Diskussionsthema zum Artikel: Kommentar: Dem Fritz Walter sei Swoosh
Kommentar: Dem Fritz Walter sei Swoosh
Auch wenn es am Ende nicht zu einem Sieg reichte, bot der FCK gegen den Tabellenführer eine gute Leistung. Der Mannschaft fehlt ein befreiendes Erfolgserlebnis. Ein Kommentar.
Nach der Niederlage in Meppen wird FCK-Cheftrainer Jeff Saibene mit
den Worten „ich habe noch nie eine so ruhige Mannschaft gesehen“
zitiert. Eigentlich eine Bankrotterklärung für die gesamte
Kaderplanung, die doch gerade das Fehlen von Führungsspielern und
„echten Typen“ als Hauptmängel der letzten Saison ausgemacht
hatte.
Starker
Auftritt gegen den Tabellenführer
Unter Umständen war es
aber auch ein Griff in die Motivationskiste. Falls ja, dann mit
Erfolg: Gegen den Tabellenführer Hansa Rostock geben die Lauterer ab
der ersten Sekunde den Ton an, bestimmen mutig das Spiel und lassen
hinten kaum etwas zu. Jeder einzelne Spieler übernimmt Verantwortung
– das komplette Gegenteil vom Auftritt im Emsland. In der
ersten Halbzeit haben die Roten Teufel Hansa klar im Griff, der
zweite Durchgang wiederum ist ausgeglichen. Auch spielerisch ist es bis
zum gegnerischen Strafraum ansehnlich. Dort allerdings kommen die
Lauterer Flanken und Pässe zumeist nicht an, große Chancen
bleiben Mangelware. Gegen den Tabellenführer aus Mecklenburg-Vorpommern bietet
der FCK seine - nach dem 1:1 gegen Ingolstadt - zweitstärkste
Saisonleistung. Allerdings agieren die Roten Teufel im letzten
Drittel des Spielfeldes nicht zwingend genug, erspielen sich gegen
defensivstarke Rostocker letztlich zu wenige hochkarätige Torchancen
und warten damit weiterhin auf den ersten Saisonsieg. Läuferisch und
kämpferisch bietet die Truppe am Montag genau das, was sich der geneigte
Betze-Fan wünscht. Mut und Risikobereitschaft sind ebenfalls in
Ordnung und werden sich mit dem nächsten Erfolgserlebnis, sprich dem
ersten Saisonsieg, automatisch steigern. Wenn er denn endlich kommt.
Hansa Rostock
hingegen spielt genauso, wie man als Tabellenführer der 3. Liga
spielen sollte: Hinten kompakt und vorne auf Chancen lauernd, die aus
Fehlern resultieren. Obwohl den Mecklenburgern auf dem Betzenberg in
der Offensive wenig gelingt - weil der FCK auch wenig zulässt - wartet das
Team geduldig auf seine Chancen und wird fast belohnt: In der
85. Minute vereitelt Marius Kleinsorge erst mit einer Notbremse die
Großchance von Hansa-Stürmer Korbinian Vollmann. In der
Nachspielzeit unterbricht Schiedsrichter Tobias Schultes den
laufenden Gästekonter mit dem Schlußpfiff. Auch wenn ein Rostocker
Sieg nicht wirklich verdient gewesen wäre: Wer in die zweite Liga
aufsteigen will, spielt genauso wie Hansa.
Saibene bringt
das Team immer wieder in die Spur
Weiterhin haben
die Männer in rot immer noch unerklärliche Leistungseinbrüche, die
selbst einen erfahrenen Trainer wie Jeff Saibene mitunter ratlos
machen. Dem furchtbaren Fußball der ersten Halbzeit in Wiesbaden
sowie im Derby gegen Mannheim folgen jeweils deutliche
Halbzeitansprachen des Coaches. In der Folge spielt das Team auf
einmal um Klassen besser. Dem aus Saibenes Sicht Saisontiefpunkt
mit dem 2:3 beim Abstiegskandidaten SV Meppen folgt nun das starke
Match gegen Rostock, bei dem der Tabellenführer klar in Schach
gehalten wird. Nachvollziehen lassen sich die extremen
Leistungsschwankungen bisher nicht. Wie die oben genannten Beispiele
allerdings zeigen, scheint Saibene mit seiner klaren, ruhigen und
authentischen Art sehr wohl auch innerhalb eines Spiels erfolgreich
Einfluss auf die Mannschaft nehmen zu können. Eine Eigenschaft, die sein
Vorgänger letztlich nie wirklich nachweisen konnte. Schöner wäre
allerdings, wenn der Luxemburger sein Team nicht ständig an Basics
wie Kampf und Laufbereitschaft erinnern müsste.
Genug Ausfälle
für eine ganze Saison
Wie schon bei
seinem Vorgänger Boris Schommers verhindern ständige
Personalausfälle auch bei Jeff Saibene, dass sich die zu
Saisonbeginn neu zusammengestellte Mannschaft endlich einspielt. Mit
Alexander Winkler, Nicolas Sessa, Anas Bakhat, Dominik Schad und
Lukas Gottwalt hat der Verein nunmehr fünf Langzeitverletzte, von
denen lediglich die beiden Erstgenannten kurzfristig wieder zur
Verfügung stehen werden. Hinzu kommen immer wieder Ausfälle durch
kleinere Verletzungen oder Sperren (Skarlatidis, Ciftci, Pourié,
Kleinsorge, Bachmann, Sickinger). Auf eine Saison gesehen klingt das
erst einmal unspektakulär. Bedenkt man allerdings, dass erst acht
Partien gespielt sind, so entspricht das einer wirklich heftigen Verletztenmisere.
Zudem stießen Kenny Prince Redondo und Daniel Hanslik erst kurz vor
dem 3. Spieltag zum Kader. So gesehen ist klar, dass keiner der beiden
Trainer bisher überhaupt die Chance hatte, seine optimale erste Elf
in diesem neu formierten Kader zu finden. Nach und nach scheint
Saibene seine Wunschelf zu formieren.
Stammkräfte
gesucht
Die Abwehrreihe stellt
sich bisher noch von alleine auf. Mit dem baldigen Saisondebüt
von Alexander Winkler, der eigentlich als Abwehrchef verpflichtet
wurde, gibt es nun allerdings neue Variationsmöglichkeiten: Rückt
der Ex-Hachinger in die Startelf, müsste eventuell der
kopfballstarke Kevin Kraus weichen, dessen Defizite in Sachen Spielaufbau
und Schnelligkeit in dieser Saison schon des Öfteren aufblitzten.
Dass der spielstarke Kapitän Carlo Sickinger statt Kraus auf der
Bank Platz nimmt, erscheint weniger wahrscheinlich. Allerdings könnte
Sickinger seine alte Sechserposition wieder einnehmen, was auch davon
abhängt, ob im Mittelfeld mit Doppelsechs gespielt wird. Bei nur
einem defensiven Mittelfeldspieler bliebe sicherlich Tim Rieder
gesetzt. Phillipp Hercher - in Meppen noch ein Nervenbündel - zeigte
gegen Rostock auf der rechten Abwehrseite eine starke Leistung. Und
auch Adam Hlousek hat sich auf dem linken Flügel als feste Größe
etabliert.
Beim Spiel am
Montagabend erobern Tim Rieder und Hikmet Ciftci im defensiven
Mittelfeld immer wieder die Bälle und bringen Struktur ins Lauterer
Spiel. Mit wachsender Spielpraxis könnte gerade Ciftci das bisher
fehlende Bindeglied zwischen Mittelfeld und Angriff werden. Zu oft
hängt Angreifer Marvin Pourié hier noch in der Luft oder muss sich
alleine gegen mehrere Gegenspieler behaupten - was ihm tatsächlich
auch gar nicht so selten gelingt. Als klassischer Zehner wurde
Nicolas Sessa aus Aue verpflichtet und könnte hier schon bald eine
kreative Bereicherung darstellen und das Vakuum füllen. Gerade im
offensiven Mittelfeld, in dem zuletzt häufig eine Viererreihe hinter
Stürmer Pourié auflief, wechseln die Spieler derzeit noch im
Wochenrhythmus. Marlon Ritter ist hier bisher die einzige Stammkraft
und bekommt Woche für Woche neue Mitstreiter: Hanslik,
Morabet, Skarlatidis, Zuck, Redondo, Kleinsorge und Gözütök haben
sich bisher allesamt präsentiert, wobei Daniel Hanslik, der
immer mal wieder in die Spitze geht, wohl die größten
Stammelfchancen haben dürfte. Stürmer Elias Huth hat im derzeitigen
4-1-4-1 keinen Platz in der ersten Elf. Mit einer Umstellung auf
ein 4-4-2 (oder einem ersten Saisontreffer) könnte sich das aber auch
schnell ändern.
