ZitatAlles anzeigenFCK-Trainer Kurz lobt und mahnt - Am Sonntag kommen die Konterkünstler von Hannover 96
Der Kapitän ging voran. Mit Leidenschaft in den Zweikämpfen, mit gutem Auge bei Pässen und Flanken. Und vor allem durch seine Körpersprache: Christian Tiffert war die Leitfigur des 1. FC Kaiserslautern beim 1:1 (0:1) beim ersatzgeschwächten deutschen Meister Borussia Dortmund.
„Ich möchte das Kollektiv herausheben. Wie sie sich gegenseitig auch nach Fehlern geholfen und gepusht haben - allen voran der Kapitän, das hat mir gefallen”, reflektierte FCK-Trainer Marco Kurz gestern die bemerkenswerten 90 Minuten in der Dortmunder Arena. Den 1:0-Führungstreffer durch den trickreichen und laufstarken Shinji Kagawa (27.) glich FCK-Mittelfeldspieler Olcay Sahan mit einem tollen Volleyschuss aus (60.). „Sie wollten den Punkt, sie wollten sogar drei”, sagte der Coach - auch in Erinnerung an die 77. Minute, als Konstantinos Fortounis eine traumhafte Flanke servierte, Itay Shechter völlig frei vor Roman Weidenfeller auftauchte und mit seinem Kopfball am Dortmunder Torwart scheiterte, bevor Schiedsrichter Deniz Aytekin die Szene abpfiff. „Itay fehlt da momentan noch die Selbstverständlichkeit ...”, erklärte Kurz.
Allerdings hätte auch der BVB die von beiden Teams offensiv geführte Partie für sich entscheiden können. FCK-Torwart Kevin Trapp und gleich dreimal Aluminium - sprich: Pfosten oder Latte - verhinderten dies aber. „Uns hat die Leichtigkeit gefehlt, die wir in diesem Jahr schon so oft hatten”, analysierte Jürgen Klopp, der Trainer des am Sonntag ersatzgeschwächten amtierenden Meisters, „wir wären ein verdienter Sieger gewesen, aber das Unentschieden geht auch in Ordnung.”
FCK-Kapitän Tiffert, der in dieser Saison oft genug erlebt hat, dass es sein Team war, das einen Sieg verdient gehabt hätte, aber am Ende mit nur einen Punkt dastand, meinte: „Klar muss man als Mannschaft, die in der Tabelle untendrin steckt, auch mal ein bisschen Glück haben, aber wir haben beim klaren Favoriten sehr viel fürs Spiel getan, sind so mutig aufgetreten, wie wir uns das vorgenommen hatten. Und wir sind durch ein Traumtor und mit einem Bonuspunkt dafür belohnt worden.”
FCK-Trainer Kurz sagte gestern nach seiner Manöverkritik: „Ich habe herausgekehrt, dass wir mutig waren, eine gute Spieleröffnung hatten. Olcay Sahan muss zum Abschluss kommen, bei finalen Pässen müssen De Wit und Fortounis besser werden. Bevor das Gegentor fällt, müssen wir uns im zentralen Mittelfeld aggressiver verhalten. Das gefährliche Spiel der Dortmunder in die Schnittstellen haben wir bis auf eine Situation verhindert. Bei ruhenden Bällen waren wir nicht so stark, da haben wir einiges zugelassen.”
Meistens jedoch war dann Torwart Trapp zur Stelle, der den Gegentreffer auf seine Kappe nahm, seiner Mannschaft später aber den Punkt rettete. „Wir haben uns über komplette 90 Minuten getraut, auch auswärts beim deutschen Meister nach vorne zu spielen”, sagte Trapp. „Wir haben wieder gesehen, dass wir uns vor keiner Mannschaft verstecken müssen, wenn wir mutig auftreten”, ergänzte der 21-Jährige. Abgesehen von Sahans Sonntagsschuss allerdings ließ die Lauterer Chancenverwertung wieder zu wünschen übrig - gut für den FCK, dass sich der BVB in dieser Hinsicht seinen Gästen anpasste.
„Aber insgesamt war das von der Leidenschaft und vom Spielerischen her ein sehr guter Auftritt”, meinte Mathias Abel, der mit Rückkehrer Rodnei die Innenverteidigung bildete, „jetzt sind wir gefordert nachzulegen.” Auch Kurz appelliert nun an seine Jungs, sich ja nicht (wieder) Sand in die Augen zu streuen. „Es ist ein schmaler Grat - Zufriedenheit ist Rückschritt”, warnte er. Nach der starken Leistung gegen Hoffenheim habe sich Zufriedenheit eingeschlichen, der desaströse Auftritt in Nürnberg sei die Folge gewesen. Am Sonntag (15.30 Uhr) kommt Hannover 96. Die Konterkünstler ...
Kommentar - Bonuspunkt und schwere Hypothek
Spannung an der Spitze, Spannung im Abstiegskampf: Die Fußball-Bundesliga bietet erstklassige Unterhaltung.
Der Meister ist Zweiter - mit drei Punkten Rückstand auf den Rekordmeister: Borussia Dortmund hinter Bayern München - die Bundesliga-Tabelle verspricht auch 2012 Spannung im Meisterschaftswettlauf.
In Dortmund waren viele maßlos enttäuscht nach dem 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Gegen den abstiegsgefährdeten FCK hatten sie alle einen klaren Heimerfolg als selbstverständlich erachtet: 4:0, 5:0 - mindestens! 10:5-Chancen - ein Sieg war drin gegen einen Gegner, der besser spielte als sein Tabellenplatz vermuten lässt.
Für den FCK war es das bereits sechste Unentschieden der Saison - bezeichnenderweise immer mit dem gleichen Resultat: 1:1. Der Punkt beim Meister - ein Bonuspunkt im Kampf ums sportliche Überleben. Der Punkt gegen Augsburg war nach desolaten 36 Minuten vor der Pause dank starker zweiter Hälfte in Ordnung, auch in Köln war nicht mehr drin. Bei den Remis in Hamburg, in Hoffenheim und gegen Hertha BSC aber hat der FCK drei Siege, sprich sechs Punkte, verschenkt. Eine Hypothek, die schwer zu tilgen ist.
Mainz 05 kann heute durch einen Sieg im Nachholspiel beim 1. FC Köln den Abstand zum 1. FC Nürnberg auf dem Relegationsplatz und dem FCK auf dem Rang davor auf fünf Punkte ausbauen.
Der Abstiegskampf - ein Nervenspiel. Schlusslicht SC Freiburg, Neuling FC Augsburg, der 1. FC Nürnberg, der FCK - sie alle sind darauf eingestellt. Der VfL Wolfsburg mit seiner Millionentruppe nicht, die Mainzer auch nicht. Der Berliner Hertha, mit 19 Punkten im Soll, droht offenbar ein Hauskrach. Das kann Folgen haben.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau