ZitatAlles anzeigenWAS LESER ÄRGERT: Werner Thorn ist sauer, weil Polizisten beim Spiel gegen Mönchengladbach Fahrgästen die Mitfahrt verweigern
Für die meisten FCK-Fans war der vergangene Samstag ein guter Tag: Schließlich haben die „Roten Teufel" Mönchengladbach mit 3:0 besiegt. Werner Thorn aus Rockenhausen, Inhaber einer Dauerkarte und eingefleischter „Betze"-Anhänger, hat der Erfolg kaum besänftigen können. Grund seines Ärgers: Gleich zweimal ist dem 66-Jährigen - „und mit mir bestimmt 100 bis 150 Fahrgästen" - am Rockenhausener Bahnhof von Polizeibeamten das Einsteigen verweigert worden. Aus Sicherheitsgründen, weil sich in den - zudem vollen - Zügen zahlreiche Gladbach-Fans befunden haben, so die Begründung. Thorn ist dann frustriert mit dem Auto nach Kaiserslautern gefahren - eine Möglichkeit, die nicht jeder hatte.
„Da waren Kinder und Jugendliche sowie Rollstuhlfahrer dabei, die vielleicht gar nicht mehr oder erst kurz vor knapp zum Spiel gekommen sind", ist Thorn empört. Er verweist darauf, dass es sich bei den Fahrgästen durchweg um „harmlose" FCK-Fans gehandelt habe. Mehr noch: Selbst Pendlern, die auf dem (Heim-)Weg zur oder von der Arbeit gewesen seien und mit Fußball überhaupt nichts am Hut hatten, sei der Zutritt verwehrt worden.
Kurz vorm Einfahren des Zuges um 11.55 Uhr seien die Wartenden am Rockenhausener Bahnhof per Lautsprecher informiert worden, „dass ein Einsteigen in diesen Zug nicht garantiert werden kann". Als dieser dann im Bahnhof gehalten hat, seien zahlreiche uniformierte Beamte ausgestiegen. „Vor jeder Tür haben sich bestimmt sechs bis acht Polizisten postiert und die Fahrgäste am Einsteigen gehindert", so Thorn. Und das, obwohl es sich um einen sehr langen Zug gehandelt und er im vorderen Teil noch viele freie Plätze gesehen habe. „Die Gladbach-Fans haben sich in den hinteren Waggons befunden. Aber alles Lamentieren hat nichts gebracht: Wir sind auf den nächsten Zug vertröstet worden."
Der nächste Zug bedeutete für Thorn und die übrigen Bahnkunden: eine Stunde warten. Besser gesagt 75 Minuten: Denn der „12.55er" hatte Verspätung. Umso größer war die Wut bei Thorn und den anderen, als sich das Szenario von einer Stunde zuvor wiederholt hat: Wieder waren Gladbach-Fans im Zug, wieder verweigerten Polizisten die Mitfahrt. Was laut Thorn - bei allem Ärger - zu dem kuriosen Fall geführt hat, dass zwar unbeteiligte Pendler draußen bleiben mussten, ein Gladbach-Fan aus seinem Bekanntenkreis dagegen hätte einsteigen dürfen. Der Mann lehnte jedoch ab, weil er ja gemeinsam mit seinen FCK-Freunden nach Lautern fahren wollte...
Geärgert hat sich Thorn zum einen über das aus seiner Sicht „teils provokante Auftreten einiger Polizisten". Noch größer war aber sein Unverständnis über die „verkorkste Planung der Bahn": Wenn schon das Einsteigen in diese Züge aus Sicherheitsgründen nicht möglich war - was er ja sogar noch nachvollziehen könne - dann hätte die Bahn eben „Zwischenzüge" für alle weiteren Fahrgäste auf die Schienen bringen müssen, lautet (nicht nur) Thorns Kritik.
Zumal das Problem auf der Alsenztalbahn bei FCK-Heimspielen nicht neu ist: Gerade in Zweitliga-Zeiten ist es aufgrund der frühen Anstoßzeiten - vor allem freitags um 18 Uhr - immer mal wieder zu Engpässen gekommen. Vor allem, wenn der FCK gegen Mannschaften gespielt hat, deren Fans von „oben" mit dem Zug durchs Alsenztal angereist sind: beispielsweise Aachen, Köln oder Koblenz. Vor zwei Jahren hatte der für den Schienenverkehrs im Alsenztal zuständige Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (ZSPNV Süd) gegenüber der RHEINPFALZ mit dem zur Saison 2009/2010 eingeführten „Kombi-Ticket" Besserung versprochen: Demnach gilt die „Betze"-Eintrittskarte inzwischen im VRN-Gebiet auch als Ticket für öffentliche Verkehrsmittel - und die Verkehrsträger erhalten von jeder verkauften Karte einen Anteil. Mit diesem Geld sollten dann auch zusätzliche Züge finanziert werden. Das ist aber zumindest gegen Mönchengladbach nicht geschehen.
Gunther Enke vom ZSPNV Süd in Kaiserslautern räumte auf Anfrage der RHEINPFALZ ein, „dass wir zugegebenermaßen die Anzahl der aus Mönchengladbach anreisenden Fans unterschätzt haben und dann - nachdem uns die Bundespolizei hierüber informiert hatte - nicht mehr entsprechend reagieren konnten". Das Vorgehen der Beamten hält Enke - bei allem Verständnis für den Ärger der Fahrgäste - nach Rücksprache mit der Bundespolizei für gerechtfertigt. Diese hat mitgeteilt, im ersten der beiden von Thorn genannten Züge hätten sich in Bingen bereits rund 550 Gäste - („darunter alle Problemfans") und 50 FCK-Schlachtenbummler befunden.
Eine Stunde später lautete das Verhältnis in Bad Kreuznach: 250 Gladbacher zu 300 Lauterer Anhängern, getrennt in verschiedenen Zugeinheiten. In beiden Fällen sei deshalb die Anweisung erfolgt, „dass ab Bad Münster kein Zustieg mehr erfolgen kann". Dies sei an den Haltepunkten über Lautsprecher auch publik gemacht worden. Die Polizei betont, „dass vielleicht noch die eine oder andere Person in den Zug hätte einsteigen können, dabei wäre jedoch immer noch ein Großteil verärgert zurückgeblieben". Immerhin habe dann noch die Möglichkeit bestanden, mit dem folgenden Zug (Ankunft 14.26 Uhr in Kaiserslautern) rechtzeitig zum Spiel zu kommen. Darin hätten sich rund 300 FCK- und 60 Gäste-Fans befunden.
Enke verspricht, „dass wir bei künftigen Heimspielen des 1. FC Kaiserslautern gegen Vereine "aus dem Westen" - gemeint ist hiermit insbesondere das erweiterte Ruhrgebiet - versuchen werden, einen Entlastungszug zwischen Bingen und Kaiserslautern zur An- und Abreise einzusetzen". Dies werde in enger Abstimmung mit der Bundespolizei erfolgen, „denn wir müssen natürlich wissen, wann die betreffenden Auswärts-Fans anreisen".
Er verweist darauf, dass dies im Einzelfall auch mal „schief gehen" könne, da die Fans „teilweise sehr gut organisiert sind und kurzfristig ihr Anreiseverhalten - sprich die gewählte Zugverbindung - ändern, um beispielsweise der bundespolizeilichen Begleitung aus dem Weg zu gehen". Dann würde - zumindest bei der Anreise - der Zug seinen Zweck verfehlen und „leer" fahren. Erstmals werde der ZSPNV einen solchen Zusatzzug am 27. November beim Heimspiel gegen Schalke 04 anbieten. Enke: „Wir hoffen, dass wir damit der Lösung des Problems näher kommen."
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Donnersberger Rundschau