Diskussionsthema zum Artikel: De Deiwel soll mich hole: Weißt du noch wie's früher war?
De Deiwel soll mich hole: Weißt du noch wie's früher war?
Schon "Die Ärzte" sangen einst: Früher war alles schlecht, (...) die Welt war furchtbar ungerecht. Dann kam die Wende, unser Leid war zu Ende. Auch beim 1. FCK.
Als Fan des 1. FC Kaiserslautern musste man in den letzten Jahren hart im Nehmen sein. Finanziell und sportlich ging es stetig bergab. Hinter den Kulissen waren Streitereien und Rücktritte an der Tagesordnung. Und nicht selten schlugen dann noch einschlägige Medien sowie Trash-TV erprobte Ex-Spieler immer weiter auf die am Boden liegenden Roten Teufel ein. Einer der Tiefpunkte war für mich im Oktober 2019 ein 1:3 beim Chemnitzer FC und der Absturz auf einen Abstiegsplatz der dritten Liga. Die Lautrer erlebten seinerzeit ein stetes Auf und Ab, ohne aber wirklich Fortschritte auf den Rasen zu bekommen. Boris Schommers wurde schließlich durch Jeff Saibene ersetzt, die Misserfolgsspirale drehte sich jedoch weiter. Mit Marco Antwerpen wurde ein weiterer Übungsleiter in der Hoffnung auf sportliche Besserung verpflichtet und im Background wurde Thomas Hengen als neuer starker Mann installiert. Aber die Trendwende ließ noch etwas auf sich warten.
In einem Land vor unserer Zeit
Erinnert ihr euch noch an den 20. März 2021? Die Bayern waren FIFA-Clubweltmeister, beim HSV und bei Schalke 04 lief alles seinen gewohnten Gang – bei den einen schien die Bundesligarückkehr nach einem 2:0 im Spitzenspiel gegen Heidenheim mal wieder nur noch reine Formsache zu sein, die anderen vergeigten gegen Mönchengladbach das elfte Spiel in Folge – und der FCK stand am tiefsten Abgrund seiner Vereinsgeschichte. Nach einem saft- und kraftlosen Auftritt verließ die Mannschaft von Marco Antwerpen die MDCC-Arena in Magdeburg mit einer 0:1-Niederlage und hatte satte sieben Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Bei nur noch neun ausstehenden Partien rückte der Klassenerhalt in weite Ferne. Das Horrorszenario „Regionalliga“ steuerte auf seinen unwiderruflichen Höhepunkt zu.
Und nun, knapp zwei Jahre später? Der große FCB schlägt sich mit Clubs wie Freiburg oder Union Berlin um die begehrten Fleischtopf-Plätze der Bundesliga, beim HSV und auf Schalke grüßt das Murmeltier und der FCK findet sich plötzlich im oberen Drittel der zweiten Liga wieder. Seit jenem 29. Spieltag in der sächsisch-anhaltinischen Landeshauptstadt und der anschließenden Länderspielpause ist auf dem Betzenberg nichts mehr, wie es war. Das Trainerduo „Ante und Döppi“ impfte seiner Mannschaft in einer Radikalkur das Betze-Gen ein und plötzlich schien das Team zu funktionieren. Auf einen Schlag waren Begriffe wie Kampf, Einsatzbereitschaft und Wille keine leeren Worthülsen mehr in Kaiserslautern - sondern gelebte Kultur. Durch eine fulminante Aufholjagd konnte der Klassenerhalt vorzeitig gesichert werden. Und im darauffolgenden Jahr rollte der berühmte Zug bis auf Relegationsplatz drei und letztlich unter Dirk Schuster und Sascha Franz sogar zur vorläufigen Endhaltestelle „zweite Liga“.
