Beiträge von Thomas

    Diskussionsthema zum Artikel: Alex Winkler: „Habe vorgelebt, dass Lautrer niemals aufgeben!“


    Alex Winkler: „Habe vorgelebt, dass Lautrer niemals aufgeben!“

    Drei Fragen, drei Antworten: Im heutigen Dreierpack spricht der ehemalige Lautrer Alex Winkler über seine beiden Jahre in der Pfalz und die darauffolgende Zeit der Vereinslosigkeit.


    Alexander Winkler ist in der 3. Liga durchaus ein bekanntes Gesicht. Weit über 100 Mal schnürte er bereits die Schuhe in Deutschlands dritthöchster Spielklasse. Nach in Summe neun Jahren bei der SpVgg Unterhaching wechselte er im Sommer 2020 an den Betzenberg. Das Ziel war klar: Der Aufstieg sollte gelingen. Nach einer katastrophalen ersten Saison gelang dies schließlich im vergangenen Mai. Im Anschluss wurde dem bodenständigen Verteidiger allerdings kein neuer Vertrag angeboten.

    Höhen und Tiefen in Kaiserslautern


    Treffpunkt Betze: Alex, insgesamt hattest du in deinen zwei Jahren beim 1. FC Kaiserslautern sehr wechselhafte Zeiten - sowohl du persönlich als auch das Team haben sportlich extreme Höhen und Tiefen erlebt. Nach der desaströsen Spielzeit 2020/2021 warst du vor Beginn der Aufstiegssaison im Grunde schon aussortiert, hast phasenweise nicht mehr mit dem Team trainieren dürfen. Trotzdem bist du geblieben und hast dir sogar einen Stammplatz erkämpft. Wie blickst du insgesamt auf die Zeit in Kaiserslautern zurück?


    Alexander Winkler: Ich glaube, dass die Zeit in Kaiserslautern ein bisschen meine ganze Karriere widerspiegelt, mit allen Höhen und Tiefen. Ich bin oft hingefallen, aber dann immer wieder aufgestanden. Dieses „Lautrer geben niemals auf“ habe ich vorgelebt und gezeigt, dass das bei mir nicht nur irgendein Slogan ist, sondern wirklich von innen herauskommt. Am Ende war der Aufstieg natürlich ein absoluter Höhepunkt, mit dem ich auch ein großes persönliches Ziel erreicht habe. Ich hatte mich, bevor ich zum FCK gekommen bin, sehr viel informiert und viele Videos von der Westkurve oder Fan-Märschen angeschaut. Da habe ich gesehen, wie die Fans im Tunnel vor dem Betzenberg „Wir wollen wieder in die erste Liga!“ gerufen haben. Das hat sich bei mir so verankert, dass ich mir gesagt habe: Wenn wir wirklich aufsteigen, werde ich das selbst anstimmen! Dieses Vorhaben habe ich dann auch bei der Aufstiegsfeier in die Tat umsetzen können, sodass sich für mich noch dieser kleine Wunsch erfüllt und sich insgesamt ein Kreis geschlossen hat.

    „Identifikation spielt eine große Rolle“


    Treffpunkt Betze: Im Sommer konntest du dann aber keinen neuen Verein finden und warst ein halbes Jahr lang vereinslos, bis du nun beim Halleschen FC unterschrieben hast. Wie kam es zu dieser längeren Pause und wieso kam ein Engagement bei der SV Elversberg, bei der du dich fitgehalten hast, nicht zustande?


    Alexander Winkler: Es gab natürlich Gespräche mit verschiedenen Vereinen, aber nichts, was mich zu 100% überzeugt hat. Ich bin so ein Mensch, der dann lieber auf das Richtige wartet, anstatt etwas nur halbherzig zu machen. Bei mir spielt das Thema „Identifikation“ eine große Rolle. In diesem Fall kann ich mich mit der Aufgabe in Halle sehr gut identifizieren und freue mich sehr, dass das geklappt hat.


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    In Elversberg war das zuvor von Anfang so kommuniziert worden, dass ich mich lediglich dort fit halte. Insofern war das kein Thema für mich. Ich bin Elversberg aber sehr dankbar, dass das funktioniert hat und ich über einen langen Zeitraum trotz Vereinslosigkeit Mannschaftstraining hatte. Ich habe jetzt aber in Halle eine gute Aufgabe, auf die ich mich sehr freue. Der Trainer, André Meyer*, hat mich direkt kontaktiert und mir erzählt, was für eine Art Fußball er spielen lassen möchte. Er sieht mich als Abwehrchef, was genau dem entspricht, was ich sportlich gesucht habe.

    Teamerfolg steht über allem


    Treffpunkt Betze: In Halle hast du nun bis Sommer 2024 unterschrieben. Was sind dort deine kurz- und mittelfristigen Ziele, sowohl als mit dem Team als auch für dich persönlich?


    Alexander Winkler: Kurzfristig ist für mich extrem wichtig, einfach wieder zu spielen, da ich jetzt ja ein halbes Jahr raus war. Da fehlt mir gerade etwas die Spielpraxis, aber ich glaube, dass ich das mit meiner Erfahrung wettmachen kann. Es hat im ersten Spiel in Essen schon gut funktioniert und ich denke, dass ich Spiel für Spiel immer etwas besser werde und der Mannschaft helfen kann. Das sportliche Ziel für das Team ist natürlich erstmal, in dieser Saison die Liga zu halten und dafür möglichst schnell die entsprechenden Punkte zu holen. Die nächste Saison ist Stand jetzt noch Zukunftsmusik und zweitrangig. Aber natürlich haben wir uns gemeinsam mit dem Verein vorgenommen, dass es deutlich besser läuft als in dieser Spielzeit - vor allem, dass man mit dem Abstieg nichts zu tun hat.


    Auch ich persönlich möchte sportlich den nächsten Schritt gehen. Die Rolle hinten in der Dreierkette in der Mitte gefällt mir sehr gut, das habe ich in Unterhaching auch schon gespielt. Beim FCK war ich meistens eher links aufgestellt mit Krausi im Zentrum und Boris rechts. Ich würde aber behaupten, die Position in der Mitte der Dreierkette liegt mir am meisten, so dass ich der Mannschaft von dort aus am besten helfen kann. Grundsätzlich ordne ich aber immer alles dem Erfolg der Mannschaft unter und spiele natürlich dort wo mich der Trainer aufstellt und ich gebraucht werde.


    Quelle: Treffpunkt Betze


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    * Das Interview wurde am 20. Januar geführt wurde und somit vor den letzten beiden Niederlagen des HFC sowie vor der Entlassung von André Meyer.

    Diskussionsthema zum Artikel: Streitpunkt Pyrotechnik: Die Kurve muss brennen – aber sicher!


    Streitpunkt Pyrotechnik: Die Kurve muss brennen – aber sicher!

    Pyrotechnik sieht beeindruckend aus, ist jedoch nicht ungefährlich und kostet den FCK deftige Strafen. Im Streit prallen Welten aufeinander. Welchen Standpunkt vertreten dabei Betze-Fans?


    Am 06. Januar wurde der 1. FC Kaiserslautern wieder einmal zu einer Geldstrafe verurteilt: 20.400 Euro musste der FCK für die vielen beim Auswärtsspiel im Hamburg gezündeten Feuerwerkskörper blechen. Nur wenige Tage später folgte eine weitere Geldstrafe in Höhe von 34.000 Euro. Sanktioniert wurde der Einsatz von Rauchtöpfen, bengalischen Feuern und pyrotechnischen Gegenständen. Es wird gewiss nicht die letzte Sanktion dieser Art bleiben. Gleichzeitig erinnern Bilder wie beim Derby gegen den KSC, als nahezu die gesamte Westkurve rot leuchtete, an das legendäre 3:1 gegen den FC Barcelona aus dem Jahr 1991.


    Doch Pyrotechnik polarisiert. Wie geht der Verein mit den bengalischen Feuern um? Und wie blicken die Fans der Roten Teufel auf die Thematik? Treffpunkt Betze Redakteur Thomas nimmt eine Bestandsaufnahme vor und begibt sich auf Kompromisssuche.

    Pyrotechnik: Eine ewige Debatte


    Es gibt wenige Themen, die sich so konstant in den Debatten rund um Fußballspiele erhalten wie Pyrotechnik. Medien kritisieren diese zwar sehr häufig als verboten und gefährlich, werben dann allerdings gerne mit den Aufnahmen glühender Kurven, um die Einschaltquoten für das nächste Topspiel zu erhöhen. Diese Doppelmoral steht symbolisch für das Dilemma, in dem sich auch viele Fußballfans befinden: Potenzielle Gesundheitsgefährdung vs. tolle Choreografien und verbesserte Stimmung.


    Wichtig ist bei diesem Themenkomplex eine saubere begriffliche Trennung, deshalb sei vorangeschoben: Pyrotechnik ist grundsätzlich zwar ein Überbegriff für alle möglichen Feuerwerksgegenstände. Im Laufe dieses Artikels wird der Begriff – wie im Fußball häufig praktiziert – lediglich synonym für Objekte mit Licht- und Nebelwirkungen (auch: bengalische Feuer) verwendet und damit gezielt von Raketen und Böllern abgegrenzt.

    Mehrheit der befragten FCK-Fans befürwortet Pyro-Shows


    Um einen umfassenderen Überblick darüber zu bekommen, wie das Meinungsbild der FCK-Fans zum Thema Pyrotechnik ausfällt, führte Treffpunkt Betze eine Umfrage durch, an der sich rund 1500 Personen beteiligten. Der Tenor scheint hierbei zunächst recht eindeutig zu sein: 82% (1.171 Stimmen) sprechen sich grundsätzlich für den Einsatz von Pyrotechnik aus. Etwas ausgeglichener fällt das Resultat aus, wenn man die Befragten nach soziodemografischen Merkmalen unterscheidet. Unter den Männern sind nur 17% (199 von insgesamt 1206 befragten Männern) prinzipiell dagegen, bei den Frauen hingegen 28% (63 von ingesamt 222 befragten Frauen). Zusätzlich fällt auf, dass Fans, die Spiele primär im Stadion (9% gegen Pyrotechnik) und Fans, die Spiele primär im TV verfolgen, (52% gegen Pyrotechnik) sehr unterschiedlich auf das Thema blicken. Dies könnte damit zusammenhängen, dass Fans vor Ort die Wirkung von Pyrotechnik auf die Stimmung anders wahrnehmen als der Fan auf der heimischen Couch. Und es könnte damit zusammenhängen, dass vor dem Fernsehgerät eher das Spiel und weniger die Stimmung eine Rolle spielt - und damit gleichzeitig die Argumente gegen Pyrotechnik in den Vordergrund treten.


    Besonders deutlich werden die Unterschiede außerdem bei einer altersbasierten Differenzierung: Befragte, die jünger als 45 Jahre sind, sprechen sich nur zu 12% (131 Stimmen) gegen Pyrotechnik aus. Bei den Fans, die mindestens 45 Jahre auf dem Buckel haben, sind es hingegen 42% (130 Stimmen) - ab einem Alter von 55 Jahren sogar 55% (76 Stimmen). Gut möglich, dass genau diese Alterskohorte in den 80er und 90er Jahren dies noch etwas anders gesehen hat.

    Bedeutung und Symbolik von Pyrotechnik


    Damals waren die Fans des 1. FC Kaiserslautern in einer Vorreiterrolle, denn brennende Kurven kannte man zu dieser Zeit primär aus Italien. Aus jener Zeit stammt der weit über Stadtgrenzen hinaus bekannte Slogan: „Der Betze brennt“. Und wäre der Betze noch immer der Betze, wenn er nicht mehr brennen würde? Eine Unterdrückung der Pyrotechnik gefährdet den Erhalt einer langen Tradition, welche vielen Stadionbesuchern und Stadionbesucherinnen einen großen emotionalen Mehrwert bietet. Doch heutzutage wird der Einsatz von Pyrotechnik in Fußball-Deutschland durchaus kritischer gesehen. Während man beim FCK die Strafen meist noch sehr kleinlaut akzeptiert und nicht zuletzt aufgrund der Historie der Pyrotechnik wahrscheinlich nicht gänzlich abgeneigt ist, distanzieren sich manche Vereine wie der SC Paderborn ausdrücklich von solchen Aktionen und rufen sogar dazu auf, bei der Suche nach den Tätern mitzuhelfen.


    Wie bereits angedeutet lässt sich aus den Umfrageergebnissen ein möglicher Generationenkonflikt ableiten. Auch wenn es bengalische Feuer auf dem Betze bereits vor den ersten Ultra-Bewegungen gab, hat sich der Einsatz trotzdem schnell zu einem Teil der Ultra-Kultur entwickelt – und somit ebenso zum Teil einer Jugendkultur. Spektakuläre Pyro-Aktionen bringen in der Ultra-Szene viel Respekt ein. Zum einen durch das martialische Bild, das geschaffen wird - zum anderen auch vielleicht gerade deshalb, weil Pyrotechnik verboten ist und somit auch etwas Rebellisches mit sich bringt. Rebelliert wird dabei auch sinnbildlich gegen die immer weiter voranschreitende Kommerzialisierung des Fußballs und den DFB als Treiber dieser Entwicklung, in dessen Wertevorstellungen von einem familienfreundlichen Image derartige Aktionen nicht passen.


    Der Journalist Nico Heymer bezeichnet in einem Beitrag aus der ZDF-Dokureihe „frontal“ Pyrotechnik als ein „Symbol für Emotion und Tradition sowie den echten, ehrlichen Fußball“. Dies deckt sich mit den in der Umfrage von FCK-Fans genannten Argumenten: Der enge Zusammenhang von Pyrotechnik mit der Fankultur, die schöne Optik der Choreografien sowie der Einfluss auf die Stimmung in der Kurve rechtfertigen ihrer Meinung nach das Abbrennen der Fackeln. In vielen anderen Medien hingegen dienen die Video-Aufnahmen eher als Symbol für Hooliganismus und Krawall, obwohl vor allem ersteres damit nicht viel zu tun hat.


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    Pyrotechnik ist nicht ungefährlich


    Eines lässt sich allerdings definitiv nicht leugnen: Pyrotechnik ist – bei unsachgemäßem Gebrauch – gesundheitsgefährdend. Die Fackeln werden in ihrem Inneren bis zum 2000⁰C heiß und können daher heftige Verbrennungen verursachen. Zur Wahrheit gehört aber, dass solch schwere Unfälle äußerst selten sind. Laut der Zentralen Informationsstelle Polizeieinsätze (ZIS) besuchten in der Saison 2021/2022 in den drei deutschen Profiligen etwa 12 Millionen Menschen die verschiedenen Stadien, wobei lediglich 31 Personen durch Pyrotechnik verletzt wurden. Ein Anteil von 0,00026%. Die absolute Zahl ist nicht zu verharmlosen. Dennoch sollten weiterhin alle Bemühungen unternommen werden, damit diese Zahl weiter sinkt. Nichtsdestotrotz ist Fakt, dass schwere Verletzungen eine extreme Seltenheit darstellen. Solange die Bengalos in der Kurve bleiben, nicht im Familienblock gezündet oder auf das Spielfeld geworfen werden, ist eine Gefährdung anderer - im Sinne von Verbrennungen - oder des „Familienpublikums“, welches der primären Zielgruppe des Deutschen Fußball Bundes entspricht, eher ausgeschlossen. Reizungen von Augen, Nasenschleimhäuten oder Atemwegen ist hier explizit nicht inbegriffen. Dieses Risiko bleibt per se vorhanden und ist nicht von der Hand zu weisen.

    Strafenmodell ohne Wirkung


    Dennoch ergibt sich aus der Umfrage, dass die potenzielle Gesundheitsgefährdung gar nicht das Hauptargument der Pyro-Gegnerinnen und -gegner ist. Es sind vielmehr die hohen Strafen, die der Verein an den DFB überweisen muss. In der abgelaufenen Spielzeit waren das – trotz teilweise noch vorhandener Zuschauerbeschränkungen – etwa 3 Millionen Euro, die der DFB bei den Vereinen eingetrieben hat. Die Meinung von 70% der Befürworterinnen und Befürworter aus der Umfrage beeinflussen diese Sanktionen allerdings überhaupt nicht. Die Art der Bestrafung ist ohnehin auch juristisch zu hinterfragen, da ein ganzer Verein für das Handeln einzelner Personen bestraft wird. Der Bundesgerichtshof wertet die Geldstrafen allerdings gar nicht als Bußgelder für bereits geschehene Taten, sondern als reine Präventivmaßnahmen – und das, obwohl sich die Höhe der Strafe immer konkret aus bereits abgebrannten Fackeln aufsummiert. Das klingt von außen betrachtet zumindest wie ein Widerspruch.


    Des Weiteren dienen die Sanktionen teilweise gar nicht als Abschreckung, sondern vielmehr als Motivation. Der Dresdner Philipp Winskowski kam in seiner Doktorarbeit zum Thema „Geldstrafen für Pyrotechnik“ nach einigen Gesprächen mit Vertretern aktiver Fanszenen zu der Erkenntnis, dass manche sogar „gerne Randalemeister werden wollen“ und gegen Ende einer Saison gezielt gegen die Regeln verstoßen, um andere Fanszenen in der Strafen-Tabelle noch zu überholen. Die Sinnfreiheit dieser Motivation mal außen vor, zeigt dieses Beispiel doch umso mehr auf, dass die Abschreckungsversuche der Verbände ins Leere gehen und teilweise sogar kontraproduktiv sind.


    Eine Reduzierung der Strafen für den Verein wäre zwar ein guter Schritt, um manche kritische Stimmen zu überzeugen, allerdings ein ebenso unwahrscheinlicher. Zudem ist in diesem Kontext der positive Marketing- bzw. Image-Effekt, den tolle Pyro-Shows für einen Verein haben, nicht zu unterschätzen. Bilder der Pyro-Choreografien sehen spektakulär aus, werden daher vor allem in den sozialen Medien schnell und weit verbreitet und ziehen somit viel Aufmerksamkeit auf den Verein. Tatsächlich ist nicht auszuschließen, dass dieser Effekt den finanziellen Aufwand, der durch Geldstrafen entsteht, überwiegt, da solche Aktionen zu mehr Begeisterung für den Verein und somit indirekt bspw. zu mehr Fanartikel- oder Ticket-Verkäufen führen können. Nähere Untersuchungen dazu gibt es allerdings nicht.

    Kompromisssuche


    Ob man es gut findet oder nicht: Pyrotechnik ist seit vielen Jahren Teil der Fußballkultur und wird auch nicht mehr verschwinden, da der DFB und auch die Polizei mit ihrem Latein am Ende zu sein scheinen. Die hohen Geldstrafen halten die Fans nicht vom Zündeln ab. Direkte Festnahmen der Täter im Block sind praktisch nicht umsetzbar, da sie schnell zu einer Massenpanik führen können. Diese ist natürlich unbedingt zu vermeiden, wenn mitten im Block extrem heiße Fackeln brennen. Das Filmen der Blöcke wird hingegen teilweise bereits praktiziert, aber auch hier finden Fans Wege, eine eindeutige Identifikation ihrer Person zu umgehen.


    Umso wichtiger ist es, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Nur wenn man Pyrotechnik als Bestandteil der Fußball- und Fankultur akzeptiert, ist es möglich, konstruktiv an einer nachhaltigen Lösung zu arbeiten. Dazu gehört allerdings ebenso eine Zusage der Ultra-Gruppen, zukünftig auf das Zünden von Böllern oder das Abschießen von Raketen zu verzichten, da letztere in der Vergangenheit teilweise sogar gezielt als Waffe eingesetzt wurden. Solche Aktionen sind nicht nur asozial und äußerst gefährlich, sie schaden ebenso der Debatte um eine mögliche Legalisierung schöner und Pyrotechnik enthaltender Choreografien. 2010 hatte ein Bündnis der größten Ultra-Gruppen Deutschlands in Gesprächen mit den Verbänden genau diesen Kompromissvorschlag eingebracht - unter der Prämisse, dass von der Gegenseite Zugeständnisse für bengalische Feuer gemacht werden würden. DFL und DFB brachen die Gespräche allerdings ab, schlossen ein legales Abbrennen der Fackeln kategorisch aus und blockieren damit bis heute die Lösung des Konflikts. Die Verbände müssen endlich einen Schritt auf die Fanszenen zugehen, beispielsweise mit einer Duldung von Pyrotechnik in bestimmten und klar definierten Zonen des Fanblocks. So könnte gewährleistet werden, dass die Kurve auch in Zukunft brennt – und das noch sicherer als bisher.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Simpel, aber effektiv: Das Erfolgsrezept der Roten Teufel


    Simpel, aber effektiv: Das Erfolgsrezept der Roten Teufel

    Unter Dirk Schuster hat der FCK eine enorme Entwicklung vollziehen können. Das ist natürlich kein Zufall. Was sind die entscheidenden Faktoren des Erfolgs?


    Der 1. FC Kaiserslautern hat eine fantastische Hinrunde gespielt und sich mit dem letzten Spiel des Jahres sogar auf den 4. Tabellenplatz vorgeschoben. Eine Leistung, die so wohl niemand prognostiziert hätte. Doch ist diese Platzierung auch verdient? Kann Schusters famose Zeit in Darmstadt als Blaupause für den FCK dienen? Und was zeichnet den Spielstil der Roten Teufel aus, der zu diesem aktuellen Zwischenerfolg führte? Eine datenbasierte Analyse.

    Rote Teufel mit klarer Achse in bekannter Anordnung


    Will man die Spielweise und das Auftreten einer Fußballmannschaft analysieren, fällt der erste Blick meist auf die Grundformation. In aller Regel lässt Dirk Schuster seine Männer im 4-2-3-1-System auflaufen, welches sich in den 2000er-Jahren zunehmend etabliert hat. In dieser Formation (oder in leichter Abwandlung im 4-4-2 mit hängender Spitze) feierte Schuster vor einigen Jahren den größten Erfolg seiner Trainerlaufbahn, als er mit Darmstadt von der dritten in die erste Liga durchmarschierte und dort auch noch sensationell die Klasse hielt. Ein großer Vorteil dieser Formation: Jeder Spieler hat sie schon mehrmals gespielt, die meisten sind wahrscheinlich sogar damit aufgewachsen und kennen daher viele Abläufe aus dem Effeff. Komplizierte Positionswechsel oder ungewohnte Halbraumbesetzungen finden in dieser Grundordnung nur selten statt.


    Logischerweise ist jedoch auch die passende Besetzung der elf vakanten Positionen entscheidend. Aus einem großen Kader einzelne Spieler hervorzuheben ist nicht einfach und auch nicht immer gerecht. Jeder Akteur hat einen Anteil am aktuellen Erfolg - selbst diejenigen, die kaum oder gar nicht zum Einsatz kamen. Ein objektiver Indikator, der für die Bewertung der Rolle eines Spielers im Team herangezogen werden kann, ist die Spielzeit, die ihm vom Trainerteam vergönnt wird. Hier fallen neben Boris Tomiak, der als einziger Spieler jede Minute absolvierte, Marlon Ritter, Andreas Luthe, Erik Durm und Terrence Boyd auf. Sie bilden das Grundgerüst für ein funktionierendes Kollektiv, das in der Hinserie sehr viel richtig gemacht hat.

