Corona: Die "wirklich ernsthaften" Probleme

  • Trekkie00


    versteh mich bitte nicht falsch. Ich habe von einer Berechtigung für Wissenschaft und Forschung geschrieben. Ich habe eben nicht präzisiert und von medizinischer Wissenschaft und Forschung gesprochen. Ich gebe dir insofern recht, dass wir mehr Forschungsgelder zur Verfügung stellen sollten. Aber das löst nicht das Problem, wie dieses Geld zu verteilen ist. Nun ist unter den momentanen Voraussetzungen ein Plädoyer für Medizin einfach und nachvollziehbar. Vor ein paar Monaten wäre vielleicht die AfD noch das vorrangige Thema gewesen, dort hätten uns Geschichtswissenschaften Parallelen aufzeigen können. Es kommt also immer auf das gerade vorrangige PRoblem an, welche Wissenschaft denn unbedingt profitieren müsste. Ohne Corona kämst du nicht mal auf die Idee, sowas zu fordern. Und deswegen ist es eben nachvollziehbar, dass die Leute aus diesem Fachbereich das Beste rausholen, solang sich die Gelegenheit bietet. Ohne dies als einzigen Antrieb darstellen zu wollen.


    Aber darum gehts mir. Es gibt keine "unnützen" Wissenschaften. Mal davon abgesehen, dass oft interdisziplinäre Studien stattfinden. Guck mal, ich hab meine Masterarbeit über "Medizinische Kunstfehler in der Antike" geschrieben. Hab aber von Corona natürlich keinen blassen. Kann dir aber sagen, dass Medizin am besten forscht, wenn der Arzt von jeglicher Verantwortung für sein Handeln quasi entbunden wird. Das war die große Leistung der Griechen damals. Platon stellt den Arzt mit dem Steuermann und dem Politiker gleich zb. In all diesen Berufsgruppen gäbe es soviele Unsicherheiten, dass ein Erfolg nicht vorausgesetzt werden könne. Schaut man im Vergleich auf andere frühe Hochkulturen (Babylon, Persien, Ägypten usw.), so gab es dort eine ärztliche Kontrolle durch die Priesterschaft meistens. Dies hat medizinische Forschung massiv abgetötet. Und wir sehen es auch am Ende der Antike. Die Medizin verschwindet in den Klostern unter der Kontrolle der Kirche. Und die Entwicklung geht direkt den Bach runter. Hildegard von Bingen ist die erste, die die Medizin in gewisser Weise dort wieder rausholt. Galens (Säfte)lehre hält sich sogar bis ins 18. Jh. bis Paracelsus.


    Natürlich kann man sagen, ein solches Forschungsergebnis ist im Gegensatz zu Medizin nix wert. Das stimmt sicherlich irgendwie. Kultur und Philosophie lassen sich leicht kürzen, weil man sie nicht als persönlichen Verlust wahrnimmt. Aber solche Geistesforschung hat doch auch die Menschheit oftmals weitergebracht. Wäre dem nicht so, hätte man solche Forschung doch gar nicht jahrhunderte lang betrieben. Du urteilst mir da halt einfach zu sehr aus der Emotion heraus aufgrund der aktuellen Situation. Das halte ich aber für falsch. Und darum gings mir.

  • tja-heinz

    Natürlich bleibt es dir überlassen, wie du diese Ansicht beurteilst. Ich beurteile das aber nicht emotional. Es ist nun mal so, dass die momentane Situation uns vor Augen führt, wie falsch unsere Priorisierungen sind.

    Ich bin bestimmt kein Gegner von Geisteswissenschaften. Im Gegenteil. Ich habe mich selbst, schon seit Schulzeiten, mit römischer und griechischer Philosophie befasst.

    Aber mit Verlaub. Was hilft uns momentan Philosophie, Theologie und Ähnliches. Wer hat die eigentlich zu Wissenschaften erhoben? Das sind für mich keine. Zudem obliegt es jedem Einzelnen sich damit zu befassen und seine eigenen Interpretationen zu elaborieren. Das hat für die Allgemeinheit nicht wirklich Mehrwert. Abgesehen von interessanten Diskussionen.

    Momentan und zukünftig geht es aber nicht um Interpretationen von Weltanschauungen, sondern darum harte Fakten zu schaffen, die helfen das Virus zu bekämpfen. Investiert man hier nicht mehr, wird man sich bei der nächsten Pandemie ähnlich oder noch schlimmer blamieren.

