ZitatAlles anzeigenDer Blick auf das neue FCK-Trikot lässt den Fan sinnieren: Allgäuer Latschenkiefer? Der neue Trikotsponsor scheint ganz schön weit hergeholt. Stimmt nicht. Man muss nur nach Homburg fahren, um ihn kennen zu lernen. Der Apotheker Peter Theiss stellt dort das Naturprodukt her.
VON CLAUS-PETER SCHMIDT
HOMBURG. Ein 500 Jahre alter Olivenbaum gedeiht prächtig vorm Eingang des erst drei Jahre alten Produktions- und Logistikzentrums der Dr.-Theiss-Naturwaren GmbH. Hinweis auf die andere starke Marke im Portfolio des saarländischen Familienunternehmens. Die Olivenöl-Cremes und -Fluids von Medipharma Cosmetics haben Peter Theiss voriges Jahr bundesweit bekannt gemacht. Wie weiland Idee-Kaffee-König Darboven und Saft-Onkel Dittmeyer trat der 66-Jährige in einem Fernseh-Werbespot vor den Hauptnachrichten auf. „Die Kunden sollten sehen, dass hinter den Dr.-Theiss-Produkten auch ein Dr. Theiss steht. Wir sind das Original", betont Peter Theiss die Notwendigkeit, sich von den Nachahmern auf dem Feld der Olivenöl-Pflegeprodukte abgrenzen zu müssen. Denn in Deutschland werden die Theiss-Produkte - ausgenommen die Zahncremes der Marke Lacalut - nur über Apotheken vertrieben. Eine schon bei der Unternehmensgründung 1978 getroffene Grundsatzentscheidung, die sich gerade in der jüngsten Wirtschaftskrise bezahlt machte. „Das Apothekengeschäft zeigt sich stabiler in schwierigen Zeiten. Die Kundschaft ist einfach eine andere", weiß Theiss.
Aus eigener Erfahrung. Sein Pharma-Unternehmen wuchs aus der elterlichen Markt-Apotheke hervor. 1976 übernahm Theiss die Homburger Institution, damals schon mit der Idee, mit Naturprodukten aus eigener Herstellung Geschäft und Vertrieb auszuweiten. Erstes Produkt war eine Ringelblumen-Salbe. Zumindest das erste angemeldete Dr.-Theiss-Produkt. „Als Student habe ich ein Aftershave-Gel hergestellt, das an der Uni unter den Kommilitonen ziemlich gut ging und mir das Taschengeld aufbesserte", erinnert sich der Unternehmenschef. Der Rasier-Balsam schaffte es nie ins Programm der Naturwaren-GmbH, die Theiss zusammen mit seiner Frau vor 32 Jahren gründete.
Heute hat Theiss, im Apotheken-Geschäft Deutschland die Nummer drei hinter den Größen L"Oréal und Beiersdorf, mehr als 200 Produkte im Programm. Von flüssigen Arzneimitteln bis zur Brausetablette. An den beiden Produktionsorten in Homburg arbeiten rund 450 Mitarbeiter, ein großer Teil von ihnen kommt aus der Westpfalz. 2009 erzielte die Theiss-Gruppe einen Umsatz von 210 Millionen Euro. Das Krisenjahr belastete auch das Ergebnis, unter anderem durch Währungsverluste. Seit Mitte der 1990er Jahre ist Theiss aktiv in Osteuropa. In Polen, Ungarn, Russland, Tschechien, der Slowakei und Kroatien zählt er zu den Marktführern. In Polen steht das einzige außer-saarländische Produktionswerk der Gruppe. Dort werden Nahrungsergänzungsmittel hergestellt. Theiss-Produkte werden über die Vertriebsorganisation auch nach Asien exportiert - Allgäuer Latschenkiefer-Öl geht auch in Taiwan. Weltweit zählt die aus der Saarpfalz gelenkte Gruppe rund 1500 Mitarbeiter. Für 2010 sieht das Geschäft gut aus. Angepeilt wird ein Umsatzwachstum von 10 Prozent. 9 Millionen Euro wurden investiert.
Unter anderem in Marketing-Aktivitäten. Im Fokus dabei: Die Allgäuer Latschenkiefer. Mit dem Kauf der Allga Pharma GmbH wurde Theiss 2005 auch Waldbesitzer. Auf einer 100 Hektar großen Plantage am Rottachberg, in der Nähe von Sonthofen, baut Theiss in einem geschlossenen ökologischen Kreislauf die Latschenkiefern an. Die destillierten ätherischen Öle werden in Homburg verarbeitet. Mit Fernsehwerbung und dem auf zwei Jahre geschlossenen Trikotvertrag mit dem FCK - über die Dotierung ist Stillschweigen vereinbart - versuchen die Homburger, das Image der schon seit 60 Jahren bestehenden Marke zu entstauben. Die im Spitzensport Anwendung findenden Muskelfluids sollen künftig das Markenimage auf eine jüngere Zielgruppe hin prägen. Opas Franzbranntwein wird deshalb aber nicht aus dem Programm genommen.
Der Kontakt zum FCK kam im Vorjahr über das Fluid zustande. Theiss ließ quasi von der medizinischen Abteilung Anwendungen testen. Aus der überschaubaren Arbeits- und Sponsoren-Beziehung wurde nun der Trikotvertrag. Die Zusammenarbeit ist aus Sicht von Peter Theiss langfristig angelegt. „Wir freuen uns alle auf die sicher spannende Saison und die inspirierende Zusammenarbeit mit dem FCK." Und Abstieg ist nun wirklich nicht Theiss" Sache.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau