Diskussionsthema zum Artikel: Häämspiel: Lebbe geht weider
Häämspiel: Lebbe geht weider
Im Blickpunkt der heutigen Häämspiel-Kolumne: Das Aus in Mechtersheim, die Chance auf den Anschluss an das obere Tabellendrittel und unnötiger Druck von außen.
Unsere Häämspiel Kolumne auf Treffpunkt Betze: Vor den Heimspielen blickt Dirk auf das Geschehen rund um das Fritz-Walter-Stadion. Mal sachlich, mal humorvoll, mal voller Verzweiflung. Was bleibt einem auch anderes übrig.
Mannheim, Verl, Osnabrück, Havelse – 4 Spiele, 10 Punkte, 10:0 Tore! „Der Nächste bitte!“ war die logische Schlussfolgerung aus diesen Begegnungen. Der Nächste war Mechtersheim - und das Erwachen war bitter. In einem klassischen Pokalfight behielt der Oberligist letztlich die Oberhand und warf den FCK aus dem Pokalwettbewerb. Genauso unverständlich wie die lächelnden Damen in den Tampon-Werbungen war die Leistung in diesem Pokalspiel. Die einen hüpfen gut gelaunt durch das Bild und sind meilenweit davon entfernt, mies gelaunt ihre Männer zur Schnecke zu machen, die anderen vermitteln einmal mehr den Eindruck, hauptberuflich nichts mit einer Ballsportart zu tun zu haben.
Das Gras wird gebeten über die Sache zu wachsen! Das Gras bitte!
Aber man sollte dieses Pokal-Aus eher etwas relativiert betrachten. Natürlich ist es ärgerlich als klarer Favorit zu scheitern. Und auch Gefahr zu laufen, in der kommenden Saison erstmals seit 58 Jahren nicht am DFB-Pokal teilnehmen zu dürfen, lässt nur bedingten Jubel zu. Gerade wenn man finanziell nicht auf Rosen gebettet und auf jede Zusatzeinnahme angewiesen ist. Aber Pokalüberraschungen sind nun mal auf allen Ebenen des Vereinsfußballs das berühmte Salz in der Suppe. Die Bayern hatten 1994 ihr Vestenbergsgreuth, für die Dortmunder war drei Jahre später in Trier vorzeitig Feierabend und selbst Real Madrid erlebte vor nur neun Monaten mit dem Aus gegen Alcoyano sein Horrorszenario. Dass der FCK auch im Verbandspokalwettbewerb irgendwann einmal den Kürzeren ziehen wird, war zu erwarten und sollte nicht überbewertet werden.
Weniger entspannt reagierte naturgemäß Marco Antwerpen, dem die Frustration nach Spielende deutlich anzumerken war. Der Dalai Lama der dritten Liga, der selbst nach den Spielen gegen Halle, Zwickau oder Magdeburg zumindest eine äußerliche Ruhe demonstrierte, kritisierte einige seiner Spieler ungewöhnlich scharf. Ohne Namen zu nennen, machte der Lautrer Coach sehr deutlich, dass er bei einigen Akteuren eine große Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit sieht. Gerade die Spieler, die aktuell in zweiter Reihe stehen und gegen Mechtersheim die Chance hatten sich zu zeigen, ließen diese ungenutzt verstreichen. Auf wen genau sich der FCK-Trainer bezog, wird vermutlich schon die Aufstellung gegen Freiburg zeigen. Die Spieler, bei denen er die Fähigkeiten eines „Kaderspielers des 1. FC Kaiserslautern“ in Frage stellte, dürften den zurückkehrenden Götze, Hercher und Klingenburg weichen müssen. Ob darüber hinaus noch weitere Änderungen im 18er-Kader des FCK vorgenommen werden, bleibt abzuwarten.
Machen ist wie wollen, nur viel krasser
Seit langer Zeit besteht mit einem weiteren Dreier mal wieder die Möglichkeit den Anschluss an das obere Mittelfeld der Tabelle herzustellen. Diese Ausgangssituation hat sich das Team von Marco Antwerpen mit einem bärenstarken Zwischenspurt im September selbst erarbeitet. Sicher hat der ein oder andere Spieler etwas Eingewöhnungszeit benötigt und musste erst einmal in Kaiserslautern ankommen, um sein Potential abrufen zu können. Allerdings trägt auch der Lautrer Coach einen Riesenanteil am Aufschwung. Nach der Niederlage in Magdeburg ließ er mit seiner Kernanalyse „wir werden viel ändern müssen“ aufhorchen. Und er änderte viel. Vor allem aber an seinem eigenen System. Wich er zu Rundenbeginn mit einer Viererkette noch von seinem Erfolgssystem aus dem Saisonfinale der letzten Spielzeit ab, kehrte er nach der Pleite in Magdeburg wieder zur alten Formation mit Dreierkette zurück. Schon im Derby gegen Mannheim, zu dessen Rahmenbedingungen mittlerweile alles gesagt und geschrieben wurde, stand so die Null. Und mit der Begegnung in Lotte gegen Verl stellten sich auch die offensiven Erfolgserlebnisse ein. Ich halte Marco Antwerpen nach wie vor für einen absoluten Glücksfall für den FCK. Nicht nur seine Mentalität zeichnet ihn aus. Auch die Fähigkeit sich selbst zu hinterfragen und eigene Entscheidungen gegebenenfalls zu revidieren, sprechen für ihn. Lässt man den Mann in Ruhe arbeiten, was Thomas Hengen allem Anschein nach auch tut, wird sich der sportliche Erfolg einstellen.
Kann man so sagen, muss man aber nicht
Als wenig hilfreich betrachte ich hierbei jedoch die aktuellen Berichterstattungen rund um den FCK. Giuseppe Nardi, einer der lokalen Geldgeber, sah sich im Rahmen eines SWR-Podcastes dazu bemüßigt zuzugeben, dass die Investorengruppe mit einem schnellen Aufstieg des FCK rechne und plane. Möglichst solle dieser Aufstieg schon in dieser Saison gelingen und nur bei dem Gedanken daran, bekäme er schon eine Gänsehaut. Solche Aussagen sind für mich absolut unverständlich und so sinnvoll wie Plastikobst. Gerade wenn ich sehr viel Geld in den FCK und dessen Zukunft investiert hätte, würde ich mich doch etwas mehr zurückhalten und versuchen, keinen Druck von außen aufzubauen. Das 2020 abgeschlossene Insolvenzverfahren war unausweichlich und wohl auch die einzige Möglichkeit, den FCK zu retten. Aber dieses Insolvenzverfahren hat die Lautrer sehr viele Sympathien und die Gläubiger sehr viel Geld gekostet. Ich fände es äußerst angebracht, den Ligaalltag mit etwas Demut anzugehen und einfach mal abzuwarten, was die Saison so bringt. In den Schlagzeilen war der FCK in den letzten Jahren oft genug.
Quelle: Treffpunkt Betze