tja-heinz
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Man sollte aber auch nicht von oben herab urteilen, ohne jegliche Kenntnis der Umstände. Und genau das passiert hier ganz oft. Immerhin hat der Ronnie Wendt mal vor 20 Jahren oder so ne Umschulung gemacht und jetzt läufts. Egal wie lang das her ist, wenn er das kann, muss das ja bei jedem passen. Und wenn nicht kann derjenige ja putzen gehn.
Und das beste is die Feier unseres Sozialstaates hier, der nur existiert, damit keiner in Armut leben muss. Frag mal die Menschen an Tafeln. Die werden dir das bestimmt bestätigen. Könnte natürlich auch sein, dass man solche Leute lieber mit ein paar Peanuts abspeist, weil es sonst zu Bürgerkriegszuständen kommen würde. Wäre dem nicht so, würden auch noch die letzten paar Euro in die immer selben Taschen "gewirtschaftet".
Und ich frag mich echt, mit welchem Recht glauben Leute hier urteilen zu können. Bei so Geschwätz muss ich sagen, die bräuchten eigentlich mal dringend ne soziale Notlage, um mal von dem hohen Ross runterzukommen. Aber nein, das kann man keinem wünschen. Aber es ärgert mich massiv.
Ich hab die letzten Jahre sogar 2 Jobs gehabt, um über die Runden zu kommen und bei beiden Versicherungs- und Steuerabgaben bezahlt. Zudem noch KfW-Kredit zurückgezahlt. Denn ich Schmarotzer habe nicht wie viele hier im Land mein Studium über Bafög finanziert, sondern selbst. Ich habe mir dabei 6 Jahre den Arsch aufgerissen und einen top Abschluss gemacht. Und danach noch als Doktorand eingeschrieben. Nebenbei als freier Mitarbeiter Beiträge für ne Zeitung geschrieben und wissenschaftliche Aufsätze für Sammelbände etc verfasst. Ok, für die Zeitungsaufsätze hab ich sogar ein paar Euro bekommen. Die Betonung liegt auf ein paar. Jeden wissenschaftlichen Aufsatz unterstützt aber keine Sau. Es geht gar nicht darum, wieviel ich da pro Arbeitsstunde verdiene, die ich da reinstecke. Nein, ich muss rechnen, wieviel ich pro geleisteter Arbeitsstunde drauflege und versuchen diesen Betrag nicht zu hoch werden zu lassen. Hätte eigentlich auch ne Ausstellung in nem heimischen Museum gestalten sollen, weil ich es durch viel Engagement und Herzblut geschafft habe, dass Leute mit "politischer Relevanz" mir komplette Reisekoffer mit Familiendokumenten mit "Freibrief" zur Verfügung gestellt haben. Bestimmt, weil sie gedacht haben, der Schmarotzer ist genau der Richtige. Was hätt ich also bekommen für die komplette Konzeption und Gestaltung einer Ausstellung? 100 Euro wären es gewesen! Allein das Anfordern von Dokumenten aus Landesarchiven (geht ja in Corona nicht anders, hätte aber auch vor Ort Geld gekostet) hat mich 120 Euro gekostet. Also 20 Euro draufgezahlt. Und wieviel Arbeitsstunden reingesteckt? 200 etwa. Immerhin, bei 20 Euro minus auf 200 Std. is der Verlust je Std. natürlich vernachlässigbar. Ich kämpf mich mit nem Hungerlohn durch, mache nebenbei noch ne Menge wissenschaftliche Arbeit und bezahle von meinem Geld jeden Monat 350 Euro alleine an die KfW. Wie das gehen soll, mit paar Hundert Euro im Monat, wissen die Experten hier natürlich ganz bestimmt. Sie haben ja den Arbeitsmarkt kurz vor oder nach der Wiedervereinigung gerockt. Und da fragt keiner, ob mir das grad passt wegen Corona oder sonst was. Aber hey, wahrscheinlich sollte ich es mir leichter machen und einfach Planinsolvenz anmelden, so wie es für Schmarotzervereine aus der Pfalz als Chance gefeiert wird. Drauf geschissen, ob wer anders dann sein Geld nicht mehr sieht. Informiert hab ich mich schon. Die Fristen wurden sogar von 7 auf 3 Jahre runtergesetzt. Dann wär ich den ganzen Quatsch los und müsste nicht noch auf Jahre für etwas bezahlen, dass mir in GEgenleistung eigentlich die Chance hätte geben sollen, solche Ausgaben auch zu bewältigen. Übrigens empfohlen vor vielen Jahren von der ARGE während einer 6monatigen Arbeitslosigkeit.
Die Realität bei denen gibt das aber auch net her. Da hat jeder Sachbearbeiter 100 Fälle, die er betreuen muss gleichzeitig. Da waren bestimmt sogar welche dabei, die mit höheren Idealen und Zielen dort angetreten sind, aber inzwischen durch die Flut an Fällen abgestumpft sind. Is ja auch verständlich. Es braucht schliesslich monatlich auch zig Mitarbeiter, die mit wichtigerem beschäftigt sind. Z.b. alle Krankmeldungen, Urlauber, Schulungsteilnehmer etc aus der Statistik rauszurechnen, damit die Tagesschau abends keine erschreckenden Zahlen präsentieren muss und sich in Folge dessen hier viele Leute feiern können, weil doch alles gut ist in unserem Sozialstaat. Das ist mir hier im Forum gerade wieder klar geworden. Vor allem aber sind hier ganz viele Dummschwätzer unterwegs, die sich viel zu lange in ihrem Wohlstand gesonnt haben. Na hoffentlich bricht das Sozialsystem wirklich zusammen. Die Schmarotzer wirds kaum treffen, sondern nur die, die was zu verlieren haben. Und dann wird die Frage nicht mehr sein, ob man hoffentlich wegen Corona den achso wohlverdienten Sommerurlaub antreten kann. Die Erfahrung würde einigen hier richtig gut tun.
