ZitatAlles anzeigenFCK verliert letztes Punktspiel gegen FC St. Pauli 1:2 – Kapitän Albert Bunjaku wieder im Training
Von Oliver Sperk & Horst Konzok
Generalprobe mit angezogener Handbremse: Das Relegationshinspiel zur Fußball-Bundesliga zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und dem 1. FC Kaiserslautern am Donnerstag (20.30 Uhr) in Sinsheim wirft seine Schatten voraus. Zum Abschluss der Punktrunde unterlag eine Lauterer Mischung aus Stammkräften und Edelreservisten dem FC St. Pauli 1:2 (0:2).
Eine schwache erste und eine viel bessere, schwungvollere zweite Hälfte des FCK haben die Hoffenheimer Spione gesehen. „Die erste Halbzeit vergessen, die zweite mitnehmen“, riet FCK-Ersatzkapitän Florian Dick.
Beide Hamburger Treffer fielen aus abseitsverdächtiger Position. Dennis Daube (15.) nach einer tollen Rechtsflanke Kevin Schindlers und Torjäger Daniel Ginczek brachten St. Pauli 2:0 in Führung – Pfiffe für den FCK zur Pause.
Mit der Einwechslung von Steven Zellner (48.), der ein starkes Comeback als Sechser gab, kam Ordnung und Schwung zugleich. „Jimmy“ Hoffer (55.) sorgte für mehr Zug zum Tor und schoss das 1:2 (71.) nach klugem Zuspiel Benjamin Köhlers.
Hoffer hätte die Partie fast im Alleingang drehen können, doch zwei weitere gute Chancen (61., 75.) verwertete der Publikumsliebling nicht. „In der Relegation müssen wir die Chancen besser nutzen“, betonte Hoffer später.
Nach dem 1:2 zum Punktrunden-Abschluss trottete das FCK-Team, das übermorgen in der Relegation auf mindestens vier Positionen anders besetzt sein dürfte, Richtung Kabine; die Fans indes wollten ihre Lieblinge auf Hoffenheim einstimmen. Sie forderten lautstark „Auswärtssieg“, und ein Großteil der Mannschaft kam dann noch einmal zurück in die Kurve.
Irritationen wie diese wollen die Roten Teufel am Donnerstag und am Montag im Relegationsrückspiel vermeiden, um das Saisonziel Wiederaufstieg im Hoffnungslauf gegen Hoffenheim doch noch zu schaffen. „In diesen beiden Spielen sind besonders starke Nerven gefragt“, betont FCK-Vorstandsvorsitzender Stefan Kuntz.
Die taktische Disziplin war bei den beiden Gegentreffern nicht sehr ausgeprägt. Beim 0:1 durfte St. Paulis Rechtsverteidiger Schindler ungehindert flanken – die linke FCK-Seite mit dem launisch spielenden Kostas Fortounis und Routinier Alexander Bugera war völlig offen. „Ich seh’ da scheiße aus, muss aber nach innen gehen“, sagte Bugera, der nach der Pause stark aufspielte, um ein Haar noch den Ausgleich erzielt hätte.
Beim 0:2 klappte das Umschaltspiel des FCK nach hinten nicht, auch die Aushilfsinnenverteidigung Jan Simunek/Mathias Abel war nicht im Bilde. So durfte Ginczek Torwart Sippel düpieren. Für Mathias Abel war’s der letzte Auftritt bei „meinem Lieblingsverein“.
Der bald 32-Jährige ging nach 48 Minuten mit Ovationen, die Fans feierten den Ur-Lauterer. „Ein solcher Abschied ist schon was Besonderes, da sieht man schon, welche Wertschätzung man hat“, sagte der Routinier, der mit Wehmut geht: „Ich wollte meine Karriere eigentlich beim FCK beenden ...“
Zum Relegationshinspiel werden Marc Torrejón, vor der Partie von der RHEINPFALZ und den FCK-Aufsichtsräten Dieter Rombach und Ottmar Frenger als FCK-Spieler des Jahres ausgezeichnet, Dominique Heintz sowie Chris Löwe und Ariel Borysiuk wohl in die Lauterer Startelf zurückkehren. Und möglicherweise der zuletzt erkrankte Albert Bunjaku; der Stürmer hat gestern erstmals wieder trainieren können. „Es wird eng für Donnerstag“, sagte der Kapitän, „aber ich hoffe, dass es reicht.“
Das 3000 Tickets umfassende FCK-Kontingent für das Hinspiel in Sinsheim war gestern binnen 20 Minuten verkauft. Der Internet-Shop des FCK verzeichnete in wenigen Minuten 350.000 Bestellversuche.
So spielten sie
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Simunek, Abel (48. Zellner), Bugera - Orban, Köhler - Weiser (55. Hoffer), Fortounis (70. Derstroff) Baumjohann - Idrissou
FC St. Pauli: Himmelmann - Schindler, Avevor, Kalla, Schachten - Thy (72. Buchtmann), Daube, Kringe (88. Gonther), Bartels (72. Gyau) - Ebbers, Ginczek
Tore: 0:1 Daube (15.), 0:2 Ginczek (33.), 1:2 Hoffer (71.) - Gelbe Karte: Daube (4)
Beste Spieler: Baumjohann, Hoffer, Zellner - Schindler, Himmelmann, Ginczek - Zuschauer: 46.460 - Schiedsrichter: Hartmann (Wangen).
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„Sie sind der haushohe Favorit“
NOCH SECHS TAGE BIS ZUR ENTSCHEIDUNG: Galgenhumor, Realismus und Optimismus beim 1. FCK
Der FCK-Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Rombach nahm die 1:2-Niederlage des 1. FCK im letzten regulären Spiel der Saison am Pfingstsonntag gegen den FC St. Pauli im Fritz-Walter-Stadion mit Galgenhumor. Als Überschrift des Artikels über die Begegnung der Zweiten Fußball-Bundesliga schlug er vor: „Die Spione von Hoffenheim geschickt getäuscht.“ Nun, so einfach lassen sich die Spione der TSG 1899 Hoffenheim nicht täuschen.
Das wusste auch der FCK-Aufsichtsratsvorsitzende, als er den launigen Spruch losließ. Die Spielbeobachter des Relegationsgegners wissen um das mögliche Leistungsvermögen des 1. FCK. Sie haben gesehen, dass Leistungsträger des Vereins am Sonntag nicht auf dem Feld standen.
Franco Foda, der Cheftrainer des 1. FCK, ist die Hierarchie vor den beiden Relegationsspielen gegen die TSG Hoffenheim klar. „Sie sind der haushohe Favorit“, ordnete er nach dem Spiel gegen die Hamburger Kiez-Fußballer die Aussichten gegen Hoffenheim realistisch ein.
Gleichwohl lässt Foda die Ohren nicht hängen vor den beiden Spielen um den Aufstieg in die Erste Fußball-Bundesliga. „In den zwei Spielen ist alles möglich“, sagte er auch. Und: „Wenn wir an unsere Grenzen gehen, haben wir eine Chance, gegen Hoffenheim zu bestehen.“
Optimismus und Selbstbewusstsein sind da vor den Spielen im Kraichgau am Donnerstag und auf dem Betzenberg am Montag. Auch bei FCK-Aufsichtsratschef Rombach. „Wir brauchen zwei gute Spiele“, blickte er am Sonntag voraus.
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Kommentar
Zwei Matchbälle für beide
Von Horst Konzok
1899 Hoffenheim kann eine Horror-Saison jetzt noch retten. Die zwei Matchbälle verdankt Hoffenheim Düsseldorfer Ungeschick.
Gleichwie: 1899 Hoffenheim, das in den letzten eineinhalb, zwei Jahren so ziemlich alles falsch machte, was ein Profiklub personalpolitisch falsch zu machen vermag, kann die Irrfahrten und Chaostage in den beiden Relegationsspielen gegen den 1. FC Kaiserslautern vergessen machen.
Für Hoffenheim spricht, dass die Mannschaft durch den Sensationssieg von Dortmund psychisch gestärkt ist. Die individuelle Klasse von Sejad Salihovic, Sebastian Rudy, Robert Firmino oder Kevin Volland kann ausschlaggebend sein. Markus Gisdol, der vierte Trainer der Hoffenheimer in dieser Saison, hat der scheintoten Mannschaft neues Leben eingehaucht. Totgesagte leben länger –1899 macht es vor!
Hoffenheim kann eine desaströse Saison mit gerade mal 31 Punkten retten, weil Fortuna Düsseldorf nach der Winterpause fatal einbrach. 21 Punkte nach der Hinrunde, das sah gut aus. So versuchte Fortuna eine Abkehr vom Maurermeisterimage. Torhüter Fabian Giefer, in der Hinrunde ein Punktgarant, schwächelte, nachdem er als neuer Torwart auf Schalke im Gespräch war.
Am Ende verloren sie in Düsseldorf wohl die Nerven, worauf handfeste Schlägereien im Training hindeuten. Die klare Linie, für die beim Höhenflug aus der Dritten in die Erste Liga Trainer Norbert Meier stand, ging verloren. Im Kaufhaus des Westens wurden zu viele Flops gelandet. Der Königstransfer namens Andrej Voronin – ein Eigentor!
Nun haben sie beide zwei Matchbälle, die Hoffenheimer und der 1. FC Kaiserslautern. Der Bundesligist ist der eindeutige Favorit. In der Außenseiterrolle haben die Lauterer in dieser Saison ihre besten Spiele geliefert. Daheim gegen den 1. FC Köln waren sie erstklassig.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau
Pfälzische Volkszeitung