Zeitungszeugen

  • @Alle, die hier auf dem ZDJ herumschlagen. Vergesst bitte nicht, dass der ZDJ heute weitaus mehr Menschen repräsentieren würde, wenn unsere Urgroßeltern und Großeltern nicht entschieden hätten, dass Juden auszurotten wären.


    Da hast du Recht. Aber ich gebe zu Bedenken: Würde die katholische Kirche oder die evangelische, der Islambeirat oder sonstwer sich zu allem möglichen äussern und sich als äusserste moralische Instanz sehen, kämen wesentlich mehr kritische Kommentare. Im Mannheimer Morgen ist heute ein Interview mit Charlotte Knobloch zu lesen. Ein Schüler fragt sie, wie sie denn dazu stehe, dass Israel auf Kinder Raketen abschiesst. Sie darauf hin: "Das möchte ich entschieden verneinen. Die andere Seite nutzt sie als Schutzschild". Punkt. Perfider geht es nicht. Was haben die Kinder auch im Gazastreifen zu suchen. Selbst schuld. Wenn sie solche Väter haben. Oder der erneute Beschuss eines UNO- Konvois. So wie im letzten Krieg in Syrien. Was kümmert mich die UNO, was die Genfer Konvention. Ich bin der Staat Israel, meine Bürger wurden schlimmstens verfolgt, wir stehen moralisch über allem. Sozusagen ein fettes Plus auf der Guthaben-Seite des Leid-Kontos. Unvergessen auch die Äusserungen des ZdJ, als in den Zeitungen die Massenmorde an den Indianern mit dem Wort Holocaust beschrieben wurde. O-Ton: Es wurden im Holocaust weit mehr Juden getötet als damals Indianer. Deswegen ist allein die Shoah mit dem Terminus HOLOCAUST zu versehen. Monopol an menschlichem Leid....


    Stell dir das mal von einer anderen Vertretung hier vor. Wahlweise die islamische. Leid ist meiner Meinung nach nicht aufrechenbar. Unrecht bleibt Unrecht.


    Auch hier gilt für mich persönlich: Geschichtliche Verantwortung ja. Blinder Gehorsam Nein. Auch der ZdJ in Deutschland darf kritisch beäugt werden. Ohne sofort als Antisemit bezeichnet zu werden. Was schwer ist. Denn auf jedes GUTE und NACHVOLLZIEHBARE Argument, dass gegen ISRAEL oder den ZdJ fällt, wird sofort die Antisemitismuskeule ausgepackt. Moralisch gebrandmarkt. Wie Möllemann weiland. Macht euch mal die Mühe, das Flugblatt im Internet zu lesen. Es gibt es noch.


    Ausserdem ist in dem Interview auch noch zu lesen, dass der amtierende Ministerpräsident 2008 die Vorsitzende des ZdJ aufgefordert hat, mitsamt allen Juden aus Deutschland nach Israel zu kommen. Man hätte in Deutschland nichts verloren. So Charlotte Knobloch selbst. Der so oft geäusserte Wunsch nach Aussöhnung durch Olmert und des Staates Israel wird durch diese Äusserung etwas ad absurdum geführt, finde ich. Wenn man als Deutscher Staat Verantwortung für einen Staat fühlt, gehört auch dazu, dass man ihm sagt, dass er sich gerade verrennt. Um eine Mörderbande zu eliminieren darf ich nicht billigend in Kauf nehmen, dass Kinder umkommen. Auch ist es Unrecht, die Häuser der Familien von sogenannten Selbstmordattentätern abzureissen und die Familie sich selbst zu überlassen. Gerade die Israeliten sollten mit dem Begriff der Sippenhaft etwas anfangen können.



    Und ich bin mitnichten Rechts angehaucht. Ellerbach wird dies bestätigen können. Wir haben das Reichsparteitagsgelände und das Museum besucht. Ich bin bestens informiert über die Zeit, und wer einmal in Bergen-Belsen oder Treblinka stand (beides mit der Schule besucht), die Gaskammern und die Spuren der Menschen gesehen hat wird keine Antisemit sein können.


