ZitatAlles anzeigenLehrmeister „Gerry" Ehrmann prägt die Torwart-Schule des 1. FC Kaiserslautern - Ein beherztes Plädoyer für Leistung und Leidenschaft.
Von Horst Konzok
Tobias Sippel - dritter Torwart der deutschen U21, Kevin Trapp Torhüter der deutschen U19, Julian Spindler ins Tor der deutschen U15-Nationalelf berufen: Die Torhüter des 1. FC Kaiserslautern genießen einen guten Ruf - die Torwartschule des FCK, in die Neuzugang Spindler im Frühjahr eingeschult wird, einen erstklassigen. Dafür steht Gerald Ehrmann, den alle Welt als „Gerry" kennt und nur „Gerry" nennt. In der Talentschmiede im Sportpark „Rote Teufel" hat er einen beherzten Helfer: Tobias Lenk, früher unter anderem im Tor von Wormatia Worms und TuS Hohenecken.
„Selbstverständlich ist man stolz, wenn die Buben weiterkommen, wenn sie zur Nationalmannschaft gehen", sagt Ehrmann, der seit 13 Jahren als Torwart-Trainer für den FCK arbeitet, dessen Tor er über ein Jahrzehnt sauber zu halten versuchte. Als Lehrmeister hat er Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund), Tim Wiese (Werder Bremen) und Florian Fromlowitz (Hannover 96) geprägt und vorangebracht.
„Wir haben noch immer Kontakt", berichtet Ehrmann. Dürfte er entscheiden, wäre Wiese die Nummer 1 im deutschen Tor. „Aber ich bin da ja auch weit weg", relativiert der 50-Jährige, der 1991 das Tor der Lauterer Meistermannschaft hütete.
Ehrmann, als Spieler ein Pulverfass, ist als Trainer ein im Hintergrund mit Ruhe arbeitender Lehrmeister geworden. „Ich weiß, wie ein Torwart denkt, wie ein Torwart atmet", sagt der Ausbilder.
Er fördert seine Schützlinge, er fordert sie bis an die Leistungsgrenzen, die immer mal wieder nach oben verschoben werden. Er versucht „seine" Torhüter tagein, tagaus zu verbessern. Mit Geduld wird daran gearbeitet, Schwächen - beispielsweise beim Herauslaufen bei Flanken - auszumerzen, den richtigen Zeitpunkt für das Herausstürmen bei Kontern zu finden, Schrittfolgen zu korrigieren. Immer und immer wieder wird auf das Verhalten beim Herauslaufen, Abfangen bei Flanken und Ecken, bei Eins-zu-Eins-Situationen hingearbeitet. Es ist eine harte Schule: Sprungkraft, Reflexe, Schusstraining auch aus kürzester Distanz. Die Jungs müssen lernen, über Schmerzgrenzen zu gehen. „Sich zu quälen, kann auch Spaß machen - das gehört zu meiner Philosophie", sagt Ehrmann. Gequält hat sich auch Luis Robles, der nach Tobias Sippels Unterarmbruch so starke US-Amerikaner, der nun selbst verletzt ist. Robles hat sechs Kilo abtrainiert, wurde beweglicher, bewies eisernen Lernwillen und hat sich in allen Bereichen des Torwartspiels tüchtig verbessert.
Beispielsweise beim Abschlag. Vor einem Jahr noch schoss Sippel mit links weiter als Robles mit rechts. Inzwischen schlägt der auf dem Sprung ins amerikanische US-National-Team stehende 24-Jährige ähnlich gut und weit ab wie sein 21-jähriger Rivale und Freund.
„Die verstehen sich fast schon zu gut. Mir war Konkurrenzkampf früher anders lieber, aber hier läuft sportliche Rivalität auf freundschaftlicher Basis ab", beschreibt Ehrmann überrascht. Wie „Tobi" Sippel mit seinem Los umging, zwischenzeitlich nur zweiter Mann zu sein, hat den Lehrmeister beeindruckt: „Da hat sich ,Tobi" super verhalten! Er geht nun auch gestärkt aus dieser Situation hervor."
Seit mehr als zehn Jahren schon hat Ehrmann das Bewegungstalent Sippel unter den Fittichen. Es ist eine Art Vater-Sohn-Beziehung. „Gerry ist immer für mich da. Ich habe ihm alles zu verdanken", schwärmt der hochbegabte Musterschüler Sippel.
„Die Jungs sind alle in Ordnung. ,Tobi", Luis, einfach auch als Mensch überragend, Kevin Trapp und dann haben wir ja auch noch Emilio Fioranelli, der ist 17 und hat sich hervorragend entwickelt", lobt Ehrmann.
Patzt einer seiner Schützlinge, ist der „Lehrherr" ihr Schutzpatron. Er ist eher Anwalt als Ankläger, meist Seelenmasseur. „Es gibt kaum eine Situation, die ich als Torwart noch nicht erlebt habe", sagt Ehrmann - und denkt an das 2:3 gegen Mönchengladbach 1991, als sein Doppelfehler dem FCK um ein Haar die Meisterschaft gekostet hätte. „Da habe ich schon den Abwurf gemacht, ohne den Ball zu haben ..." Ärger bekommen seine Schüler nur, „wenn sie überheblich sind oder Angst haben", erklärt der Torwart-Trainer.
Quelle : Die Rheinpfalz