ZitatAlles anzeigenHINTERGRUND: FCK-Profi Nicolai Jörgensen besucht die BASF und ist nicht nur von ihrer Größe angetan - Auf dem Platz braucht er Geduld
Da staunt der junge Däne! Nicolai Jörgensen hat gestern für „Pfälzer (W)orte”, die Stadionheft-Reihe des Fußball-Bundesligisten 1. FC Kaiserslautern, die BASF in Ludwigshafen besucht.
Nein, für einen Menschenauflauf hat Nicolai Jörgensen nicht gesorgt. Dafür war der Weg vom Parkplatz zum Eingang des Besucherzentrums der BASF zu kurz. Und dafür ist die Gestalt des 21 Jahre jungen Dänen in der Region noch nicht präsent genug. Trotz seiner 190 Zentimeter Körperlange, trotz seiner blonden Haare. Jörgensen kam erst in der Winterpause zum 1. FC Kaiserslautern, bis 30. Juni 2013 ist er von Bayer Leverkusen ausgeliehen. Ein Chemiewerk hatte er bis gestern dennoch nicht von innen gesehen ...
Christine Busch hat ein bisschen Bammel. Sie ist freie Mitarbeiterin im Besucherzentrum der BASF, sie soll die Führung leiten. In Kassel ist sie geboren, in München aufgewachsen, und das lässt sich nicht verbergen. Ihr bayerisches Idiom bricht immer mal wieder durch. Was sie sympathisch macht, einen Pfälzer indes abschrecken könnte, wie sie fürchtet. „Zwischen Pfälzern und Bayern, das ist ja immer ein bisschen schlecht, wenn es um Fußball geht”, sagt Busch und lacht herzhaft. Tatsächlich empfundene Furcht wäre eh unbegründet gewesen. Nicolai Jörgensen ist ein zurückhaltender, fast schüchtern wirkender junger Mann, aufmerksam und neugierig.
Preisfrage von Busch im Obergeschoss des Besucherzentrums: „Was schätzen Sie, wie viele Fußballfelder das Gelände der BASF groß ist?” Jörgensen gesteht, keine Vorstellung zu haben. „1400”, bekundet Busch. „Unbelievable big”, unglaublich groß, wird Jörgensen am Ende des Rundgangs sagen, „sehr beeindruckend”.
Christine Busch klärt ihn über die Historie der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik auf, führt sachte in die Lehre der chemischen Elemente ein, schärft Jörgensens Blick für all die Gegenstände, mit denen er täglich in Berührung kommt, die ohne die chemische Industrie nicht hätten gefertigt werden können. Freilich, auch der Sport spielt eine Rolle. Kunstrasen, Trainingsschuhe, Ski, Rollen von Skateboards - ohne Chemie undenkbar. Jörgensen lauscht, wird dazwischen immer wieder von lokalen Fotografen und einem Fernsehteam ins rechte Licht gezupft.
Er selbst möchte so rasch als möglich auf dem Fußballfeld ins Rampenlicht rücken, um dem 1. FC Kaiserslautern im Abstiegskampf zu helfen. Doch es ist schwer für einen solch jungen Novizen, in neuer Umgebung in einer so prekären Lage sogleich zu reüssieren. Jörgensen ist schnell, gut am Ball, kann die Außenbahn beleben. Sein Defizit an Wettbewerbspraxis aber ist unverkennbar. Der Perspektivspieler braucht Geduld mit sich - und der FCK mit ihm.
Etwa 36.000 Menschen arbeiten in der BASF. Das Herz nicht weniger schlägt für den FCK. Jörgensen weiß das: „Ich will mich nicht nur auf den Fußball konzentrieren. Ich interessiere mich auch dafür, wo die Menschen arbeiten, die uns unterstützen. Deshalb bin ich hier”, sagt er. Bei solchen Sätzen dürfte es nicht lange dauern, bis Jörgensen einen Menschenauflauf verursacht, sollte er mal wieder die BASF besuchen.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau