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Kommentar: Die Weichen in Richtung Zukunft stellen
Der FCK zeigt spielerisch gegen Duisburg und Chemnitz eine insgesamt ansprechende Leistung, holt aus beiden Spielen aber „nur“ drei Punkte. Dabei werden Stärken und Schwächen der Roten Teufel klar sichtbar. Für den Verein kann das eine Chance sein. Ein Kommentar.
Einige Leser und Fans werden schon bei den ersten Worten dieses Artikels mit den Augen rollen. Spielerisch ansprechend? Bei einer Heimniederlage? Bei DER ersten Halbzeit gegen Chemnitz? Ja, eine Heimniederlage darf beim FCK niemanden zufriedenstellen. Nie. Auch nicht gegen den Tabellenführer. Und erst recht nicht, wenn sie auf solch einfache und ärgerliche Art und Weise zu Stande kommt wie die am vergangenen Mittwoch.
Und auch die fehlende Genauigkeit im letzten Pass gegen gut gestaffelte Chemnitzer und die erneut zahlreichen Abspiel- und Stockfehler in der ersten Halbzeit gegen die Sachsen sollte man nicht schön reden.
Aber: Auch wenn es für die Lautrer Ansprüche - auch gemessen an der ursprünglich gesetzten Zielsetzung - viel zu wenig ist, stand und steht der FCK den Abstiegsplätzen näher als den Aufstiegsplätzen. Ein Fakt, der zwar niemandem gefallen kann, den man aber, um die gegenwärtige Lage zu beurteilen, berücksichtigen muss. Doch fangen wir vorne an.
Das Duisburg-Spiel zeigt: Für den Aufstiegskampf fehlen mehr als nur die Punkte
Das Leben als FCK-Fan ist verrückt. Erst recht in dieser dritten Liga. Nach dem mehr als holprigen Auswärts-Heimsieg gegen Schlusslicht Jena gab es rein tabellarisch vor dem Heimspiel gegen Spitzenreiter Duisburg tatsächlich wieder Raum für Aufstiegsträume. Bei einem Heimsieg hätte man schließlich bis auf vier Punkte an die Aufstiegsränge heranrücken können. Trotz zahlreicher verschenkter Punkte. Angefangen in der Hinrunde, über den Beginn der Rückrunde beim Chancen-Wucher gegen Großaspach, der Last-Second-Niederlage in Ingolstadt und dem Fast-Derby-Sieg in Mannheim. Bis hin zum letzten Spiel vor der Corona-Pause gegen Meppen, als auch eine 3:1 Führung zu Hause nicht zum Sieg reichte.
Doch so ärgerlich diese Punkteverluste auch sind: Es ist eben auch ein Merkmal fehlender Qualität. Spiele müssen eben zu Ende gespielt werden, Siege nach Hause gebracht, oder Unentschieden gerettet werden. Die Vielzahl dieser liegengelassenen Punkte zeigt: Für den Aufstiegskampf fehlt dem FCK Cleverness, Abgezocktheit und Effektivität. Oder kurz gesagt: Qualität.
Und wer trotzdem noch zweifelte, ob die Roten Teufel nicht doch in die Aufstiegsränge gehören könnten, dem sollte das Spiel gegen die „Zebras“ eigentlich endgültig das Gegenteil beweisen. Ein kapitaler Fehlpass, ein unentschlossener und auf der Linie des Sechzehners klebender Torwart, und insbesondere zwei schlecht verteidigte Ecken reichten aus, um dieses Spiel zu verlieren. Duisburg brauchte an diesem Mittwochabend auf dem Betze keinen Sahnetag, um zu bestehen. Es reichte aus, die Schwächen des FCK effektiv zu nutzen. Vor allem die Standardschwäche bewies sich einmal mehr als echter Saisonkiller für die Roten Teufel. Schon gegen Jena konnte Marius Grösch im Strafraum unbedrängt zu einem Volley ansetzen, gegen Duisburg werden Vermeij und Jansen regelrecht zum Köpfen eingeladen. Auch wenn Boris Schommers wegen der hohen Belastung auch die Innenverteidigung durchwechseln muss, darf das nicht als Ausrede herhalten. Solche Tore kann man durch Zuordnung verhindern und sie machen in dieser dritten Liga am Ende den Unterschied zwischen einem Aufsteiger und einem Absteiger aus.
Doch den Roten Teufeln ein schlechtes Spiel oder ein schlechtes Auftreten zu unterstellen, das wäre unfair. Im Vergleich zu Magdeburg, München und der zweiten Hälfte gegen Jena, waren die Roten Teufel auch spielerisch auf der Höhe. Dass die Mannschaft von Boris Schommers nach dem relativ frühen Rückstand in der neunten Minute nicht aufsteckte, immer wieder den Weg nach vorne suchte und so auch zum Elfmeter und dem zwischenzeitlichen Ausgleich durch Timmy Thiele kam, darf nicht unerwähnt bleiben. Auch nach dem frühen 1:3 in der 49. Minute, was für die Moral einer Mannschaft eigentlich Gift ist, warf der FCK nochmal alles in die Waagschale, spielte zeitweise nur in Richtung des Duisburger Tors. Auch deswegen ist die Einschätzung, das Spiel sei spielerisch das insgesamt beste nach dem Re-Start gewesen, durchaus berechtigt.
Doch die Chancen, die sich für die Pfälzer ergaben, insbesondere kurz nach dem 1:3 von Thiele und Kühlwetter, landeten eben nicht im Duisburger Kasten. Duisburg machte dem FCK an diesem Mittwoch vor, was man benötigt um am Ende aufzusteigen: Effizienz, die Fähigkeit Standard-Tore zu erzielen und vielleicht auch die entscheidende taktische Finesse im richtigen Moment. Torsten Lieberknecht entschied sich vor der Partie kurzfristig für eine Dreierkette und überraschte damit nicht nur den FCK, sondern wohl kurzzeitig auch seine eigenen Spieler.
Heimsieg gegen Chemnitz dürfte Sicherheit geben – Bakhat und die positiven Zeichen vom Betzenberg
Durch die vielen englischen Wochen blieb der Mannschaft nicht viel Zeit zu hadern oder verpassten Chancen nachzutrauern. Boris Schommers veränderte gegen Chemnitz die Mannschaft erneut auf vier Positionen, was durch die große Belastung der vielen Spiele auch völlig verständlich ist. Doch dabei deutet sich eine neue Konstante an: Gegen Chemnitz stand mit Anas Bakhat zum dritten Mal in Folge ein viel versprechendes Talent in der Startaufstellung des FCK. Der junge 20-Jährige Mittelfeldspieler, meist auf der rechten Seite Richtung Box unterwegs, gefällt durch seine Unbekümmertheit, aber auch durch seine technische Stärke. Ihm könnte in der kommenden Saison eine entscheidende Rolle zu kommen.
Ansonsten war die erste Halbzeit eher magere Kost. Dem FCK fehlte – wie so oft in den letzten Jahren – die nötige Präzession im Passspiel, das Übergewicht an Ballbesitz im Mittelfeld konnte nicht in Torchancen umgemünzt werden. Und beinahe wäre es eine typische FCK-Halbzeit geworden. In der 39. Minute ging Hendrick Zuck viel zu ungestüm gegen Itter zu Werke, es gab zu Recht Elfmeter. Doch auch Lautrer dürfen einmal Glück haben. Etwas, das in den letzten Monaten Besuchsverbot im Fritz-Walter-Stadion zu haben schien. Hosiner rutschte in Schweinsteiger Manier aus, schoss den Strafstoß in den Lautrer Himmel. Es sollte offenbar eine Art Brustlöser für die Schommers-Elf werden.
