ZitatAlles anzeigenVorstandsvorsitzender Stefan Kuntz sieht in harter Trainingsarbeit den Schlüssel zum Klassenerhalt des 1. FC Kaiserslautern in der Fußball-Bundesliga. Der Vereinschef rechnet mit der Vertragsverlängerung von Tobias Sippel und kämpft um den Verbleib von Torjäger Srdjan Lakic.
Von Oliver Sperk und Horst Konzok
Herr Kuntz, was hatten Sie der Mannschaft mit auf den Weg in die kurze Feiertagspause gegeben?
Vorweg: Ich habe großes Vertrauen in den Coach, auch weil ich gesehen habe, wie er mit der Mannschaft nach Niederlagen umgegangen ist. Die gelebte Identifikation der Spieler und des Trainers mit dem Verein haben zu einer tollen Symbiose mit unseren Zuschauern, unseren Fans, geführt. Die Rückrunde aber wird noch viel schwerer, der Druck wächst gerade in den letzten zehn Spielen, wenn Mannschaften Spiele unbedingt gewinnen müssen, um ihre Ziele zu erreichen. Daraus ergibt sich noch mehr Schärfe in den letzten Spielen. Einige unserer Spieler haben jetzt auch gewünscht, ein paar Tage mehr frei zu bekommen, was für den Trainer aber nie ein Thema war. Er hat recht! Wir müssen, um unser Ziel zu erreichen, noch mehr tun als andere. Zumal wir - einen Sieg im DFB-Pokalspiel in Koblenz vorausgesetzt - mit zwei englischen Wochen ins neue Jahr starten werden.
Planen Sie in der Winter-Transferperiode Veränderungen im Kader? Wollen Sie Spieler abgeben, die Mannschaft verstärken?
Wir sind uns einig, dass der Kader im Großen und Ganzen so zusammenbleibt. Es ist ja nie auszuschließen, dass Spieler, die nicht oder wenig zum Einsatz kommen, was Neues probieren möchten. Wir haben in den letzten Wochen aber auch gesehen, dass sich bei uns eine neue Qualität entwickelt hat. Die Mannschaft wird mehr und mehr eine Einheit. In Bremen hatten wir zudem acht Deutsche in der Startelf.
Anel Dzaka, Dario Damjanovic und Ricky Pinheiro haben Verträge bis 30. Juni 2011, spielen in den Planungen des Trainers aber längst keine Rolle mehr. Gibt es Interessenten?
Kontakt zu den Spielerberatern besteht, die sich um neue Vereine bemühen. Aber das haben sie auch vor einem Jahr vergeblich getan. Ich mache mir da keine Illusionen.
Herr Kuntz, Thema Finanzen. Der FCK muss 3,2 Millionen Euro Steuern nachzahlen. Sie nennen das Altlasten. Wie viel hat der FCK bezahlt? Wie ist der Stand der Dinge?
Wir sind dabei, mit dem Finanzamt Zahlungsvereinbarungen zu treffen. Wir haben einen Bescheid über 3,2 Millionen Euro, möchten auf der einen Seite einen möglichst langfristigen Zeitraum, um unseren Verpflichtungen gerecht zu werden. Auf der anderen Seite möchten wir auch nicht zu viele Sachen in die Zukunft schieben, denn das bedeutet immer auch Mehrkosten durch Verzinsungen. Mein Vorstandskollege Fritz Grünewalt ist dabei, einen Drei-Jahres-Plan zu entwerfen, um zu sehen, was uns in den Folgejahren fehlt. Ich habe ja immer gesagt: Ich würde gerne an den Punkt kommen, um hier bei null beginnen zu können, alle Altlasten erledigt zu wissen. Wie gesagt: Wir sind da in sehr guten Gesprächen. Ich muss dazu sagen, auch die Gespräche mit der Stadt verlaufen auf sehr kollegialem Level. Wenn man - wie wir - in einer strukturschwachen Region in einer Stadt mit 100.000 Einwohnern Bundesliga-Fußball spielt, dann ist das ein Wunder. Das müssen wir uns bewusst machen! Wir sagen auch deshalb ja zu einem Einkaufszentrum, weil es der Stadt gut tun wird. Wir sagen ja zu einem Kongresszentrum, was hier am Stadion beheimatet sein kann. Wir sagen ja zu einem Radsportzentrum. Wir sind für alles, was der Stadt gut tut. Wir brauchen eine richtig lebendige und prosperierende Stadt! Das Gefühl von diesem kleinen gallischen Dorf kann sich dort wieder entwickeln.
Wie sehr würde der Abstieg die Sanierung des Vereins gefährden?
Die Spieler, deren Verträge weiter laufen, haben auch Verträge für die Zweite Liga. Aber es wären schon extreme Einschnitte.
Sie haben bei der Jahreshauptversammlung gesagt, der FCK müsse dringend in sein Nachwuchsleistungszentrum auf dem Fröhnerhof investieren, um wieder konkurrenzfähig zu werden. Sie meinen konkurrenzfähig mit Hoffenheim, mit Mainz?
Ja, aber auch mit Frankfurt. Wir sind mit unserem Nachwuchsleistungszentrum nicht mehr konkurrenzfähig. Wir müssen wieder dahin kommen, immer mal wieder zwei, drei Spieler aus der Jugend in den Profi-Kader zu bringen.
Was fehlt auf dem Fröhnerhof?
Uns fehlen Kabinen, Massageräume, eine Sauna und Gastronomie sowie Aufenthaltsräume, auch zum Beispiel Möglichkeiten für Eltern, die Zeit zu überbrücken, wenn sie ihre Kinder zum Training bringen. Wir haben mindestens einen Platz zu wenig. Die Umkleidemöglichkeiten sind nicht optimal. Für die U 23 und U 19 sollte es feste Kabinen geben können, und an eine Damenmannschaft ist schon wegen viel zu wenig Trainings- und Umkleideplatz nicht zu denken. Um die Kriterien der Zertifizierung des DFB für ein Nachwuchsleistungszentrum zu erfüllen, fehlt es auch an Speiseräumen. Wir müssen Übernachtungsmöglichkeiten für die Spieler schaffen. Unsere Stärke ist hingegen die familiäre Stimmung und Betreuung. Aber wenn wir mit einem Spieler in Kontakt sind, der die nicht kennt, dann vergleicht er, was er sehen kann. Dann entscheidet er sich gegen uns. Es ist eine meiner Hauptaufgaben bis Sommer, Finanzierungsmöglichkeiten aufzutun! Ich muss Möglichkeiten finden, Firmen dafür zu begeistern.
Stichwort Verträge. Wie sieht es mit Tobias Sippel aus?
Wir sind auf einem guten Weg. Ich bin da zuversichtlich, dass wir noch vor dem ersten Rückrundenspiel gegen Köln etwas verkünden können.
Florian Dick?
Wir haben abgesprochen, dass wir im Februar weiterreden. Flo wollte seine Entwicklung und die Entwicklung im Verein abwarten. Mit Srdjan Lakic haben wir abgesprochen, dass wir uns im Januar zusammensetzen und uns festlegen: Was sind die Wünsche? Was sind die Möglichkeiten? Dann werden wir beide sehen, ob sich diese Kluft überwinden lässt.
Thanos Petsos ist von Bayer Leverkusen ausgeliehen, hat sich gut entwickelt. Wie geht es mit ihm weiter?
Thanos ist neben Jan Moravek und Erwin Hoffer einer von nur noch drei Leihspielern in unserem Kader. Natürlich will Thanos auch so bald wie möglich Klarheit. Das ist - bei allen dreien - ein Thema nach der Winterpause. Schalke würde sich jetzt wegen Moravek sicher noch nicht festlegen wollen.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau