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Interview: Christian "Tiffi" Tiffert
Christian Tifferts Karriere begann in seiner Heimat beim Halleschen FC. Über die Stationen Tennis Borussia Berlin, VfB Stuttgart, RB Salzburg und zuletzt den MSV Duisburg kam er im Jahr 2010 zum Betzenberg. Tiffert selbst sagt zu seiner Karriereplanung beim FCK: „Man entschließt sich ja nicht nur, die drei Jahre zu unterschreiben, um nur die drei Jahre zu bleiben. Sondern das Ziel ist ja so gut Fuß zu fassen und so wichtig für die Mannschaft zu sein, dass es eine längere Station oder mehr wird“. Christian Tiffert machte in der Bundesliga insgesamt 161 Spiele und kann 9 Treffer vorweisen. Im Trikot der roten Teufel spielt Tiffert eine wichtige Rolle im zentralen Mittelfeld – in der abgelaufenen Hinrunde gelangen ihm 9 Torvorlagen sowie ein selten gesehenes „Traumtor“ gegen Borussia Mönchengladbach.
„Christian Tiffert ist die Seele unseres Spiels“, lautet ein Beitrag eines Nutzers von
Treffpunkt Betze. Und nicht zuletzt aufgrund deiner neun Torvorlagen und deines Tores gegen Mönchengladbach haben dich die Nutzer uns Fans zum besten FCK Spieler der Hinrunde gewählt, herzlichen Glückwunsch.
Vielen Dank, es ist natürlich immer schön zu hören, dass die Arbeit, die
man leistet, von den Fans anerkannt wird. Auch wenn natürlich immer die
Leistung des gesamten Teams zum Erfolg beiträgt und man seine eigene
Leistung auch nur in einem funktionierenden Team abrufen kann.
12. Tabellenplatz, 21 Punkte, eine ausgeglichene Torbilanz und vor
allem 6 Punkte Abstand zum Relegationsplatz. Wie lautet dein Fazit nach
Ich
denke, wir können mit dem Erreichten sehr zufrieden sein. Man darf nicht
vergessen, dass wir ein Aufsteiger sind. Und wir haben eine sehr junge
Mannschaft, viele Spieler haben in dieser Saison ihre ersten Spiele in
der Bundesliga gemacht. Positiv stimmt mich vor allem, dass wir nicht
nur kämpferisch, sondern auch spielerisch überzeugen konnten. Und das
wir uns von Spiel zu Spiel entwickelt und verbessert haben. Da wir in
vielen Spielen, die wir verloren haben, auch schon eine gute Leistung
gezeigt haben, hätten wir durchaus auch noch mehr Punkte auf dem Konto
haben können.
Du hast in deiner sportlichen Karriere mehrere Stationen durchlaufen
und gilst im Trikot der roten Teufel inzwischen als wichtige Führungs-
und Stammkraft sowie als kaum ersetzbar. Wie beurteilst du deine
persönliche und sportliche Entwicklung beim FCK?
Ich
denke, ich habe allen gezeigt, dass ich noch erste Liga spielen kann. Es
ist ein schönes Gefühl, so schnell bei einem neuen Verein angekommen zu
sein und dem Team helfen zu können. Ich habe schon im Vorfeld gedacht,
Christian Tiffert und der FCK, das könnte passen. Und bisher hatte ich
recht. Was meine persönliche Entwicklung betrifft, so bin ich sicher
mehr Profi als früher. Ich habe im Laufe der Karriere, vor allem während
meiner Zeit in Österreich, gelernt ruhiger zu werden. Dies hat mir auch
als Fußballer sicherlich nicht geschadet. Früher habe ich auch außerhalb
des Platzes mehr gelebt.
Du wurdest während der Hinrunde auf mehreren Positionen im Mittelfeld
eingesetzt. Auf welcher Position kannst du deine Stärken am effektivsten
ausspielen und warum?
Ich würde sagen auf der zentralen Mittelfeldposition. Dort fühle ich mich am Wohlsten, auch wenn ich diese Position noch nicht so lange spiele. In der Bundesliga habe ich zunächst als Stürmer angefangen und dann meist Rechtsaußen gespielt. Aber ich weiß nicht, ob ich zur damaligen Zeit auch schon die Qualität hatte für die zentrale Position. Ich denke, auf dieser Position ist die Erfahrung, die ich inzwischen sammeln konnte, auch ein großer Vorteil.
Mit 28 Jahren gehörst du zu den dienstältesten Spielern im Kader, zudem
trägst du auf dem Platz viel Verantwortung. Kannst du mit deiner
Erfahrung und dem an dich gerichteten Vertrauen jüngeren Spielern als
Vorbild dienen?
Ich bin grundsätzlich nicht der Typ Oberlehrer, der sich hinstellt und
sagt: „Ich habe schon mehr Bundesligaspiele als Du, ich kann Dir was
erzählen.“ Die Rolle innerhalb eines Teams ergibt sich meist automatisch
und ich stehe natürlich jedem meiner Mitspieler mit Rat und Tat zur
Seite, wenn er etwas wissen möchte. Ich bin ein Typ, mit dem man sehr
einfach gut auskommt. Im Gegenzug komme ich auch mit allen anderen sehr
gut aus.
Marco Kurz gilt als sehr akribischer Trainer, was schätzt du an seiner
Arbeit und wie bereitet er das Team auf die schwierige Rückrunde
vor?