Dass eine Mannschaft nämlich so aus der Pause kommt wie am Samstag gegen Chemnitz, den Gegner in den zweiten 45 Minuten so in der eigenen Hälfte einschnürt und sich zeitweise Chancen im Minutentakt erarbeitet, das ist alles andere als selbstverständlich. Erst recht nicht, wenn man bedenkt, wie groß aktuell die Belastung ist und wie ärgerlich und fahrlässig nur drei Tage zuvor an gleicher Stelle gegen Duisburg verloren wurde. Und noch dazu erzielen am Ende ausgerechnet zwei Einwechselspieler die entscheidenden Tore, die zuvor von vielen schon am liebsten ausgemustert worden wären. Erst leitet der eingewechselte Lucas Röser seinen Treffer selbst ein, wenige Minuten später ist es Manfred Starke, der frei auf Chemnitz-Keeper Jakubov zuläuft und die oben bemängelte Effektivität beweist.
Das heißt: In der Mannschaft stimmt es. Die Jungs wollen, auch die, die seit längerem nicht zur Startformation gehören oder nicht durch starke Leistungen glänzten. Sie lassen sich nicht unterkriegen. Weder von spielerischen noch von ergebnistechnischen Rückschlägen. Und auch im Verhältnis mit Trainer Boris Schommers scheint es keine Probleme zu geben. Da haben sich diese und andere FCK-Mannschaften gegenüber Schommers Vorgängern schon anders präsentiert. Man bedenke das 1:6 in Meppen oder das 0:5 in Unterhaching, was jeweils die Äras Hildmann und Frontzeck am Betzenberg beendeten.
Der Kader muss verstärkt werden – Die Insolvenz als Chance
Am Ende bedeutet der Sieg für den FCK vor allem Sicherheit. Mit dem Abstieg sollten die Roten Teufel eigentlich nichts mehr zu tun haben. Diese Gewissheit ist auch eine Chance: Der Verein muss versuchen – sollten es die aktuellen finanziellen Entwicklungen zulassen – Leistungsträger zu halten und die sichtbaren Schwachstellen schonungslos analysieren und abstellen. Die Schwäche bei Standards ist kein Zufall. So fehlt es dem FCK schon lange an mindestens einem kopfballstarken Innenverteidiger, der auch Qualitäten in der Spieleröffnung hat. Dass dies schon merklich besser wurde, als Schommers Carlo Sickinger zurück in die Viererkette beorderte, ist ebenfalls kein Zufall. Die Verpflichtung von Alex Winkler von Unterhaching macht da Hoffnung, kann aber nur der Anfang sein. Spielern wie Andre Hainault dürfte auf dem Betzenberg eher nicht die Zukunft gehören, sein Vertrag läuft ohnehin aus.
Und auch neben dem Platz gibt es positive Signale. Seit Tagen deutet sich eine Entscheidung in den Verhandlungen mit den FCK-Gläubigern Quattrex, Lagadère und Flavio Becca an. Gestern dann die Meldung, die vielen FCK-Fans sicherlich einen Klos im Hals beschert haben dürfte. Der FCK stellt beim Amtsgericht in Kaiserslautern den Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Die aktuellen Gläubiger boten dem Verein nämlich nur eine Stundung der Schulden an, die dem Fritz Walter Klub nicht hilft. Ob es am Ende wirklich zu einer Insolvenz kommt, ist aber noch mehr als fraglich, denn dann sähen die Gläubiger wohl kaum noch einen Cent.
So oder so: Für den FCK bietet sich – kurioserweise ausgerechnet durch eine schreckliche Jahrhundert-Pandemie – die Chance, sich finanziell endlich zu gesunden. Zumindest teilweise. Und auch sportlich gäbe es aufgrund von Corona keine Punkteabzüge.
Somit stünde auch dem Einstieg von Investoren, die ihr Geld natürlich nicht zum Tilgen von Schulden verwenden möchten, eigentlich nichts mehr im Wege. Dass der FCK gleichzeitig mit seinem Leistungsträger Dominik Schad bis 2023 verlängert, mit weiteren Spielern in Verhandlungen steht und mit dem angesprochenen Innenverteidiger Alexander Winkler von Unterhaching schon vor Wochen eine vielversprechende Verpflichtung getätigt hat, nährt diese Hoffnung.
Der FCK steht wieder einmal vor entscheidenden Wochen. Er steht noch vor großen Aufgaben und Herausforderungen, doch die Hoffnung ist groß, dass sie zu meistern sind.
Quelle: Treffpunkt Betze