Diskussionsthema zum Artikel: Tempo & Torgefahr: Ein lupenreiner Transfer-Hattrick
Tempo & Torgefahr: Ein lupenreiner Transfer-Hattrick
Mit einer Transferoffensive ist der FCK ins neue Jahr gestartet. Was von den Neuzugängen zu erwarten ist und welche Auswirkungen die Verpflichtungen haben dürften.
Es war ein äußerst ereignisreicher Start ins neue Jahr 2024 rund um das Fritz-Walter-Stadion. Nur wenige Stunden nach Öffnung des Transferfensters schlug FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen mit den Verpflichtungen der Offensivspieler Ba-Muaka Simakala und Dickson Abiama sowie Außenverteidiger Frank Ronstadt gleich mehrfach auf dem Transfermarkt zu. Eine durchaus mutige Transferoffensive, die aber auch belegt, wie groß der qualitative Bedarf im Kader des 1. FC Kaiserslautern scheint. Alle Neuzugänge (inklusive Filip Stojilkovic, der bereits Ende Dezember verpflichtet wurde) standen bereits beim Trainingsauftakt auf dem Platz und werden auch mit der Mannschaft ins Trainingslager nach Belek reisen.
Ba-Muaka Simakala: Ein ganz feiner Kicker für den FCK
Bei vielen Fans der Roten Teufel stand der nun ausgeliehene und temporeiche Offensivspieler bereits im Sommer auf der Wunschliste, als bekannt wurde, dass er den VfL Osnabrück ablösefrei verlassen würde. Damals entschied sich der Deutsch-Kongolese noch für einen Wechsel nach Kiel. Die Leihe bis zum Saisonende soll dem 26-Jährigen die Spielpraxis bringen, die ihm beim überraschenden Tabellenführer Holstein Kiel bisher verwehrt blieb. Beim FCK trifft der in Eschweiler geborene Simakala auf Aaron Opoku, mit dem er in der dritten Liga beim VfL Osnabrück ein überaus erfolgreiches Duo bildete.
In der Aufstiegssaison 22/23 erzielte Simakala, der aufgrund seiner Beidfüßigkeit meist als Rechts- oder Linksaußen eingesetzt wird, sensationelle 19 Tore und bereitete neun weitere Treffer vor. Damit war er einer der Garanten für den Aufstieg der Osnabrücker in die zweite Liga. Diese Werte zeigen zum einen die enorme Torgefährlichkeit des Stürmers, zum anderen aber auch sein Auge für den besser postierten Mitspieler. Zudem bewies der Allrounder Nervenstärke und verwandelte alle sechs Elfmeter - eine Kaltschnäuzigkeit, die dem FCK in der Hinrunde an der Bremer Brücke zweimal fehlte. Simakalas Qualitäten machen ihn zum womöglich idealen Sturmpartner von Torjäger Ragnar Ache. Knüpft der 26-Jährige an seine Leistungen in der 3. Liga an, könnte sich die Leihgabe als wichtige Personalie im Kampf um den Klassenerhalt erweisen.
Frank Ronstadt: Allzweckwaffe mit Stammplatz-Ambitionen
Außenverteidiger Frank Ronstadt kommt wie Stürmer Stojilkovic vom Bundesliga-Schlusslicht Darmstadt und soll die anfällige Defensive der Lautrer verstärken. Der 26-Jährige kommt vor allem als Rechtsverteidiger oder Rechtsaußen zum Einsatz, spielte bei seinen bisherigen Stationen aber auch schon auf der linken Seite und im zentralen Mittelfeld. Damit kann der gebürtige Hamburger gleich mehrere Positionen bekleiden und allein durch seine Vielseitigkeit eine wichtige Rolle im Kader der Roten Teufel spielen. Geschäftsführer Thomas Hengen bescheinigt dem Neuzugang zudem eine große Standardstärke.
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Während Ronstadt in der zweiten Liga noch eine feste Größe im Team von Torsten Lieberknecht war, in der Bundesliga aber nur auf magere 72 Einsatzminuten kam, konnte der FCK den schnellen und offensivstarken Außenverteidiger nun ein halbes Jahr vor Vertragsende für kleines Geld in die Pfalz lotsen. Der ehemalige deutsche Juniorennationalspieler dürfte Jean Zimmer auf der Position des Rechtsverteidigers starke Konkurrenz machen. Seine offensive Spielweise lässt sich gut an den Statistiken der vergangenen Saison ablesen: Mit 1,58 Torschüssen pro 90 Minuten gehörte er zu den schussfreudigsten Defensivspielern der Liga. Zudem ist der Neuzugang extrem zweikampfstark und gewann für seine Position solide 61 Prozent seiner Zweikämpfe am Boden. Ronstadts Verpflichtung deutet auf die bereits spekulierte Systemumstellung auf ein 3-5-2 hin, das Grammozis als Trainer in Darmstadt und auf Schalke bevorzugte.
Dickson Abiama: Eine märchenhafte Karriere
Die Geschichte von Dickson Abiama liest sich wie ein Fußballmärchen. Im Gegensatz zu den meisten Fußballprofis wurde Abiama nicht in einem Nachwuchsleistungszentrum eines Profivereins ausgebildet. Bis zu seinem 18. Lebensjahr spielte der in Lagos geborene Mittelstürmer auf einfachsten Bolzplätzen in Nigeria, wo er zeitweise ohne seine Eltern lebte, die bereits einige Jahre zuvor nach Deutschland ausgewandert waren. 2016 holten ihn seine Eltern nach Deutschland und kümmerten sich zunächst um die Integration ihres Sohnes. Auf einem Nürnberger Sportplatz soll Abiama von zwei Jungs angesprochen und ermutigt worden sein, sich dem Dorfverein SpVgg Mögeldorf anzuschließen, um erstmals in einem Verein und nicht nur auf einem Bolzplatz zu kicken.
Nach einem Jahr in der A-Jugend wechselte er in die 1. Mannschaft des Clubs und zerschoss in jungen Jahren die Kreisklasse, bevor er in die vier Ligen höher angesiedelte Landesliga wechselte. Auch dort zeichnete er sich als absoluter Unterschiedsspieler aus, weshalb ihn das Kleeblatt aus Fürth zunächst für die zweite Mannschaft verpflichtete. Doch dann kam alles anders: In der ersten Pokalrunde traf Abiama zweimal für die erste Mannschaft gegen einen unterklassigen Gegner, im Derby gegen Nürnberg wurde er mit seinem Ausgleichstreffer zum Last-Minute-Helden, und mit sieben Toren avancierte er zum besten Joker der gesamten Liga und mit seinem Treffer zum 3:2 gegen Düsseldorf sicherte er den Fürthern den Aufstieg in die Bundesliga. Innerhalb von vier Jahren schaffte der Mittelstürmer also den wundersamen Sprung vom Kreisligaspieler zum Profifußballer und den Aufstieg in die Bundesliga - eine fantastische Geschichte, die beim FCK um ein weiteres Kapitel ergänzt werden soll.
Was tut sich auf der Seite der Abgänge?
Die dreifache Transferoffensive Hengens dürfte darauf hindeuten, dass zeitnah auch Abgänge zu verzeichnen sein werden. Der Kader der Roten Teufel ist mit knapp 30 Spielern zu groß und muss dringend ausgedünnt werden. Lex-Tyger Lobinger wurde bereits für Verhandlungen freigestellt und reist nicht mit ins Trainingslager, Terrence Boyd steht Medienberichten zufolge vor dem Absprung. Die Verpflichtung von Frank Ronstadt könnte zudem einen Winterabgang von Rechtsverteidiger Erik Durm und Philipp Hercher nach sich ziehen, deren Einsatzchancen nun weiter gesunken sein dürften. Auch Daniel Hanslik, Philipp Klement und Ben Zolinski könnten auf der Liste der möglichen Abgänge stehen, schließlich hat man mit Stojilkovic, Abiama und Simakala bereits drei Offensivkräfte verpflichtet. Mit Aaron Opoku kann Grammozis zudem einen Rückkehrer nach Verletzung begrüßen.
Handlungsbedarf besteht zudem noch in der Innenverteidigung und auf der Sechserposition, wofür der finanziell limitierte FCK wohl erst einmal für Abgänge sorgen muss, um ein stattliches Budget zur Verfügung zu stellen. Ein so großer Umbruch erscheint aufgrund der Tabellensituation durchaus sinnvoll, birgt allerdings auch ein gewisses Risiko. Schließlich müssen die neuen Spieler erst einmal in die Mannschaft integriert werden, auch muss man ihnen eine gewisse Anlaufzeit einräumen, die sie aufgrund der sportlichen Situation aber nicht haben. Einmal mehr beweist Thomas Hengen den Mut, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen.