ZitatAlles anzeigen... dass es aus der Fanszene Positives zu berichten gibt.
„Fußballfans sind keine Verbrecher.” Das rufen viele Anhänger immer wieder im Stadion. Sie haben recht. Sippenhaft ist sitten- und rechtswidrig, im übertragenen Sinne gibt es sie aber doch: in den Köpfen. Einige wenige Kriminelle oder fatalerweise Enthemmte bringen mit körperlicher oder seelischer Gewalt Hunderttausende in Verruf. Das ist nicht neu. Und doch zeigten sich jüngst erschreckende Negativ-Ausschläge, was das Verhalten einzelner Fußballaffiner angeht.
Bedrohen. Nötigen. Zuschlagen. Einige Enthirnte nutzen die Schaubühne Fußball für ihre Untaten. Endlich gibt es nach den Hiobsbotschaften wie dem Fall des von angeblichen Fans massiv bedrohten Kölners Kevin Pezzoni, den verbalen Entgleisungen von Hannover-Fans und den Facebook-Drohungen von Lok-Leipzig-Freunden eine erfreuliche Nachricht mit allerdings ernstem Hintergrund: Das Awo-Fanprojekt des 1. FC Kaiserslautern bekommt den Julius-Hirsch-Preis für gezielte Aktionen nach der antisemitischen Beschimpfung des israelischen Stürmers Itay Shechter im Februar am Tag nach dem 0:4 bei Mainz 05. Projektleiter Erwin Ress freut der mit 10.000 Euro verbundene Preis doppelt: Er bringt neben dem Geld auch wichtige positive Werbung - denn dem Projekt droht das Aus, weil 30.000 Euro, ein Drittel des Jahresetats, nicht mehr fließen sollen, da der Stadt Kaiserslautern das nötige Geld fehlt.
Aber Ress hofft, dass der geplante Runde Tisch den Fortbestand dieser Art sozialer Jugendarbeit sichert. Gerade im Lichte der jüngsten Ereignisse ist sie immens wichtig. Leider bedarf es nur eines negativen Beispiels, aber vieler positiver Eindrücke, um öffentliche Beachtung zu finden. Das ist durchaus als Selbst- und Medienkritik zu verstehen. Bleibt der ewige Appell an die Vernunft von Fangruppen, Gewaltbereite aus der Gemeinschaft auszuschließen. Ein schwieriger Prozess. Dennoch: Spielverderber müssen erkennen, dass sie für Gewalt von der Gruppe geächtet, nicht bejubelt werden. Fans und Klubs können im Dialog viel bewirken. Aber uneinsichtige schwarze Schafe müssen schneller die Rote Karte bekommen.
... dass FCK-Chef Kuntz Fehler eingesehen hat.
Die Katastrophensaison 2011/12 des 1. FC Kaiserslautern hatte nicht nur den Bundesliga-Abstieg zur Folge. Der Vorstandsvorsitzende Stefan Kuntz wurde Opfer vieler Anfeindungen, was ihn zu einer emotionalen Ehrenerklärung bei der Mitgliederversammlung im Mai bewog. In der Abstiegssaison sind auch persönliche Vertrauensverhältnisse auf der Strecke geblieben - bei Misserfolg eine allzu menschliche Konsequenz. So hätte sich Kapitän Christian Tiffert vorstellen können, zu bleiben. Aber die Chemie stimmte nicht mehr, der Wechsel nach Seattle bot sich an.
Auch mit dem Transfer von Innenverteidiger Rodnei, einem der Aufstiegshelden 2010, zu RB Salzburg hat der FCK einen Sympathieträger verloren. Aber auch für ihn, zuletzt verunsichert und nicht fit, scheint die Luftveränderung besser. Gleiches gilt für Itay Shechter und Gil Vermouth. Insbesondere bei diesen beiden Personalentscheidungen hat der FCK-Chef Versäumnisse beim Scouting und Fehleinschätzungen auch seinerseits offen eingeräumt.
Shechter ist nun in Swansea und Vermouth zurück bei Hapoel Tel Aviv. Den großen Umbruch hat es gegeben - zwölf Profis gingen, zehn sind von anderen Klubs neu gekommen. Eine solide Basis für die Mission Wiederaufstieg haben Kuntz und der neue Trainer Franco Foda nicht nur personell gelegt. Acht Punkte aus den ersten vier Spielen bedeuten angesichts des großen Umbruchs einen vernünftigen Start.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau