Liebe, Leid und Emotion - Der FCK zwischen Leidenschaft und Gewohnheit

  • Diskussionsthema zum Artikel: Liebe, Leid und Emotion - Der FCK zwischen Leidenschaft und Gewohnheit


    Liebe, Leid und Emotion - Der FCK zwischen Leidenschaft und Gewohnheit

    Frust und Enttäuschung statt Jubel und Aufstieg. Die treuen Anhänger des FCK können trotzdem nicht anders, als dem FCK die Treue zu halten. Es ist eben IHR FCK.


    Die Saison 2018/2019 neigt sich mit großen Schritten ihrem Ende zu und unter dem Strich war sie für den 1. FC Kaiserslautern eine einzige Enttäuschung. Das macht sich natürlich auch beim Fan bemerkbar. Und dennoch: Aufgegeben wird nicht! Nicht in Kaiserslautern.


    28.07.2018. Samstag, 15:30 Uhr, Heimspiel. Über 30 Grad. Mehr als 40.000 Zuschauer pilgern zu Deutschlands höchstem Fußballberg. Beste Fußballbedingungen. Er ist wieder da. Der Betze, wie Fußballdeutschland ihn kennt, wie es ihn liebt und wie ihn die Fans die letzten Jahre so schmerzlich vermisst haben. Als dann auch noch Janek Sternberg kurz vor Schluss den 1:0 Siegtreffer erzielt, brechen alle Dämme. Im Stadion ist geradezu zu hören, wie die Last der letzten Jahre von den Fans abfällt. Eine Last, die so groß war, dass sie den Verein und seine Anhänger beinahe erdrückt hätte.


    Doch Moment: Der 1. FC Kaiserslautern ist doch gerade erst zum ersten Mal in seiner Geschichte in die 3. Liga abgestiegen? Ist doch eigentlich am tiefsten Punkt seiner 118-jährigen Vereinsgeschichte angekommen, oder?


    So oder so ähnlich dürfte manch ein Zuschauer, ein Journalist oder sonst jemand, der nicht ein rot-weißes FCK-Herz hat, gefragt haben, als er von der Auftaktpartie des FCK im vergangenen Juli gegen 1860 München hörte. Es untermauerte zum x-ten Mal, wie einmalig der Pfälzer Traditionsverein eben ist. Das „Jetzt erst recht“ keine bloße Floskel ist, sondern viel mehr fester Bestandteil der Lautrer Identität. Die Freude war groß, auf eine Saison voller Höhepunkte. Vielleicht auch etwas zu naiv groß…


    21.04.2019. Sonntag, 13 Uhr, Heimspiel. Höchstwahrscheinlich über 20 Grad. Wieder beste Bedingungen für einen Besuch auf Deutschlands höchstem Fußballberg. Normalerweise. Wären da nicht ein paar Faktoren, die sich in den letzten neun Monaten verändert haben.


    Da ist zum einen die im wahrsten Sinne des Wortes unchristliche Terminierung am Ostersonntag. Viele Familien verbringen die Zeit lieber zu Hause, werden im Kreise ihrer Liebsten etwas besinnlich und ruhig. Zweifelsohne, früher hat es auch Familien dazu bewegt, Ostern gemeinsam auf dem Betzenberg zu feiern. Nicht für wenige steht der FCK sogar an allererster Stelle. Da wären wir aber auch schon beim zweiten Faktor.


    Grund zum Feiern gibt es diese Saison nur sehr unregelmäßig. Insbesondere bei Heimspielen. Die Roten Teufel stehen im Niemandsland der Tabelle, der Aufstieg ist längst verspielt. Zudem haben Auftritte wie in Cottbus - auch wenn die Niederlage in letzter Minute abgewendet wurde - die Fans enttäuscht. Zu uninspiriert und unansehnlich waren vor allem die letzten beiden Auftritte in der Lausitz und zu Hause gegen Schlusslicht Aalen.


    Leider haben es die Betze-Buben auch geschafft, immer dann, wenn über 20.000 Fans auf den Berg pilgerten, nahezu pünktlich mit einer durchwachsenen Leistung das Stadion sprichwörtlich wieder leer zu spielen. Die Euphorie, die Hoffnung, die Freude, die im Laufe der Vorbereitung mehr und mehr gewachsen und am ersten Spieltag gegen 1860 München nahezu ins unermessliche gewachsen war, von ihr war schon nach wenigen Wochen nichts mehr übrig. "Quo Vadis Euphorie?", fragten wir uns schon damals. Mittelmaß, herbe Niederlagen wie das 0:5 in Unterhaching und schließlich ein Trainerwechsel waren die Folge. Dazu kommt die unermesslich große Angst um die finanzielle Zukunft des Vereins. Bis Ende Mai muss wohl noch mindestens eine Million Euro aufgetrieben werden. Im Zahlenwirrwarr des Existenzkampfes kann der Fan da schon einmal leicht Überblick und Nerven verlieren. Die Angst ist groß um den FCK. Sie ist existentiell.