    Optimismus ist ein Schlüsselfaktor der Resilienz

  • Na dann. Da kommen wir nicht zusammen. Es spielt einfach keine Rolle, welche Wissenschaft man nimmt. Mathematik hat auch nix mit Medizin zu tun. Am Schluss isses doch nur eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen. Kann also weg. Und du kannst dir dann jeden Abend ne Behausung aus Schilfrohr basteln. Aber gut. ich lass dir deine Sicht. Momentan hilft natürlich nur Medizin. Nur. Ok, der Rechtsstaat basiert auf römischem Recht. Kann wahrscheinlich dann ja auch weg. Dann bleibt nur noch zu hoffen, dass sich der Arzt erinnert, dass ein Honorar eine Ehrengabe ist, die er nicht einfordern kann, sondern die freiwillig nach den entsprechenden Möglichkeiten gegeben werden. Da wünsch ich dir dann viel Glück.


    Edit: Übrigens. Hattest doch überlegt, in die Politik zu gehn. Lass das lieber. Politologie hat auch nix mit Medizin zu tun, also unnütz. Rüstzeug des Politikers is Rhetorik. Wieder keine Medizin. Also unnütz. Ich hoffe, du erkennst wie einfach es ist, irgendetwas die Berechtigung abzusprechen. Sinnvoll ist es aber nicht ;)


    Edit2: Nochmal übrigens, weils mir keine Ruhe lässt. ;)

    Der Anfang des hippokr. Eides: ICh schwöre bei Apollon dem Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und allen Göttern und Göttinnen, indem ich sie zu Zeugen rufe, daß ich nach meinem Vermögen und Urteil diesen Eid und diese Vereinbarung erfüllen werde. Musste übrigens irgendwer mit ner unnützen Wissenschaft aus dem Griechischen übersetzen. Viele dieser Texte hat das Abendland übrigens von den Arabern bekommen. Musste also griechisch und arabisch können. Ganz viele dieser im Abendland verschollenen Texte kamen übrigens beim Konzil zu Konstanz zurück ins Abendland, also bei einer theologischen Versammlung, deren 4jährige durchgehende Dauer erlaubte, dass sich führende Wissenschaftler treffen konnten. Hätten wir ohne die Frage über die "Erneuerung der Kirche an Haupt und Gliedern" komplett verpasst damals. Aber hey, da hatten wir auch nur 3 Päpste gleichzeitig. Moderne Arbeitsteilung würd ich sagen :P Dumm nur, dass der "oberste Hirte der Christenheit" eine Mehrzahl grundlegend ausschliesst.

    3 Mal editiert, zuletzt von tja-heinz ()

  • Es spielt einfach keine Rolle, welche Wissenschaft man nimmt. Mathematik hat auch nix mit Medizin zu tun. Am Schluss isses doch nur eine Kombination aus Buchstaben und Zahlen.

    Genau das ist es aber, was Wissenschaft ausmacht. Es ist beweisbar. Die oben von mir genannten Geisteswissenschaften zielen darauf ab vergangene Entwicklungen zu analysieren und daraus dann Schlüsse für gegenwärtige oder zukünftige Prozesse zu ziehen. Das wirst du nicht beweisen können. Man kann daraus im besten Fall neue Konventionen, Änderungen von bestehenden Konventionen im Gesellschaftsgefüge oder potenzielle politische Entwicklungen ableiten. Habe ich ein Gegenmittel gegen dieses Virus gefunden (exemplarisch), kann ich das beweisen.

    Ich streite ja nicht ab, dass diese Beschäftigungsfelder das Individuum oder auch die Gesellschaft voranbringen KÖNNEN. Aber daraus, dass dies in der Vergangenheit in bestimmten Bereichen funktioniert hat, abzuleiten, dass das generell so ist, halte ich für eine gewagte These. Wo sind denn die ganzen Werte und Errungenschaften geblieben? Du kannst hinschauen, wo du willst. Deine Argumentation funktioniert in der Theorie wunderbar.

    Führen wir römische und griechische Philosophie in den Schulen als Pflichtfächer ein? Ich bin sofort dabei. Wäre auf jeden Fall sinnvoller, als so manches andere Pflichtfach, welches ich jetzt nicht näher bezeichnen möchte.


