Diskussionsthema zum Artikel: Kommentar: Zimmer frei am Golfplatz Betzenberg?
Kommentar: Zimmer frei am Golfplatz Betzenberg?
Auch im neuen Jahr scheint sich im Spiel der Roten Teufel vieles nicht verändert zu haben. Beim torlosen Remis gegen Köln traten längst bekannte Probleme auf. Ein Kommentar.
„Das war doch
noch im letzten Jahrzehnt“, scherzte FCK-Coach Jeff Saibene noch vor
dem Anpfiff, als er im Interview auf die vorangegangenen Spiele
angesprochen wurde. Nicht nur, dass das neue Jahrzehnt bereits gut 12
Monate auf dem Buckel hat, auch im Lauterer Spiel war reichlich wenig
anders als im vergangenen Jahr.
Erfolgsversprechende
Defensivtaktik?
Wie schon beim
hochverdienten 2:0 Sieg in Uerdingen begannen die Roten Teufel im Heimspiel gegen Viktoria Köln im
4-1-4-1 System. Gerade für ein Heimspiel - falls es ohne Zuschauer
überhaupt so etwas wie Heimspiele gibt - stand das Team von Jeff Saibene tiefer
als sonst und zeigte kaum Initiative in der Spielgestaltung. Ein
Mittelfeldspiel war praktisch nicht existent. Das Fehlen von
Hikmet Ciftci war unübersehbar, denn außer Marlon Ritter und mit
Abstrichen Debütant Anil Aydin war kaum einmal jemand auf FCK-Seite
in der Lage, den Ball zu halten und spielerische Lösungen zu finden.
Gute Lauterer Torchancen ergaben sich meist durch Konter, die wohl
beste davon in der Schlusssminute, nach einem Freistoß des Gegners
am Lauterer Sechzehner.
Die Anfangsphase
verschliefen die Lauterer mal wieder komplett, in der Folge wurde es zumindest
etwas besser. Ebenso typisch wie die anfängliche Schläfrigkeit der
Männer in Rot ist allerdings auch der positive „Halbzeit-Weckruf“
des Trainers. Wieder einmal hatte Saibene mit der Einwechslung
(Kleinsorge für Hanslik) das richtige Händchen gehabt. Wieder
einmal war die zweite Halbzeit besser als die erste. Den Mut, den der
Lauterer Coach praktisch von seinem ersten Arbeitstag an fordert, lässt das Team leider weiterhin noch viel zu oft vermissen.
So unattraktiv
diese Taktik am Samstag auch aussah, sie könnte in den kommenden
Wochen erfolgsversprechend sein, sofern das Team vorne endlich
entschlossener auftritt. Die Vorgabe defensiv zu stehen und auf
Fehler des Gegners zu warten, sollte in der 3. Liga durchaus ein
Erfolgsgarant sein. Und zwar dann, wenn die Defensive sicher steht
und in der Offensive durch Konter oder Standards Treffer erzielt
werden. Anders als noch beim letzten Auftritt gegen Uerdingen wurde
der defensive Part auch gegen Viktoria erfüllt, der offensive hingegen nicht.
Das Spielfeld auf
dem Betzenberg präsentierte sich am Samstag im Zustand eines
Golfplatzes - auf dem kurz vor dem Anpfiff noch ein Panzermanöver
stattgefunden hat. Oder wie es Jeff Saibene formulierte: „Wir haben
das schönste Stadion und den schlechtesten Platz der Liga“. Hier
werden natürlich gleich Erinnerungen an den Bundesligaabstieg 1996
wach, als unter anderem der miserable Rasen als einer der Gründe ausgemacht
worden war. Aktuell kann der Platzwart der Roten Teufel sicherlich
nicht mehr viel ausrichten. Ein neues Geläuf müsste her.
Fraglich ist, ob zu dieser Jahreszeit neuer Rollrasen überhaupt
ordentlich anwachsen kann.
Die gelbe
Gefahr: Schiedsrichter Michael Bacher
Innerhalb der
ersten vier Spielminuten „gelang“ es den Lauterern bereits zwei
gelbe Karten zu kassieren. Dass es am Ende des Spiels derer sechs
waren (die Verwarnung für Torwarttrainer Sven Höh ist hier noch
nicht einmal berücksichtigt), lag auch am Mann in gelbschwarz, der das
„mit-übertriebenem-Geschrei-zu-Boden-gehen“ von Kölner
Spielern zumeist umgehend mit gelbem Karton für den Lauterer
Gegenspieler ahndete, mit heftigen Folgen für den FCK. Dazu später
mehr. Ansonsten bot der Unparteiische eigentlich eine ordentliche
Leistung. Wobei dem 29-jährigen etwas weniger 'law-and-order-Attitüde'
wahrlich gut zu Gesicht stünde. Seine Saisonbilanz liest sich mit 52
gelben und 3 gelb-roten Karten in 11 Partien jedenfalls nicht so, als
wäre das Spiel am Samstag eine Ausnahme gewesen.
Hinten steht
die Null
Die Defensive
präsentierte sich gegen Köln solide. Sowohl das Innenverteidigerduo
Winkler und Kraus als auch Hlousek und Hercher auf den Außenbahnen
lieferten ein ordentliches Spiel und ließen hinten wenig zu.
Mittelfeldabräumer Tim Rieder stellte sich bei seinem Gegenspieler
Mike Wunderlich bereits in der ersten Minute mit einem rüden Foul
persönlich vor. Zurecht kassierte er hierfür die gelbe Karte und
war fortan gezwungen, sein gewohnt körperbetontes Spiel von Beginn an
einzuschränken, was ihm zum Glück auch gelang. Denn sämtliche
Alternativen auf seiner Position (Bachmann, Sickinger, Ciftci,
Bakhat) standen aufgrund von Verletzungen, Erkrankungen bzw. einer Rotsperre
noch nicht einmal im Kader.
Auch vorne
steht wieder einmal die Null
Die offensive
Viererreihe, bestehend aus Redondo, Ritter, Aydin und Hanslik, präsentierte sich
weitestgehend unkreativ. Auffälligster Mann war hier noch Marlon
Ritter. Der ehemalige Paderborner übernahm endlich mehr Verantwortung als
noch im letzten Jahr und zeigte sich auch erstmals in der
Defensive zweikampfstark. Wenn es nach vorne ging, dann meist über
ihn. Vor dem Tor traf Ritter jedoch noch zu häufig die falsche
Entscheidung, bzw. den Ball nicht perfekt. Dass er der beste
Fussballer in den Reihen der Roten Teufel ist, deutete er mehrfach
an. Er muss es in Zukunft allerdings noch deutlicher und
selbstbewusster zeigen.
Kenny Prince
Redondo möchte man manchmal zurufen, ob er sich eigentlich dessen bewusst ist, über welche Schnelligkeit er eigentlich verfügt. Auch gegen Köln war er wieder an guten
Offensivaktionen beteiligt, spielte jedoch genauso oft noch viel zu
unkonzentriert. Auf der rechten
offensiven Seite enttäuschte Daniel Hanslik abermals und wurde in
der zweiten Halbzeit durch einen hochmotivierten Marius Kleinsorge
ersetzt. Der ehemalige Meppener machte auf der Außenbahn ordentlich
Theater, scheiterte aber häufiger am matschigen Geläuf als an
seinen Gegenspielern. In der Form vom Samstag wäre er sicherlich
erste Wahl für einen Startelfplatz bei der nächsten Begegnung in
Verl, wenn er dort nicht gerade seine Gelbsperre absitzen müsste.
Einen Tag vor
seinem 21. Geburtstag gab Anil Aydin sein recht ordentliches
Saisondebüt auf der halbrechten Position, auf der er andeutete, dass der
Ball durchaus zu seinem engeren Freundeskreis zählt. Im zweiten
Durchgang tauschte er dann zunächst mit Ritter die Position, bevor
er durch Hendrik Zuck ersetzt wurde, dem weiterhin jegliche Konstanz
fehlt. Die rechte Offensivseite bleibt weiterhin eine Baustelle.
"Zimmer" frei
auf dem Betzenberg?
„Ein schneller
Mann für die offensive Außenbahn“, lautet das Anforderungsprofil,
nach dem die Lauterer Verantwortlichen aktuell auf dem Transfermarkt
fahnden. Nun ist der Kader des 1. FC Kaiserslautern bereits überdurchschnittlich
groß und wird durch Rückkehrer wie Ciftci, Bakhat und Sessa - die
allerdings allesamt zentrale Spieler sind - künftig auch noch
breiter. Wie der
Düsseldorfer Express vermeldet, hat der Ex-Lauterer Jean Zimmer
seinen Arbeitgeber Fortuna Düsseldorf um seine Freigabe gebeten, um
zum Betzenberg zurückzukehren. Der gebürtige Bad Dürkheimer,
Sternzeichen Kampfmaschine, Aszendent Pitbull Terrier, wäre vom
Spielertypus zweifellos eine Bereicherung, auch wenn er das
ausgeschriebene Profil nicht direkt erfüllt. Zimmers Stärken liegen
eher in der Defensive als in der Offensive. Allerdings könnte er,
gemeinsam mit Philipp Hercher oder Marius Kleinsorge, auch als
rechter Verteidiger, eine lauf-und kampfstarke Achse bilden.
Bleibt die Frage,
wie dieser Coup zu finanzieren wäre. Sollte Lucas Röser den Verein
noch in der Winterpause verlassen, wäre der Transfer sicherlich
machbar. Allerdings ist es schwer vorstellbar, dass ein Drittligist
für den ehemaligen Dresdner tief in die Tasche greifen will.
Höherklassige Vereine werden hier aus sportlichen, Regionalligisten aus
finanziellen Gründen abwinken. Eventuelle
Abgänge von Jonas Scholz (wird mit Homburg in Verbindung gebracht)
oder Mohamed Morabet könnten das Budget zwar entlasten, aber
sicherlich kein „Zimmer-Gehalt“ einsparen.
Rotieren oder
VERLieren
Der nächste
Gegner, der überraschend starke Aufsteiger SC Verl, hat am Dienstag
erst einmal sein Nachholspiel bei der Spielvereinigung Unterhaching
vor der Brust. Ob die Ostwestfalen deswegen am Samstag gegen den FCK personell
stark rotieren werden, ist lediglich anzunehmen. Bei den Lauterern
hingegen ist sicher: Marius Kleinsorge, Tim Rieder und Kenny
Redondo werden allesamt gelbgesperrt fehlen. Dafür sollten Hikmet
Ciftci, Nicolas Sessa, Jannik Bachmann und Carlo Sickinger wieder einsatzbereit sein.
Es ist
anzunehmen, dass Jeff Saibene die Abwehrformation unverändert lässt
und Ciftci und Sickinger im zentralen Mittelfeld starten. Offen
bleibt, wer auf der linken Mittelfeldposition Redondo ersetzen soll.
Andererseits: Solange bei den Roten Teufeln die Null nur hinten
steht, darf gerne auch der Platzwart sein Saisondebüt im
linken Mittelfeld geben. Das sollte allemal erfolgsversprechender für
ihn sein, als den Acker im Fritz-Walter-Stadion zu bearbeiten.
Quelle: Treffpunkt Betze