    Der neutrale Beobachter sollte also normalerweise davon ausgehen, am Sonntag gegen Hansa Rostock keine Menschenmassen auf dem Betze anzutreffen. Doch normal ist beim FCK eben nichts. 19.000 Karten hatte der Verein am Karfreitag abgesetzt, es dürften also erneut über 20.000 Zuschauer ins Stadion kommen. Die Fans sind wahrlich die Einzigen, die von Saisonbeginn an aufstiegsreif gewesen sind. Vielleicht weiß es die Mannschaft diesmal mit Taten auf dem Platz zurückzuzahlen.


    Eigentlich ist ein unsagbar trauriges Gefühl zu spüren beim Gang hinauf auf den Betzenberg. Es geht quasi um nichts mehr. Hatten wir vor neun Monaten noch gehofft, das Spiel gegen Rostock könnte ein vorentscheidendes Spiel um den Aufstieg sein, so ist es jetzt ein Spiel um die Vorherrschaft im Tabellenmittelfeld. Fans, die jahrzehntelang schon auf den Berg pilgern, sie ertappen sich dabei, wie sie fast zu spät zum Anpfiff eintrudeln oder sogar im Urlaub ein FCK Spiel vergessen. Zum ersten Mal in über 30 Jahren Fan-Dasein. Und doch: Sie werden am Sonntag wieder dabei sein. Am Ostersonntag. An einem Tag, an dem der gemeine Mensch so viele andere schöne Dinge machen könnte, statt sich auf dem Betze aufzuregen, zu ärgern oder sich im besten Fall über etwas zu freuen, was de facto tabellarisch nichts wert sein wird.


    Aber das ist eben das Phänomen FCK. Ein Phänomen, von dem ich wage zu behaupten, dass es deutschlandweit nach wie vor einmalig ist. Nirgendwo mussten Fans in den letzten 20 Jahren ihre Ansprüche derart ins schier unermessliche senken wie in Kaiserslautern. Nirgendwo wurde man in den letzten Jahren so gequält und so enttäuscht. Doch nirgendwo sonst findet man dennoch am 34. Spieltag beim Spiel um die goldene Ananas mehr als 20.000 Zuschauer, die mit ihrer großen Liebe mitleiden. Es ist eben IHR FCK. Schon immer. Für immer.


    Quelle: Treffpunkt Betze

  • Ein, aus meiner Sicht, recht guter Artikel, der vieles genau trfft.


    Aber, auch wenn ich mich wiederhole, ich bin auf die Zuschauerzahl beim Spiel gespannt - auch wenn es nur die brutto Angabe sein wird.

  • Ich sehe nicht, dass die meisten Fans ihre Ansprüche wirklich zurückgeschraubt hätten

    16.05.2019 - R.I.P 1.FC Kaiserslautern - R.I.P Anstand, Werte und Moral


    01.09.2019 - Der Tag, an dem ich mein Fantum aufgegeben habe

  • Ich sehe nicht, dass die meisten Fans ihre Ansprüche wirklich zurückgeschraubt hätten

    Ich erlebe das in meinem Umfeld so. Da redet niemand mehr von Bundesliga. Da wäre jeder froh, wenn es schrittweise und erkennbar wieder Richtung 2. Liga ginge. Viele freuen sich schon über kleine Fortschritte. Wären die Ansprüche noch so wie vor 10-20 Jahren, dann käme auch niemand mehr zu Training, Heim- oder Auswärtsspielen. Aber wie gesagt, das ist nur meine Erfahrungen.

  • @ Gerrit


    Sicher hast Du mit Deinen Aussagen recht. Ich denke - und wahrscheinlich auch diabolo - dass dies auch weniger die Spieltagsbesucher und noch weniger die Trainingsbesucher betrifft.


    Vielmehr betrifft es meiner Meinung nach eben die, die gar nicht mehr zu den Spielen auf den Betze kommen. Oder aber wie viele hier haben noch immer diese überzogene Erwartungshaltung? Da wird von Aufstiegen gefaselt, obwohl der FCK gerade um seine wirtschaftliche Existenz kämpft. Da wird ausgeblendet, dass es vielleicht gar keine nächste Saison in der 3.Liga mehr gibt.


    Aber so hat eben jeder seine Sichtweise auf die Dinge, seine Art mit der Situation fertig zu werden. Und jeder hat auch das Recht dazu.

  • Man hat halt immer die Hoffnun, dass die Talsohle erreicht ist und es wieder bergauf geht. Auch wenn diese Hoffnungen in den letzten Jahren leider nicht erfüllt wurden, weil es dann noch weiter bergab ging.


    Dass es vielleicht keine nächste Saison in der 3. Liga geben wird, wird keinesfalls ausgeblendet, aber man hofft dass es eine geben wird. und auch irgendwann wieder ein Aufstieg zu feiern gilt.

    Wer die Menschlichkeit vergisst, weil man anderer Meinung ist, der schlägt der Freiheit ins Gesicht.