​Bedingungsloses Grundeinkommen

  • Gegenfrage:Was verstehen dann andere nicht,die für das Grundeinkommen sind.Nicht so Ahnungslose wie ich,sondern Wirtschaftsleute.Warum probieren Staaten es teilweise aus?

    Das hängt von den Staaten und deren Sozialsystemen ab. Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Man müsste sich jedes einzelne Land, dessen Struktur, soziale Netze etc. anschauen Aber auch Gegenfrage beantworten keine Fragen, sindern stellen nur neue Fragen in den Raum. Meine Frage bleibt also weiterhin unbeantwortet.

  • Ohhhhliewer Himmel. Ich konnt mir das Video leider erst jetzt ansehen. Eine Billion Euro Mehrausgaben jährlich, die auch wenn sie teilweise wieder zurückfließen würden, erstmal vorfinanziert werden müssten. Selbst nach dem Rückfluss, welcher sicher auch sehr wohlwollend zur Stützung dieser Hypothese geschätzt wurde, bleibt ein jährliches Minus von 150 Milliarden Euro. Und das ist noch der günstigste Fall. Und die reale Gefahr einer sprunghaften Inflation und damit einhergehend einer Verpuffung des Effektes wurde noch nicht mal eingegangen. Sorry, jetzt kann ich diese Theorie erst recht nicht mehr ernst nehmen, so gerne ich mir auch mehr soziale Gerechtigkeit wünschen würde. Das mal nebenbei gesagt. Auch wenn ich hier grade wohl der Einzige bin, der hier die kritische Opposition vertritt, bin ich ein Anhänger der eigentlichen Intention dieser Maßnahme.

  • @weschdkurv,die Antwort hast du doch in Gonzos Beitrag.

    Das ist aber auch sehr, sehr vereinfacht dargestellt. In Zeiten von Amazon & Co. kannst du dir einen Eimer einfach im Internet bestellen. Dort ist es völlig egal, ob es jetzt in Deutschland ein BGE gibt oder nicht. Genauso glaube ich nicht, dass es bei importierten Gütern riesige Sprünge geben wird. (Ist die einfache Angebot-Nachfrage-Gleichung im Internetzeitalter überhaupt noch anwendbar? Beide Seiten sind deutlich größer und undurchsichtiger geworden.)


    Außerdem wird, wie in vielen verlinkten Artikeln beschrieben, sich der Arbeitsmarkt stark ändern. Für jemanden mit einer Ausbildung in der IT ist die Zukunft so ziemlich gesichert. Aber andere Berufsgruppen könnten komplett wegfallen. Dann ist nicht nur die Ausbildung, sondern auch die Berufserfahrung dieser Menschen wertlos. Nehmen wir mal an, dass in Zukunft große Lagerhallen vollautomatischen von Robotern verwaltet werden. Das wird sicherlich in jedem Lager dieser Welt so sein, aber es genügt ja schon, wenn das die Großkonzerne machen und schon stehen zehntausende Menschen oder mehr auf der Straße (kenne da keine genaue Zahl). Für solche Situationen brauchen wir dringend eine Antwort, wenn wir nicht in ein Chaos stürzen wollen. Ob das BGE die Antwort ist, darüber lässt sich natürlich streiten, klar. Ich persönlich finde ein BGE aber in der Gesamtheit fairer für die Allgemeinheit als dass ich es unfair wegen einer kleinen Gruppe finden würde. Oder umgekehrt, ich glaube, dass es mehr Menschen gibt, die davon profitieren, als Menschen, die das System ausnutzen.

  • Schön. Kunststoff-Eimer sollte nur Beispiel darstellen für generelle Güter. Dann nehmen wir Autos.


    Wenn ein Automobilhersteller merkt, dass er für seinen Polo statt 15.000 Euro durch die gesteigerte Kaufkraft auch 17.000 nehmen kann, werden die Preise schnell angepasdt und die Konkurrenz zieht mit. Da ich selbst in der Automobilentwicklung arbeite, bekomme ich den Preisfindungsprozess fast täglich aus erster Reihe mit. Aus jedem Markt wird hier versucht so viel Profit herauszuholen wie möglich. Das Vertriebsgebiet Deutschland ist hier traditionell lukrativ und die Margen würden sehr schnell steigen.


    Das können wir jetzt gerne auf alle möglichen Produkte und Dienstleistungen erweitern. Das ändert aber nichts am Grundkonstrukt dass selbst bei importierten Gütern die Menge der auf dem Markt befindlichen Güter nicht steigt, da immer noch nur die Nachfrageseite angepasst wurde. Und auch die ausländischen Konkurrenten verdienen gerne Geld.

  • Hatte die Woche leider keine Zeit für ne ausgeprägtere Forenaktivität. Hierzu möchte ich aber auch was sagen. In meinen Augen geht die ganze Diskussion am Kern des Problems vorbei. Ja, man kann sich beweihräuchern mit Grundeinkommen, aber unser Hauptproblem sind das Anspruchsdenken jedes Einzelnen und die ungleiche Verteilung des in Deutschland vorhandenen Vermögens.


    Wenn ich hier dann lese, es sollen auf keinen Fall die belohnt werden, die nix arbeiten wollen, muss ich lachen. Diejenigen handeln aber absolut nachvollziehbar. Ich machs mal an meinen eigenen Erfahrungen fest. Ich hab ne Weile Hartz4 beziehen müssen und um dem zu entkommen hab ich im Callcenter angefangen. Ende vom Lied waren 50 Euro mehr Verdienst im Monat bei ner 40-Std-Woche. Sind im Monat dann ca. 160 Std. für fünfzig Euro. Das führt dann zu dem gigantischen Einkommensanstieg von etwa 25 Cent pro geleisteter Stunde Arbeit. Jeder der sich da nicht dummstellt und zu Hause bleibt, is doch ne Lachnummer.


    Genauso mit unserer Politik. Die sollte doch eigentlich im Interesse des Bürgers handeln, ist aber nur Erfüllungsgehilfe der Wirtschaft, vorrangig der Automobilindustrie, die in Deutschland einen ähnlichen Status wie Banken geniesst. Aber die Politik is genauso weit vom Menschen weg wie Peter Altmeier vom Idealgewicht. Grossteils hochbezahlte Schwätzer, die ihre Position hauptsächlich aufgrund von Beziehungen und eher selten aufgrund von Leistung inne haben. So kommen dann Polizeipräsidenten zustande wie in NRW, die vom Staat noch bezahlt werden, obwohl sie keine Tätigkeit ausführen ausser in irgendwelchen Aufsichtsräten rumzuhampeln. So kommen VW-Ethikbeauftragte zustande, die nen Monatsverdienst von über 1 Million Euro haben, weil man bei VW lieber solche Leute bezahlt wie sich ner ethischen und moralischen Verantwortung zu stellen. Hätt man die 13,5 Mio. Euro, die diese Tante verdient hat, den ehrenamtlichen Hilfskräften zu Beginn der Flüchtlingskrise gegeben, wäre das sicher um ein vielfaches ethischer gewesen. Aber das wäre zu einfach.


    Und dann kommen so Berufsgruppen wie Piloten, die dauernd rumstreiken, obwohl sie einen Verdienst von 18.000 Euro haben. Aber hey, man hatte bisher was und das könnte gekürzt werden. Immer ein guter Grund auf die Barrikaden zu gehn. Und sie können es. Weil unsre beschissene Wohlstandsgesellschaft einmal im Jahr nach Bali oder in die Karibik muss um vom harten Bürojob auszuspannen und wo 90jährige Rentner unbedingt ne Kreuzfahrt in die Arktis unternehmen müssen, um mal Polarlichter zu sehn. Und dank Klimaerwärmung kollidieren die auch nimmer mit Eisbergen. Schade eigentlich. Aber diese überfressene Wohlstandsgesellschaft sieht sowas als ihr gutes Recht an. Deswegen kaufen sich die Leute, denen es ja sooooo schlecht geht, auch immer mehr von diesen in Anschaffung und Verbrauch so ökonomischen SUVs.


    Gibt da ein interessantes Buch eines Soziologen (recht kurzer Name, der mir grad entfallen ist) Der stellt fest, dass in der dritten Welt gar keine Krisen auftreten können. Denn Krisen können nur in Gesellschaften entstehn, die auch Verlustängste haben. Und davon haben wir genau soviel wie überbezahlte Dummschwätzer. Und deswegen wird auch das Grundeinkommen das Problem net lösen. Es wird irgendwann zu höheren Forderungen führen und sonst gar nix. Es bräuchte ein Umdenken in vielen Bereichen, aber dafür is diese Gesellschaft zu überfressen. Da is auch egal, ob man das dann Hartz4, Grundeinkommen5, Trump6 oder Dödel7 nennt. Wie hat das Hugo Stinnes so passend im 1. Weltkrieg gesagt. Ja man muss die Arbeiter während des Krieges besser bezahlen, aber danach sollen sie bitte zurück ans Existenzminimum, bevor sie noch Ansprüche stellen. Das sagt jemand, der gnadenlos Belgien ausraubt während der Zeit. Und Hugo Stinnesse finden sich auch heute noch genug. Ach was reg ich mich auf. Von mir aus Grundeinkommen oder Hartz4. Die Probleme liegen woanders.

  • Für meinen Geschmack schweifst du ab deinem zweiten Absatz etwas zu sehr aus. Aber ein paar greifbare Punkte möchte ich da doch noch mal kurz ansprechen.


    1. Kern des Problems ist das ungleich verteilte Gesamtvermögen der Gesellschaft. Da stimme ich dir zu. Und damit meine ich ausschließlich das Privatvermögen von Individuen und nicht von Firmen die hihe Liquiditätsberge brauchen um in neue Produktentwicklungen oder Forschungen investieren zu können.


    2. Du hast für 25 Cent in der Stunde mehr im Call Center gearbeitet. Also fällst du damit ja nicht unter die Karegorie faul. In diesem Fall hätte das Grundeinkommen ja Sinn gemacht denn wahrscheinlich könnte dir sogar noch jedes Land oder Kommune für das Grundeinkommen eine sinnvollere Tätigkeit anbieten.


    3. sag bescheid wenn wir in einer perfekten Welt leben. Es ist doch klar dass nicht alles super gerecht zugeht. Kein System funktioniert perfekt selbst wenn es der Theorie nach perfekt wäre da es immer von Menschen umgesetzt werden muss. Und der Mensch ist eben ein politisches Wesen dass immer nur auf sich und seine nächsten schaut. Dennoch funktioniert der Kapitalismus besser, länger und stabiler als alles was davor war. Und von einer Welt nach StarTrek, in der es kein Geld mehr gibt, träum ich nich nicht mal. Denn dafür ist noch nicht ein einziger Mensch bereit.