ZitatAlles anzeigenFCK schlecht wie noch nie in dieser Saison - Führung verspielt - 1:2 in Oberhausen tut weh
Worte im Wind! Eine Woche mahnte der Boss, warnte der Trainer: Nach 90 Minuten hatte Zweitliga-Spitzenreiter 1. FC Kaiserslautern eine Partie auf Niedrigniveau bei Rot-Weiß Oberhausen 1:2 (1:0) verloren. Kollektive Begründung: Kopfsache!
Natürlich: Erik Jendrisek hat in der letzten Minute nach Paljic-Flanke das 2:2 geschossen. Schiedsrichter Florian Meyer entschied: Abseits. Könnte, muss aber nicht so gewesen sein ... Dass der Foul-Elfmeter, den Markus Kaya zum Siegtor nutzte (75.), einem Irrtum vom Amt entsprang - ein Alibi für lammfromme Rote Teufel. In der Tat aber hatte der als Rechtsverteidiger in der Rolle des gelbgesperrten Dick überforderte Markus Steinhöfer den Ball im Duell mit Ronny König korrekt gespielt.
„Marco Kurz und der Verein werden sich diese Leistung ganz sicher so nicht gefallen lassen. Es besteht Redebedarf", schimpfte FCK-Chef Stefan Kuntz nach der vierten Saisonniedelage gegen einen biederen Gegner, der einen großen Sieg im Abstiegskampf feierte. „Wir haben Lautern zermürbt", befand Hans-Günter Bruns, der Übungsleiter, stolz.
Seine „Kleeblätter" begegneten einem vom Fehlerteufel befallenen, lethargisch-überheblichen FCK. „Höchstens drei, vier haben ihre Leistung gebracht, die anderen müssen sich hinterfragen", empfahl Kuntz. Ivo Ilicevic, der die Partie mit einem Fehlpass eröffnete, Hintermann Steinhöfer damit sogleich ins Schwimmen brachte, und Sidney Sam waren während der 90 Minuten außen vor. Jiri Bilek hechelte meist nur hinter Fehlpässen her.
Adam Nemec mühte sich, spielte aber fahrlässig unpräzise und ungewollt die Kombinationsbremse. Er war nach einer Stunde platt, schlurfte nach 77 Minuten vom Platz.
„Die schlechteste Halbzeit der Saison" registrierte Kuntz bis zur Pause - aber der FCK führte durch das 14. Saisontor Erik Jendriseks nach einem klasse Pass von Georges Mandjeck glücklich mit 1:0. Wieder aber trug der hochbegabte Mittelfeldmann nach tollen Balleroberungen mit seinem Hang zur Schlampigkeit und einem Schuss Überheblichkeit dazu bei, das Spiel zu konterkarieren.
Drei karge Chancen in 90 Minuten brachte die FCK-Elf in Oberhausen auf den Weg, ganze sechs Mal schossen die zweikampfschwach wie nie auftretenden Lauterer aufs Tor. Ganze 44 Prozent der Zweikämpfe wurden erfolgreich bestritten, viele erst gar nicht geführt! Sam ging in der 61. Minute solch einem Duell ganz aus dem Weg, öffnete Embers die rechte Außenbahn, Steinhöfer war im Nirgendwo, der ansonsten vorbildliche Martin Amedick und die redlich bemühten Rodnei und Alexander Bugera sprangen am Ball vorbei - 1:1 durch Moritz Stoppelkamp (61.). Trainer Marco Kurz war bedient: „Ich bin enttäuscht!"
So spielten sie
Rot-Weiß Oberhausen: Pirson - Pappas, Miletic, Schlieter, Razic (13. Embers) - Landers (90. +1 Reichert), Kaya, Gordon, Schmidtgal - König, Stoppelkamp (87. Terranova)
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Steinhöfer, Amedick, Rodnei, Bugera - Ilicevic, Bilek (79. Paljic), Mandjeck, Sam - Jendrisek, Nemec (77. Lakic)
Tore: 0:1 Jendrisek (29.), 1:1 Stoppelkamp (61.), 2:1 Kaya (75., Foul-Elfmeter) - Gelbe Karten: Kaya (5/4), Embers (4) - Mandjeck (5/5), Sippel (3), Steinhöfer (2) - Beste Spieler: Pappas, Landers, Schmidtgal - Sippel, Amedick, Jendrisek - Zuschauer: 10.080 - Schiedsrichter: Meyer (Burgdorf)KONZOKH
Kommentar
Ohne Maloche geht es nicht
VON OLIVER SPERK
Der Aufstiegsfavorit FCK hat arrogant gespielt und nur die Kür im Kopf gehabt. Ohne harte Grundlagenarbeit aber geht es nicht.
Ausgerechnet im Spiel bei Rot-Weiß Oberhausen, einem Verein, der sich die „Maloche" als Klubmotto auf die Fahnen geschrieben hat, ist die Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern der schnörkellosen Arbeit aus dem Weg gegangen oder hat sie viel zu lässig verrichtet. Der Revierklub hat die junge Lauterer Elf mit seiner emsigen Zweikampf-Maloche gelehrt, dass man ohne die richtige Einstellung in der Zweiten Liga gegen niemanden gewinnt.