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Heinz, ich hatte hier relativ transparent meine Einbußen durch Corona gelistet und gestern in der Diskussion mit trekkie auch meinen eigenen Werdegang dargestellt. Was mich nervt, so wie dich - allerdings umgekehrt-, ist die Argumentation, das andere "vom hohen Ross" her urteilen. Und deine Argumentation "zu lange in ihrem Wohlstand" gesonnt - ja darauf könnte man auch einiges zurück fragen - ZB - was ist deren Beitrag am Sozialsystem, geben zB auch solche User vielleicht durch kleine oder mittlere Betriebe anderen Menschen zu fairen Gehältern Arbeit. Sind da vielleicht Mensche dabei, die wöchentlich die Tafeln unterstützen oder sich sozial engagieren um Menschen zu helfen, denen es nicht so gut geht?
Ich sagte gestern schon mal: manche hatten auch einfach Glück, nur müssen sich einige dieses Glück durchaus erarbeiten und sind nicht mit dem goldenen Löffel aufgewachsen. Selbst kenne ich beide seiten sehr gut und ich weiß, wie viel Glück ich hatte und deshalb gebe ich und werde immer was von meinem Glück abgeben.
Auch habe ich vor wenigen Jahren das System bei der Arbeitslosigkeit meiner Frau kennengelernt: Unternehmen wurde geschlossen, weil der Chef >70 in den Ruhestand wollte. Damals hatten wir unser erstes Kind im Kindergarten. Zahlreiche Bewerbungen - Absagen mit der Argumentation- sie bekommen doch eh bald Kind Nr 2, warum sollte ich sie einstellen. Weiterbildungen über die BA - nix, denn sie war ja nur Teilzeitkraft, da wollte man nicht investieren, außerdem könnte man sie dann ja während der Weiterbildung schlechter vermitteln - sonderbar, selbst ANÜ-DL sagten, Frau in dem Alter mit Kindern --- lass mal. Weiterbildung haben wir dann selbst gezahlt. Und auch in der Zeit haben wir gemeinsam auf viel verzichtet und waren auch froh, dass unser Vermieter damals die Miete über 3 Jahre nicht erhöht hatte, obwohl der Mitspiegel es ihm locker erlaubt hätte. Klar hatte ich dann Glück, dass jemand der auch auf einem großen Pferd saß mich mit gefördert hat - und dazu stehe ich.
Und ja, ich sitze gerade noch auf einem Pferd - aber ich würde mich sehr freuen, wenn man bevor man das als Vorwurf benutzt, man einfach mal die Frage nach dem Werdegang der Gegenüber stellt. Oft würde man dann eben nicht so argumentieren, klar das gilt auch für die ANDERE RICHTUNG.
Was soll ich zu dir sagen, außer, dass ich es auch nicht fair finde. Natürlich würde ich eine Diskussion über Grundeinkommen führen wollen (ja ich stehe politisch schon immer links der Mitte), klar würde ich mir wünschen, dass wir rigide Gesetzt gegen "moderne" Formen der Ausbeutung hätten. Klar würde auch ich mir wünschen, dass die Not der Menschen, denen es vorher schon schlecht ging nun stärker in den Fokus rücken. Klar hat der Gasto Bereich schon vor Corona oder Friseur Bereich schon vor Corona die Leute schon schlecht bezahlt - aber genauso perfide ist es doch, dass zahlreichen Menschen beim Preis von 18€ für den Haarschnitt die Nase rümpfen (obwohl sie sich das doppelte leisten könnten) und ein Schnitzel was trotz Beilagen mehr als 15€ kostet als zu teuer empfinden und nicht mal Trinkgeld geben.
Zu Corona:
Es war mir völlig klar, als Corona-bedingt die deutsche Wirtschaft runterfahren durfte, dass es relativ schnell für viele ans wirtschaftliche Überleben geht. Nicht nur Unternehmen, auch vielen Arbeitnehmern. V.a. solche die nicht durch Aufzahlung der KuA-Geldes geschützt werden, und solche, die vorher schon in prekären Beschäftigungen waren. Selbstverständlich hat Bartsch recht, wenn er heute sagt, dass nach Corona ein neuer "Klassenkampf" entstehen kann. Das wirtschaftliche und soziale System war doch schon vorher sehr heiß gelaufen! Dieser Virus wird viel Schaden anrichten, v.a. bei den Menschen. Und auch in Punkto soziale Gerechtigkeit. Nur mit verweilen an den verschiedenen Polen wird sich das nicht auflösen - Kompromisse werden gesucht. Und es wird diskutiert werden müssen, allerdings mit Eifer in den Argumenten, nicht mit Feuer.
Nichts für ungut..... aber Coroan schädigt uns alle schon genug, als dass wir uns noch angiften sollten.