Sorry, aber deine Sicht auf das Thema Taktik ist wohl getrübt von der Enttäuschung der miesen Spiele, die wir abgeliefert haben. So wie wir das in den letzten Monaten gespielt haben war das auch nicht gut. Das sieht man ja schon allein an der Ausbeute, dass da was nicht stimmte. Dass aber ein Spielsystem nicht erfolgsversprechend sein soll, mit dem man gegen so ziemlich jeden Gegner (Grüße nach Leverkusen) mithalten und schlagen (nochmal Gruß nach Leverkusen) kann? Es geht mir hier nicht um irgendwie Zahlenpopeleien wie 4-5-1. Es geht um die Art und Weise Fussball zu spielen, die taktische Ausrichtung. Solange die Spieler die taktische Disziplin und den Biss haben das umzusetzen, kann man damit extrem viel erreichen. Man braucht dafür entsprechende Fussballer, die haben/hatten wir. Aber es fehlte eben jener letzter Biss und letztlich auch die Ordnung bzw ordnende Hand auf dem Feld. Aber da schließt sich der Kreis, wo man weiß welche Spielertypen man braucht. Technisch versiert, bissig im Zweikampf, möglichst auch noch entwicklungsfähig. Nur um mal ein paar Stichpunkte zu nennen. In Darmstadt hätte so ein Spieler keine Chance, weil die ganz andere Anforderungen haben. Ebenso in Karlsruhe. Wenn man gut arbeitet, dann ergibt sich die Aufstellung nicht anhand des Spielermaterials, sondern das Spielermaterial wird für die Aufstellung passend zusammengestellt. Ich erinnere nur mal dran, dass wir unter Foda/Kuntz ne ganze Zeit lang keinen linken Mittelfeldspieler hatten, der auch nur irgendwas taugte und dann Baumjohann dort spielen "durfte". Wenn es das ist was du vermisst hast...
Gegen Leverkusen haben wir allerdings doch aber auch ganz anders gespielt gehabt - deutlich defensiver, mehr gegen den Ball gearbeitet, kein bisschen auf Ballbesitz fixiert gewesen. Eben gerade die Art und Weise Fußball zu spielen ist es, die mich persönlich schon seit letztem Jahr stört - hierbei insbesondere, dass man dabei kein bisschen variabel ist. Das System mit dem hoch stehen und massivem Ballbesitz ist meines Erachtens nach von Grund auf nicht erfolgsversprechend - fällt Dir eine einzige Mannschaft auf, die nicht sowieso die nicht sowieso den Über-Kader hatte und die damit erfolgreich gewesen wäre?
Foda hat den selben Fehler wie Runjaic gemacht, auch er war auf ein einziges, bestimmtes System fixiert gewesen (ebenso Sasic übrigens) - dieses war deutlich defensiver und beruhte auf einer stabilen Abwehrreihe und einem möglichst schnellem Umschaltspiel, wobei den offensiven Spielern entsprechende Freiräume zugestanden wurden. Insgesamt war das System von Foda taktisch zwar das erfolgsversprechende, allerdings offenbarte auch er dadurch, dass er an diesem einen System festhielt, Defizite in diesem Bereich. Bei Runjaic kommt noch hinzu, dass das mit dem Umschaltspiel selbst dann nicht funktioniert, wenn er vermeintlich defensiv spielen lässt.
Meines Erachtens nach unterscheidet sich ein wirklich guter Trainer von einem ordentlichen darin, dass er unterschiedliche Systeme alternierend und variabel je nach Spielstand und Gegner austauscht. Das heißt, gegen Darmstadt, wenn wir führen und Darmstadt die Mannschaft ist, die gewinnen muss, eben nicht so hoch stehen, den Torwart nicht anweisen, risikoreich mitzuspielen, sondern abzuwarten, gegen den Ball zu arbeiten und erst im richtigen Moment die Lücke zu finden. Auch gegen Pauli hätte man durchaus abwartender spielen können, wenn nicht sogar müssen und hätte mindestens den einen Punkt mitgenommen.
Wir hatten hier mal einen Trainer, der durchaus in der Lage war, verschiedene Systeme spielen zu lassen. Der nicht nur die Formation geändert hat (von 3-4-3, 4-4-2, 4-3-3, 4-2-3-1, 4-1-4-1 war alles dabei), sondern auch im richtigen Moment das System an sich umgestellt hatte. 3:0 lag Stuttgart vorne, wir, normalerweise sehr erfolgreich im defensiven 4-4-2 mit einer abwartenden Spielsweise, defensivem verschieben und konsequenter Arbeit gegen den Ball und schnellen Bällen nach vorne, stellten plötzlich um auf aggressives Pressing auf die Ballführende Verteidigung, auf dominanten Ballbesitz mit Kurzpasspiel, hinzu kamen die gefährlichen Standards. Das Ergebnis ist bekannt.
Mir reicht es nicht, einen Trainer über den grünen Klee zu loben, der ordentlich arbeitet - er muss sich weiter entwickeln, um ein Guter zu werden. Runjaic hat den FCK in diesem Jahr groß gemacht und am Ende ist auch er es gewesen, der ihn leider wieder klein gemacht hat. Als Trainer musst Du genau wissen, wann Du variieren, wann Du überraschen musst, wenn Du nicht mehr den gleichen Stiefel spielen darfst, um erfolgreich sein zu können. Dieser Moment kam in den Spielen gegen Darmstadt und St. Pauli und Kosta Runjaic hat ihn verstreichen lassen.