ZitatAlles anzeigenFCK will Krassimir Balakov nach der Trennung von Trainer Marco Kurz als Retter präsentieren
1995 wollte der 1. FC Kaiserslautern Krassimir Balakov von Sporting Lissabon als Spielmacher holen. Der Transfer platzte, der Bulgare landete beim VfB Stuttgart. Nun wird der bald 46-Jährige offenbar doch beim FCK anheuern. Heute oder morgen soll der 92-malige Nationalspieler wohl als Trainer vorgestellt werden.
Verträge sind Schall und Rauch: Obwohl der Kontrakt von Marco Kurz (42) bis 30. Juni 2013 läuft und auch im Abstiegsfall Geltung besitzt, wurde der Trainer des Fußball-Bundesligaletzten 1. FC Kaiserslautern gestern entlassen. Krassimir Balakov (45) soll nach RHEINPFALZ-Informationen die Rettungsmission antreten.
Knapp 48 Stunden nach dem 1:4-Debakel gegen Schalke 04, dem 16. Spiel in Serie ohne Sieg, zogen die Verantwortlichen beim FCK nun doch die Notbremse. Marco Kurz, seit 2009 Cheftrainer der Roten Teufel, und sein Co-Trainer Günther Gorenzel, wurden beurlaubt. Krassimir Balakov, derzeit Coach des kroatischen Tabellenzweiten Hajduk Split, soll heute oder morgen präsentiert werden. „Selbst wenn es schiefgeht sind wir in der Lage, den direkten Aufstieg anzustreben”, versicherte Vereinschef Stefan Kuntz. Das Arbeitspapier des neuen Trainers wird für beide Ligen gelten.
„Wir haben in der Vergangenheit alles versucht. Es hat nicht gereicht, das Quäntchen Glück zu erzwingen”, begründete Kuntz, warum er Kurz, der den FCK 2010 zurück ins Oberhaus und im Vorjahr sensationell auf Platz sieben führte, nun doch fallen ließ. „Es ist das letzte Mittel, um den Abstieg doch noch zu vermeiden”, sagte Kuntz. Er beteuerte, dass ihm der Schritt sehr, sehr schwer gefallen sei. Kurz sei ein guter, stets loyaler, engagierter Trainer gewesen.
„In der Position habe ich Entscheidungen zum Wohl des Vereins zu treffen. Über Emotionen kann ich am Abend zu Hause bei meiner Frau sprechen. In der Öffentlichkeit tun Gefühle nichts zur Sache”, sagte Kuntz nach vollzogener Trennung. Er gestand aber auch, dass ihm dies nahe gehe: „Das ist kein schöner Tag für den FCK.”
Der Lauterer Klub-Chef machte auch deutlich, dass der im Herbst verlängerte Kontrakt mit dem 42-jährigen Coach auch Klauseln für den Fall der Trennung enthalte.
Krassimir Balakov (oben) soll beim FCK Marco Kurz (unten) nachfolgen. FOTOs: KUNZ/IMAGO
„Marco ist sehr enttäuscht , weil er glaubte, es selbst noch schaffen zu können”, beschrieb Kuntz die Reaktion des Trainers, als er ihn mit der Entscheidung konfrontiert hatte.
Der leidenschaftliche Coach, der sich seiner Aufgabe in der Pfalz mit Haut und Haaren verschrieben hatte, reagierte offenbar tief getroffen und sehr emotional. Kurz verabschiedete sich von einigen Spielern, die bereits in der Kabine waren und sich auf das Training vorbereiteten, packte seine Sachen und flüchtete vom Berg der großen Emotionen. „Ich bin längst Fan dieses Wahnsinnsvereins geworden”, beschrieb Marco Kurz in RHEINPFALZ-Gesprächen sein Gefühlsleben. Seine Hoffnung, die Wende mit seiner Mannschaft schaffen zu können, erfüllte sich nicht, obgleich Aufsichtratschef Dieter Rombach „kein Trainer- sondern ein Qualitätsproblem der Mannschaft” sah.
