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DAS IST ES - Dorge Kouemaha köpft das 2:1-Siegtor für den 1. FC Kaiserslautern gegen Schalke 04.
Der 1. FC Kaiserslautern überrascht mit dem 2:1-Sieg beim FC Schalke 04. Es ist ein hoch verdienter Sieg im Samstagskrimi. Schalkes Torwart Fährmann und der Lauterer Rodnei sehen Rot
Die Schalker studierten nach dem Nachmittagsprogramm die Tabelle - und sahen sich vor dem Anpfiff gegen die Kellerkinder vom 1. FC Kaiserslautern schon auf Platz zwei. Am Ende feierte der FCK seinen zweiten Sieg in dieser Saison und sieht nach dem hoch verdienten 2:1 (1:0)-Erfolg Licht am Ende des Tunnels.
Der FCK führt „auf Schalke” zur Pause 1:0 - aber er hätte 3:1 oder 4:1 führen müssen. Die Roten Teufel - weiß gekleidet - sind sofort gut im Spiel. Unterstützt vom emsigen Pierre De Wit gewinnt Olcay Sahan den ersten Zweikampf und wird fortan zum beflügelnden Aktivposten. Stark: Sahans Verhalten im Rückwärtsgang gegen Christian Fuchs.
Die erste Doppelchance der Lauterer bereitet Sahan mit tollem Pass auf Itay Shechter vor. Der ist schon am Schalker Schlussmann Ralf Fährmann vorbei, verstolpert aber diese hundertprozentige Einschussmöglichkeit. Den Nachschuss setzt Dorge Kouemaha ab, doch Fährmann rettet (9.). In der 27. Minute gerät Schalkes Nummer 1 zum Hauptdarsteller wider Willen: Der FCK startet erneut einen feinen Angriffszug über Sahan und De Wit, Shechter serviert, und der Keeper holt Kouemaha von den Beinen. Peter Sippel, der Referee aus München, zückt Rot, den Foul-Elfmeter verwandelt Christian Tiffert hart und platziert (30.). Da steht der junge Lars Unnerstall im Tor, für den Julian Draxler das Feld geräumt hat. „Der Elfmeter geht in Ordnung, aber der Platzverweis ist zu hart. Da musst du Fingerspitzengefühl und Gelb zeigen”, hadert Schalkes Trainer Huub Stevens.
Schalke antwortet auf den Rückstand - mit Jurado. Der Spanier scheitert knapp (32., 33.). Klaas-Jan Huntelaar findet vorher im sicheren Kevin Trapp seinen Meister (19.). Und Lautern? Verschenkt beste Chancen, mit deren Veredelung zur Pause schon alles hätte klar sein können. Aber Sahan köpft nach klasse Flanke Alexander Bugeras aus fünf Metern vorbei (43.). Und Oliver Kirch versagt nach einem fantastischen Pass Shechters völlig frei vorm Schalker Tor (45.). „Wenn es einen Makel gab, dann, dass wir das zweite Tor zunächst nicht gemacht haben”, sagt Kaiserslauterns Coach Kurz. „Die beste erste Halbzeit des FCK seit langem”, lobt Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz.
Schalke bringt in Unterzahl Jermaine Jones für den von De Wit und Kirch in Wechselschicht zermürbten Lewis Holtby. Der Zug bürgt für lange fehlende Aggressivität. Nach 61 Minuten scheint das Spiel zu kippen. Rodnei, bis dahin konzentriert wie Kollege Amedick, verschludert den Ball, geht in ein unnötiges Laufduell mit Jurado, fährt den Arm aus - und Peter Sippel entscheidet auf Elfmeter und Rot. „Niemals Elfmeter und schon gar nicht Rot”, schimpft FCK-Kapitän Tiffert hernach. Huntelaar verwandelt den Strafstoß zum 1:1 - es ist das achte Saisontor des Holländers. „Ein lächerlicher Elfmeter”, gesteht Stevens.
Doch der FCK verkriecht sich nicht. Immer wieder sorgen die Lauterer über ihre starke rechte Seite für Entlastung. Kouemaha, der die Bälle so wunderbar annimmt, klasse arbeitet, scheitert mit spektakulärem Fallrückzieher (54.) am guten Unnerstall, versagt dann freistehend (71.). Und wird Sekunden später zum Helden des dramatischen Abends: Pierre De Wit, der eine prima Leistung abliefert, serviert die Flanke, Kouemaha setzt den Kopfball gekonnt gegen die Laufrichtung des Torhüters ins Netz - 2:1 (72.). „Ich bin glücklich: mein erstes Bundesliga-Tor”, freut sich Kouemaha später.
Schalke kommt. Stevens bringt Farfan. Raúl und Höwedes haben den Ausgleich auf Fuß und Scheitel. Dann patzt der sonst starke Sahan, aber Trapp hält grandios (90. +2).
FC Schalke 04: Fährmann - Höger, Höwedes, Metzelder, Fuchs - Papadopoulos (75. Farfan), Holtby (46. Jones) - Draxler (29. Unnerstall), Raúl, Jurado - Huntelaar
1. FC Kaiserslautern: Trapp - Dick, Amedick, Rodnei, Bugera - Sahan, Kirch, De Wit (73.
Petsos), Tiffert (84. Sukuta-Pasu) - Shechter
(64. Abel), Kouemaha
Tore: 0:1 Tiffert (30., Foul-Elfmeter), 1:1
Huntelaar (62., Foul-Elfmeter), 1:2 Kouemaha (72.) - Gelbe Karten: Metzelder, Höger, Raúl - Dick (4), Kirch (2), Bugera - Rote Karten:
Fährmann (28.) - Rodnei (61.) - Beste Spieler: Jurado, Höwedes - Sahan, Trapp, De Wit, Kouemaha - Zuschauer: 61.673 (ausverkauft) - Schiedsrichter: Sippel (München).
Strafstöße
Elfmeter ist, wenn der Schiri pfeift. Mainz bringt ein Pfiff in Not, den 1. FC Kaiserslautern in Führung.
Als Lauterer auf Mainzer Schützenhilfe im Kampf gegen den Abstieg zu hoffen, das heißt, ein Wolkenkuckucksheim auf Sand zu bauen. Gestern um 17.25 Uhr jedenfalls feierte Bundesliga-Frischling FC Augsburg in Mainz einen „historischen” Sieg: Das 1:0, per Foul-Elfmeter von Callsen-Bracker besiegelt, war der erste „Dreier” der Schwaben in der Fußball-Bundesliga. Ein Erfolg, der der Mannschaft von Trainer Jos Luhukay neue Hoffnung im Klassenkampf verleiht. Die „Nullfünfer” aber sind dort angekommen, wo sie lange nicht mehr waren: im Abstiegskampf.
Stars definieren sich durch ihre Vita, durch ihre Leistung: Raúl war zu besten Tagen ein realer Weltstar. Seit 2010 trägt er Königsblau. Auf Schalke lieben sie, auf Schalke verehren sie den Spanier. Das liegt an seiner Klasse, aber auch an seinem Auftreten. Trainer Huub Stevens würdigt den Mann mit der Nummer 7 als Vorbild und Leitfigur. „Seit ich wieder in Schalke bin, sehe ich es als großes Plus an, mit einem Mann wie Raúl trainieren zu dürfen. Er ist ein großer Profi - und ein toller Mensch. Ich schaue in jedem Training, was er macht, was ich mir von ihm abschauen kann. Er hilft mir mit seinen Tipps”, unterstreicht der Ex-Lauterer Jan Moravek seines Trainers Worte.
Der Elfmeter, den Christian Tiffert gestern Abend zum 1:0 ins Schalker Tor hämmerte, war die logische Bestrafung nach Torwart Ralf Fährmanns Foul gegen Dorge Kouemaha. Die Rote Karte gegen den Schalke-Keeper, die die Königsblauen lange dezimierte, entspricht den Regeln. Ebenso konsequent bei extrem strenger Auslegung: Weil Schiedsrichter Peter Sippel mehr als zweifelhafterweise Foul im eigenen Strafraum von FCK-Innenverteidiger Rodnei an Jurado pfeift, folgt nach Sippels strenger Logik und nach DFB-Maßgabe Rot gegen FCK-Innenverteidiger Rodnei. Es bleibt die immer wieder heiß diskutierte Frage: Hätte es die Gelbe Karte in beiden Fällen nicht auch getan? Elfmeter und Rot zugleich - eine stets sehr, sehr harte Entscheidung. Zumal es in Rodneis Fall nicht mal Strafstoß war.
Der 1. FCK feierte einen überraschenden, ja sensationellen Sieg bei den hoch eingeschätzten Schalkern. Die Mannschaft lieferte spielerisch, kämpferisch und taktisch eine großartige Vorstellung. Einziger Kritikpunkt trotz des zweiten Saisonsieges bleibt die Chancenauswertung. Die Art und Weise aber, wie Dorge Kouemaha auch nach vermasselten Großchancen für seine neue Mannschaft arbeitet, imponierte. Große Klasse, wie er nach vorzüglicher Flanke von Pierre De Wit per Kopf für das hochverdiente Siegtor der Roten Teufel sorgte.
Quelle: DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau