Diskussionsthema zum Artikel: Mit 35km/h in die Fanherzen: Tymo Puchacz als "Teil einer Familie"
Mit 35km/h in die Fanherzen: Tymo Puchacz als "Teil einer Familie"
Tymoteusz Puchacz spielt bisher eine starke Saison. Dabei war der rasante Aufstieg des Außenverteidigers zu Saisonbeginn alles andere als ein Selbstläufer.
Inhaltsverzeichnis [VerbergenAnzeigen]
- Ein Weltenbummler in der Pfalz
- Mit Flair und Leidenschaft
- Puchacz zeigt, was er kann
- Noch Luft nach oben
- Never fall in love with a loan player
Als zweiter Neuzugang des vergangenen Transfersommers kam Tymoteusz Puchacz am 19. Juni 2023 auf den Betzenberg. Die Nummer 15 des 1. FC Kaiserslautern war bislang ein unbeschriebenes Blatt im deutschen Fußball. Doch binnen weniger Wochen avancierte Pucha nicht nur zu einem nicht mehr wegzudenken Leistungsträger, sondern wurde aufgrund seiner Leistungen auch in die polnische Nationalmannschaft berufen. Wie sich der Außenverteidiger innerhalb kürzester Zeit in die Herzen der Pfälzer Fans gespielt hat, ist allemal eine Analyse wert.
Ein Weltenbummler in der Pfalz
Union Berlin, Panathinaikos Athen, Trabzonspor und zahlreiche Stationen in Polen: Der 24-Jährige hat in seiner Karriere schon viel gesehen. 2021 von Union Berlin an die Spree geholt, konnte sich Pucha bei den Eisernen nie richtig durchsetzen und wurde deshalb auf Reisen geschickt. Mit Erfolg? Mit Trabzonspor gewann der Neuzugang die türkische Meisterschaft und durfte im Jahr darauf für Union ein Spiel in der Europa League bestreiten, bevor er nach Griechenland zu Panathinaikos Athen wechselte. Dort blieb Puchacz ohne Torbeteiligung und verschwand gegen Ende der Saison immer mehr aus der Stammelf. Der Wechsel zum 1. FC Kaiserslautern war für den gebürtigen Polen daher zunächst ein gefühlter Schritt zurück.
Mit Flair und Leidenschaft
Dass die Kombination Puchacz und Betze passen würde, war zum Zeitpunkt der Verpflichtung nur wenigen klar. Ein unbekannter Leihspieler, der zuletzt in der Saison 20/21 in der Startelf stand und in Deutschland noch nicht Fuß fassen konnte? Vorschusslorbeeren sehen anders aus. Sucht man im Weltfußball nach vergleichbaren Spielern, kommt dem Neuzugang der Spielertyp Marcelo am nächsten. Ein spielstarker Außenverteidiger, dessen natürlicher Drang nach vorne durch eine gute Technik unterstützt wird. Im System Schuster passt dieser Spielertyp deshalb, weil die Defensivaufgaben durch die Fünferkette meist von einem Innenverteidiger abgedeckt werden und Pucha so unbeschwerter Einfluss auf die Offensive nehmen kann. Der Linksfuß ist immer für eine Finte, einen Übersteiger oder einen Hackenpass gut und sorgt als zweitschnellster FCK-Spieler der Saison (35,65 km/h) auch für enormes Tempo auf der linken Außenbahn.
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Puchacz zeigt, was er kann
Vor allem wegen seines Offensivdrangs dürfte der polnische U19-Meister die Nase vor Hendrick Zuck haben, der bisher nur zum Saisonauftakt gegen St. Pauli den Vorzug erhielt. Seit dem Spiel auf Schalke war die Leihgabe aus Berlin gesetzt. Vergleicht man beispielsweise die Heatmaps der beiden Spieler, ist Puchacz derjenige, der deutlich mehr Einfluss in der gegnerischen Hälfte hat. Das belegen auch die Zahlen: Nach neun Spielen im FCK-Dress hat der Neuzugang bereits genauso viele Torschussvorlagen beigesteuert wie Zucki in der gesamten letzten Saison. Letzterer flankt auch häufiger aus dem Halbfeld, während Pucha die Tiefe sucht. Einzig die Qualität der Flanken eint die beiden Spieler. Hier kann der zwölffache polnische Nationalspieler dennoch besonders glänzen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 53,66 Prozent findet eine Flanke von Puchacz einen Mitspieler. Im Schnitt geschieht dies 3,25 Mal pro 90 Minuten, was einen Spitzenwert in Liga 2 darstellt und jeden Gegner in Unruhe versetzen sollte.
Noch Luft nach oben
Trotz dieser tollen Statistiken und der beeindruckenden Leistungen, die Puchacz derzeit abliefert, hat der 24-Jährige noch Luft nach oben. Cheftrainer Schuster sprach unlängst von „Arroganzanfällen“, die dringend abgestellt werden müssten - die Thematisierung dessen gegenüber der Mannschaft blieb natürlich nicht aus. Gemeint war wohl unter anderem auch Tymo Puchacz, der im Spiel gegen Hansa Rostock von Schuster eine leichte „Watschn“ kassierte, nachdem er nach einem Versuch, "schön zu spielen", das Spielgerät vertändelte. Ob das den Verteidiger davon abhalten wird, im nächsten Spiel den Betzenberg zum Raunen zu bringen? Wohl kaum. Die Erfahrung zeigt, dass ein Spieler wie Pucha, der mit Talent am Ball und dem gewissen Flair ausgestattet ist, zwar auch mal den Ball verliert, aber gleichzeitig in der Lage ist, Großchancen zu kreieren. Ein kalkulierbares Risiko also.
Ein weiteres Manko ist die Defensivarbeit, die auch als Flügelspieler in einer Fünferkette geleistet werden muss. Mit einer Zweikampfquote von 44,1 Prozent liegt der Pole im Ligavergleich relativ weit hinten. Besonders problematisch wird es, wenn sich - wie beim FCK - ein Muster abzeichnet. Die Lautrer Defensive gerät regelmäßig ins Schwimmen, wenn die Außenverteidiger überspielt werden und dann ein nomineller Innenverteidiger in ein Missmatch mit einem quirligen Flügelspieler gerät. Gewinnt Pucha seine Zweikämpfe häufiger, dürfte dieses Problem verschwinden.
Never fall in love with a loan player
Doch wird die Zeit für den Publikumsliebling schnell gezählt sein: Puchacz ist nur bis zum Saisonende ausgeliehen, von einer Kaufoption war bislang nicht die Rede. Schade, denn abgesehen von den sportlichen Aspekten scheint sich der 24-Jährige auf dem Betzenberg pudelwohl und als "Teil einer Familie" zu fühlen, zudem bringt er Qualitäten mit, die in der Pfalz geschätzt werden. Aber was ist im Fußball schon endgültig? Vielleicht gelingt Thomas Hengen ja noch ein weiterer Transfer-Coup. Tymoteusz Puchacz langfristig auf dem Betze zu sehen, wäre angesichts seiner aktuellen Leistungen jedenfalls wünschenswert und ein weiterer Baustein zur sportlichen Gesundung des Vereins.
Quelle: Treffpunkt Betze
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