„Natürlich schließe ich mich in die Verantwortung mit ein, auch ich habe Fehler gemacht”, sagte Kuntz. „Kein Spieler wurde - im Rahmen unserer Möglichkeiten - gegen den Willen des Trainers verpflichtet”, betonte Kuntz, der seit dem 8. April 2008 an der Vereinsspitze steht.
Gestern leiteten Fitness-Coach Oliver Schäfer, Artur Platek und Torwarttrainer Gerald Ehrmann die erste Übungseinheit nach der Ära Kurz.
Heute oder morgen beginnt auf dem Betzenberg wohl eine neue Zeitrechnung: die Ära Balakov.
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Kommentar
Das Ende der Kurz-Geschichte
VON HORST KONZOK
Der 1. FC Kaiserslautern hat seinen Trainer Marco Kurz geopfert, um die Talfahrt zu stoppen. Krassimir Balakov soll kommen.
Aufstieg 2010. Klassenerhalt 2011. Entlassung 2012: Marco Kurz steht als Trainer für zwei sehr erfolgreiche Jahre. Acht Spieltage vor Saisonschluss aber endete die Kurz-Geschichte auf dem Betzenberg, weil der 1. FC Kaiserslautern nach 16 Spielen ohne Sieg auf einem Abstiegsplatz steht, die Verantwortlichen glauben, die letzte Chance im Abstiegskampf nur mit einem Trainerwechsel nutzen zu können. Vor dem „Endspiel” in Freiburg kam das Ende für Kurz. Bitter und traurig.
Mit Kurz geht ein engagierter, ein leidenschaftlicher Trainer, ein Mensch mit Charakter. Er hat Identifikation mit seinem Verein vorgelebt. Ihm ist es gelungen Spieler besser zu machen. Dafür stehen Lakic, Sam, Jendrisek, Mandjeck, Ilicevic oder Moravek. Nach dem Ausverkauf nach 46 Punkten und dem sensationellen siebten Platz im ersten Jahr nach dem Wiederaufstieg aber setzten der Trainer und Vorstandschef Stefan Kuntz beim Diktat der knappen Kasse auf das falsche Personal. Die Offensivleistungen sind nicht bundesligawürdig. 17 Tore in 26 Spielen sind erbärmlich. Bei fünf der elf Unentschieden hatte der FCK wohl ein deutliches Chancenplus, versagte aber im Abschluss meist kläglich.
Panik verleitete im Winterschlussverkauf zum Engagement von fünf Spielern. Im Misserfolg verlor Kurz seine Linie, er wechselte immer öfter System und Personal, er raubte gesetzten Größen wie Rodnei so auch die Sicherheit.
Marco Kurz musste gehen, die Verantwortung für die verfehlte Einkaufspolitik aber trägt auch Stefan Kuntz. Jetzt soll Krassimir Balakov kommen. Ob er zum Wunderheiler werden kann?
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Zur Sache
Die FCK-Trainer von 1993 bis 2012
1. Juli 1993 - 23. März 1996: Friedel Rausch
27. März 1996 - 19. Juli 1996: Eckhard Krautzun
20. Juli 1996 - 1. Oktober 2000: Otto Rehhagel
6. Oktober 2000 - 23. August 2002: Andreas Brehme
(bis Juli gemeinsam mit Reinhard Stumpf)
23. August 2002 - 4. September 2002: Karl-Heinz Emig
4. September 2002 - 2. Februar 2004: Erik Gerets
3. Februar 2004 - 6. April 2005: Kurt Jara
6. April 2005 - 30. Juni 2005: Hans-Werner Moser
1. Juli 2005 - 19. November 2005: Michael Henke
21. November 2005 - 11. April 2007: Wolfgang Wolf
11. April 2007 - 30. Juni 2007: Wolfgang Funkel
1. Juli 2007 - 9. Februar 2008: Kjetil Rekdal
12. Februar 2008 - 4. Mai 2009: Milan Sasic
4. Mai 2009 - 30. Juni 2009: Alois Schwartz
1. Juli 2009 - 20. März 2012: Marco Kurz.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau