ZitatAlles anzeigenZum Start des RHEINPFALZ-Sommercafés schaute gestern auch Stefan Kuntz im Café Segafredo am Marktplatz vorbei. Dort beantwortete der Chef des 1. FC Kaiserslautern geduldig die Fragen der FCK-Anhänger, auch die kniffligen.
Immer, wenn Stefan Kuntz emotional voll bei der Sache ist, wechselt er von (fast) perfektem Hochdeutsch in seinen Neunkirchener Dialekt. Und weil den Gästen des RHEINPFALZ-Sommercafés der 1. FC Kaiserslautern genauso am Herzen liegt wie Vorstandschef Kuntz, saarländelt er an diesem Tag ziemlich oft im Café Segafredo am Marktplatz. Mal ruhig und sachlich, mal hochemotional setzt sich der FCK-Chef mit Besuchern auseinander und gewährt viele persönliche Einblicke in seine Gefühlswelt.
Kuntz erzählt, wie erleichtert er am Freitag über den 1:1-Ausgleich in letzter Minute in Osnabrück war. Was es für den Verein wirtschaftlich bedeutet, wenn er im Pokal eine Runde weiter kommt. Oder wie schlecht es ihm im Mai 2009 ging, als der FCK im letzten Saisonspiel noch um den Klassenerhalt in der zweiten Liga zitterte: „Plötzlich wurde mir die ganze Tragweite und Verantwortung bewusst, die ich mir aufgeladen hatte", berichtet das Pfälzer Fußball-Idol.
Eine Verantwortung, die Kuntz mit Herzblut trägt. Und wenn sie allzu schwer wird, ist da noch seine Frau. Wie zu Beginn der abgelaufenen Saison, als ihm viele Kritiker die Verpflichtung des späteren Meister-Trainers Marco Kurz um die Ohren schlugen. „Da hat mich meine Frau in den Arm genommen und gesagt: "Das wird schon gutgehen". Und nach dem Sieg im Pokal gegen Leverkusen wussten plötzlich 40.000, dass der Kurz ein guter ist", schmunzelt Kuntz. Sätze, die man so in aller Öffentlichkeit nicht oft vom FCK-Chef hört.
Von den Gästen hört man an diesem Montag ganz oft den Satz: „Mir steichen nimmie ab", aber andere sind auch sehr besorgt um den Verein, wollen aus erster Hand versprochen haben, dass der FCK weiter die neue bodenständige Linie fährt und nicht in alte Muster zurückfällt. Etwa bei Erfolg teure Stars einkauft. „Das schließe ich aus. Wir müssen weiter die Rosinen herauspicken, die andere nicht als Rosinen erkennen", sagt Kuntz. Alles andere könne sich der FCK gar nicht leisten. „Das A und O ist ein gesunder Menschenverstand. Unsere Probleme müssen wir mit ganz normalem Nachdenken lösen", verrät Kuntz, was hinter dem Umschwung auf dem Betzenberg steckt. Denn dass im Verein nicht mehr das Chaos der früheren Jahre herrscht, haben die Anhänger längst bemerkt.
Sehr saarländisch klingt"s wieder im Café, als Kuntz von seiner Vision erzählt. So wie zu seiner Zeit, so wünscht er sich den Betzenberg. Eine teuflische Hölle, in der jeder einzelne Zuschauer mit Leib und Seele die Mannschaft anfeuert: „Da kamen Stars wie Rummenigge, die spürten, dass sie hier ganz klein waren. Hier waren wir die Großen."
Noch eine kleine Szene am Rande: Als gestern ein älterer Mitbürger Probleme hat, seine Gehhilfe über den Absatz am Café-Eingang zu schieben, hilft der in ein Gespräch vertiefte Stefan Kuntz ganz selbstverständlich. Eine spontane, ehrliche Geste, kein Sich-in-Szene-Setzen. Dieser kurze Moment zeigt, dass es dem FCK-Boss vollkommen ernst ist, wenn er über Werte erzählt, für die der FCK stehen soll. Und dass dort hinter dem Titel des Vorstands-Chefs ein anständiger Kerl steckt.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Rheinschiene