ZitatAlles anzeigenFCK-Kapitän Christian Tiffert spricht mit Hochachtung von den Über-Bayern und sucht das passende Gegengift
Zurück in die Zukunft. Zurück zu kollektiver Abwehrarbeit, kompaktem Spiel und gezielten Nadelstichen. Quasi David gegen Goliath. So sieht Christian Tiffert, der Kapitän, seinen 1. FC Kaiserslautern, am liebsten. Auch vor dem Gastspiel des FC Bayern München morgen (15.30 Uhr) im Fritz-Walter-Stadion.
Christian Tiffert ist ein kluger Kopf. Ein Führungsspieler, der seine Rolle nicht verbal einfordert, sondern sie mit Leistung, Hingabe und Leidenschaft im besten Jahr seiner Profikarriere definiert hat. Der beste Vorlagengeber der Liga - Techniker und Arbeiter. Der Achter, oft ein Zehner, bisweilen ein Sechser, aber auch als Siebener gefragt. Er kann vieles gut.
Für Tiffert ist das 2:0 vom 27. August 2010 gegen eben diese Bayern nur noch eine schöne Erinnerung: „Das ist Vergangenheit. Das war ein schöner Tag für die Zuschauer, auch für uns. Jetzt spielen andere Mannschaften, andere Spieler ...”
Es ist das 198. Bundesligaspiel Tifferts, des erfahrensten Profis im Kader der Roten Teufel. Aber auch für den 29-Jährigen ist es ein besonderer Tag: „Natürlich weiß jeder um die Bedeutung, gegen das Nonplusultra zu spielen, sich zu wehren und auch gut auszusehen.”
„Wir wissen, dass sie mit dem Ball besser umgehen können als wir, aber auch, dass es darum geht, ihnen in gewissen Situationen weh tun zu können”, predigt der neue FCK-Kapitän das Konzept der kleinen Nadelstiche. „Unsere Stärke letztes Jahr war doch, dass wir erstmal gesehen haben, dass hinten nichts anbrennt und wir dann unsere Nadelstiche aus einer sicheren Abwehr heraus gesetzt haben. Dann haben wir oft auch guten Fußball gespielt, waren spielerisch die bessere Mannschaft.”
Und jetzt? „Wir waren nicht gut. Wir haben zu viele Chancen zugelassen. Wir müssen es dem Gegner wieder schwerer machen!”
„Klar, Bayern, das ist eine Top-Mannschaft. Die deutsche Nationalmannschaft mit einigen Superstars hat einer zuletzt ganz richtig gesagt”, formuliert Tiffert seine Hochachtung von den Stargästen. „Verstecken müssen wir uns aber nicht”, sagt der Kapitän: „In Ehrfurcht erstarren muss keiner.” „Die individuelle Klasse, gerade auf den Außenbahnen” rühmt er. Gegenmittel kennt er, aber kein Patentrezept: „Wir müssen viel mehr laufen.
Es muss viel geredet werden.” Doppeln - ein Gegengift. „Jeder weiß, was Robben macht, was Ribéry macht.” Wissen genügt nicht - Handlungsschnelligkeit ist gefragt. Und Mut! Tifferts Ansage und Philosophie: „Wir wollen nicht nur verteidigen. Wir wollen einfach stabiler in der Abwehr stehen - und dann können wir mit unseren schnellen Spielern auch was machen ...”
Kurz setzt „auf die Wucht des Publikums”
Exakt ein Jahr nach dem 2:0-Sensationssieg gegen Bayern München ist der Rekordmeister morgen (15.30 Uhr) wieder zu Gast vor 49.780 Zuschauern auf dem längst ausverkauften Betzenberg. Der 1. FC Kaiserslautern - nach drei Spielen noch ohne Sieg - ist der große Außenseiter, wenn Peter Gagelmann aus Bremen die Partie angepfiffen hat.
Morgen kommen die Bayern! „Wir freuen uns drauf! Es ist eine wahnsinnige Kulisse, und wir spielen gegen eine Wahnsinnsmannschaft”, sagt Marco Kurz. Gegen die Über-Bayern setzt er ganz besonders auf die Rückenstärkung durch den zwölften Mann. „Die Wucht des Publikums”, nennt das der 42-Jährige.
Klar: Sein FCK ist krasser Außenseiter gegen den Rekordmeister. An die Chance des Moments aber glaubt der Trainer - in einem Spiel, an einem besonderen Tag. Morgen soll so einer sein: „Wir sprechen immer nur von einer Partie. Wir haben nicht den Anspruch, uns 34 Spieltage mit den Bayern messen zu können. Wir wissen um ihre Qualität.”
Das Trainingsprogramm der Lauterer war und ist diese Woche darauf abgestellt, wieder mehr Kompaktheit und bessere taktische Disziplin in die eigenen Reihen zu bekommen. „Wir haben uns in den letzten Partien zu fahrlässig in unseren Positionen verhalten”, monierte der Coach immer wieder das teilweise vogelwilde Vorgehen und Herumschwirren. „Um eine reelle Chance zu haben” müssten die Fehler drastisch minimiert werden: „Wir wissen, dass wir mehr Wege gehen müssen.”
Der Blick zurück nach Köln, ein augenöffnendes Video, kommt für Kurz einem taktischen Horrorfilm gleich: „Zehn Minuten vor der Halbzeit hat jeder sein eigenes Ding gemacht. Das geht nicht!”
Ivica Olic verletzt, Mario Gomez lädiert, Arjen Robben lädiert - für Kurz nur Randnotizen. „Sie spielen eh nur mit einer Spitze - und die Qualität ist super.”
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Ludwigshafener Rundschau