Ich beschreibe mich selbst nicht gern, dann mach ich das auch nicht bei
anderen. Ich komme sehr gut mit Marco Kurz klar, er stellt uns optimal
auf das nächste Spiel und den nächsten Gegner ein. Für die Rückrunde
haben wir uns erneut sehr intensiv vorbereitet. Wir haben bereits im
vergangenen Jahr angefangen und ein sehr intensives Trainingslager
hinter uns. Wir wissen, dass eine schwere Rückrunde auf uns zukommt,
aber wir sind gut vorbereitet.
Gegen Mannschaften wie Frankfurt, Mainz oder demnächst auch Koblenz trägt der FCK mehrere regionale Derbys aus. Welche Bedeutung haben für dich als FCK Spieler solche Spiele? Steigt nicht zuletzt aufgrund der Brisanz innerhalb der Fanszenen auch der Leistungsdruck für dich als Spieler?
Natürlich bekommt man auch als Spieler die Rivalität unter den Fans mit
und freut sich auf jedes Derby, denn das bedeutet meistens volle Stadien
und jede Menge Emotionen. Und natürlich ist es für uns besonders
wichtig, diese Spiele für uns und unsere Anhänger zu gewinnen. Aber
letztlich spielen wir in der Bundesliga, da ist jedes Spiel wichtig,
gerade für uns. Der Druck ist immer da.
Stichwort Fanszene: Die Fans der Roten Teufel sind für ihre
Emotionalität, ihre tiefe
Verbundenheit sowie ihre lautstarke Unterstützung bekannt. Wie erlebst
du die Stimmung im Stadion, sind Fangesänge während eines Spiels
überhaupt verständlich?
Ich für meinen Teil bekomme das mit. Ich brauche das auch, diese
Anfeuerung von den Rängen. Daher ein großer Dank an die Fans! Wir haben
wirklich ein einzigartiges Publikum. Vor allem haben die Fans hier ein
tolles Gespür, wie sie der Mannschaft helfen können. Am besten hat man
dies beim Spiel gegen Stuttgart gesehen, als wir ein 0:3 noch umgebogen
haben. Es ist diese besondere Atmosphäre, dieses heißblütige Publikum,
dass empfänglich ist für kleine Gesten und deinen Einsatz auf dem Feld
entsprechend würdigt. Der Funke springt dann von den Tribünen aufs Feld
und wieder zurück.
Die Rückrunde beginnt turbulent: Zunächst gastiert der 1. FC Köln auf
dem Betze, aus tabellarischer Sicht ein richtungweisendes Spiel für den
weiteren Saisonverlauf, es folgen das Pokalspiel gegen Koblenz und das
Auswärtsspiel in München. Insbesondere das Pokalspiel nimmt aus
finanzieller Sicht eine wichtige Rolle ein. Steigt bei solch einem
Auftakt eher die Vorfreude oder der Leistungsdruck?
Wie schon gesagt, Druck hast Du in der Bundesliga immer. Daher steigt
nach der Vorbereitung doch eher die Vorfreude, dass es jetzt wieder
richtig losgeht. Wir haben eine gute Hinrunde gespielt, daher freuen wir
uns auf die Rückrunde. Wir haben im ersten Spiel gegen Köln die große
Möglichkeit, uns ein kleines Polster zu erspielen. Leider muss ich bei
diesem Spiel aufgrund meiner Gelbsperre zusehen. Wenn man sich die
restlichen Teams im Pokal anschaut, dann gibt es auch hier sehr gute
Möglichkeiten, recht weit zu kommen. Wir sind gerüstet für die Rückrunde
und freuen uns darauf.
Du hast deinen Vertrag während einer Saisonphase unterschrieben, in
der der Aufstieg in die Bundesliga noch nicht besiegelt war. Was macht
diesen Verein für dich so besonders, welche Beweggründe haben letztlich
für den Wechsel in die Pfalz gesprochen was müsste geschehen, damit du
deinen bis 2013 gültigen Vertrag verlängerst?
Die Entscheidung zum FCK zu wechseln ist mir damals sehr leicht
gefallen. Zum einen ist der 1. FC Kaiserslautern noch immer ein großer
Name im deutschen Fußball. Ein Verein mit einer großen Tradition. Zum
anderen war ich mir sicher, dass dieses Umfeld, diese Fans, dieses
Stadion, die Atmosphäre und Leidenschaft gut zu mir und meinem Spiel
passen. Ich brauche als Spieler die Emotionen, und die gibt es wohl
nirgendwo mehr als auf dem Betze. Ich hatte ein gutes Gefühl und zudem
gute Gespräche mit den Verantwortlichen. Derzeit fühle ich mich mit
meiner Familie sehr wohl hier, über alles weitere denke ich jetzt noch
nicht nach, die volle Konzentration gilt den anstehenden Aufgaben. Wir
wollen die Klasse halten und auch kommende Saison Bundesliga spielen.
Du bist im letzten Jahr zum zweiten Mal Vater geworden, hat der
heutige Fußballprofi eigentlich noch genügend Zeit für seine Familie und
das private Leben?
Ich habe das Glück, dass ich als Fußballprofi sogar recht viel Zeit für
meine Familie habe. Klar, man hat die Woche über Training und muss
Termine für Presse und Fans wahrnehmen und am Wochenende steht ganz klar
das Spiel im Vordergrund, aber letztlich bietet mir mein Beruf auch viel
Freiraum für meine Familie, die bei mir neben dem Fußball im Mittelpunkt
steht. Ich glaube, es gibt andere Berufe, da hat man weniger Zeit.
Vielen Dank für das Interview und für den Rückrundenstart alles Gute!
Vielen Dank für das Interview!
Quelle und Bildmaterial: @ 1. FC Kaiserslautern
Datum: 13.01.2011