ZitatAlles anzeigenKaiserslautern vor dem Aufstieg: Die Fans träumen von Klose, der Klubchef von weniger Schulden
Der Held weinte, als er Abschied vom 1. FC Kaiserlautern nahm. "Ich werde sicher irgendwann zurückkommen. Hier ist meine Heimat", sagte Miroslav Klose unter Tränen. Auf seinem T-Shirt prangte das Wort "Danke". Sechs Jahre ist diese Szene nun alt und doch hoch aktuell. In der Pfalz erinnern sie sich dieser Tage nämlich an das Versprechen ihres Weltklassestürmers, der damals auszog, um Titel mit Werder Bremen und später Bayern München zu gewinnen. Sie träumen davon, dass Klose (31) wahr macht, was er einst ankündigte - am Ende der Karriere noch einmal für den FCK zu spielen.
Zwei Komponenten lassen diesen Traum neben Kloses Heimatverbundenheit durchaus realistisch erscheinen: Da wäre die völlig verkorkste Saison des Nationalstürmers, die die Frage aufwirft, wie erpicht der FC Bayern in Zukunft noch auf dessen Dienste ist. Und da wäre ganz im Gegensatz zu Kloses Verfassung die des 1. FC Kaiserslautern. Die ist so exzellent, dass der viermalige Meister nach vierjähriger Abstinenz wohl wieder in die Bundesliga aufsteigt.
4:0 (2:0) gewannen die "Roten Teufel" gegen 1860 München durch Tore von Erik Jendrisek (2), Markus Steinhöfer und Ivo Ilicevic. Der Klub hat sechs Spieltage vor Schluss nun acht Punkte Vorsprung auf Relegationsplatz drei und bereits 15 Zähler auf Rang vier. Den Aufstieg zu verpassen, ist fast unmöglich, auch wenn die Verantwortlichen dies nicht zugeben wollen. Der FCK denke von Spiel zu Spiel, müsse die Spannung hochhalten. Die üblichen Floskeln.
"Unser Ziel ist seit Saisonbeginn unverändert auf eine gute Ausgangsposition am 30. Spieltag ausgerichtet, und damit sind wir bislang gut gefahren, auch weil wir eine noch sehr junge Mannschaft haben", erklärt Stefan Kuntz. Der 47-Jährige war Kapitän der 91er-Meistermannschaft und ist nun wieder Architekt des Erfolges. Der Klubchef übernahm den FCK vor zwei Jahren. Damals hatte die Mannschaft sechs Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Der FCK rettete sich, und Kuntz konnte seine Aufbauarbeit beginnen.
Kuntz versuchte zuallererst, die Fanbasis zurückzugewinnen - von je her das größte Kapital des Klubs. "Dies ist gelungen, was allein unsere Zuschauerzahlen belegen", sagt er. Lautern hat den höchsten Besucherschnitt aller europäischen Zweitligaklubs: 32 880 kommen pro Heimspiel. "Kuntz lebt den Fußball und lebt diese Region", sagt Torwarttrainer Gerald Ehrmann, seit 1984 im Verein: "Er achtet auf den Charakter und darauf, dass sich Spieler mit dem Verein und dem Umfeld identifizieren. Stadt, Verein, Fans und Spieler sind wieder eine Einheit."
Diese Union hilft beim Erreichen des zweiten großen Ziels: der finanziellen Konsolidierung. Der Verein leidet an jahrelanger Misswirtschaft, ist hoch verschuldet und hängt am Tropf der Stadt, die dem FCK mit Mietminderungen für das überteuerte Stadion entgegen kommt. Der Klub wolle von der Stadt unabhängig werden, sagt Kuntz, der dafür alle möglichen Mittel ausschöpfen will. So steht auch ein Verkauf der Namensrechte der Arena zur Debatte, auch wenn Kuntz sagt: "Jeder weiß, dass es mir am schwersten fallen würde, den Namen Fritz Walter aus dem Stadion zu nehmen. Und beschlossen ist in dieser Sache ohnehin nichts." So oder so wäre der Aufstieg finanziell enorm wichtig. Noch ein Jahr Zweitklassigkeit würde laut Kuntz "erhebliche Einschnitte in allen Bereichen bedeuten".
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