konkurrenz machen. Das hat er den Fans bei der Feier des Pokalsiegs versprochen. "Dieser Cup war mein größter Erfolg bisher", sagt Rekdal. Sogar Anteile an Vålerenga hat der Spielertrainer gekauft, um zu zeigen, wie ernst es ihm in Oslo ist. Irgendwann, wenn er sein Team nach oben geführt hat, möchte er auf jeden Fall als Trainer ins Ausland gehen. Noch lehnt er Angebote aus Belgien ab. In einigen Jahren aber könnte Rekdal seine Saga mit der Eroberung ausländischer Trophäen fortschreiben. "Vielleicht komme ich dann ja mal zurück zur Hertha", sagt Rekdal, "man weiß nie."
vor allem dieser Satz gefällt mir:
Er brüllt Kommandos auf den holprigen Platz, wenn ihm die Schlagzahl seiner Untergebenen missfällt. "Meine Spieler wissen, dass ich hundertprozentigen Einsatz verlange. Solange sie den bringen, ist alles okay"
hat was von Gulag, oder Ede Geyer......
weiterer Interessanter Kommentar:
Rekdal KÖNNTE in der Tat einmal einer "aus dem Hut gezaubert" sein. Ich sehe ihn eher auf dem aufsteigenden Ast, mit grösseren Ambitionen.