ZitatAlles anzeigenPolizei denkt nach Ausschreitungen von Lauterer und Mainzer Fans über mehr Stadionverbote nach
Die Polizei denkt über mehr Betretungs- und Stadionverbote für gewaltbereite Fans nach. Das ist nach den Worten von Polizeidirektor Thomas Brühl die Konsequenz aus der Randale beim Spiel des FCK gegen Mainz 05 am Samstag.
Die Polizei hatte die Partie nicht als Risikospiel eingestuft, war jedoch mit erheblich verstärktem Personal im Einsatz; eine Einschätzung, die sich nach den Worten von Brühl bestätigte. Es habe allerlei Vorfälle gegeben, in die Anhänger beider Mannschaften verwickelt waren. Bei einem Fan sei ein ganzes Arsenal an Pyrotechnik gefunden worden. Er sei einem Hundeführer aufgefallen, als er die Feuerwerkskörper gerade aus seinem Auto laden wollte.
Los ging es schon beim Eintreffen des Sonderzugs aus Mainz. Die Bahn habe kurzfristig nur drei Waggons für die rund 700 Mainzer Fans zur Verfügung gestellt. „Die Zustände müssen furchtbar gewesen sein”, sagte Brühl. Die Fans hätten nicht auf die Toilette gehen können.
Während nach dem Konzept der Fantrennung die Mainzer Anhänger sicher über den Löwenburgkreisel geleitet wurden, der für 26 Minuten gesperrt war, kam es laut Brühl dann in der Malzstraße zu Krawallen. Die Polizei habe zwar alles hermetisch abgeriegelt, aber Lauterer Ultras hätten auf der Rückseite eines Hochhauses einen starken Gitterzaun eingedrückt und seien auf die Mainzer losgestürmt. Zwischen beiden Ultra-Gruppierungen stand die Polizei, es sei zu einem Schlagstockeinsatz gekommen, Polizisten und Ultras aus beiden Lagern seien verletzt worden.
Was Brühl aufgefallen ist: Unter den schwarzgekleideten Chaoten, die sich auch vermummen, seien immer mehr junge Leute unter 20 Jahren. Die Polizei habe vermutet, dass ältere Ultras sich nicht so sehr für das Spiel gegen Mainz interessieren und „sich für das Pokalspiel bei der Frankfurter Eintracht ausruhen”, dem sei auch so gewesen. Allerdings seien auf beiden Seiten viele junge Ultras unterwegs gewesen, die sich wohl beweisen wollten.
Die Polizei werde als Konsequenz aus den Vorkomnissen über mehr Betretungsverbote gegen Mainzer und Lauterer Fans und über mehr Stadionverbote nachdenken. Betretungsverbot heiße, dass auf Anordnung der Polizei Lauterer und Mainzer Ultras der Besuch von Spielen des FCK gegen Mainz untersagt werden könne. Die Mönchengladbacher Polizei habe beispielsweise vor Wochen Betretungsverbote gegen 50 Lauterer verhängt, nachdem diese letzte Saison einen Fantreffpunkt in Mönchengladbach überfallen hatten, wobei eine Person schwer verletzt wurde.
Die Lauterer Ultra-Szene schätzt Brühl auf 250 bis 300 Mann. Aus Mainz kamen am Samstag nach Schätzungen der Polizei knapp 200 Ultras nach Kaiserslautern. Etwa 400 weitere Fans seien als Mitläufer mit einem erhöhten Aggressionspotenzial einzustufen.
Wolfgang Denzer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Westpfalz, hat viele junge Mainzer Ultras ausgemacht, die ihre Kapuzen hochzogen und Sonnenbrillen aufsetzten. Ein enormes Aggressionspotenzial sei feststellbar, die Polizei richtig gefordert gewesen. Das Bild der Mainzer Fans müsse gerade gerückt werden. „Vom fröhlichen Karnevalsverein kann keine Rede mehr sein”, erklärte Denzer.
Zur Sache: Hemmschwelle wird immer niedriger
Bei den Ausschreitungen rund um das Spiel des FCK gegen Mainz 05 wurden vier Polizisten verletzt. Die Hemmschwelle, Polizeibeamte anzugreifen, werde immer niedriger, erklären Polizeidirektor Thomas Brühl und Wolfgang Denzer, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Westpfalz.
Bei dem Spiel am Samstag geriet die Polizei zwischen die Lager der beiden Ultra-Gruppierungen. Beamte wurden angespuckt, mit Wurfgeschossen traktiert, geschlagen und getreten, sagt Brühl. Drei Beamte und eine Polizistin seien verletzt worden. Einem Beamten wurde gegen den Oberschenkel getreten, einer wurde am Arm, einer an der Hand verletzt. Eine Polizistin sei mit einer Schraube beworfen und glücklicherweise nur an der Hand getroffen worden. „Wäre das Geschoss gegen ihren Kopf geprallt, wäre sie umgefallen”, erklärt der Polizeidirektor. Die Gewalttäter seien oft sehr jung, unter 20 Jahren. Auch Denzer hat festgestellt, dass das Gewaltpotenzial immer mehr steigt. Bei dem Derby am Samstag sei Hass spürbar gewesen, mehr als in den Spielen der beiden Mannschaften zuvor.
Die Hemmschwelle, Polizeibeamte anzugreifen, sinke nicht nur bei Fußballspielen, das sei auch im Polizeialltag feststellbar, betont Brühl. Weniger auf dem Land wie in Lauterecken oder Meisenheim, wohl aber in der Stadt. Hier besonders in der Altstadt. Auch hier handele es sich meist um junge Leute, die alkoholisiert sind. „Die benehmen sich oft, als ob es kein Gesetz gebe”, sagt der Polizeidirektor.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Pfälzische Volkszeitung