    Aber wahrscheinlich sind unsere Weltbilder tatsächlich sehr unterschiedlich. Das ist ein Thema, da könnte man vortrefflich an einem Diskussionsabend drüber debattieren.

    Optimismus ist ein Schlüsselfaktor der Resilienz

  • Wir haben unterschiedliche Vorstellungen, was Wissenschaft ausmacht. Da liegt das Grundproblem. Es geht eben nicht immer darum, was unterm Strich rauskommt. Eigentlich ist es der Gedanke zum Ergebnis, der wertvoll ist. Was ist für mich also der große Vorteil von Wissenschaft?


    Zuerst einmal muss man festhalten, dass es um die Lösung komplexer Fragen geht. 1+1 bleibt immer 2, aber mit der Erkenntnis bauste auch keinen Wolkenkratzer. Also komplexe Probleme. Ich hoffe da sind wir uns zumindest einig. Das bedeutet erstmal, dass zur Beantwortung einer bestimmten Frage Umgebungsvariablen beachtet werden müssen, dass Nebenfragen auftauchen werden, deren Beantwortung für die eigentliche Frage von Belang ist. Nun gibt es ganz viele Wissenschaftler, die arbeiten schon lebenslang in einem bestimmten Bereich (früher gabs noch mehr Universalgelehrte) und schaffen es bis zum Tod nicht, alle nötigen Fragen zu beantworten. Sie stellen aber jahrelang Überlegungen an und präsentieren ihre Ergebnisse in ansprechender Weise. Dies führt dazu, dass nachfolgende Generationen das Problem nicht mehr von komplett vorne durchdenken müssen, sondern diese Ergebnisse heranziehen können und einer kritischen Betrachtung unterziehen. Das bedeutet nicht einmal, dass man zum selben Ergebnis kommen muss, aber es spart unheimlich viel Zeit, auf bereits ge- und durchdachte Beurteilungen zurückgreifen zu können. Wenn man alle bisher gedachten Beurteilungen kennt, so kann man ab diesem Punkt weiter forschen. Und für nachfolgende Generationen etwas greifbares zurücklassen. Und darum gehts. Und auch wenn dich das möglicherweise schockiert. So hat auch die Medizinforschung angefangen. Durch Erfahrungen (nicht klare Ergebnisse) konnte Wissen weitergegeben werden, dass anderen half, nicht mehr alles erproben zu müssen. Und nur darum gehts in Wissenschaft. Deine Forderung nach klaren Ergebnissen wie 1+1=2 ist käse. Ehrlichgesagt sogar der größte Käse, den ich von dir bisher hier lesen musste. Nimms mir nicht übel, wenn ich es so offen sage. Kann man natürlich auch anders sehen.


    Du sagst von dir, du betrachtest das nicht emotional. Aber emotionaler kann man es eigentlich nicht betrachten, um zu solch einem Ergebnis zu kommen wie du.


    Und das was ich mir wünschen würde, wäre das Entstehen eines Forschungsdranges in vielen Bereichen. So ähnlich wie in der Zeit der großen Weltausstellungen. Es gibt für mich jedenfalls keinen Grund, da eine Wertung vorzunehmen. Mit der Priorisierung von diesem oder jenen verbaut man sich nämlich mögliche Erkenntnisse aufgrund eines eingeschränkten Sichtfeldes. Man muss nicht jede Wissenschaft gut finden, aber ich halte es für absolut verkehrt, solchen Dingen ihre Berechtigung abzusprechen. Ich arbeite grad neben dem Schreiben hier an einem Tagebuch aus dem ersten Weltkrieg. Dort wird übrigens vom Autor auf Forschungsliteratur hingewiesen. Diese hab ich mir angeschaut und du wirst es nicht glauben, der Schreiber formuliert bereits während des ersten Weltkrieges Gedanken, die wir heute in der globalisierten Welt als richtig erkennen, z.b. dass Kriege dank der wirtschaftlichen Verknüpfung der Staaten absolet werden müssten. Heute sind Wirtschaftskriege für uns ganz normal. Bewaffnete Konflikte zwischen Nationen entfallen zu großen Teilen wegen der wirtschaftlichen Verknüpfung. Dort wird die Weltwirtschaftskrise schon während des Krieges thematisiert, noch bevor sie stattfindet. Auch ein Ergebnis, oder? Übrigens hat auch schon Keynes (BWL) vorhergesagt, dass die Repaturzahlungen in einen neuen Krieg münden werden. War zur Zeit der Aussage nicht bewiesen. Hat sich aber als schlauer Gedanke herausgestellt, der es wert war, festgehalten zu werden.


    Aber gut. Ich werd dich da sicher nicht überzeugen können. Ich kann ja auch verstehen, mit welcher Sichtweise du da ran gehst. Aber ich glaube oder hoffe zumindest, der anfangs angesprochene Lesch würde mir recht geben. Natürlich auch nur ne nicht bewiesene These. Aber sag dem mal, dass Astronomie weg kann. Wir kommen ja eh nicht weiter als auf den Mond. Und viele astronomische Erkenntnisse haben ihren Ursprung auch in der Antike. Da gabs kein TV und hellbeleuchtete Megastädte. Da hat man noch richtig viel Sterne gesehn. Dafür muss man heut weit fliegen. ;)

  • Nimms mir nicht übel, wenn ich es so offen sage

    Mach dir da keine Gedanken. Ich bin selbst ein Freund offener Worte. So schnell nehme ich nichts übel. :bier:


    Von deinem Standpunkt aus kann ich deine Bewertung sogar nachvollziehen.

    Optimismus ist ein Schlüsselfaktor der Resilienz

  • Wir müssen auch Verzicht üben können. Ein einfacheres Leben führen

    WIR müssen schon mal rein gar nichts. Was du machst ist mir herzlich egal, du kannst dein Lebensheil so erlangen wie du es auch immer magst. Umgekehrt lasse ich mir von dir auch nicht rein reden wie ich mein Leben zu führen habe. Was ich für ein Auto fahre, was ich esse und trinke, wie oft und wohin ich in Urlaub fahre oder fliege hat dich und deine Genossen einen Scheißdreck zu interessieren.

    WIR MÜSSEN .... warum passt dieser Allmachtsanspruch nur so gut zu dir ?!?

  • ... einen Scheißdreck ...

    Da liessen sich bestimmt andere Worte finden. Garantiert ähnlich verständlich.


    Was ich für ein Auto fahre, was ich esse und trinke, wie oft und wohin ich in Urlaub fahre oder fliege hat dich und deine Genossen ... zu interessieren.

    Bei essen und trinken hast du du sicher recht. Was das Auto und den Urlaub angeht sicher auch (zumindest was die juristische Seite angeht). Allerdings wird es hier zumindest moralisch fragwürdig, da das die Lebensqualität aller beeinflusst. Ausser man hält es mit Donald Trump und negiert den Klimawandel.

    Aber vielleicht schaffen wir es ja noch rechtzeitig den Mars zu besiedeln.

    Optimismus ist ein Schlüsselfaktor der Resilienz

  • minus x minus = plus


    erklär dass mal logisch einem schüler,der das erste mal mit algebra konfrontiert wird.

    Puh, im ersten Moment schon gedacht, ich hätt mich verrechnet. Bei mir is ehrlichgesagt auch heute noch jede Begegnung mit Algebra wie das erste mal ;)


    Mach dir da keine Gedanken. Ich bin selbst ein Freund offener Worte. So schnell nehme ich nichts übel. :bier:


    Von deinem Standpunkt aus kann ich deine Bewertung sogar nachvollziehen.

    Gut. Denn wäre keineswegs meine Absicht gewesen, dich damit anzugreifen :bier:


    WIR müssen schon mal rein gar nichts. Was du machst ist mir herzlich egal, du kannst dein Lebensheil so erlangen wie du es auch immer magst. Umgekehrt lasse ich mir von dir auch nicht rein reden wie ich mein Leben zu führen habe. Was ich für ein Auto fahre, was ich esse und trinke, wie oft und wohin ich in Urlaub fahre oder fliege hat dich und deine Genossen einen Scheißdreck zu interessieren.

    WIR MÜSSEN .... warum passt dieser Allmachtsanspruch nur so gut zu dir ?!?

    Dem Apo müsst das nachsehen. Dessen Allmachtsphantasien bzgl. peoples clubs sind so hart ausgeprägt. Der muss da um die Welt reisen können, um das überall zu erklären und umzusetzen so wie es in Kaiserslautern so vorbildlich geklappt hat. Dafür braucht er dann auch ne dicke Karre als Ablenkung, sonst hört noch jemand zu genau hin und entlarvt seine Aussagen als das was sie wirklich sind...nämlich Scheißdreck :girly1: