Griechenland - eine unpolitische Betrachtung

  • Mich erinnert die Entwicklung der europäischen Einigung in ihrem Verlauf an vergleichbare Projekte des Entstehens von großen politischen Konstrukten. Von Russland über die lange Zeit seiner Entwicklung bis hin zu den USA. Nirgendwo ging es ohne Blut, Schweiß und Tränen ab.


    Jetzt und hier ohne Blut, doch mit viel Schweiß und Tränen. Nur aus einem Blick auf die europäische Entwicklung "von gaaanz oben", nicht also mit Detailversessenheit (durch die Details müssen sich unsere Politiker "durchfressen" sie haben alle meinen Respekt), erkenne ich schon die historischen Bezüge und ihre Bedeutung insgesamt. Meine Sicht der Dinge. Andere haben andere Sichten - war immer so, ist ja legitim und normal.


    Europa als Friedensprojekt - eine Wertanalyse zeigt ja die Bedeutung dieses Gedankens deutlich, bezogen auf Vergangenheit und Gegenwart sogar leider. Den Platz in der heutigen globalisierten Welt suchen - Wertanalyse dazu mit Blick auf Wirtschaft und Chancen der Menschen. Auch die gemeinsame Abwehr von Bedrohungen ist ja ein Thema.


    Es lohnt, sich durchzubeißen. Und ein Blick aus großer Entfernung auf diese Entwicklung ist nötig - sonst verzweifeln wir an den "Bremsspuren" manchen Augenblicks, wie gerade jetzt.


    Wir haben keinen amerikanischen Bürgerkrieg - doch schon etwas ähnliches: große Geburtsschmerzen und eine überaus stark leidende Bevölkerung wie in Griechenland. Einfach, weil wir die notwendigen Prozesse in der Entwicklung / auf dem Wege erfinden müssen. Neuland eben. Und das ist fehlerbehaftet und tut den Menschen sehr weh. Doch es lohnt sich.

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  • Jetzt und hier ohne Blut, doch mit viel Schweiß und Tränen.


    Die Schließung der Krankenhäuser und die Erhöhung der Kindersterblichkeitsrate in Griechenland reicht dir nicht?

  • @Hoschy, Du weißt aber genau, was ich meine. Da bin ich mir sicher. :) . Mal in dieser wirklich schwierigen Situation das Postive betonen - ist ja nicht forums-üblich, klar, doch in diesem Falle von großer Bedeutung.


    Wachstumsimpulse durch dieses Vertragsgebilde werden, sind ja zugesagt und beziffert in welcher Höhe, so ist meine Hoffnung, die Seite des dort katastropalen Gesundheitswesens wie andere Notwendigkeiten über eine gewisse Zeit nach vorne bringen - meine, verbessern.

  • Sandberg, es gibt nicht wenige Wirtschaftsexperten, die in der Krise fordern, dass die Wirtschaft angekurbelt wird, und nicht durch Sparmaßnahmen abgewürgt.
    Griechenland braucht eine Aufbruchstimmung, Arbeitsplätze und Investitionen in die Infrastruktur....

  • @Hoschy, lies doch bitte mal die Vereinbarungen durch - da stehen an 2 Stellen (einmal aus der EU und ein weiteres Mal als Anteil an dem geplanten Fond in dem Staatseigentum bis 50 Mrd € "gesammelt" und dann privatisiert werden soll) Beträge zur Ankurbelung von Investitionen. 35 Mrd. plus 12,5 Mrd. €. - gab es bisher nicht. Alles unter Mitarbeit der EU. Bedeutet, dieses Geld wird nicht verschwinden und keiner weiß wohin - wie in der Vergangenheit ja viele Euronen aus allen Programmen.


    Wie gesagt, mal solange um einen Zusammenhang, den man nicht mag, "herumgehen", bis man einen Blickwinkel findet, der positiv rüberkommt. Nur schlecht ist nichts. ;)


    Alle politischen Gruppierungen bei uns nutzen natürlich diese Lage, um ihre "Süppchen" zu kochen. Ist Demokratie !!! Jedenfalls bin ich mal gespannt auf die Umfragewerte der "Sonntagsfrage" in der nächsten Zeit. Da wird nämlich die Bevölkerung gefragt.


    Nachtrag:
    Hoschy, Du sprachst von Wirschaftsexperten - ein Beispiel: Herr Sinn. Sicher einer der profiliertesten Wirtschaftswissenschaftler im Lande - nur, er trägt keine Verantwortung für €, Nato, Zusammenhalt Europas. Kommt diese Verantwortung in der heutigen Gemengelage international hinzu, gibt es einen Blickwinkel mit weiterem Horizont als bei Herrn Sinn, denke ich.