Grundsätzlich
hat der FCK diese Saison eine Mannschaft auf dem Feld, die deutlich
besser kicken kann als die der beiden Vorjahre. Mit einer
Leistungsbereitschaft wie gegen Rostock sollte sie schon bald zur
tabellarischen Aufholjagd ansetzen. Am besten mit einem Sieg in
Zwickau.
Zu Ehren des
Ehrenspielführers
Anlässlich des
100. Geburtstags von Fritz Walter hatte der 1. FCK eigentlich eine
große Gala geplant. Diese fiel jedoch coronabedingt ins Wasser,
sodass letztlich von Vereinsseite keine Veranstaltung mehr anstand.
Dem DFB war der Ehrentag seines ersten Ehrenspielführers, nebenbei
Kapitän der ersten deutschen Weltmeisterelf, auch kein Event wert.
An der Otto-Fleck-Schneise in Frankfurt legt man ohnehin mehr Wert
auf den 5. Stern beim Hotel als auf den Stern beim Trikot der
Nationalelf.
Dass es letztlich doch kein trauriger Geburtstag wurde, lag an einem
guten Dutzend FCK-Freunden, die sich dachten, dass man den Ehrentag
des „Erfinders von Kaiserslautern“ auf jeden Fall feiern muss.
Gemeinsam mit FCK-Sponsor Harry Layenberger, der im letzten Jahr den
Nachlass Walters aufkaufte und damit vor der Versteigerung
rettete, organisierte die Gruppe in liebe- und mühevoller
ehrenamtlicher Arbeit eine Veranstaltung in der Kaiserslauterer
Fruchthalle. Neben der Ausstellung der Exponate des Ehrenspielführers
gab es auch eine Abendveranstaltung, u.a. mit ehemaligen FCK-Größen
wie Andy Buck und Axel Roos. Dies geschah ohne jede Unterstützung
des FCK, von dessen Seite auch kein Offizieller dort gesehen wurde.
An dieser Stelle ein großes 'Dankeschön!' an die FCK-Fans, die diese
unglaubliche Aktion in die Hand genommen und so großartig umgesetzt
haben!
So ganz untätig
blieb der Verein jedoch auch nicht: Um den Ehrenspielführer beim
Match gegen Rostock hochleben zu lassen, wurde das Konterfei Fritz
Walters auf den Rasen gemäht. Zusätzlich gab es ein
Sondertrikot zu erwerben: Das bordeauxrote Jersey mit historischem
Logo und rot-weißem Längststreifen soll an die Zeiten der Walter-Elf
erinnern. Allerdings hat
es einen kleinen, ähm ... Haken: Der weiße „Swoosh“. Das
Logo des Lauterer Trikotsponsors Nike wirkt auf dem Retrotrikot
leider komplett deplatziert. Fritz Walters Karriere war längst
beendet, als die Firma Nike gegründet wurde. Im europäischem
Fußball engagieren sich die Amerikaner ohnehin erst seit den 80er
Jahren. Weniger 'retro' geht also kaum. Nun ist es logisch, dass
niemand anderes als der aktuelle Trikotsponsor für solch eine
Sonderauflage in Frage kommt, jedoch hätte man den „Swoosh“
zumindest farblich dezent halten können. Dennoch ist es ein wirklich schickes Shirt geworden. Als Lauterer ist man ja schon
froh, wenn das eigene Trikot weder orangefarben ist, noch ein
Rallyemuster enthält.
Quelle: Treffpunkt Betze