Diskussionsthema zum Artikel: Rückfall in alte Muster
Rückfall in alte Muster
Nach drei Siegen in Folge erlebt der FCK in Paderborn einen rabenschwarzen Tag und zeigt bei der 0:2-Niederlage alte Schwächen. Die Unterzahl der Lautrer darf nicht als Ausrede gelten.
Seine Startelf ließ Coach Torsten Lieberknecht zum dritten Mal in Folge unverändert und dennoch war der 1. FC Kaiserslautern an diesem Samstagmittag anders als zuletzt nie wirklich in der Partie. Paderborn war von Beginn an giftiger, aktiver, hatte mehr Ballbesitz. Und auch wenn das allein kein Beleg dafür ist, eine Partie zu kontrollieren, so sprechen 13:6 Torabschlüsse im ersten Durchgang eine klare Sprache. Dem zuletzt oftmals kritisierten Julian Krahl war es zu verdanken, dass es zur Pause noch keinen Rückstand aufzuholen gab. Der Lautrer Schlussmann hatte kurz vor dem Pausenpfiff einen Elfmeter von Filip Bilbija gehalten, nachdem der Videoassistent dem Schiedsrichter empfohlen hatte, seine ursprüngliche Entscheidung noch einmal zu überdenken. Dieser entschied nach Ansicht der Bilder auf Strafstoß und Rot für Gyamfi. Was war passiert? Ist die Doppelbestrafung nicht längst abgeschafft?
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Doch von vorne. Paderborn wurde einen Freistoß aus rund 25 Metern zugesprochen. Krahl beorderte nur eine recht lichte Mauer zur Abwehr und parierte den Standard zentral vor die Füße des Paderborners. Dort verhinderte Gyamfi zunächst mit einer Monstergrätsche, dass Bilbija einschieben konnte. Dabei zog er zuvor Paderborns Müller am Trikot und brachte ihn zu Fall. Zunächst machte es nicht den Anschein, als sei etwas Strafbares vorgefallen. Weder die SCP-Akteure noch das Schiedsrichtergespann hatten etwas zu beanstanden. Doch Videoassistent Arne Aarnink hatte etwas anderes gesehen. Nach Ansicht der Bilder entschied Referee Konrad Oldhafer dann auch auf Strafstoß und glatt Rot. Eine harte Entscheidung.
Knackpunkt Rote Karte: Strittig und doch korrekt
Klar ist: Wenn der Schiedsrichter ein Foul sieht, bleibt ihm regeltechnisch keine andere Wahl, als einen Strafstoß zu geben und den Spieler vom Platz zu stellen. Zwar wurde 2016 in einer Regelreform festgelegt, dass bei einer Notbremse im Strafraum kein zusätzlicher Platzverweis mehr erfolgt. Beim Foulspiel muss jedoch der Versuch vorliegen, den Ball zu spielen. Dies ist regeltechnisch nicht gegeben, wenn der Gefoulte am Trikot gezogen wird. So wie im vorliegenden Fall. Aber lag hier wirklich eine klare Fehlentscheidung vor, keinen Elfmeter zu geben, und war dies der Anlass für den Videoschiedsrichter, einzugreifen? Eher nicht. Wieder einmal zeigt sich, dass nicht der Videoassistent an sich, sehr wohl aber seine Auslegung ein Problem für den Fußball darstellt. Reformiert endlich den VAR und regelt, wann er eingreifen darf und wann nicht! Trainer Lieberknecht wollte nach dem Spiel den Platzverweis nicht als Schuldigen für die dritte Lautrer Auswärtsniederlage der Saison ausmachen. Er hatte auch so genug Kritikpunkte an seiner Mannschaft, als diese noch vollzählig auf dem Feld stand.
Die Roten Teufel gingen zwar mit dem Rückenwind des gehaltenen Elfmeters in die Katakomben, kamen aus diesen aber eben auch mit einem Mann weniger aus diesen zurück. Lieberknecht stellte daraufhin auf eine Viererkette in der Defensive um, brachte für Ivan Prtajin Stürmer Dickson Abiama und wollte offenbar erreichen, dass seine Mannschaft trotz Unterzahl mutiger agiert. Doch das funktionierte überhaupt nicht. Binnen weniger Minuten kassierte der FCK zwei Gegentore, die Zuordnung in der Box stimmte überhaupt nicht mehr. Insbesondere Ji-Soo Kim, Luca Sirch und Mika Haas hatten nicht ihren besten Tag erwischt. Lieberknecht stellte das System rasch zurück auf ein 5-3-1, nahm die Offensivkräfte Alidou, Skyttä und Sahin vom Feld und brachte neben Richmond Tachie Leon Robinson und Jan Elvedi, um die Defensive wieder zu stabilisieren. Doch das änderte nichts daran, dass Paderborn fortan die Partie nach Belieben dominierte und sich immer wieder Chancen auf das 3:0 erspielte.
Lieberknechts Reaktion auf den Platzverweis geht nicht auf
Wenn die Defensive nicht stimmt, kann Schadensbegrenzung nur betrieben werden, wenn die wenigen Chancen in der Offensive genutzt werden. In dieser Hinsicht war die Lieberknecht-Elf in den vergangenen Wochen eigentlich auf einem guten Weg, erzielte bei den vergangenen drei Siegen zehn Tore. Doch auch in diesem Punkt erlebten die Männer in Rot in Ostwestfalen einen Rückfall in alte Muster. Eine Wende wäre noch möglich gewesen, hätte der eingewechselte Abiama in der 75. Minute die große Chance auf den Anschlusstreffer genutzt. Doch als er mutterseelenallein vor dem Paderborner Schlussmann auftauchte, scheiterte der FCK-Stürmer kläglich an selbigem.
So muss der FCK am Ende feststellen, dass er in Paderborn völlig zurecht und ohne echte Chance verloren hat. Neun FCK-Abschlüssen stehen 25 der Paderborner gegenüber. Ebenso spricht ein Ballbesitz-Verhältnis von 69:31 für der Hausherren. Mit dem Platzverweis alleine ist dies nicht zu erklären. Vielmehr ist eingetreten, wovor Trainer Lieberknecht vor der Partie gewarnt hatte. Nur wenn man extrem viel investiere, könne man in Ostwestfalen erfolgreich sein. Entsprechend fiel das Fazit des Trainers nach dem Spiel aus: „Wir hätten heute mehr zeigen müssen, um zu punkten.“
Viel Arbeit und schwere Aufgaben in den kommenden Wochen
Mit dem Heimspiel gegen Bochum am kommenden Wochenende und dem Baden-Pfalz-Derby in Karlsruhe nach der neuerlichen Länderspielpause stehen dem FCK harte Prüfungen bevor. Sie werden zeigen, in welche Tabellenrichtung sich die Roten Teufel in den kommenden Wochen orientieren müssen. Das Credo sollte dabei lauten: Fokussiert bleiben, statt zu träumen. Für den ganz großen Sprung ins erste Drittel der 2. Bundesliga fehlt dem FCK (noch) einiges. Gleichwohl müssen in Kaiserslautern nicht gleich wieder die Alarmglocken schrillen. Es bleibt jedoch nicht viel Zeit für eine gründliche Fehleranalyse. Bereits nächste Woche soll die bislang makellose Heimbilanz ausgebaut werden.