Dabei hat RWO in einem Fehlpass-Festival eine durchschnittliche Leistung für einen wichtigen Sieg im Abstiegskampf genügt. Die Lauterer Hochbegabten haben auf der Zielgeraden im Aufstiegskampf einen schmerzhaften, aber vielleicht lehrreichen Dämpfer hinnehmen müssen. Weh getan hat der leichtsinnige Patzer im Pott auch den 5000 (!) mitgereisten FCK-Fans, die RWO zu Ostern nette Zusatzeinnahmen bescherten, aber ernüchtert nach Hause fuhren.
Gezeigt hat das Spiel auch: Das Duo Steinhöfer/Ilicevic ist auf der rechten Seite keine Option. Trotz seiner Defizite beim Flanken wurde der gesperrte Florian Dick mit seiner leidenschaftlichen Spielweise schmerzlich vermisst.
Die Chancen auf die Rückkehr des FCK in die Bundesliga hat dieses 1:2 indes kaum geschmälert, weil der Abstand auf den Relegationsplatz dank des Augsburger 1:1 gegen Fürth sieben Punkte beträgt. Bei noch fünf Spielen dürfte dieser Vorsprung nur schwer zu verspielen sein. Voraussetzung für ein Gelingen der Mission allerdings: Es muss wieder malocht werden! Am Samstag im Heimspiel gegen Union Berlin - Beiname „Die Eisernen" - müssen die Jungs von Trainer Marco Kurz beweisen, dass sie ihre Lektion gelernt und ihr „Herzblut" aufgefrischt haben. Ihren Fans, dem Klub und sich selbst zuliebe.
Stimmen & Stimmungen: Hängende Köpfe bei zahmen „Teufelchen"
Wortlos und mit hängenden Köpfen schlichen Sidney Sam und Ivo Ilicevic nach der bitteren 1:2 (1:0)-Niederlage in der Zweitliga-Partie bei Rot-Weiß Oberhausen Richtung Mannschaftsbus. Reden und die für die Roten Teufel so enttäuschende Partie öffentlich analysieren wollten die beiden am Ostersonntag am Flitzen gehinderten Flügelspieler lieber nicht.
Ihnen wurde von den leidenschaftlich kämpfenden, aber spielerisch doch eher limitierten Außenseitern den Spaß am Fußball genommen. Die Passivität der Lauterer erleichterte dem bekennenden „Underdog" - so heißt das RWO-Maskottchen - dieses Unterfangen. Sam und Ilicevic fanden ebenso wenig den Weg zurück in die Erfolgsspur am Sonntag wie ihre Kollegen. Auch Georges Mandjeck, dem der geniale Steilpass vor Erik Jendriseks 1:0-Führungstreffer gelang, zog es nach der Partie vor, zu schweigen.
Immerhin: Trotz seiner anfänglich aufreizend lässigen Spielweise nahm er später die Zweikämpfe in der Mittelfeld-Zentrale an, was ihm jedoch die zehnte Gelbe Karte in dieser Spielzeit bescherte. Er legt daher am Samstag im Heimspiel gegen Union Berlin (Anpfiff 13 Uhr) wieder eine Zwangspause ein.
Gedanklich befanden sich die favorisierten Lauterer auch während des Trauerspiels in Oberhausen in einer einzigen riesigen Pause. „Wir haben schlecht gespielt, hatten viel zu viele Unkonzentriertheiten und Fehlpässe in unserem Spiel", sagte FCK-Kapitän Martin Amedick, am Sonntag einer der wenigen mit Normalform. „Wir müssen jetzt selbstkritisch sein", forderte der Innenverteidiger, „einige von uns müssen ihre Leistung in diesem Spiel hinterfragen."
Linksverteidiger Alexander Bugera, der seine bis dato so oft hervorragenden Leistungen diesmal auch nicht bestätigen konnte, sagte: „Ich bin schon niedergeschlagen, enttäuscht von unserer Leistung. Wir sind gar nicht ins Spiel gekommen. Ich denke, das war eine Kopfsache."
Stefan Kuntz, der Vorstandsvorsitzende des FCK, ärgerte sich nach der vierten Saisonniederlage, der ersten Schlappe nach zehn Spielen - die letzte gab es am 16. Januar beim 0:3 in Fürth - besonders über den fahrlässigen Umgang mit der schmeichelhaften 1:0-Halbzeitführung. „Der Trainer hat in der Pause alles ganz klar angesprochen. Aber es lief dann nur eine Viertelstunde lang etwas besser ...", monierte Kuntz.
„Wir haben den Ball erobert, und dann war er immer gleich wieder weg. Das kostet natürlich Kraft", sagte Jiri Bilek, „vielleicht haben wir gedacht, wir sind schon Meister ..."
Trainer Marco Kurz zeigte sich total verärgert ob des allzu lässigen Auftretens seiner Mannschaft. Allerdings gab der 40-Jährige zu bedenken, dass nur dieses eine Spiel Anlass zu verschärfter Kritik gebe und damit keineswegs die Saisonleistung in Frage zu stellen sei. In der Kabine sei es nach dem Spiel sehr still gewesen, berichtete Bugera: „Das entspricht dem, was auf dem Platz los war. Wir waren zu ruhig, zu brav." Torwart Tobias Sippel, beim zweiten Elfmeter in sechs Tagen diesmal machtlos, betonte: „Am Samstag müssen wir uns unseren Fans wieder anders präsentieren!"
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau
Ausgabe: Nr.79