    Einmal editiert, zuletzt von sandberg ()

  • Sandberg, die Summen, die nach Griechenland gingen, kamen nicht in der Wirtschaft, und schon gleich gar nicht bei den Menschen an. Die kamen postwendend wieder nach Deutschland und Frankreich.


    Und was genau will man denn privatisieren in GR? Sollen die Kreta verkaufen? Lesbos? An wen? Zu welchem Preis, was ist eine Insel mit Menschen so wert heute?


    Und es geht in meinen Augen, und aus meinem Blickwinkel nicht darum, GR zu helfen, sondern die negativen Auswirkungen eines GREXIT auf Rest-Europa zu vermeiden.


    Der falsche Ansatz in meinen Augen.


    Ich halte weder etwas von Konjunkturprogrammen, noch von totsparen. Der Gaul, den ich reiten will, der braucht einen Stall, und die Kuh, die gemolken werden soll, Futter.

  • Na ja, @Hoschy - "kamen nicht an" - klar, ist Vergangenheit - ok? Du hältst also nix von Konjunkturprogrammen noch von totsparen - also, Investitionen kommen halt über das Geld für Konjunkturprogramme - totsparen, ok - schweres Thema. Nur, "wo stehen wir - wo wollen wir hin - wie kommen wir dahin" ... Elemente einer Strategie werden so in etwa durchdacht, um Veränderungen, die notwendig sind, zu bewirken. Alles schlecht finden und ablehnen - dann gibt Deine Kuh keine Milch ...


    Und ich werbe bei Dir um eine positive Sicht - auch wenn´s wehtut ;)

  • Ein interessanter Artikel eines Finanzexperten im Spiegel


    zu den Auflagen für Griechenland:

    Kurzfristig (Voraussetzung für Verhandlungen)

    • Privatisierung: Griechenland muss einen Treuhandgesellschaft gründemit dem 50 Mrd. Erlöse durch Privatisierung erlangt werden. Man verlangt die Privatisierung des Stroms - ein Eingriff in die griechische Souveränität. U. a. werden auch ganze Strände privatisiert. Die Folge ist das Wegbrechen weiterer staatlicher Einnahmequellen und eine absehbare Verschlechterung der Hasuhaltslage. Von diesen 50 Mrd. sollen 12,5 Mrd. für Investitionen verwendet werden dürfen, 25 Mrd fließen in die Rekapitlisierung der Banken, 12,5 Mrd in Schuldentilgung
    • Rentenkürzung Die Renten in Griechenland liegen für den Normalbürger bei 665 €. Niedrigstrenten erhalten einen Solidaritätszuschlag. Dieser muss jetzt gestrichen werden Damit werden meist Kinder und Enkel mitunterstützt, denn es gibt kein Sozialsystem. Nach 1 Jahr Arbeitslosigkeit heißt es: Keine Krankenkasse und 0 € Unterstützung. Davon sind über 25% der Bevölkerung betroffen! Außerdem fordert die EU, dass die Rentenreform der Vorgängerregierung nun durchgeführt werden muss. Diese wurde vom höhchsten Gericht gestoppt. Für mich ist das quasi ein Aufruf zum Rechtsbruch.
    • MwSt Erhöhungen außer Hotelübernachtung, Wasser und Energie ( 13% statt 6%), Medikamente, Bücher, Theaterbesuch (6%) steiugt alles andere auf 23%. Damit dürften die Lebenshaltungskosten in Griechenland - abgesehen von den Mieten - künftig über denen von Deutschland liegen!
    • Sonderbetrachtung Tourismus: Die MwSt im Tourismus wird stark erhöht. Schon jetzt kämpfen privae Hotels ums überleben. Dadurch wird eine Menge in die Pleite getrieben. Profiteure: Die Touristikkonzerne die dafür ihre Clubanlagen aufbauen.

    Positiv?
    Mitnichten. TUI bringt seine Touristen mit eigenen Flugzeugen und Schiffen in die eigenen Hotelanlagen und versteuert die Gewinnne .... naja nicht in Griechenland. In Irland (mit 12%) oder in Luxemburg (nahezu 0% wenn man trickst) oder in NL (auch da gibt es Sparmodelle die gegen 0 gehen).


    Die 35 Mrd Lüge
    Es handelt sich um ein Kionjunkturprogramm das Juncker vor etlichen Monat eingeführt hat. Dabei kann JEDES Land Projekte einreichen, die man für Förderungswürdig hält und eine Gruppe von EU-Beamten entscheidet über die Vergabe. Griechenland hat sich nicht beteiligt, weil es die Eigenkapitalquote von 15% nicht aufbringen kann!


    Mittelfristig

    • Ladenöffnungszeiten am Sonntag
    • Stärkung des Finanzsektors und Ausräumung jeglicher Möglichkeit politischer Einflussnahme im Bankenbereich. Welche Lobby hat hier wohl die Finger drin?
    • Kopplung des Haushaltes der Behörden an den Primärüberschuss. Übersteigt dieser eine Quote wird er anteilig gekürzt - Etats werden gestrichen. Aufgrund der Sparpolitik wird dies zwangsläufig passieren.


    Zur Berechnung des Hilfspaketes:

    • 29,3 Mrd zur Schuldentilgung bis September 2016= Ersetzen alter Schulden durch neue (Quelle IWF)
    • 25 Mrd. zur Rekapitalisierung der griechischen Banken = weitere Mrd. zur Flucht ins Ausland; Bisher wurden hier bereits 90 Mrd "investiert" - 60 Mrd. vor dem Amtsantritt von Tsipras. Diese 25 Mrd. sollen durch den Privatisierungsfond refinanzeiert werden. Man zwingt die Griechen die Kapitalflucht zu finanzieren. (Berchnung durch EU-Finanzminister)
    • abzüglich: aus dem Treuhandpaket zur Privatisierung sollen 12,5 Mrd zur Schuldentilgung und 25 Mrd zur Bankenrekapitalisierung abgezweigt werden. Somit reduziert sich der berechnete Bedarf um 37,5 Mrd.

    Der IWF hat einen Bedarf von 52 Mrd - die EU einen Bedarf von 86 Mrd. Ich konnte keine Quelle finden, die diese Differenz erklärt.


    Zum Abschluß noch ein kleiner Leckerbissen, wie man Griechenland als souveränen Staat abschafft und ohne demokratische Legitimation ins Land hineinregiert:
    "Die folgende Passage liest sich ganz so, als sei die Troika zurück: Die Regierung in Athen soll sich für die notwendige Arbeit für die Umsetzung und Überwachung der einzelnen Programmbestandteile wieder mit den Institutionen beraten und einigen. Dazu gehört die Abstimmung über jedes relevante Gesetz, bevor es ins Parlament eingebracht wird."
    (Quelle Spiegel)

    Es sind nicht immer die Lauten stark, nur weil sie lautstark sind. Es gibt so viele denen das Leben ganz leise viel besser gelingt.
    ...
    Die schützt kein Programm. Die sind Melodie. So aufrecht zu gehen lerne ich nie

  • @lookaround, gut - und wieder: Wolfgang Münchau kann schreiben, was immer er denkt - ist auch alles in Ordnung aus seiner Sicht - nur: ER HAT KEINERLEI VERANTWORTUNG IN UND FÜR EUROPA, DIREKT UND PERSÖNLICH
    und das ist eben der Unterschied ...


    seine ständigen sofortigen Bewertungen sollte er mal mit einem Verantwortungsträger diskutieren - macht er nicht. Er haut dem besorgten Bürger seine Bewertungen um die Ohren - und? Ziel der Übung? Vermutlich kämpft er um seinen Job im sorgenvollen Spiegel.


    Sorry, die Bewertungen sind ja von Dir - na ja, wie schon gesagt, Verantwortung und für was kämpft man in der schweren Situation. Mit politischen Richtungen hat das nichts zu tun. Ich habe schon Hochachtung vor denen, die da um Lösungen ringen. Inkl. Tsipras, dem ja eher jungen Mann in diesem Kreis. Er ist mir lieber bei der Problembearbeitung Griechenlands wie jetzt zu besichtigen, als die alten Politiker, die ja alle Anteil haben an der Misere.

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  • Und ich werbe bei Dir um eine positive Sicht - auch wenn´s wehtut


    Eine Bitte: Ich kann deinen nicht zu Ende geschriebenen Sätzen im Stil von Piet Klocke nicht wirklich immer folgen.
    Sei doch bitte so nett und formuliere deine Gedanken aus, sie sind es wert, dass ich sie lese.... :)



    Ich sehe bei der Therapie, die Dr. Larifari und seine Assistenten dem todkranken Patienten verordnen keine erfolgsversprechenden Heilungschancen, hier scheint mir eher der Gedanke zu herrschen, den Patienten dem nächsten diensthabenden Arzt zu übergeben, damit der den Totenschein auszustellen hat.