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Es läuft wie Wasser aus der Nase
Die Rückkehr ins Bundesliga-Unterhaus verlief für die Roten Teufel bisher nahezu reibungslos. Nach vierjähriger Drittligazugehörigkeit und der Tatsache, nicht nur sportlich, sondern zwischenzeitlich auch finanziell von der Konkurrenz abgehängt worden zu sein, war es klar, dass nur mit einem immensen Kraftakt, bei dem alle an einem Strang ziehen müssen, der Klassenerhalt geschafft werden kann. Der bisherige Saisonverlauf ist grandios. Als Aufsteiger nach 23 Spielen das Abstiegsgespenst schon so gut wie sicher vertrieben zu haben, ist eine außergewöhnliche Leistung. Das Team um Thomas Hengen, der Aufsichtsrat und alle anderen Gremien melden sich erst dann zu Wort, wenn es wirklich etwas zu sagen gibt. Das Trainerteam und die Mannschaft arbeiten Tag für Tag knüppelhart, um einen Punkt nach dem anderen einfahren zu können. Und die Fans? Die feiern „ihren“ FCK wieder wie in besten Zeiten. Eigentlich sollte dann ja alles in bester Ordnung sein.
Leider ist dem nicht ganz so. Der Vorvorvorvorgänger von Dirk Schuster, Michael Frontzeck, warnte immer vor dem „schwierigen Umfeld“ beim FCK. Er tat das damals zur Unzeit. Schließlich pumpte die seinerzeit tätige Vereinsführung gerade einmal wieder seine Fans um überlebensnotwendige Euros an. Grundsätzlich hatte der Ex-Nationalspieler aber nicht Unrecht. Die Erwartungshaltung von uns FCK-Fans geht hin und wieder etwas zu schnell durch die Decke. Wer nach dem Spiel in Paderborn – und der damit zweiten Niederlage in Folge – die einschlägigen Foren in den sozialen Medien etwas durchstöbert hat, musste sich verwundert die Augen reiben. Von der bislang überragenden Saison war teilweise gar nichts mehr zu lesen. Von „Schuster muss weg“ bis hin zu übelsten Beleidigungen einzelner Spieler war alles zu finden.
Steht auf, wenn ihr Lautrer seid!
Für mich nur wenig überraschend, dass der Lautrer Coach im Rahmen der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Fürth daraufhin deutlich wurde. Auf die Frage, ob das Ego nach zwei Niederlagen nicht angekratzt sei und ob man sich den Rückrundenstart nicht anders vorgestellt hätte, mutierte Schuster schlagartig zu einer Mischung aus Indiana Jones und Hannibal Lecter. Mit einem leicht spitzbübischen Lächeln, aber einem Blick, der das Blut in den Adern gefrieren ließ, wies „Hannibal Jones“ jegliche Kritik an der Gesamtbilanz des Rückrundenstarts zurück und forderte die Zuhörer auf, die Kirche etwas im Dorf zu lassen. Eine absolut nachvollziehbare Bitte, der wir alle nachkommen sollten. Die Mannschaft spielt eine überragende Saison und hat sich durchaus das Recht erarbeitet, auch mal einen Grottentag, wie zuletzt beim FC St. Pauli oder in Magdeburg, zu haben.
Kritische Äußerungen sind natürlich nicht verboten. So lange sie angebracht sind und sachlich bleiben, sind sie in der Regel sogar willkommen. Was allerdings gar nicht geht, sind Diffamierungen und Beleidigungen, die sich gegen einzelne Personen richten. Gerade Jean Zimmer wurde in den letzten Wochen immer öfter zur Zielscheibe solcher Attacken. Nicht nur in der Anonymität des Internets, auch aus der Fankurve muss der Kapitän der Roten Teufel derzeit reichlich Prügel einstecken. Wenn man überlegt, dass er vor zwei Jahren den FCK mit seiner Rückkehr überhaupt erst wieder so richtig zum Leben erweckt hat, ist es völlig unangebracht, ihn jetzt bei jeder misslungenen Aktion so anzuprangern. Egal ob Fußballprofi oder nicht: Jeder, der in einem Trikot steckt, ist in erster Linie ein Mensch. Und die Grundzüge menschlichen Miteinanders sollten wir alle im Kindergarten gelernt haben: Was du nicht willst, was man dir tu, das füg' auch keinem andern zu! Diese Art des "Schmerzensgeldes" ist nicht mal bei hohen Fußballergehältern eingepreist.
Quelle: Treffpunkt Betze
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