    Aber die Gegenwart kann ich nicht mit der Geschichte entschuldigen. Ich sollte aus der Geschichte gelernt haben.


    Ist jetzt ein wenig Off-Topic, aber dieses pauschale "ZdJ ist tabu" geht mir entschieden gegen den Strich. Nichts und niemand ist tabu, um kritisch hinterfragt zu werden.

    4 Mal editiert, zuletzt von Westkurvenveteran ()

  • @WKV,


    ich stimme Deinem Beitrag in wesentlichen Punkten zu.


    In der Diskussion werden immer zwei Dinge vermischt.


    1. Die scheinbar überzogene Reaktion des ZdJ auf rechte Propaganda oder Antisemitismus. Ich kann den ZdJ hier völlig verstehen. Ich denke, hier kann sich niemand von uns ein Urteil erlauben. Nach dem Grauen, was zwischen 33-45 passiert ist, müssen wir dafür Verständnis haben, dass die Sensibilität auf jüdischer Seite hier extrem sein muss. Hier kommt vor allem uns Deutschen eine besondere Verantwortung zu, uns stets eindeutig zu positionieren und den jüdischen Mitbürgern unsere volle Unterstützung beim Kampf gegen rechts zuzusichern.


    2. Die Tendenz von Teilen des ZdJ Verbrechen der israelischen Armee zu beschönigen oder sich unangemessene Vorteile mit Verweis auf den Holocaust zu verschaffen. Das ist sehe ich als nicht akzeptabel an. Natürlich haben auch wir als Deutsche das Recht, Unrecht der israelischen Armee oder von israelischen Politikern zu kritisieren. Erlittenes Verbrechen rechtfertigt keine eigenen Verbrechen.
    Oder z.B. das Auftreten eines Friedmann: den Moralapostel spielen aber sich selbst an keine Spielregel halten
    Oder die From der Papstkritik - nicht das der Vatikan sich sonderlich intelligent angestellt hätte - aber die Form der Kritik. Die jüdischen Religionsvertreter reagieren sensibelst auf eine leicht geänderte Übersetzung in der Karfreitagsliturgie des Papstes aber respektlose Schimpftiraden und Entschuldigungsforderungen an den Papst sind okay?


    Aber nicht vergessen, der ZdJ ist eine Interessenvertretung und solange er damit Erfolg hat besteht für ihn keine Motivation, sein Verhalten zu ändern.


    Wir dürfen hier nicht den Fehler machen, aus dem Verhalten des ZdJ Rückschlüsse auf unsere jüdischen Mitbürger zu ziehen. Ich ziehe ja aus den Frechheiten von Bzirske auch keine Rückschlüsse auf die Angestellten die unter einem Verdi-Tarifvertrag arbeiten.


    Ich hege großen Respekt für die jüdische Religion und fände es schön, mehr zu kennen. Leider wurde uns die Chance zu einem unverkrampften Umgang vor mehr als 60 Jahren vermutlich für immer genommen.


    herby,


    zu Deinem Post. Die Staatsquote beträgt 50%, d.h. 50% alles in Deutschland eingenommen Geldes geht an den Staat. Da von einem schwachen Staat zu sprechen ist wirklich Unfug. Der Staat mischt sich in alles und jedes ein. Manchmal ist das gut, manchmal auch schlecht. Aber der Staat ist weder sparsam noch machtlos - das ist ein dummes Gerücht.


    Auf das Kapital zu schimpfen hilft uns nicht weiter. Letztendlich ist es ein Ausdruck davon, wie reich die Menschheit geworden ist. Der Reichtum ist sehr ungleich verteilt, das stimmt. Aber ich sehe keine andere Staatsform, als die Demokratie in Verbindung mit sozialer Marktwirtschaft, um dieses Missverhältnis zu begrenzen. Alle anderen Alternativen sind bisher im Unrechtsstaat geendet und/oder in einem leistungsfeindlichen System, bei dem es den Menschen in Summe immer schlechter ging. Und die aktuelle Krise ist vor allem ein Versagen der amerikanischen Demokratie - in der sich breite Bevölkerungsschichten verdummen ließen und eine kleine Clique krimineller Menschen viel zu lange die Macht übertragen hat. Die haben dann eine Politik zur Bereicherung einer kleinen Gruppe betrieben - die extrem viel Geld auf die Seite geschafft haben - die Zeche zahlen wir alle. Das heißt aber nicht, dass die Demokratie versagt hat - es heißt nur, dass die Regelmechanismen angepasst werden müssen.

    ----------------------------------------------------
    KEINE PFIFFE GEGEN UNSERE MANNSCHAFT IN DER WEST


    :schild: :schild: :schild: :schild: :schild: :schild: :schild: :schild: :schild:

    Einmal editiert, zuletzt von Walz aus der Pfalz ()

  • Walz... Du hast mich gründlich missverstanden.Ich rede hier nicht über die Staatsquote, die ist bei diesem Problem absolut unwichtig.Wichtig ist einzig und allein inwieweit der Staat, als demokratische Organisation noch in der Lage ist die Rechte "aller" Bürger zu schützen. Wie bereits erwähnt, gibt es in unseren Firmen keine Demokratie und das ist das eigentliche Problem. Oder kennst du ein Unternehmen in dem die Führung gewählt wird, von allen Mitgliedern versteht sich ?? Ich nicht. Die Gesetze, die zum Schutz von Arbeitnehmern gemacht wurden sind zum großen Teil das Papier nicht mehr wert, auf dem sie stehen. Dein Chef kann dir jederzeit die Existenz nehmen und muss das noch nicht mal vernünftig begründen. Meist reicht schon, das er sein Renditeziel nicht erreicht. Demokratie ist da in meinen Augen was Anderes. Das ist es , was die Leute stört und das wird auch die Ursache sein für künftige Krisen.

    Wir kommen wieder....:schild:

  • Herby, ich sehe, was du meinst. Leider ist das eine, die Demokratie, ein politisches System, und das andere, nämlich der pure Kapitalismus, ein Wirtschaftssystem. Eines, in dem der Mensch zum Humankapital verkommen ist. Und in dem wir uns befinden, leider auch zu einem großen Teil selbstverschuldet. Wer erinnert sich nicht an Hausfrauen, die ihr Haushaltsgeld in T-Com Aktien angelegt haben..... :rolleyes:

  • Nachdem der Sozialismus vor 20 Jahren zusammengebrochen ist, scheitert jetzt der Kapitalismus.

  • Passt zwar nicht hierher, ist aber trotzdem angesichts der letzten Beiträge interessant, wie ich finde: Wenn wir doch den Kapitalismus gautieren, wieso rufen jetzt alle nach dem Staat ? Banken, Autohersteller, Zulieferer, Fillialisten, alle wollen vom Staat, also uns, geholfen bekommen.


    Es sollte offensichtlich sein, dass der reine Kapitalismus zum Scheitern verurteilt ist. Gewinne gehören wenigen, Verluste allen.

  • Passt zwar nicht hierher, ist aber trotzdem angesichts der letzten Beiträge interessant, wie ich finde: Wenn wir doch den Kapitalismus gautieren, wieso rufen jetzt alle nach dem Staat ? Banken, Autohersteller, Zulieferer, Fillialisten, alle wollen vom Staat, also uns, geholfen bekommen.


    Es sollte offensichtlich sein, dass der reine Kapitalismus zum Scheitern verurteilt ist. Gewinne gehören wenigen, Verluste allen.

    Ich finde, er ist schon gescheitert. Oder wie kann es sein, dass ein Unternehmen wie Porsche, im Januar mehr Gewinn als Umsatz bilanziert, und drei Monate später ohne fremde Hilfe insolvent ist.
    Das sagt doch alles. Und die zahlen dem dafür 70 Mio Bonus. Kränker geht es nicht.

  • die 30 Mio für Gomez fallen bei mir in die gleiche Kathegorie.

  • Wendelin Wiedking dürfte in den letzten 17 Jahren - neben seinem Gehalt - mehr als eine halbe Milliarde Boni kassiert haben. Ich finde das hat schon eine eigene Rangordung.