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Unverhofft - Eine eigentlich verzogene Flanke von Marcel Gaus (ganz hinten rechts, halb verdeckt) landet zum 1:1 im Tor Roman Weidenfellers. (foto: kunz)
Beim 1:3 im Testspiel gegen Vizemeister Borussia Dortmund hält Zweitligist 1. FC Kaiserslautern über weite Strecken
gut mit. Die Fehler der Lauterer aber bestraft der BVB sehr konsequent, siegt verdient und wird freundlich verabschiedet.
33.717 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion – bei einem Vorbereitungsspiel: Sie kamen auch, um in die ganz große Fußballwelt hineinzuschnuppern. 1:3 (1:1) endete das Testspiel des Zweitliga-Dritten 1. FC Kaiserslautern gegen den Bundesliga-Vierten Borussia Dortmund, vorige Saison Vizemeister und Champions-League-Finalist. Auch die Abschnitte für die Gästefans auf der Osttribüne des Stadions waren gut gefüllt und in schwarz-gelber Hand. Der BVB hat mit seinen Erfolgen und seinem attraktiven Spiel in den vergangenen Jahren viele Fans gewonnen – auch im südwestdeutschen Raum.
Die Roten Teufel hielten in einem recht ansprechenden Freundschaftsspiel über weite Strecken gut mit; individuelle Fehler des Zweitligisten bestrafte der Klassenhöhere aber konsequent. Der BVB ging standesgemäß in Führung, brauchte dafür allerdings einen Foul-Elfmeter. FCK-Innenverteidiger Willi Orban kam gegen Henrikh Mkhitaryan einen Tick zu spät, verfehlte den Ball, traf stattdessen den BVB-Offensivmann; Marco Reus verwandelte den fälligen Strafstoß sicher zum 1:0 (28.).
Einen Lapsus erlaubte sich aber auch BVB-Torwart Roman Weidenfeller, für den es gestern ein Wiedersehen mit seinem Lehrmeister aus Lauterer Tagen, Gerry Ehrmann, gab. Er stand bei einer eigentlich verzogenen Flanke Marcel Gaus’ falsch – und der Ball senkte sich über den WM-Kandidaten hinweg in den Kasten (32.). „Schön abgerutscht“, meinte der unverhoffte Torschütze später grinsend, „aber so ein Tor nimmt man natürlich gerne mit.“ Zumal es ein sehenswertes war. Mit dem 1:1 ging es in die Pause. „Wir haben vor allem in der ersten Halbzeit ein sehr strukturiertes, laufintensives Spiel von uns gesehen“, sagte FCK-Trainer Kosta Runjaic in seiner Kurzanalyse.
Mohamadou Idrissou biss als einzige echte Spitze bei der BVB-Defensive auf Granit – der Unterschied zwischen Bundesliga-Spitze und der Zweiten Liga, in der es Idrissou oft gelingt, sich sehr dominant zu zeigen, wurde deutlich. Auf der Gegenseite verteidigte Dominique Heintz im Lauterer Abwehrzentrum resolut, beeindruckte zudem durch ein souverän gewonnenes Laufduell mit dem schnellen Pierre-Emerick Aubameyang (65.).
Auch Gastspieler Christopher Schorch gefiel in der Innenverteidigung nach der Pause weitgehend. Das 2:1 Jakub „Kuba“ Blaszczykowskis (77.) nach Orbans Ballverlust und Steilpass des eingewechselten Torjägers Robert Lewandowski mussten die Lauterer aber ebenso schlucken wie Lewandowskis 3:1 (81.). Der ließ seine Klasse aufblitzen, düpierte Schorch und Marc Torrejón.
Torwart Tobias Sippel (Rückenprobleme) und Innenverteidiger Jan Simunek (Fußverletzung) wurden vorsichtshalber geschont. Kurzfristig fielen beim FCK Neuzugang Chinedu Ede wegen einer Erkältung und Markus Karl wegen einer kleineren Knieblessur aus. Auch sie werden aber morgen ins Trainingslager ins türkische Belek fliegen.
1. FC Kaiserslautern: Müller (46. Hohs) - Dick (68. Zimmer), Orban, Heintz, Löwe (68. Torrejón) - Matmour (46. Fortounis), Alushi (46. Schorch), Jenssen (85. Dorow), Gaus (76. Stöger) - Ring (76. Bunjaku) - Idrissou (58. Occéan)
Borussia Dortmund: 1. Halbzeit: Weidenfeller - Piszczek, Günter, Sokratis, Durm - Kehl, Sahin - Hofmann, Mkhitaryan, Reus - Ducksch - 2. Halbzeit: Weidenfeller - Durm, Friedrich, Sarr, Schmelzer - Bender, Sahin (71. Jordanov) - Blaszczykowski, Schieber, Aubameyang - Lewandowski
Tore: 0:1 Reus (28., Foul-Elfmeter), 1:1 Gaus (32.), 1:2 Blaszczykowski (77.), 1:3 Lewandowski (81.)
Gelbe Karten: Matmour - Friedrich - Beste Spieler: Jenssen, Heintz, Gaus - Blaszczykowski, Lewandowski, Sokratis, Bender
Zuschauer: 33.717 - Schiedsrichter: Alt (Heusweiler)
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Erik Durm freut sich über jede Minute
Der Südwestpfälzer spielt für Borussia Dortmund. Nun tritt er hinter Marcel Schmelzer wieder ins zweite Glied zurück.
Sein Coach Jürgen Klopp hofft auf eine bessere Rückrunde. Denn das Trainingslager war super, und die Verletzten kommen wieder.
Mit den Mainzer Amateuren hat er mal gegen den 1. FCK gespielt, als Profi hat der Südwestpfälzer Erik Durm zum ersten Mal in seiner Karriere Betzenberg-Luft geschnuppert. Es war etwas Besonderes für ihn. Zumal der junge BVB-Linksverteidiger für Familie und Freunde acht Karten besorgt hatte.
Dass er nach der Pause auf der ungewohnten rechten Seite zum Einsatz kam, hatte „vielleicht damit zu tun, dass ich eine Grippe hatte und ein paar Einheiten versäumt habe“, meinte Durm, der froh war, Spielpraxis zu sammeln. Von seiner Weisheitszahn-Operation kurz vor Weihnachten in Kaiserslautern hat er sich gut erholt, „nach vier, fünf Tagen war wieder alles okay“.
Dass er seinen Platz in Dortmund für Marcel Schmelzer – den er bestens vertrat – wieder räumen muss, nimmt Durm sportlich. „Ich habe schon in der Hinrunde gesagt, dass ich damit kein Problem habe. Er ist Nationalspieler und hilft der Mannschaft. Ich bin froh um jede Minute, die ich bekomme“, so der 21-Jährige.
Kopfballduell - Der Südwestpfälzer Erik Durm vom BVB (links) kämpft gegen den Neupfälzer Marcel Gaus. (foto: kunz
Drei Stammspieler in der Abwehr hatten zuletzt über Wochen beim derzeitigen Bundesliga-Tabellenvierten gefehlt, das Bayernspiel war sogar „Ohne Vier“ über die Bühne gegangen – wie will man da schon einen „Grand“ gewinnen… Doch Rechtsverteidiger Lukasz Piszczek ist ja schon länger wieder dabei. Und nun entspannt die Lage sich noch mehr.
Der Erste des Trios, der nun aus dem Krankenstand zurückkehrt, ist Schmelzer, der – wie auch Mats Hummels, für den der Rückrundenstart nächsten Samstag im Heimspiel gegen Augsburg noch zu früh kommt – verletzt (Faserriss in der linken Wade) vom letzten Länderspiel des vergangenen Jahres heimgekehrt war.
Mitte November kostete der 1:0-Sieg in England vor allem die Dortmunder eine Menge. Nun ist wieder Licht am Ende des Tunnels. Nur bei Innenverteidiger Neven Subotic (Kreuzbandriss) wird es noch länger dauern.
Die Hoffnung, die Rückrunde erfolgreicher zu gestalten als die Hinserie, ist groß. Das Trainingslager in La Manga war jedenfalls gut. „Wir haben sehr, sehr gut trainiert, nur von den Testspielen hatten wir uns ein bisschen mehr erhofft“, meinte Erik Durm, für den das 3:1 gegen die Roten Teufel so weit okay war.
Für Trainer Jürgen Klopp hat die Ausbeute gestern gepasst. „Wir haben drei Tore geschossen, das ist sehr in Ordnung. Es war das beste Spiel, das ich je am Ende eines Trainingslagers gesehen habe“, sagte der BVB-Coach, der zufrieden damit war, in Kaiserslautern den Test gehabt zu haben, „den wir vor dem Rundenstart haben wollten“. Am Dienstag geht’s noch in aller Freundschaft gegen Duisburg. Dann beginnt in der Bundesliga wieder der Ernst des Lebens.
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