ZitatAlles anzeigenWieso FCK-Profi Simpson gestern vor Gericht kam
Von Gerhard Dürnberger
Prominenter Angeklagter vor dem Kaiserslauterer Amtsgericht: Im Justizzentrum musste sich gestern Josh Simpson, Fußball-Profi des 1. FC Kaiserslautern, wegen zweifacher Beamtenbeleidigung verantworten. Nach gut zwei Stunden Verhandlung hatte der kanadische Strahlemann gut lachen: Das Verfahren wurde eingestellt; mit der Auflage, dass Simpson binnen vier Wochen 2000 Euro an die Kinderunfallkommission überweist.
Die beiden Vorfälle, die gestern verhandelt wurden, passierten in der Nacht vom 18. auf den 19. Mai vergangenes Jahr. Den 18. Mai wird Simpson sein Leben lang nicht vergessen - nicht nur wegen der Ereignisse der anschließenden Nacht. An jenem 18. Mai stieg im Fritz-Walter-Stadion das letzte Saisonspiel, der FCK musste gegen seinen Namensvetter aus Köln gewinnen, um nicht aus der Zweiten Liga abzusteigen. Bis zur 70. Minute stand es 0:0, dann fiel das erlösende 1:0 (am Ende stand es 3:0). Torschütze: Josh Simpson. Aus dem strahlenden Matchwinner wurde wenig später ein tragischer Held, denn Simpson erlitt einen dreifachen Mittelfußbruch. Im Klinikum wurden ihm der Fuß eingegipst und Schmerzmittel verabreicht, auf Krücken feierte er hernach mit den Kollegen den Klassenerhalt.
Bei der Feier in mehreren Lokalen floss der Alkohol in Strömen, bis Simpson gegen drei Uhr von seiner damaligen Freundin nach Hause gebracht wurde. Die hatte allerdings auch zu tief ins Glas geschaut und geriet auf einem Parkplatz in eine Alkoholkontrolle: mit dem Ergebnis, dass sie zur Blutprobe mit auf die Wache sollte.
Das rief Simpson auf den Plan. Er stieg auf Krücken vom Beifahrersitz und benahm sich nicht vorbildlich gegenüber den Beamten. Wie einer der Polizisten gestern aussagte, soll er mehrfach „fuck the police" oder „fucking police" gesagt haben. Simpson bestritt dies, er habe in der Aufregung mehrfach das englische Wort „fuck" benutzt, aber keinesfalls die Beamten beleidigt.
So weit, so gut. Als Dolmetscher und Streitschlichter eilte in jener Nacht dann ein weiterer prominenter Sportler herbei. Paralympics-Sieger Woytek Czyz, der im Kreis des FCK mitgefeiert hatte, beruhigte die Gemüter, fuhr mit zur Wache und anschließend Simpson, dessen Freundin sowie zwei weitere Mitfahrer (einer davon der damalige FCK-Profi Björn Runström) nach Hause. Vorbei an einem Polizeiauto mit Beamten, die gerade eine Verkehrskontrolle durchführten. Die zwei Polizisten vernahmen aus dem vorbeifahrenden Auto erneut die ominösen Worte („fuck the police"), fuhren dem Wagen bis vor Simpsons Wohnung hinterher und machten den Kanadier für den unanständigen Spruch verantwortlich, „weil er in amerikanischem Dialekt gerufen wurde", so ein Beamter gestern. Czyz und Simpson bestritten, dass die Worte fielen.
Simpson entschuldigte sich auf Vorschlag des Strafrichters gestern bei den beiden Beamten, die seine damalige Freundin kontrolliert hatten, für sein Benehmen - unabhängig davon, was er gesagt hat. So konnte der Richter die Einstellung des Verfahrens mit der Auflage einer Geldzahlung verkünden.
ZitatAlles anzeigenSimpson und die Polizei
Königlich-Bayerisches Amtsgericht im Kaiserslauterer Justizzentrum. Dort fand gestern ein höchst unterhaltsames Justizstück statt. Akteure in dem zweistündigen kurzweiligen Schwank: ein bekannter FCK-Spieler, ein wortgewandter Spielerberater und ein Zeuge im Range eines Olympiasiegers.
Von Gerhard Dürnberger
Im Sitzungssaal 5 des Justizgebäudes ging der Richter der Frage nach, ob Joshua Simpson, kanadischer Nationalspieler des FCK, in der Nacht vom 18. auf den 19. Mai letzten Jahres gleich zweimal Polizisten beleidigt hat. Einmal um 3.10 Uhr, als seine Freundin, die ihn nach Hause fahren wollte, in eine Polizeikontrolle geriet, und noch einmal etwas später, als einer Verkehrsstreife aus einem vorbeifahrenden Auto die gleichen bösen Worte entgegengerufen wurden. „Fuck the police" und „fucking police", so der Vorwurf, soll Simpson den Beamten an den Kopf geworfen haben, nachdem er am Nachmittag mit seinem Tor gegen Köln dem FCK den Klassenerhalt gesichert und sich zugleich den Fuß gebrochen hatte.
Das Gericht ging zunächst der Frage nach, ob Simpson an diesem Abend viel getrunken hatte, denn die Polizisten, die seine Freundin kontrollierten, hatten bei ihm weder Ausfallerscheinungen noch Alkoholgeruch wahrgenommen.
Als Fürsprecher Simpsons trat dessen Anwalt Andreas Kirsch auf, der zugleich Berater des Kanadiers ist. Kirsch hatte in der Nacht mitgefeiert und bot seine Vernehmung im Zeugenstand an. Erst sei bei der Feier auf dem Stiftsplatz Bier getrunken worden, dann hätten drei, vier Spieler des FCK in einem Lokal eine Flasche Jack Daniels leergemacht, in der Altstadt sei weiter Jack Daniels getrunken worden. Man habe Simpson an eine Wand stellen müssen, damit er nicht umfällt, beteuerte der Anwalt, der 50 Zeugen aufbieten wollte, die aussagen können, dass Simpson in einem Lokal umgefallen ist. „Er war hackedicht", sagte Kirsch, der nach den Feierlichkeiten in einer Zelle übernachtete. Nicht in einer Ausnüchterungszelle, sondern einer Zelle im Hotel Alcatraz, dessen Mitinhaber er ist.
Im Hotel Alcatraz, dem früheren Gefängnis, landete nach durchzechter Nacht auch Joshua Simpson. Der hat dort nämlich seine Wohnung. „Er ist dort einquartiert, wo sie ihn gleich hinschicken werden", beschied Kirsch dem Richter auf die Frage nach der Adresse Simpsons.
Als Zeuge trat Paralympics-Sieger Woytek Czyz auf. Er hatte Simpson, dessen Freundin sowie zwei weitere Mitfahrer in der turbulenten Nacht letztendlich nach Hause gefahren, aus seinem Wagen soll einer Verkehrsstreife erneut das böse Wort zugerufen worden sein. Das Gericht beschäftigte sich dabei mit der Frage, wer hinten im Wagen saß. Die Beamten hatten zwei Frauen und einen Mann ausgemacht, Kirsch sprach von zwei Männern und einer Frau, fragte, ob man einen Mann mit langen Haaren vielleicht für eine Frau gehalten habe. Czyz klärte auf: hinten saßen Simpsons Freundin, der damalige (langhaarige) schwedische FCK-Profi Björn Runström sowie ein Bekannter des Schweden. Kirsch zeigte Verständnis für den Irrtum der Polizisten, „zumal Runström ja auch gespielt hat wie ein Mädchen".
Dass Simpson aus den Vorfällen gelernt hat, wurde gestern auch deutlich. Vor einer Woche geriet er mit einer Bekannten, die dem Alkohol zugesprochen haben soll, erneut in eine Verkehrskontrolle - und wieder an den Polizisten, mit dem er bereits am 19. Mai Bekanntschaft geschlossen hatte. Der stellte dem Kanadier ein gutes Zeugnis aus. „Er war ruhig, sachlich und höflich", beschied der Beamte.
Quelle : Die Rheinpfalz