ZitatAlles anzeigenMo Idrissou präsentiert sich im Trainingslager des 1. FC Kaiserslautern fit wie ein Turnschuh. Er trifft und bereitet vor. Er gibt wie immer den Gaudiburschen.
Und er betont, seinen Vertrag beim FCK zu erfüllen.
Bad Waltersdorf. Aus dem Hintergrund müsste Löwe schnippen, Löwe schnippt, und – autsch: Mo Idrissou greift sich erschrocken ans Ohr. Ja, der kleine Linksverteidiger Chris Löwe, der sich so hinterlistig ans Sofa schlich, und der schlaksige Sturmpfeil Idrissou foppen sich schon während des gesamten Trainingslagers des 1. FC Kaiserslautern im österreichischen Bad Waltersdorf, warum also sollten sie bei einem Pressetermin in der Lobby des Mannschaftshotels damit aufhören? Idrissou ist ein Gaudibursche. Das war immer so. Und das wird immer so bleiben.
Der Kameruner ist mit seinen 33 Jahren der Vater der Kompanie. Er mag die Jungen, die Jungen mögen ihn – aber nicht nur die. „Spaß muss dabei sein. Sich mit den Spielern zu verstehen, das ist fast das Wichtigste in einer Mannschaft, und ich verstehe mich mit allen gut. Ich fühle mich deshalb auch gut dabei zu bleiben. Wir haben jetzt ein Ziel, das wir in der vergangenen Saison knapp verpasst haben. Ich bin sicher, dass wir es packen“, sagt Idrissou.
Bleiben, ein passendes Stichwort. Idrissou, in Kaiserslautern ausgestattet mit einem Kontrakt bis zum 30. Juni 2014, war in den zurückliegenden Jahren nirgendwo sonderlich lange. Ein Jahr Mönchengladbach, ein Jahr Frankfurt Dies nährt die Furcht bei manch einem Anhänger des FCK, auch in Kaiserslautern könnte nach einer Runde Schluss sein und es den Wanderbuben zu einem anderen Klub ziehen. Die Verpflichtung von Olivier Occean schürte die Ängste zusätzlich.
Einen Spieler zu verlieren, der in der abgelaufenen Zweitliga-Saison 17 Tore erzielte und deren neun vorbereitete, wäre für den FCK ein herber Schlag. Also, Mo Idrissou: Was ist nun mit diesem Gerücht? „Es gibt Anfragen von Vereinen aus Deutschland, dem Ausland, der Zweiten Liga, da gibt es auch nichts zu verstecken“, sagt der Kameruner gelassen: „Aber ich bin momentan kein Typ, der nach 13 Jahren in Deutschland wieder ins Ausland möchte.
Himmel Hilf - Mo Idrissou hadert nach einer vergebenen Chance beim 2:0-Sieg im Test gegen Sturm Graz. Sein Tor aber hat der FCK-Torjäger gemacht. (foto: gepa)
Ich werde meine Karriere in Deutschland beenden. Ich habe mir nie Gedanken darüber gemacht, hier vom FCK wegzugehen. Ich möchte hier, wenn das geht, mit dem FCK aufsteigen. Und davon bin ich auch hundertprozentig überzeugt.“
Im Testspiel am Freitag, beim 2:0 gegen Sturm Graz, erzielte Idrissou ein Tor, gefiel durch Einsatz und Lauffreude. Und er stand nicht ein Mal im Abseits. Dass er mit Albert Bunjaku einen zweiten Stürmer an seiner Seite hatte, habe dabei keine Rolle gespielt. Alles „einfach nur Kopfsache“. Und eine Frage des Anreizes: Zwei Jungspunde wetteten doch tatsächlich, Idrissou werde sich mindestens zweimal verirren. Pech gehabt. „Die 100 Euro hab’ ich mir geschnappt“, sagt Idrissou triumphierend.
Der FCK ist in seinen beiden bisherigen Tests in Österreich weitgehend fokussiert geblieben. Gegentore Fehlanzeige. „Wir müssen von Anfang bis Ende konzentriert sein, und wir müssen damit schon im Trainingslager anfangen“, führt Idrissou aus: „Wir wissen, welche Fehler wir in der letzten Saison gemacht haben. Alle müssen mitmachen, alle müssen den Gedanken an die Mannschaft haben.“
Fatale Punktverluste wie gegen Union, Aue oder Cottbus müssen vermieden werden. „Wir hätten Braunschweig einholen können. Es lag nur an uns selbst, das wissen wir. Wir haben die Spieler und die Qualität, das zu ändern.“
Und was ist die nächste Wette, Mo Idrissou? „20 Tore! Ich sag’ das jetzt so. Wenn jemand dagegenhalten will, kann er sich anmelden.“ Vielleicht haben Marc Torrejón, Kostas Fortounis oder Marcel Gaus, die gestern für die teambildenden Maßnahmen ins Trainingslager nachreisten, Lust dazu. Oder Idrissous neuem Klamaukpartner Chris Löwe steht der Sinn nach einer kleinen Zockerei
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Alles im Fluss
Der 1. FC Kaiserslautern dürfte gut präpariert aus Bad Waltersdorf in die Pfalz zurückkehren.
Testspielergebnisse einer Fußballmannschaft im Laufe eines Trainingslagers einzuordnen, ist diffizil. Die Profis haben am Morgen der Partien bereits malocht, die Akkus sind beileibe nicht voll, die Beine schwer, selbst wenn sie zur Verbesserung der Regeneration in Eistonnen steckten, wie es auch beim 1. FC Kaiserslautern üblich ist.
Kurzum: Man sollte Siege nicht überschätzen, etwas schwächere Auftritte, wie den des FCK am Freitag beim 2:0 gegen den österreichischen Europa-League-Qualifikanten Sturm Graz in der zweiten Hälfte, aber auch nicht überbewerten. Trainer Franco Foda fasste das Gesehene treffend in zwei Sätzen zusammen: „Es gibt schon viele positive Dinge, aber natürlich müssen wir uns einiges auch noch erarbeiten. Doch das ist normal – wir sind in der Vorbereitung.“
Im ersten Abschnitt stimmte vieles hoffnungsfroh. Der FCK setzte den Gegner permanent unter Druck, ging hohes Tempo, spielte sehr gut gegen den und mit dem Ball, immer schön flach und direkt ohne die „gefürchteten“ und meist wenig effektiven Mondbälle auf eine einsame Sturmspitze. Resultat: eine Vielzahl an Chancen.
Vorzuwerfen ist dem FCK mit Blick auf die ersten 45 Minuten allein, nur zwei davon genutzt zu haben. Nach dem Wechsel gingen Linie und Druck flöten. Die Kräfte schwanden, und Spieler wie die eingetauschten Stöger, Jenssen oder Ring brauchen eben Zeit. Geduld ist eine Tugend.
Bis zum heutigen Tage, das erstaunt, beklagt nicht ein Spieler in diesem Trainingslager eine muskuläre Blessur. Alle sind fit. Ein Indiz für wohldosierte Übungseinheiten und für eine gute Absprache zwischen Trainerstab und medizinischer Abteilung. Der FCK dürfte um einiges weiter sein, wenn er am Dienstag heimkehrt.
DIE RHEINPFALZ
Ludwigshafener Rundschau