    Lautrer Passivität bis zur gefährlichen Zone


    Viel wichtiger als die Formation auf dem Papier ist allerdings das tatsächliche Auftreten des Teams. Ein 4-2-3-1 kann sowohl defensiv als auch offensiv interpretiert und umgesetzt werden. In diesem Fall passiert tendenziell ersteres, denn kein Team der Liga spielt ein weniger intensives Pressing als der FCK, wofür zwei Kennzahlen ausschlaggebend sind: Vor allem der PPDA-Wert besitzt eine große Aussagekraft. Er gibt an, wie viele Pässe das gegnerische Team spielen „darf“, bevor eine Defensivaktion erfolgt (Passes Per Defensive Action). Der Wert der Roten Teufel liegt hier bei 15,2 und damit am höchsten im Vergleich mit der gesamten Liga-Konkurrenz. Die zweite für die Bewertung von Pressingintensität relevante Kennzahl ist die „Challenge Intensity“, welche die „Defensivaktionen pro Minute gegnerischen Ballbesitzes“ misst. Der FCK kommt hier auf 4,7 – und damit wiederum auf den niedrigsten Wert der Liga. Passend dazu wird der Ball pro Spiel nur 3,4 Mal im letzten Drittel erobert – Platz 15. Gegen den Ball könnte die Roten Teufel also kaum passiver auftreten. Allerdings lässt sich daraus nicht ableiten, dass gegnerische Teams überdurchschnittlich häufig gefährlich vor das Tor der Lautrer kämen. Tatsächlich beißt der FCK oft genau im richtigen Moment zu: Im Vergleich mit allen Mannschaften der letzten vier Zweitliga-Saisons gehören die Pfälzer zu den besten fünf Prozent in Hinsicht auf gegnerische „Penalty Area Entries“ - also wie häufig sich die gegnerischen Akteure bis in den Strafraum kombinieren oder in ihn hineindribbeln können. Die Lautrer verdichten den Raum vor dem eigenen Sechzehner also derart gut, dass es dort kaum ein Durchkommen gibt.


    Mit 23 Gegentreffern stellt der 1. FC Kaiserslautern grundsätzlich eine für einen Aufsteiger gute Verteidigung. Der Erwartungswert für Gegentore liegt bei 23,4 (xG-against) und damit sehr nah am realen Wert, sodass sich nicht behaupten lässt, der FCK hätte viel Glück bei gegnerischen Torabschlüssen gehabt. Ebenso hatten die Lautrer in der Hinrunde keinen Torwart, der stark überdurchschnittlich performte. Andreas Luthe strahlt zwar viel Ruhe aus und bringt unter dem Strich gute Leistungen, den Wert der erwarteten Gegentore nach Schüssen, die auch wirklich auf sein Tor kamen (xGOT bzw. xGC), konnte er allerdings nur leicht unterbieten. Außerdem muss er bei Torversuchen des Gegners oft gar nicht eingreifen, da in der 2. Liga nur drei Teams mehr Schüsse pro 90 Minuten abblocken als die Hintermannschaft der Roten Teufel (3,3).


    Außerdem spannend: Mit nur neun Fouls pro Spiel stellt der 1. FC Kaiserslautern das fairste Team der Liga. Das ist angesichts des großen Einsatzes und des mitunter provokanten Gebarens von Spielern wie Marlon Ritter oder Jean Zimmer durchaus überraschend.

    Höchste Zielstrebigkeit bei ausbaufähiger Präzision im Passspiel


    Neben allen Defensivqualitäten braucht es zum Erfolg gleichermaßen ein schlüssiges Offensivkonzept und vor allem eine gelungene Umsetzung dessen. Dass die Pfälzer unter Schuster (wie auch schon unter Antwerpen) auf wenig Ballbesitz setzen, ist hinlänglich bekannt. In dieser Spielzeit sind es bisher 39,5%, was nur von Mitaufsteiger Eintracht Braunschweig unterboten wird. Doch mittlerweile sollte ebenso bekannt sein, dass Ballbesitz isoliert betrachtet kein Qualitätsmerkmal oder ein Indikator für gefährliches Offensivspiel ist. Vielmehr kommt es darauf an, wie zielstrebig eine Mannschaft mit dem Ballbesitz umgeht und auf welche Art und Weise sie Chancen generieren kann.


    Bei einem ersten Blick auf die Daten ließe sich vermuten, der FCK hätte hierbei große Probleme. Die Passquoten bei Bällen ins letzte Drittel (59,3%) und bei progressiven Pässen (69,2%) sind erschreckend schwach. Die generell zweitschlechteste Passquote von nur 77,2% kann aber zumindest in Teilen dadurch erklärt werden, dass der Anteil an langen Pässen mit 16,4% außerordentlich hoch ist. Die Lautrer spielen also gerne direkt weit nach vorne (in erster Linie auf Zielspieler Boyd), anstatt den Ball lange durch die eigene Vierkette zirkulieren zu lassen. Außerdem liegt der PPDA-against-Wert (wie viele Pässe „darf“ der FCK spielen, bis eine Defensivaktion des Gegners erfolgt?) mit 8,2 am viertniedrigsten in der Liga. Die Lautrer Aufbauspieler werden also außergewöhnlich früh attackiert. Hierbei könnte eine Wechselwirkung vorliegen: Zum einen greift der Gegner gerne früh an, da die großen Qualitäten nicht im Kurzpass-Aufbauspiel von hinten heraus liegen. Zum anderen wird die Passquote eben genau dadurch schlechter, dass man häufig früh angelaufen und dadurch zu Fehlpässen oder langen Bällen gezwungen wird.


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    Mit effektivem Torabschluss zum Erfolg


    Neben dem Aufbauspiel im eigenen Ballbesitz kann auch das Konterspiel direkt nach Ballgewinn ein geeignetes Mittel sein, um in gefährliche Zonen einzudringen. Angesichts mehrerer Kontertore, die die Roten Teufel in dieser Saison bereits erzielt haben, scheint es verwunderlich, dass sie mit einem Wert von 2,2 Konterangriffen pro Spiel deutlich unter dem Schnitt der 2. Bundesliga von 3,0 liegen. Der entscheidende Unterschied zeigt sich bei der Betrachtung der Abschlussquoten der Konter: Während es der restlichen Liga nur in etwa 36% der Versuche gelingt, einen Konter mit einem Schuss abzuschließen, kommen die Pfälzer hier auf bockstarke 43,2%. Unter anderem wird dadurch ein Wert von 1,6 Großchancen pro Spiel erreicht (Platz 5). Insgesamt konnten bereits 29 Tore bei einem xG-Wert von 26,9 erzielt werden. Dies entspricht zwar einer leichten Überperformance, allerdings wären selbst 27 erzielte Tore für einen Aufsteiger immer noch hervorragend. Generell ist die Abschlussqualität sehr hoch: 41,5% aller Schüsse kommen auch wirklich auf das Tor. Liga-Bestwert.


    Dem Team von Dirk Schuster gelingt es also immer wieder, trotz des geringen Ballbesitzes eine Vielzahl von guten Tormöglichkeiten herauszuspielen, da der Blick sehr zielstrebig in Richtung des gegnerischen Tores geht. Dass dies mit einer solchen Konstanz gelingt, war vor der Saison allerdings nicht zu erwarten.

    FCK = Pragmatisch zum Maximum


    Unter dem Strich sind die Mittel, zu denen Dirk Schuster aktuell greift, zwar verhältnismäßig simpel, aber äußerst effektiv. Den „Schuster‘schen“ Fußball nur auf Mauertaktik, Konter und lange Bälle zu reduzieren, würde allerdings der Detailverliebtheit, mit der der Lautrer Cheftrainer seine Mannschaft Woche für Woche auf den kommenden Gegner einstellt, überhaupt nicht gerecht werden. Des Weiteren ist es bei weitem keine Banalität, Konter mit einer solchen Zielstrebigkeit auszuspielen. Dass dies kaum einem anderen Team der Liga so gut gelingt, haben die Daten eindeutig aufgezeigt. Entsprechend darf auch von einem Verdienst des Trainerteams gesprochen werden. Und wenn es nötig ist, weicht Schuster auch von seiner Lieblingsformation ab und stellt wie beim HSV eine Fünferkette auf, um es individuell starken Gegenspielern besonders schwer zu machen, sich zu entfalten.


    Schuster ist kein Dogmatiker, der aus Prinzip unanschaulichen Defensivfußball spielen lassen will. Schuster kann auch für Spektakel stehen, wie das 3:3 gegen Darmstadt oder das 4:4 gegen Magdeburg gezeigt haben. Seinen eigenen Anspruch an die fußballerische Qualität untermauert der 54-Jährige unter anderem dadurch, dass er schon mehrfach in dieser Saison die schwache Passqualität seines Teams monierte. Wenn Schuster ein Dogma hat, dann lautet es, möglichst viele Punkte zu holen. Manchmal braucht es dafür die feine Klinge, manchmal ein ‚highlightarmes‘ Spiel wie in Sandhausen. Würde es seinen Spielern gelingen, sich in den aufgezeigten Bereich merklich zu verbessern, so würde man bei gleicher Spielanlage noch mehr Torchancen generieren oder sich sogar zu einer im eigenen Ballbesitz reiferen Spielweise weiterentwickeln können.


    Nichtsdestotrotz sollte davon ausgegangen werden, dass die Roten Teufel aktuell am Limit spielen, da die meisten Spieler in ihrer Karriere noch nicht gezeigt haben, dass es für mehr als ein ordentliches Zweitliga-Team reicht. Ohne einen weiteren großen Sprung dürfte es kaum gelingen, sich weiterhin in der Spitzengruppe festzusetzen. Der 1. FC Kaiserslautern steht zwar absolut verdient auf Rang vier. Ob er diese Platzierung halten (oder vielleicht sogar verbessern) kann, ist jedoch fraglich. Das muss er auch gar nicht. Aber mit Dirk Schuster hat der FCK derzeit einen Trainer, der wie die Faust aufs Auge passt und in der Lage ist, das Maximale aus seiner Truppe herauszuholen.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Lautrer Trauma-Bewältigung auf der Alm


    Lautrer Trauma-Bewältigung auf der Alm

    Der FCK siegt in Bielefeld glücklich mit 3:2 und setzt sich damit weiter von der Abstiegszone ab. Für viele Fans könnte der Erfolg auch auf emotionaler Ebene wichtig gewesen sein.


    Den Tag, an dem der 1. FC Kaiserlautern letztmalig auf der Bielefelder Alm antrat, dürften die wenigsten Lautrer Anhänger vergessen haben: An jenem 27. April 2018 verloren die Roten Teufel trotz einer 2:0 Führung mit 2:3 und stiegen zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte in die 3. Liga ab. Dieser Abstieg war das Resultat und der vorläufige Höhepunkt eines jahrelangen Niedergangs sowie der Ausgangspunkt für vier äußerst auslaugende und zähe Jahre in der Drittklassigkeit. Auch wenn kein Spieler des damaligen Kaders heute noch in Kaiserslautern unter Vertrag steht: Die Partie bot zumindest FCK-Fans die Chance einer zumindest emotionalen Wiedergutmachung der damals erlebten Tragödie.

    Abendspiel vor toller Kulisse


    Wie so häufig im Sport standen die Vorzeichen an diesem 15. Spieltag gänzlich anders als vor rund viereinhalb Jahren. Die Arminia, die in der Zwischenzeit zwei Jahre in der Beletage des deutschen Fußballs verbracht hatte, steht zur Verwunderung vieler auf dem letzten Tabellenplatz und somit mit dem Rücken zur Wand im Abstiegskampf. Die Atmosphäre war indes einem Zweitliga-Topspiel absolut würdig. Knapp 25.000 Zuschauerinnen und Zuschauer strömten am Samstagabend in die Bielefelder Schüco-Arena, um unter Flutlicht dem Duell zweier großer Traditionsvereine beizuwohnen. Gemeinsam blicken beide Clubs übrigens auf über 60 Jahre Bundesliga-Zugehörigkeit sowie etliche weitere im Unterhaus zurück. Entsprechend prächtig war die Stimmung auf beiden Seiten, im Gästeblock wurde wieder einmal eine schöne Choreografie inklusive Pyrotechnik präsentiert.


    Dirk Schuster veränderte das Team im Vergleich zum torlosen Remis gegen Nürnberg auf zwei Positionen: Aaron Opoku ersetzte den gelb-gesperrten Jean Zimmer auf dem rechten Flügel, zudem verteidigte Dominik Schad für den erkrankten Hendrick Zuck. Der 25-Jährige, dessen letzter Startelf-Einsatz rund elf Monate zurück lag, löste seine Aufgabe sehr gut.

    Wilder Spielverlauf – mit glücklichem Ende


    In der ersten Halbzeit zeigten die Pfälzer eine ordentliche Auswärtspartie. FCK-Torhüter Andreas Luthe musste zwar bei mehreren Kopfbällen zupacken, wirklich gefährlich wurde es dabei aber nie. Auf der anderen Seite hatte Philipp Klement die große Chance per Kopf auf 0:1 zu stellen, verfehlte das Ziel allerdings nach toller Redondo-Flanke knapp. Die Statik des Spiels änderte sich schließlich komplett durch die gelb-rote Karte für Bielefelds Bryan Lasme, der kurz vor der Pause das Bein im Zweikampf mit Boris Tomiak deutlich zu hoch streckte.


    In der ersten Viertelstunde nach der Halbzeit traten die Gäste aus der Pfalz dominanter auf und kamen in dieser Phase - durchaus überraschend - auf einen Ballbesitzwert von 58%. Dabei gelang es den Roten Teufeln, diesen offensiven Druck in Zählbares umzumünzen. Direkt in Anschluss an das toll herausgespielte und technisch anspruchsvolle 1:0 durch Philipp Klement traf auch der bis dahin eher unglücklich agierende Neuzugang Aaron Opoku und erzielte damit die vermeintliche Vorentscheidung. Doch dem Team fehlten Reife und Entschlossenheit, um dieses Ergebnis in Ruhe über die Zeit zu bringen. Ein leichtsinniger Fehler Tomiaks und ein von Redondo stümperhaft verursachter Elfmeter führten zum absolut verdienten Ausgleich. Spätestens in Anschluss daran wurde außerdem abermals deutlich, dass sich die Lautrer Mannschaft trotz der Qualität von Marlon Ritter und Philipp Klement noch schwer damit tut, das Spiel selbst zu gestalten. Doch die schwache letzte halbe Stunde fand noch ein glückliches Ende, als Joker Daniel Hanslik eine abgefälschte Flanke des ebenfalls eingewechselten Philipp Hercher zum 2:3 Endstand verwertete.

    Viel Selbstkritik auf Seiten der Lautrer


    Trotz des zweiten Auswärtssiegs in Folge schlug Trainer Dirk Schuster vor allem kritische Töne an. „Wir haben einem am Boden liegenden Gegner mit beiden Händen wieder hochgeholfen. Wir haben dann auch ein paar Schritte zu wenig gemacht und prompt kam die Quittung. Das ärgert mich brutal.“ Andreas Luthe berichtete in Anschluss an den nach Abpfiff üblichen Mannschaftskreis von einem sehr unzufriedenen Trainer und betonte, dass er in seiner langen Karriere nach einem Sieg wohl noch nie eine solche Ansprache erlebt habe.


    Auch Torschütze Aaron Opoku schloss sich der Sichtweise seines Coaches an. „Wir haben uns zunächst mit den zwei Toren für die harte Arbeit belohnt. Das darf man dann aber nicht so aus der Hand geben.“

    Matchwinner Hanslik frohlockt


    Opoku hingegen wird der Treffer mit Sicherheit guttun. Der schnelle Dribbler zeigte an sich keine gute Partie, war nur wenig in das Kombinationsspiel eingebunden und hatte selbst eine hohe Fehlerquote. Sein Abschluss zum 2:0 war allerdings perfekt platziert. Wie auch der von Spielmacher Klement wenige Minuten zuvor. Der gebürtige Ludwigshafener, der in den letzten Wochen häufig kritisiert wurde, zeigte vor allem bei seinem Treffer, wieso er seiner Mannschaft einen großen Mehrwert bietet. Derart gefühlvoll hätte den Ball wohl kein anderer Spieler im FCK-Kader ins lange Eck schieben können. Matchwinner war allerdings der zuletzt wenig eingesetzte Daniel Hanslik, dem die Freude über den Sieg deutlich anzusehen war. „Eine sehr schöne Geschichte für mich", äußerte Hanslik, der zuletzt nicht einmal mehr im Spieltagskader stand.

    Die Erinnerungen als Warnsignal


    Daniel Hanslik schrieb das letzte Kapitel eines Abends, nach dem die Fans des 1. FC Kaiserslautern die Bielefelder Alm endlich nicht mehr ausschließlich mit negativen Emotionen und Erinnerungen verbinden. Und somit im besten Fall auch mit dem dort erlebten Abstieg abschließen können.


    Der Sieg wirkt angesichts der Gesamtsituation total beruhigend, da der Abstand auf die Abstiegsränge weiter vergrößert und damit ein starkes Polster von mittlerweile acht Punkten aufgebaut werden konnte. Grundstein des Erfolgs in dieser Spielzeit ist der großartige Teamgeist der Mannschaft, welcher sich gestern unter anderem beim gemeinsamen Bejubeln der Tore mit allen Ersatzspielern zeigte und das Team durch die Saison trägt. Ganz vorne mit dabei Spieler wie René Klingenburg oder Mike Wunderlich, die die Mannschaft als wichtige Persönlichkeiten tragen. Gleichzeitig hat die Vorstellung nach der zwischenzeitlichen 2:0 Führung verdeutlicht, warum die Mannschaft zum einen noch nicht reif ist für einen Platz weiter oben in der Tabelle und warum sie zum anderen gut daran tut, sich nicht mit irgendwelchen unrealistischen Aufstiegsszenarien zu beschäftigen. Angesichts des anstehenden Derbys liegt der Fokus ohnehin nur auf dem nächsten Spiel. Gut so. Träumen ist natürlich erlaubt, aber die Vergangenheit sollte den Verein gelehrt haben, dass es im Fußball sehr schnell in die andere Richtung gehen kann.

    Betze Inside: Daten zu #DSCFCK


    Die Auswertung der Daten zeigt durchaus einen glücklichen Auswärtssieg für die Roten Teufel bei der Arminia in Bielefeld. Trotz der Überzahl konnte der FCK den Ball nur selten über eine längere Zeit in den eigenen Reihen halten. Des Weiteren kamen die Ostwestfalen zu mehr Schüssen sowie erwarteten Toren. Der xG-Plot zeigt ein bis zum Elfmeter ausgeglichenes Kräfteverhältnis. In Summe hätte sich die Arminia mindestens einen Zähler verdient gehabt.



    Grafiken: Darstellung von Betze Inside (Instagram / Twitter)


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Fabian Schönheim: „Fans haben dem Verein die Treue gehalten“


    Fabian Schönheim: „Fans haben dem Verein die Treue gehalten“



    Drei Fragen, drei Antworten: Im heutigen Dreierpack spricht Fabian Schönheim über seine berufliche Situation, die ereignisreiche Zeit bei Union Berlin und den gelungenen Saisonstart des FCK.


    Neu auf Treffpunkt Betze, der Dreierpack: Klaus Toppmöller erzielte am 03. März 1978 innerhalb von 11 Minuten den schnellsten Hattrick der FCK-Geschichte. Ganz so rasant sind wir nicht, aber wir arbeiten dran. Drei Fragen, drei Antworten, ein Dreierpack auf Treffpunkt-Betze-Art - und das alle zwei Wochen.


    Fabian Schönheim hat in Kaiserslautern schon einiges erlebt. So gehörte er in der Saison 2005/06 gemeinsam mit Daniel Halfar, Sebastian Reinert, Steffen Bohl und Marcel Ziemer zu den „Jungen Wilden“, auf die Wolfgang Wolf im Kampf gegen den Abstieg setzte. Insgesamt trug der gebürtige Kirner acht Jahre lang das Trikot der Roten Teufel, ehe er nach Stationen in Wiesbaden, Mainz und Berlin 2020 wieder in die Pfalz zurückkehrte – allerdings nicht mehr als aktiver Profi, sondern als Mitarbeiter auf der FCK-Geschäftsstelle.

    „Dem Profifußball gerne erhalten bleiben“ – aber nicht unter allen Umständen


    Treffpunkt Betze: Fabian, du hast bis zum Sommer ein Praktikum beim FCK absolviert, dabei verschiedene Bereiche der Geschäftsstelle kennengelernt und am Ende der Saison gemeinsam mit dem ganzen Verein den Aufstieg feiern können. Was machst du nun nach dieser intensiven Zeit auf dem Betzenberg?


    Fabian Schönheim: Ich bin im Mai nochmal Vater geworden, sodass ich aktuell einfach das Papa-Dasein sehr schätze. Ich verbringe viel Zeit mit der Familie, vor allem mit der Kleinen und freue mich einfach jeden Tag bei ihr zu sein. Nach meiner Verletzung, die dann auch schlussendlich zu meinem Karriereende geführt hatte, und der damit verbundenen Reha-Zeit bin ich damals direkt in das Praktikum beim FCK übergegangen und hatte dadurch wenige Verschnaufpausen, sodass ich das aktuell einfach genieße.


    Ich bin aber natürlich in Gesprächen, wie es weitergehen kann. Da werde ich mir alles Mögliche anschauen, auch in Bereichen außerhalb des Fußballs, um dann entscheiden zu können, was das Richtige für mich ist. In den letzten Wochen und Monaten habe ich immer mehr gemerkt, dass einiges von dem, was im heutigen Fußball passiert, nicht mehr mit meinen Werten übereinstimmt. Da müsste ich erstmal einen Weg finden, diese beiden Seiten zusammenzubringen. Dieser Prozess dauert aber noch eine Weile. Ich habe 15 Jahre Profisport hinter mir, das ist der Bereich, in dem ich mich sehr gut auskenne. Ich habe dabei so viel erlebt, sowohl Höhen als auch Tiefen, was mich natürlich enorm geprägt hat. Wenn es da eine Option gibt, bei der alles passt, werde ich dem Profifußball natürlich gerne erhalten bleiben.

    Konstanz in der Führungsetage nötig


    Treffpunkt Betze: Die letzten sieben Jahre deiner aktiven Fußballerkarriere hast du bei Union Berlin verbracht. Ein Verein, bei dem im Stadion eine ganz besondere Atmosphäre herrscht und der wie der FCK eine interessante Historie vorzuweisen hat. Was sind aus deiner Sicht die größten Unterschiede zwischen beiden Traditionsclubs?


    Fabian Schönheim: Ich glaube, der größte Unterschied liegt in der Konstanz in den Führungsetagen der beiden Vereine. Beim FCK waren in den letzten Jahren sehr viele Wechsel drin, dadurch kamen immer wieder andere Menschen mit anderen Ideen in die führenden Positionen. Bei Union hingegen gibt es seit vielen Jahren dieselben Entscheidungsträger in einem Team mit Dirk Zingler an der Spitze, welches den Verein sukzessive dahin geführt hat, wo er jetzt steht.


    Ich wünsche mir natürlich für den FCK, dass mit Thomas Hengen nun jemand da ist, der sein Amt viele Jahre bekleiden und in Ruhe arbeiten kann. Nach alldem, was ich in den letzten Monaten mitbekommen habe, ist Thomas Hengen ein sehr strukturierter und konsequenter Mensch, zeitgleich aber auch sehr fair. Ich habe es sehr geschätzt, immer offen mit ihm reden zu können. Er hat auf der Geschäftsstelle viel umstrukturiert und umgestaltet und ich glaube, dass sich das in den nächsten Jahren auszahlen wird und sich der Verein in kleinen Schritten nach vorne entwickeln kann. Vielleicht kann man dann auch wieder an den Pforten zur Bundesliga anklopfen und einen ähnlichen sportlichen Weg gehen wie Union.


    Noch spannender finde ich aber die Frage, was für Gemeinsamkeiten meine beiden Herzensvereine haben. Da muss man ganz klar sagen, dass die Fans beider Clubs einfach genial sind. Bei Union haben sie in schlechten Zeiten beispielsweise Blut gespendet, damit der Verein davon finanziell profitiert, sie haben das Stadion mitgebaut und vieles mehr. Diese Menschen leben den Verein, er ist wie eine Familie für sie. Beim 1. FC Kaiserslautern ist das genauso. Der FCK hatte große Zeiten, in denen Champions League gespielt wurde und man der größte Konkurrent des FC Bayern war. Umso mehr musste man in den Jahrzehnten danach leiden, als es bis in die 3. Liga hinunterging. Nichtsdestotrotz haben die Fans dem Verein die Treue gehalten und sind immer wieder ins Stadion gekommen. Eine derart tolle Unterstützung haben nur ganz wenige Vereine in Deutschland!

    Gesicherter Mittelfeldplatz realistisch


    Treffpunkt Betze: Kurz ein Blick aufs Sportliche: Die Roten Teufel stehen nach acht Spielen auf einem starken 7. Tabellenplatz und halten sich bisher weit von den Abstiegsrängen entfernt. Wie bewertest du den Kader, den Thomas Hengen im Sommer auf die Beine gestellt hat - und was traust du dem Team in dieser Spielzeit noch zu?


    Fabian Schönheim: Ich glaube, dass wir einen sehr ordentlichen Kader beisammen haben. In der ersten Halbsaison profitierst du als Aufsteiger natürlich von der enormen Euphorie, sodass eventuell vorhandene qualitative Mängel durch Einsatzwille und Leidenschaft wettgemacht werden können. Genau das machen die Jungs aktuell. Sie haben auf dem Platz einen unfassbar großen Zusammenhalt, das konnte ich auch in der letzten Saison schon beobachten, als ich noch dort gearbeitet habe. Das macht auf dem Platz einiges aus, wenn alle Spieler auch im Privaten viel miteinander unternehmen und wirklich gute Freunde sind. In Kombination mit den Fans im Rücken, ob zu Hause oder auswärts, kann da Woche für Woche Großes geleistet werden.


    Ich denke, am Ende wird die Mannschaft im gesicherten Mittelfeld landen. Es kann mit Sicherheit noch Phasen geben, in denen es weniger gut läuft. Umso wichtiger ist daher, dass man bereits so viele Punkte auf dem Konto hat. Mein Tipp wäre eine Endplatzierung zwischen den Rängen sieben und zehn, was für die erste Saison nach dem Wiederaufstieg eine bemerkenswerte Leistung wäre.


    Quelle: Treffpunkt Betze


    [Anm. d. R.: Der 'Dreierpack' erscheint ab sofort im Zwei-Wochen-Rhythmus, der nächste am 30. September.]

    Diskussionsthema zum Artikel: Gelungene Kaderplanung – mit einem kleinen Risiko


    Gelungene Kaderplanung – mit einem kleinen Risiko

    Neun Spieler haben den Kader der Roten Teufel in der Sommerpause verstärkt. Vieles scheint bisher zu passen, doch ein riskanter Aspekt bleibt. Ein Kommentar.


    Grundsätzlich ist es das Ziel eines jeden sportlichen Verantwortlichen, die Kaderqualität in den Transferphasen zu erhöhen. Da im Falle des 1. FC Kaiserslautern durch den Aufstieg nun im Wochenrhythmus deutlich stärkere Gegner auf die Roten Teufel warten, galt dieses Credo im Sommer umso mehr. Thomas Hengen ist die Umsetzung dieses Vorhabens gelungen.

    Klarer Plan - mit lediglich einer Lücke


    Der Geschäftsführer Sport hat eine klar strukturierte Kaderplanung vollzogen. Alle Positionen sind doppelt gut besetzt, das Team verfügt über mehr als ausreichend Erfahrungen in der 2. Liga. Zieht man außerdem den Vergleich mit der Vorsaison, sind die Roten Teufel in allen Mannschaftsteilen stärker aufgestellt. Lediglich die Position des Sechsers hätten Hengen und Schuster gerne noch verstärkt. Allerdings kann im Winter immer noch entsprechend nachgelegt werden, falls es Julian Niehues und Hikmet Ciftci nicht gelingt, sich schnell genug dem höheren Niveau anzupassen.


    Zeitgleich lässt sich in der etwas offensiveren Mittelfeldzentrale fast schon ein qualitatives Überangebot erkennen. Dass sich Schuster trotz der neuen Konkurrenzsituation von einigen Spielern nicht lösen möchte, war am vergangenen Wochenende im Hardtwaldstadion zu beobachten. Dort lief Marlon Ritter zunächst auf der linken Außenbahn auf, von wo er seine Fähigkeiten nur selten einbringen konnte. „Wir haben im Zentrum viele gute Spieler, von daher spiele ich dort, wo der Trainer mich aufstellt. Aber natürlich spiele ich im Zentrum lieber“, ließ er nach Abpfiff verlauten.


    Die Problematiken eines fehlenden starken Sechsers sowie der Überbesetzung auf der Acht könnten umgegangen werden, indem das Trainergespann wie in der Vorsaison mit einer Fünferkette spielen lässt, da hierbei einer der drei Innenverteidiger situativ eher als bei einer Viererkette rausrücken kann, um etwaige Lücken vor der Abwehr zu schließen. In diesem System könnten sowohl Neuzugang Philipp Klement als auch die etablierten Marlon Ritter und Mike Wunderlich ihren Platz finden.

    Geduld für den Wunschtransfer

    Hengen musste in den letzten Wochen und Monaten auch Geduld mitbringen, um die vakanten Positionen zufriedenstellend zu besetzen. Lange hingezogen hat sich vor allem der Transfer von Aaron Opoku, für den sich der Hamburger Sportverein verschiedenen Medien zufolge einen Rückkaufklausel gesichert hat. Auch wenn einige Anhängerinnen und Anhänger der Roten Teufel diese Neuverpflichtung aufgrund dieser Vertragskonstellation kritisch sehen – Opoku wäre selbst als Leihe ein Gewinn das Team.


    Des Weiteren sind die in Fankreisen vereinzelt geäußerten Bedenken, Opoku könnte ein schwieriger Charakter sein, der unter Umständen schwer zu integrieren ist, nur schwer zu begründen. Die Aktion, die zu seiner Roten Karte im Spiel gegen Darmstadt führte, ist natürlich nicht zu entschuldigen. Allerdings war dies die erste Rote Karte seiner Laufbahn. Auch die Vorkommnisse von Duisburg als Beleg für einen schwierigen Charakters anzuführen, ist gegenüber Opoku alles andere als fair. Denn die beleidigenden Worte von der Tribüne konnten von der Polizei bestätigt werden - der Verdächtigte konnte sich lediglich damit herausreden, er habe einen anderen Spieler gemeint. Aber auch unabhängig davon sagt es nichts Negatives über den Charakter eines Spielers aus, wenn er von einer rassistischen Beleidigung emotional getroffen wird.

    Eine Gefahr lauert hinter dem Kaderumbau


    Grundsätzlich ist Thomas Hengen die nach einem klaren Plan vollzogene Kaderplanung unter dem Strich sehr gelungen. Trotzdem bringen die neuen Spieler auch Risiken mit sich. Es gibt zwar nicht auf jeder Position ein qualitatives Überangebot, aber in der Breite des Kaders werden es Spieler wie Muhammed Kiprit schwer haben, auf nennenswerte Einsatzzeit zu kommen. Max Hippe und Anas Bakhat dürften ebenfalls kaum eine Perspektive für den Zweitliga-Kader haben - sind aber auch deutlich zu gut, um Woche für Woche in der Oberliga eingesetzt zu werden. Der große Kader kann also für Unzufriedenheit in Teilen der Kabine sorgen. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches und geschieht bei der Konkurrenz genauso. Um den tollen Teamgeist, der den Verein zurück in die 2. Liga geführt hat, nicht zu verlieren, müssen sich die neuen Spieler nun ins bestehende Kollektiv einfügen, ohne die Rollen mancher Spieler im Gefüge zu untergraben.


    Hiermit soll keineswegs – wie beispielhaft bei Opoku ausgeführt – der teamfähige Charakter der Neuzugänge angezweifelt werden. Es geht vielmehr darum, dass etablierte Kräfte, selbst bei vorbildlichen Verhalten der Neuen, ihr Standing im Team verlieren können. Das wiederum kann unter Umständen die Stimmung in der Kabine beeinträchtigen. Vor allem bei Spielern mit etwas größerem Ego - wie beispielsweise René Klingenburg oder auch dem ehrgeizigen Mike Wunderlich, dem durch die Verpflichtung von Klement mittelfristig ebenfalls ein Platz auf der Bank droht - besteht diese Gefahr, die sich vor allem dann erhöht, wenn die Mannschaft im Laufe der Saison in eine Ergebniskrise geraten sollte.


    Es ist ein Drahtseilakt für das Trainerteam, die Balance zwischen neu verpflichteter Qualität und bestehender Teamchemie zu steuern und zu moderieren. Dirk Schuster sollte allerdings erfahren genug sein, um diese Herausforderung zu meistern. Ein erstes Indiz hierfür war die Einwechslung Klingenburgs in Fürth, nachdem zuvor vermehrt über dessen Perspektivlosigkeit im Team diskutiert und über einen möglichen Abgang spekuliert wurde. Schuster und Hengen haben außerdem häufig betont, dass eine Neuverpflichtung auch charakterlich in diese Mannschaft hineinpassen muss und Spieler auch in dieser Hinsicht vor einem Transfer bewertet werden. Bisher macht es den Anschein, als hätten sie mit dieser Methodik den richtigen Mix für die Zusammensetzung der Mannschaft gefunden.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Klement und Opoku: Technik, Tempo, Torgefahr


    Klement und Opoku: Technik, Tempo, Torgefahr

    Mit Philipp Klement und Aaron Opoku konnte sich der FCK zum Schluss der langen Transferphase nochmals verstärken. Eine datenbasierte Analyse der beiden vermeintlichen Boeings.


    Philipp Klement ist in Kaiserslautern kein Unbekannter. Der gebürtige Ludwigshafener verbrachte in seiner Jugend sieben Jahre auf dem Fröhnerhof, kehrt nun nach elf Jahren auf den Betzenberg zurück und soll das Team mit seinen Spielmacher-Qualitäten bereichern. Bereits in seinem ersten Auftritt gegen Magdeburg war zu erkennen, dass er dafür alle Anlagen mitbringt. Seine neuen Mitspieler suchten ihn in vielen Situationen, stattliche 31 Pässe hat er in diesem Spiel erhalten. Zum Vergleich: Marlon Ritter wurde nur 17 Mal angespielt. In der vergangenen Spielzeit waren es auf Klement sogar über 45 Anspiele pro 90 Minuten.

    Philipp Klement: Technisches Upgrade im Mittelfeldzentrum


    Klements größte Qualitäten kommen schließlich bei seinem eigenen Passspiel zum Tragen. 59,3 Pässe spielt die neue Nummer 10 pro Spiel, knapp 22 davon vertikal, mehr als elf ins letzte Spielfelddrittel. Herausragend ist außerdem die Erfolgsquote von 67 Prozent bei Bällen in den Strafraum. Des Weiteren versucht sich der Linksfuß mehr als zwei Mal pro Partie an tödlichen Schnittstellenpässen hinter die Abwehrreihe, wobei er in 41 Prozent der Fälle erfolgreich ist. Kaum ein anderer Zweitliga-Spieler bringt derart viele kreative Pässe mit einer solchen Präzision an den Mann. Aber auch einige Zonen weiter hinten kann Klement schon entscheidend zum Spielaufbau beitragen: Pro Spiel spielt er zehn progressive Pässe mit einer Quote von 82 Prozent - mehr als zwei Mal setzt er selbst einen progressiven Lauf mit Ball an, der zur Folge hat, dass das Spiel in eine andere Zone verlagert wird.


    Zudem ist Klement selbst sehr abschlussstark, in der Zweitliga-Saison 18/19 gelangen ihm starke 16 Treffer für den SC Paderborn. Generell fliegt fast jeder zweite Schuss des Kreativspielers tatsächlich aufs Tor.

    Klements Manko: Deutliche Defizite im Defensivverhalten


    Bei all den Lobeshymnen auf Klements technische Fähigkeiten, seine Übersicht und seine Torgefährlichkeit, dürfen einige Defizite nicht übersehen werden. Im Spiel gegen Magdeburg fiel deutlich auf, dass der 29-Jährige große Probleme hatte seinen Gegenspielern bei Tempoläufen hinterherzukommen. Ob dies zumindest teilweise seiner noch nicht vollends vorhandenen Fitness geschuldet ist, wird sich zeigen. Die fehlende Geschwindigkeit könnte auch mit ein Grund für seine schwache Dribblingquote von nur 45 Prozent in der vergangenen Saison sein. Des Weiteren zeigen sich deutliche Defizite im Defensivverhalten: Klement führt pro Spiel nur 3,8 defensive Duelle, von denen er nur die Hälfte gewinnt - was sicherlich auch auf seinen eher schmächtigen Körperbau zurückzuführen ist.


    Generell ist fraglich, ob eine Doppelsechs bestehend aus Ritter und Klement dem Team die nötige Stabilität vor der Abwehr geben kann. Vor einer Fünferkette, wie in der 2. Halbzeit gegen den FCM, wäre das schon eher denkbar. Die Zeit unter Antwerpen hat gezeigt, dass ein eher offensiv ausgerichtetes zentrales Mittelfeld (Ritter und Wunderlich, wahlweise mit Sessa, Klingenburg oder Götze) vor einer Fünferkette gut funktionieren kann, da die Innenverteidiger hierbei mehr Freiheiten beim Vorwärtsverteidigen und Herausrücken aus der Kette haben als im Falle einer Viererkette.

    Aaron Opoku: Tempodribbler mit viel Potenzial


    Schon zu Vorbereitungsbeginn hatte Geschäftsführer Thomas Hengen definiert, der eigenen Offensive mit möglichen Neuzugängen in erster Linie Tempo hinzufügen zu wollen. Perfekt in dieses Profil passt der letzte Neuzugang, welcher nach langem Hin und Her vom Hamburger Sportverein in die Pfalz gewechselt ist. Aaron Opoku kommt mit der Empfehlung von 18 Scorer-Punkten aus 32 Drittligaspielen, die er bei seiner Leihe in Osnabrück absolviert hat, zum Betzenberg. Herausragend ist vor allem der Wert von 0,55 Assists pro 90 Minuten. In mehr als jedem zweiten Spiel bereitet der gebürtige Hamburger also ein Tor vor. Seine hohe offensive Arbeitsrate zeigt sich darüber hinaus in 2,2 Torschussvorlagen oder 6,0 Hereingaben in den Strafraum pro Partie. Auch die Flankenquote liegt mit 35 Prozent bei einem sehr ordentlichen Wert.


    Sein grundlegend nicht immer sauberes Passspiel (Passquote 67 Prozent) zeichnet sich durch eine - für einen Flügelspieler - außergewöhnlich hohe Kreativität aus. So spielt er pro 90 Minuten 1,1 tödliche Bälle hinter die Abwehr oder auch zusätzlich zu den Flanken weitere fünf Pässe in den Strafraum. Zudem hat der 23-Jährige selbst pro Partie mehr als vier Ballkontakte im Sechzehner und sorgt so stets für Unruhe in der gegnerischen Gefahrenzone.

    Opokus Manko: Schwächen im Torabschluss


    Allerdings muss Opoku noch stark an seiner Effizienz in der Offensive arbeiten. Nur etwas weniger als die Hälfte seiner Dribblings sind erfolgreich - generell entscheidet der flinke Außenstürmer nur 34 Prozent seiner offensiven Duelle für sich. Seine größte Schwäche ist aber der Torabschluss: Nur 29 Prozent seiner Schüsse kommen aufs Tor, des Weiteren gelangen ihm in Osnabrück trotz eines xG-Werts von 5,25 nur drei Treffer. Gelingt es ihm, sich an dieser Stelle entscheidend zu verbessern, sind von ihm einige Scorerpunkte zu erwarten.


    Grundsätzlich können sich die Anhänger der Roten Teufel auf einen schnellen und wendigen Flügelspieler freuen, der den Kader mit seinem Spielerprofil qualitativ aufwertet. Redondo und Hercher sind zwar ebenfalls sehr schnell, allerdings deutlich eindimensionaler in ihren Aktionen. Vor allem für das Konterspiel kann Opoku mit seinem Mix aus Tempo und kreativem Passspiel zum entscheidenden Faktor werden.

    Fazit: Chance auf den Klassenerhalt erhöht


    Aus der Datenanalyse geht zweifelsfrei hervor, dass die beiden Neuzugänge das Team sportlich bereichern können. Da beide Spieler durchaus flexibel einsetzbar sind, ergeben sich für das Trainerteam mehrere Möglichkeiten, sie in unterschiedlichen Systemen einzubauen. So kann Klement völlig systemunabhängig im Mittelfeldzentrum sowohl als 8er als auch als Nummer 10 eingesetzt werden. Opoku hingegen sollte mit seinem Skillset in der Lage sein, nicht nur auf dem Flügel zu agieren, sondern ebenso als zweiter, flexibler Stürmer neben Boyd beziehungsweise um diesen herum. Schlussendlich ist auch ein gutes direktes Zusammenspiel der analysierten Spieler denkbar. Opoku bringt alle Anlagen mit, die vielen Bälle, die Klement präzise hinter die Abwehrreihen spielt, zu erlaufen und daraus etwas zu kreieren.


    Fazit: Wie dargestellt bringen Aaron Opoku und Philipp Klement Qualitäten mit, die sich in der zweiten Liga sehen lassen können. Doch bekanntlich sind es nicht nur Daten und Statistiken, die eine Mannschaft erfolgreich werden lassen. Neben der Tagesform, die auch mal in beide Richtungen ausschlagen kann, kommt es auf die Integration der Neuen in das bestehende Teamgefüge an. Die Erwartungen an Opoku und Klement dürften hoch sein - entsprechend wichtig wird es sein, dass beide ihre Qualitäten regelmäßig auf Platz bekommen, um die Chance auf den Klassenerhalt deutlich zu erhöhen.


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Der FCK ist in der 2. Liga angekommen


    Der FCK ist in der 2. Liga angekommen

    Betze-Fußball pur! Trotz der Kritik an der eigenen Leistung hat der FCK den zweiten Heimsieg erzwungen und erkämpft. Zwei Spieler standen dabei besonders im Vordergrund.


    Wieder einmal war die Kulisse auf dem Betzenberg atemberaubend: 39.579 Zuschauerinnen und Zuschauer pilgerten zur „Kathedrale“ Fritz-Walter-Stadion, wie Freiburgs Trainer Christian Streich die Heimstätte des FCK in der Vorwoche bezeichnete. Darunter waren auch rund 2.000 Gäste aus dem hohen Norden. Unterstützt wurden sie von Anhängern des FC Bayern München, deren Schickeria schon lange eine Freundschaft mit den Ultras Sankt Pauli pflegt. Insgesamt sorgten alle anwesenden Fans für eine tolle Atmosphäre, die es in dieser Form selbst in der 2. Liga nur selten zu erleben gibt.

    Optimaler Start, leichtes Zittern am Ende


    Besser hätte die Roten Teufel kaum in die Partie starten können. Bereits nach neun Minuten gelang Terrence Boyd nach einem tollen Spielzug über Mike Wunderlich, Erik Durm und Jean Zimmer der Führungstreffer. Der Doppelpass auf der Außenbahn erinnerte dabei an das Kombinationsspiel von Zimmer mit Philipp Hercher aus den vergangenen beiden Spielzeiten in der 3. Liga. Den Hausherren kam das frühe 1:0 natürlich entgegen, da sich der FCK dann - wie auch schon in den bisherigen Spielen gesehen - weiter zurückziehen und die Angriffe St. Paulis aus der defensiven Tiefe heraus erwarten konnte. So kamen die Gäste abgesehen von Irvines Kopfball bis zur Pause kaum zu nennenswerten Torgelegenheiten.


    Auf der anderen Seite gelang es dem FCK nur noch selten, sich weitere Chancen zu erspielen, auch im zweiten Spielabschnitt. Dies veranlasste Dirk Schuster nach Abpfiff zu überraschend kritischen Worten: „Wir haben das schlechteste Heimspiel meiner Amtszeit mit einem extrem schlampigen Passspiel und einigen falschen Entscheidungen gezeigt.“

    Und wieder ein Gegentor nach einer Ecke


    Ist diese Aussage bereits ein Anzeichen für einen neuen, höheren Anspruch an sein Team? Oder wollte der erfahrene Trainer gezielt mahnen und dabei auf die Euphoriebremse treten? Seine Spieler schlossen sich seiner Analyse jedenfalls weitestgehend an: „Heute war es nicht das prickelndste Match von uns. Wir hatten auch etwas Glück, dass Andreas Luthe das ein oder andere Mal so stark gehalten hat. Wir hätten es heute besser verteidigen und es auch besser nach vorne ausspielen müssen“, bewertete Erik Durm die Partie. „Wir haben insgesamt ein echt schlechtes Spiel gemacht“, ergänzte Marlon Ritter, der abermals ein hohes Pensum abspulte und mit seiner individuellen Klasse für Gefahr sorgen konnte.


    Allerdings lobte der Coach auch die Zweikampfintensität und die Laufbereitschaft seiner Spieler, die letzten Endes den Grundstein für den Sieg über den Fast-Aufsteiger der Vorsaison legten. In der 86. Minute erzielte Kenny Prince Redondo nach einem schönen Konter über Hercher und Boyd den Treffer zur vermeintlichen Vorentscheidung, nur um sich zwei Minuten später den Anschlusstreffer durch Medic einzufangen. Erneut führte ein Eckball direkt zum Tor des Gegners. Das muss besser werden! Den Lautrern gelang es von da an jedoch sehr gut, den Ball vom eigenen Tor fernzuhalten.

    Luthe und Boyd im Mittelpunkt


    Retrospektiv standen während der 90 Minuten vor allem zwei Spieler im Mittelpunkt: Torwart Andreas Luthe konnte mit einigen wichtigen Paraden glänzen und war mit seiner Ruhe erneut ein enorm wichtiger Rückhalt für seine Mannschaft. In dieser Form wird er dem FCK in dieser Saison noch einige Punkte retten.


    Zwischen Genie und Wahnsinn schwebte nicht zum ersten Mal Terrence Boyd. Der bullige Angreifer war für die gegnerische Defensive äußerst schwer zu greifen und gewann so regelmäßig wichtige Zweikämpfe. Darüber hinaus gibt es nur wenige andere Spieler mit einer solchen Kopfballstärke, welche er bei seinem Führungstreffer eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte. Mitte der zweiten Halbzeit zeigte sich allerdings die andere Seite des Terrence Boyd. Aus etwa zwei Metern traf der US-Amerikaner komplett freistehend nicht ins Tor, sondern nur den Pfosten. Diese Szene ließ Erinnerungen an eine ähnliche Chance im Relegationsrückspiel in Dresden wach werden. Und trotzdem bleibt ganz klar festzuhalten. Boyd ist für den FCK ein absoluter Gewinn und bringt auch für die 2. Liga eine große Qualität mit. Aktuell steht er sogar mit vier Scorerpunkten auf dem ersten Rang der Zweitliga-Scorerliste. Weiter so, Terrence!

    Der Saisonstart macht Mut


    Das 2:1 gegen die Kiezkicker war zwar etwas glücklich, aber mit Sicherheit nicht unverdient. Wie in den bisherigen Auftritten auch erweckten die Roten Teufel den Eindruck, den Sieg etwas mehr erzwingen zu wollen als der Gegner. An der Stelle müssen nicht mal die Daten hinsichtlich Laufleistung oder Zweikampfquote zwingend für den FCK ausfallen, denn der subjektive Eindruck bleibt: Die Mannschaft hat erneut einen ganz großen Kampf abgeliefert und damit das aktuell ohnehin spürbare Betze-Feeling weiter befeuert. Die Fans und das Team auf dem Platz sind zusammengewachsen und treten als Einheit auf. Diese Symbiose und die daraus resultierte Heimstärke können die Pfälzer durch die Saison tragen. Nach den ersten Spielen lässt sich mit Blick auf die Punkteausbeute und vor allem auf die Art und Weise wie das Team auftritt, festhalten, dass der FCK definitiv in der 2. Liga angekommen ist.


    Allerdings ist es nun essenziell, die Bodenhaftung und den Fokus auf das große Ziel Klassenerhalt nicht zu verlieren. Auch wenn träumen für Fans erlaubt ist - deutlich wichtiger als der aktuelle Tabellenplatz ist, dass der Abstand auf Rang 16 bereits sechs Punkte beträgt. Ein mahnendes Beispiel ist der Relegationsgegner aus Dresden, der in der vergangenen Saison ebenfalls nach drei Spielen mit sieben Punkten auf Platz zwei stand. Wo die Dresdner Reise endete, ist hinlänglich bekannt. Die Saison ist noch lang, Schwächephasen werden kommen, der FCK wird im Normalfall auch mal drei, vier Spiele hintereinander nicht gewinnen. Dann gilt es, die Ruhe zu bewahren. Das gelingt umso besser, wenn man sich bereits ein kleines Polster aufgebaut hat. In diesem Sinne: Lasst uns auch Paderborn niederkämpfen!

    Betze Inside: Datenanalyse zu #FCKFCSP


    Wieder einmal wurden die Roten Teufel ihrer gewohnten Rolle gerecht. Auch im Heimspiel gegen St. Pauli hatten die Gäste eine leichte optische Überlegenheit. Die Daten zeigen an, dass der FCSP deutlich mehr Ballbesitz, mehr Ballberührungen im 16er und eine höhere Passgenauigkeit (Abb. 1) aufwies. Überraschend ist jedoch, dass auch die Zweikampfquote zugunsten der Gäste ausfällt.


    Die xGoals zeigen allerdings auf, warum der Sieg des FCK trotzdem nicht unverdient war: In der Summe waren die Chancen schlicht die etwas größeren. Außerdem hätte St. Pauli dem xG-Plot zufolge zu keinem Zeitpunkt des Spiels eine Führung verdient gehabt - die Hausherren hingegen schon.


       


    Grafiken: Darstellung von Betze Inside (Instagram / Twitter)


    Quelle: Treffpunkt Betze

    Diskussionsthema zum Artikel: Dynamo: Pressingmaschinen mit Problemen im Abschluss


    Dynamo: Pressingmaschinen mit Problemen im Abschluss

    Als Zweitligist geht Dresden formal als Favorit in die Relegationsspiele. Doch können sie dieser Rolle gerecht werden? Ein Blick auf die Qualitäten und Problemzonen der Sachsen.


    Ich bin extrem enttäuscht, es fühlt sich wie ein Rückschritt an“, waren die ersten Worte des Dresdner Trainers Guerino Capretti nach der Heimniederlage im Sachsen-Derby gegen den bereits abgestiegenen FC Erzgebirge Aue. Damit schlug der SGD-Coach ganz andere Töne als zuletzt nach den Unentschieden gegen Karlsruhe, Regensburg und Düsseldorf an. Aus diesen Punkteteilungen konnte der Deutsch-Italiener noch primär positive Aspekte ableiten, während ein Großteil der Dresdner Fans angesichts der Serie von mittlerweile 17 sieglosen Partien etwas kritischer auf die letzten Wochen blickt. Capretti setzte sogar noch einen drauf. „Wenn wir mit dieser Intensität gegen Kaiserslautern auftreten, werden wir keine Chance haben.“


    Diese Ansagen sollen in erster Linie als Wachrüttler dienen, denn spätestens jetzt muss Caprettis Mannschaft wieder anfangen Spiele zu gewinnen. Allerdings muss trotz des ernüchternden Auftritts festgehalten werden: Dynamo Dresden hat in diesem Jahr zwar noch nicht gewonnen, jedoch zehn Mal Uentschieden gespielt. Zudem endete nur eine der sechs Niederlagen mit mehr als einem Tor Unterschied. Die Sachsen fielen in den Duellen also qualitativ nie dramatisch ab - in den Begegnungen mit den Top-Teams der Liga wie Schalke, Bremen oder den HSV konnten sie sogar durchaus mithalten. Was ist also von der Dresdner Mannschaft in den beiden Relegationsspielen gegen den 1. FC Kaiserslautern zu erwarten? Eine statistisch-taktische Analyse.

    Gegen den FCK setzt Capretti auf Erfahrung und defensive Stabilität


    Grundsätzlich sind unter den von Capretti trainierten Teams zwei Spielsysteme denkbar. Sein „Lieblingssystem“ scheint das 4-3-3 zu sein, welches er beim SC Verl in aller Regel hat praktizieren lassen. Auch bei Dynamo startete er in den ersten Spielen mit dieser Formation. Nach den ersten Partien ohne Sieg wechselte er jedoch zum Spiel gegen Fortuna Düsseldorf zu einem 3-4-1-2 und damit auch in eine von der Idee her etwas defensivere Grundart, in der sich die Spieler im Abwehrverhalten schnell zu einer Fünferkette mit Doppelsechs davor verschieben können. Dieses System ist dem FCK durchaus bekannt, da die Roten Teufel selbst große Teile der Saison unter der Leitung von Marco Antwerpen mit Dreier- bzw. Fünferkette agiert haben. In den letzten Spielen der Saison wurde sogar exakt diese Mittelfeldformierung gewählt - meist mit Hikmet Ciftci und Marlon Ritter auf der Sechs sowie Mike Wunderlich davor mit offensiven Freiheiten auf der Zehn. Sollte Dirk Schuster an dieser Stelle nichts verändern wollen, ist durchaus denkbar, dass sich die Spielsysteme der Kontrahenten eins zu eins spiegeln werden. Daraus resultiert allerdings keineswegs eine zwangsläufig gegenseitige Neutralisierung.


    Personell waren zuletzt keine großen Änderungen zu erwarten gewesen. Nach dem enttäuschenden Auftritt seines Teams gegen Aue hat Capretti allerdings bereits angekündigt, auf mehr Erfahrung und die viel beschworene Mentalität setzen zu wollen. Somit werden ein Einsatz von Sechser Yannick Stark oder dem rechten Schienenspieler Morris Schröter wahrscheinlicher. Sie könnten Paul Will und Agyemang Diawusie ersetzen. Über die ganze Saison betrachtet hatten die Dresdner allerdings nur wenig Wert auf Erfahrung gelegt. Mit einem Durchschnittsalter der eingesetzten Spieler von 26 Jahren stellten sie das zweitjüngste Team der 2. Bundesliga. Zu den Leistungsträgern zählen bei den Sachsen Torjäger Christoph Daferner, der bereits 13 Mal traf, sowie der ehemalige FCK-Kapitän Chris Löwe. Beide sind für die Relegationsspiele gesetzt.

    Kaum Chancen, kaum Schüsse, kaum Tore


    Ein Grund, warum die SGD auf den Relegationsplatz abgerutscht ist, ist die schwache Offensive: Nur 33 Treffer konnten die Sachsen in der abgelaufenen Zweitliga-Saison erzielen. Lediglich die bereits feststehenden Absteiger aus Aue und Ingolstadt trafen noch seltener. Die Erklärung für diese geringe Anzahl an Toren ist vielfältig. Zum einen spielt sich Dynamo nur unterdurchschnittlich viele Chancen heraus, wofür verschiedene Kennzahlen herangezogen werden können. So gab die SGD in dieser Saison die drittwenigsten Schüsse ab (10,91 pro Spiel), wovon im Schnitt nur 3,82 aufs Tor kamen. Außerdem erspielte sich das Team die drittwenigsten Großchancen der Liga (1,03 pro Spiel). Erschwerend kommt hinzu, dass die verhältnismäßig wenigen Chancen auch äußerst schlecht verwertet wurden. Den 33 Saisontoren steht ein xG-Wert* von 41,14 gegenüber, woraus sich Defizite in den Abschlussqualitäten der Spieler ableiten lassen.


    Beim Blick auf den Spielstil der Ostdeutschen lohnt sich eine getrennte Betrachtung der Spiele unter Guerino Capretti und dessen Vorgänger Alexander Schmidt. Grundsätzlich war über die gesamte Saison hinweg zu beobachten, dass versucht wurde, eine ausgewogene Mischung zwischen Defensiv- und Offensivspiel auf den Platz zu bekommen, was sich beispielsweise. an durchschnittlich 50,9% Ballbesitz ablesen lässt. Allerdings ist der Wert für die Anzahl an Ballverlusten ligaweit der schlechteste (124,3). Außerdem spielt die Mannschaft die fünftmeisten langen Pässe der Liga (53,88 pro Spiel), wobei der Anteil an langen Bällen in den Spielen unter Capretti nochmal deutlich gestiegen ist. Darüber hinaus kommen nur vier Teams auf weniger Ballberührungen im Strafraum (17,0 pro Spiel). Seit dem Trainerwechsel ist allerdings die Zahl an Dribblings (83 statt 69 offensive Duelle pro Spiel) sowie deren Qualität angestiegen. So dringen die Spieler deutlich häufiger per Dribbling (+18%) und weniger per Flanken (-7,5%) mit Ball in den gegnerischen Strafraum ein. Für die Dribblings sind vor allem die rechten Schienenspieler Diawusie und Schröter verantwortlich (9,7 bzw. 8,0 pro 90 Minuten). Aber auch der pfeilschnelle Ransford-Yeboah Königsdörffer sucht immer wieder das Eins gegen Eins und vor allem den Weg in die Tiefe hinter der gegnerischen Abwehrreihe. Angesichts der Geschwindigkeitsdefizite in der Lautrer Abwehr (Kraus, Winkler, Zuck) wird es äußerst wichtig, die Tempoläufe der Dresdner durch cleveres Stellungsspiel und gutes Antizipieren zu unterbinden.


    Auch wenn den Schwarz-Gelben mit Capretti an der Seitenlinie bislang noch nicht der Turnaround in Form eines Sieges gelang, ist noch hervorzuheben, dass sich die durchschnittlichen Schusspositionen in den letzten Spielen deutlich verbessert haben. So hat man sich bei den Werten für die durchschnittliche Torentfernung bei Schüssen sowie den xGoals* pro abgegebenen Schuss von den schlechtesten zu den besten 20% der Liga hin entwickelt.

    Dresden legt Wert auf aggressives Pressing


    Einen eher geringen Anteil an der aktuellen Misere hat die Defensive der SGD. Mit 46 Gegentoren stellt der Drittletzte der zweiten Liga die siebtbeste Abwehr, was für einen Abstiegskandidaten respektabel ist. Diese Statistik ist jedoch durchaus überraschend, denn im Ligavergleich hat Dresden die fünftmeisten gegnerischen Schüsse zugelassen (13,88 pro Spiel). Hierbei ist vor allem interessant, dass der Wert der statistisch erwarteten Gegentore mit 57,1 deutlich über den tatsächlich kassierten Gegentoren liegt. Es ist sogar der zweithöchste der Liga. Die große Differenz lässt sich zum einen durch gute Torhüter-Leistungen erklären, zum anderen aber auch durch eine ordentliche Portion Glück. Zwar konnten Stammkeeper Kevin Broll und Ersatzmann Anton Mitryushkin bei den Schüssen, die auch wirklich aufs Tor kamen, mehr als sechs erwartete Tore verhindern - andererseits haben die gegnerischen Stürmer auch mehr als fünf erwartete Tore dadurch liegen lassen, dass sie den Ball gar nicht erst aufs Tor brachten.


    Auffällig ist zudem die hohe Pressingintensität, die Dynamo Dresden an den Tag legt. Mit 14,5 Balleroberungen pro Spiel im letzten Drittel hat man in dieser Kategorie den zweitbesten Wert der Liga vorzuweisen. Auch bei der „Challenge Intensity“ (Defensivaktionen pro Minute gegnerischen Ballbesitzes) und den „PPDA“ (Passes Per Defensive Action – Anzahl der gegnerischen Pässe bis zu einer Defensivaktion) liegt Dresden jeweils auf Platz vier - direkt hinter den Topteams des HSV, Werder Bremen und Schalke 04. Da Dynamo diesen Ansatz schon in Liga 2 praktiziert, spricht vieles dafür, dass sie auch gegen einen technisch in aller Regel schlechteren Drittligisten nicht davon abweichen werden, hoch anzulaufen und die Aufbauspieler früh unter Druck zu setzen. Darauf muss sich der FCK einstellen. Eine Lösung könnten frühe und lange Bälle in die Spitze in Richtung Terrence Boyd sein, wobei diese Vorgehensweise besonders in den vergangenen Spielen nicht mehr so gut funktionierte wie in weiten Teilen der Drittliga-Saison.

    Prognose: Als Underdog hat der FCK gute Chancen


    Bei der reinen fußballerischen Qualität dürften beide Mannschaften nicht allzu weit auseinanderliegen, zu gering ist traditionell der Leistungsunterschied zwischen dem Tabellenkeller der 2. und der Tabellenspitze der 3. Liga. In diesem Zusammenhang kann den Roten Teufeln Mut machen, dass von den bisherigen 13 Relegationsrunden neun zugunsten des Drittligisten endeten. Ganz im Gegensatz zur Relegation eine Liga höher: Dort gewann das niederklassige Team lediglich drei Duelle.


    Und so wichtig taktische Ausrichtungen und Feinheiten sein können: Unabdingbare Erfolgsgrundlagen waren schon immer Kampf, Konzentration und die richtige Einstellung, besonders in solchen Endspielen. Darauf aufbauend wird es für den FCK entscheidend sein, die beiden Stürmer Daferner und Königsdörffer in den Griff zu bekommen und eine gute Pressingresistenz gegenüber den aggressiv anlaufenden Dresdnern aufzubauen - sei es über spielerische Lösungen oder über lange Bälle. Des Weiteren müssen die Lautrer ihre Chancen wieder deutlich effizienter nutzen. Bei den letzten drei Niederlagen kam die Mannschaft trotz eines xG-Werts* von 6,8 in Summe nur auf zwei Tore. Essenziell wird schließlich sein, ob es Dirk Schuster und seinem Assistenten Sascha Franz gelingt, der Mannschaft das Selbstvertrauen zurückzugeben, von dem es bis zum Derby gegen Saarbrücken nur so strotzte. Unter Marco Antwerpen hatte sich bereits ein funktionierendes System entwickelt und etabliert, welches es nun wiederzuerwecken gilt. Um viele taktische Neuerungen einzustudieren, wäre ohnehin zu wenig Zeit.


    Die beiden Spiele gegen Dresden sind die wichtigsten der letzten Jahre und in der aktuellen Konstellation hat der FCK gute Chancen, gegen einen derart verunsicherten Zweitligisten zu bestehen. Auf geht’s, mer paggens!


    Quelle: Treffpunkt Betze


    * Ein xG-Wert beschreibt die Wahrscheinlichkeit eines Schusses, zu einem Tor zu führen. Daher liegt der Wert für einen einzelnen Schuss immer zwischen 0 und 1. Bei der Berechnung des Wertes werden u.a. der Ort des Torschusses, der Winkel zum Tor, die Bedrängnis der Gegenspieler, die Höhe des Balls und störende Spieler zwischen Abschlussposition und Tor berücksichtigt. Werden diese Werte addiert (bspw. 0,77 für einen Elfmeter), ergibt sich daraus die Menge an zu erwartenden Toren eines Spielers bzw. einer Mannschaft.

    Diskussionsthema zum Artikel: Kenny Prince Redondo: Von vielen unterschätzt?


    Kenny Prince Redondo: Von vielen unterschätzt?

    Kenny Prince Redondo vergibt als Stürmer zwar viele Torchancen, verfügt jedoch über Stärken, die für die Spielweise der Roten Teufel von enormer Bedeutung sind. Eine Analyse.


    Es läuft die erste Minute der Nachspielzeit des 29. Spieltags. Der FCK führt in Osnabrück mit 1:0 und fährt gerade einen Konter über die rechte Seite. Marlon Ritter blickt ins Zentrum und sieht dort Kenny Prince Redondo in den Strafraum eilen. Dieser Redondo, der zu diesem Zeitpunkt 90 Minuten lang Fußball regelrecht gearbeitet hat, zieht einen langen Sprint aus der eigenen Hälfte in höchstem Tempo bis vor das gegnerische Tor, wie ihn in dieser Form wohl kein anderer Spieler der Mannschaft hätte ziehen können. Der 27-jährige scheitert nach Ritters perfekter Vorlage letztlich am Osnabrücker Keeper. Diese Szene steht sinnbildlich für Redondos Leistungen in dieser Saison: Ein hoher Aufwand, aber verhältnismäßig wenig Ertrag und eine geringe Effektivität, zumindest wenn man seine Leistungen an Toren und Vorlagen bemisst. Trotz der geringen Scorer-Werte hat der Offensivspieler einen enorm hohen Wert für das Team, der auf den ersten Blick nicht ganz ersichtlich ist.

    Ist Redondo überhaupt ein Stürmer?


    Als Marco Antwerpen zum Hinspiel gegen Waldhof Mannheim die defensive Grundformation von Dreier- auf Viererkette modifizierte, stellte das die klassischen offensiven Außenbahnspieler, wie beispielsweise den damals noch nicht verliehenen Marius Kleinsorge oder eben Kenny Prince Redondo, zunächst vor ein Problem. In Antwerpens neuem System gab es ihre angestammte Position nicht mehr. Am ehesten passten zu den Flügelflitzern noch die offensiven Halbraumpositionen im 3-4-2-1. Für das häufig praktizierte 3-1-4-2 mussten sie ihren Spielstil allerdings komplett anpassen. So bekleidet Redondo seit einigen Monaten eine für ihn weitgehend neue Position: Stürmer. Und zumindest bis zur Verpflichtung des neuen Sturmführers Terrence Boyd, die sich zeitlich mit einer Corona-Infektion Redondos überschnitt, hatte der Deutsch-Spanier einen Stammplatz inne.

    Spürbare Defizite in einigen Bereichen


    Konnte der ehemalige Fürther diesen Stammplatz nur aufgrund mangelnder Alternativen über Wochen beibehalten? Tatsächlich waren seine Auftritte in der Phase zwischen dem Saarbrücken-Derby und der Boyd-Verpflichtung nicht konstant gut. Der Kicker, der bei der Leistungsbewertung traditionell eher kritisch ist, sieht Redondo seit November zwischen den Noten 2,5 und 4,0 pendeln. Heißt: Keine unterirdischen Auftritte, allerdings auch keine herausragend guten, bei denen er für alle Zuschauerinnen und Zuschauer ersichtlich der beste Mann auf dem Platz gewesen wäre. Dies liegt zum einen an der geringen Effektivität Redondos. Schon häufig zeigte sich in dieser Saison, dass er eben kein gelernter Stürmer ist. Lediglich einen Treffer erzielte Redondo bisher, obwohl er in dieser Spielzeit bereits zu einigen weiteren sehr guten Gelegenheiten kam. Sein xG-Wert* liegt aktuell bei etwa 3,5. Er hätte also, bemessen an den statistisch erwarteten Toren, mindestens zwei Treffer mehr erzielen müssen. Darüber hinaus gelangen ihm nur 38% seiner Dribblings und auch seine Passquote ist mit 68,3% eher unterdurchschnittlich. Zum Vergleich: Bei Sturmkollege Daniel Hanslik kommen 77% der Pässe wie gewünscht beim Mitspieler an.


    Zudem ist Redondo wohl auch aufgrund seiner suboptimalen Körpersprache nicht bei allen Fans der beliebteste Spieler. Zu häufig sinkt sein Kopf nach einer misslungenen Aktion nach unten, zu oft hadert er mit sich selbst oder dem Schiedsrichter. Ebenso nicht zuträglich für sein Ansehen in Fankreisen war mit Sicherheit seine durch Meckern eingehandelte gelb-rote Karte in der letzten Saison gegen den Halleschen FC. Und doch wird Redondo häufig zu kritisch bzw. zu negativ gesehen.

    Redondos enorm hoher Wert für die Mannschaft


    So kommt er nach 30 Spieltagen (das Türkgücü-Spiel bereits ausgenommen) auf ordentliche vier Torvorlagen. Darüber hinaus ist er gemeinsam mit Philipp Hercher der Spieler, der beim FCK die meisten Großchancen kreiert hat (6). Für die Offensive der Roten Teufel ist er zudem durch seine Spielweise, die schwierig zu verteidigen ist, sehr wertvoll. Durch seine enorme Geschwindigkeit und seine vielen Tiefenläufe schafft er häufig Räume, in die seine Kollegen stoßen können. Selbst wenn ein erlaufener Ball in die Tiefe letztlich nur in einem Einwurf resultiert, ist es dadurch möglich, das Spiel in eine Zone näher des gegnerischen Tores zu verlagern. Des Weiteren verhält sich Redondo häufig sehr geschickt in den Zweikämpfen, sodass er viele Freistöße für sein Team herausholt (2,24 pro 90 Minuten). Unter allen Stürmern der 3. Liga wird nur Verls Kasim Rabihic häufiger gefoult. Immer wieder legt er eine hohe Cleverness an den Tag, um ruhende Bälle zu generieren. Oder anders betrachtet ist Redondo aufgrund seiner Schnelligkeit schlicht nicht mit anderen Mitteln aufzuhalten. So oder so, für eine derart standard- und kopfballstarke Mannschaft sind diese vielen durch ihn erarbeiteten Freistöße Gold wert.


    Zusätzlich hat sich Kenny Prince Redondo in den letzten Monaten auf dem Spielfeld zu einem der fleißigsten Arbeiter gemausert. Leider liegen für die 3. Liga keine Laufdaten vor, jedoch lässt sich sein betriebener Aufwand anhand einiger anderer Faktoren festmachen. So absolviert er pro 90 Minuten im Schnitt knapp sieben defensive Zweikämpfe und liegt damit in diesem Bereich auf Rang fünf aller Drittliga-Stürmer mit mindestens 500 Einsatzminuten. Von diesen defensiven Duellen kann er ordentliche 57,2% für sich entscheiden, womit er unter den Stürmern im oberen Drittel liegt.

    Redondos Bewertung braucht einen Perspektivwechsel


    Die Daten zeigen, dass Redondo durchaus einen hohen Wert für die Mannschaft hat. Aktionen wie absolvierte Defensivduelle, erlittene Fouls oder vorbereitete Großchancen fallen bei der Spielbetrachtung wahrscheinlich weniger auf als direkte Torbeteiligungen oder spektakuläre Grätschen auf der letzten Verteidigungslinie. Dennoch bietet Redondo mit seiner Art und Weise, wie er die für ihn ungewohnte Stürmerposition interpretiert, einen hohen Mehrwert für das Spielsystem von Marco Antwerpen. Dort wird er auch in den letzten Saisonspielen mit Sicherheit auf einige Einsätze kommen, je nachdem, welchen Stürmertypus das jeweilige Spiel beziehungsweise die jeweilige Spielsituation gerade erfordert. Und wer weiß: Vielleicht wird Redondo doch noch an einer ganz entscheidenden Szene beteiligt sein, wie zum Beispiel bei seinem Treffer zum 2:0 beim Derby in Saarbrücken, als er den Gästeblock zum Explodieren brachte. Dann dürfte ihm ein Platz tief im Herzen der Fans sicher sein.


    Quelle: Treffpunkt Betze


    * Ein xG-Wert beschreibt die Wahrscheinlichkeit eines Schusses, zu einem Tor zu führen. Daher liegt der Wert für einen einzelnen Schuss immer zwischen 0 und 1. Bei der Berechnung des Wertes werden u.a. der Ort des Torschusses, der Winkel zum Tor, die Bedrängnis der Gegenspieler, die Höhe des Balls und störende Spieler zwischen Abschlussposition und Tor berücksichtigt. Addiert man diese Werte (bspw. 0,77 für einen Elfmeter), ergibt sich daraus die Menge an zu erwartenden Toren eines Spielers bzw. einer Mannschaft.